Rehbach ist ein Stadtteil von Michelstadt im südhessischen Odenwaldkreis.
Rehbach Stadt Michelstadt 49.707228.952012280 | |
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Höhe: | 280 m ü. NHN |
Fläche: | 10,3 km²[1] |
Einwohner: | 617 (1. Jul. 2017) HW+NW[2] |
Bevölkerungsdichte: | 60 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Dezember 1971 |
Postleitzahl: | 64720 |
Vorwahl: | 06061 |
Die älteste erhaltene Erwähnung von Rehbach stammt von 1095 aus dem Lorscher Codex.[3] Von 1113 stammt die älteste erhaltene Nennung der Rehbacher Kirche, die heute noch als Friedhofskapelle genutzt wird. Bei dem frühen Kirchenbau handelt es sich vermutlich um eