Ober-Kainsbach (odenwälderisch Owwer-Koischboch) ist der östlichste Ortsteil der Gemeinde Reichelsheim im südhessischen Odenwaldkreis.
Ober-Kainsbach Gemeinde Reichelsheim (Odenwald) | |
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Höhe: | 227 m ü. NHN |
Fläche: | 8,43 km²[1] |
Einwohner: | 560 (2016)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 66 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. August 1972 |
Postleitzahlen: | 64385, 64753 (Wünschbach) |
Vorwahlen: | 06164, 06063 (Spreng und Wünschbach) |
Ober-Kainsbach, oberer Ortsteil Richtung Westen (2022) |
Ober-Kainsbach liegt in dem zum Vorderen Odenwald zählenden oberen Tal des Kainsbachs nordöstlich des Hauptortes Reichelsheim. Das Tal führt nach Nordwesten hinab zum Nachbarort Nieder-Kainsbach in die Gersprenzniederung. Die Ortslage erstreckt sich auf der ganzen Länge des Talgrundes auf 3 Kilometer von kurz vor Stierbach bis zum Quellgebiet des Kainsbachs. Ferner gehören noch im Nordosten im Quellgebiet des Wünschbachs die 2 Gehöfte des hochgelegenen Weilers Wünschbach, der Weiler Spreng auf dem Übergang ins Mümlingtal und das Wirtshaus Vierstöck zur Ortslage.
Der Böllsteiner Odenwald prägt den Hauptteil der Gemarkung Ober-Kainsbach. Sie füllt den Talzug des Kainsbachs und des Wünschbachs aus zwischen dem Kitzestein (366 m) im Westen, dem Südhang des Schnellerts (350 m) im Norden und dem Heidelberg (443 m) im Osten. Der Ortskern wird im Norden von der bewaldeten Höhe des Hohen Stein (389 m) überragt. Der Friedhof mit der Kapelle liegt knapp jenseits der Gemarkungsgrenze zum Nachbarort Gersprenz oberhalb der Hutzwiese am Kitzestein. Einen pfannenstielartigen schmalen Fortsatz findet die Gemarkung talabwärts des Wirtshauses Vierstöck am Nordhang des Bachs von dem Vierstöck bis zu den ersten Häusern von Kirch-Beerfurth und bis zur Gersprenz. Abgerundet wird die Gemarkung im Süden durch den Morswald am Osthang des Morsbergs und endet im Quellgebiet des Mossaubachs. Mit diesem Gemarkungsteil hat Ober-Kainsbach schon Anteil am Sandstein-Odenwald.
Der höchste Punkt der Gemarkung liegt mit einer Höhe von knapp 510 Meter in der Nähe des Morsberg-Gipfels. Der niedrigste Punkt mit rund 190 Meter liegt am Gersprenzufer gegenüber von Pfaffen-Beerfurth. Der Ortskern liegt auf 280 Meter Höhe.
Die nächstgelegenen Ortschaften sind im Norden Stierbach, Affhöllerbach und Böllstein, im Osten Hembach, im Südosten Langenbrombach und Rehbach, im Süden Ober-Mossau und Rohrbach, im Südwesten Kirch-Beerfurth und im Westen Gersprenz.
Der Gewässername Cunigesbach ist seit 1012 bekannt. Der früheste erhalten gebliebene urkundliche Nachweis belegt das Bestehen des Ortes Cuynesbach für 1333. Historisch wurde Ober-Kainsbach unter den folgenden Ortsnamen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung)[3]:
Vor der Gebietsreform
1333 verkaufte die Johanniterkommende in Ober-Mossau das Dorf an die Schenken zu Erbach. Ober-Kainsbach gehörte zum Amt Reichenberg der Grafschaft Erbach, die mit der Mediatisierung 1806 Teil des Großherzogtums Hessen wurde. Ab 1822 gehörte Ober-Kainsbach zum Landratsbezirk Erbach, ab 1852 zum Kreis Erbach (ab 1939: „Landkreis Erbach“), der – mit leichten Grenzberichtigungen – seit 1972 Odenwaldkreis heißt.
Hessische Gebietsreform
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Ober-Kainsbach am 1. August 1972 zugleich mit Beerfurth durch Landesgesetz in die Gemeinde Reichelsheim eingegliedert.[4][5] Für Ober-Kainsbach sowie für die meisten im Zuge der Gebietsreform nach Reichelsheim eingegliederten Gemeinden wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6]
Gerichte
Nach Auflösung des Amtes Erbach 1822 nahm die erstinstanzliche Rechtsprechung für Ober-Kainsbach das Landgericht Michelstadt wahr, ab 1879 das Amtsgericht Michelstadt.
Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten, in denen Ober-Kainsbach lag, deren Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[3][7][8]
1625 wurde am Ort ein Galgen errichtet. Um diese Zeit wurde auch die weithin sichtbare Friedhofskapelle gebaut.
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Ober-Kainsbach 591 Einwohner. Darunter waren 15 (2,5 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 90 Einwohner unter 18 Jahren, 234 zwischen 18 und 49, 153 zwischen 50 und 64 und 117 Einwohner waren älter.[9] Die Einwohner lebten in 261 Haushalten. Davon waren 84 Singlehaushalte, 78 Paare ohne Kinder und 48 Paare mit Kindern, sowie 15 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 57 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 165 Haushaltungen lebten keine Senioren.[9]
Ober-Kainsbach: Einwohnerzahlen von 1829 bis 2011 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1829 | 359 | |||
1834 | 380 | |||
1840 | 389 | |||
1846 | 421 | |||
1852 | 459 | |||
1858 | 433 | |||
1864 | 434 | |||
1871 | 404 | |||
1875 | 433 | |||
1885 | 472 | |||
1895 | 489 | |||
1905 | 445 | |||
1910 | 444 | |||
1925 | 426 | |||
1939 | 377 | |||
1946 | 481 | |||
1950 | 453 | |||
1956 | 430 | |||
1961 | 407 | |||
1967 | 428 | |||
1970 | 427 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2011 | 591 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[3]; Zensus 2011[9] |
Ober-Kainsbach sowie Ober-Gersprenz und Unter-Gersprenz waren von 1555 an Filialen der Kirche von Reichelsheim. Seit 1962 gehört Ober-Kainsbach zur Evangelischen Johannesgemeinde Beerfurth im Dekanat Vorderer Odenwald.[10] Im Jahr 1961 waren 388 Einwohner evangelische (= 95,33 %) und 14 katholisch (= 3,44 %)[3]
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Blasonierung: „In blauem Schild ein silbernes, schrägrechts liegendes Wellenband, links oben und rechts unten je eine Krone.“[11] |
Das Wappen wurde der Gemeinde Ober-Kainsbach am 18. Dezember 1957 durch das Hessische Innenministerium genehmigt. Gestaltet wurde es durch den Heraldiker Georg Massoth. Der Wellenbalken soll den Kainsbach darstellen, der dem Ort seinen Namen gibt. Die Kronen weisen auf die Namensherkunft des Baches hin, Cunigesbach (Königsbach). |
Die Flagge wurde der Gemeinde am 30. November 1964 durch das Hessische Innenministerium genehmigt und wird wie folgt beschrieben:
„Auf das in Rot und Weiß geständerte Flaggentuch im Kreuzpunkt aufgelegt das Gemeindewappen.“[12]
Durch den Ort verläuft die Landesstraße 3260. Diese führt durch das Kainsbachtal und verbindet auf diesem Weg die Bundesstraße 38 bei Nieder-Kainsbach mit der Bundesstraße 47 an der Spreng.
Ober-Kainsbach wird verhältnismäßig gut durch den Busverkehr erschlossen. Montags bis freitags verkehrt zwischen Reichelsheim und Erbach die Linie 10, am Wochenende wird die Verbindung als Linie 665E bis zum Bahnhof Bensheim verlängert. Die Linie 13 dient zusätzlich zur Abwicklung des Schülerverkehrs nach Reichelsheim. In Nieder-Kainsbach besteht Anschluss an eine Expressbuslinie des RMV nach Darmstadt.[13]
Anmerkungen
Einzelnachweise
Beerfurth aus den Orten Kirch-Beerfurth und Pfaffen-Beerfurth | Bockenrod | Eberbach | Erzbach | Frohnhofen | Gersprenz | Gumpen aus den Orten Groß-Gumpen und Ober-Klein-Gumpen | Klein-Gumpen | Laudenau | Ober-Kainsbach | Ober-Ostern | Reichelsheim | Rohrbach | Unter-Ostern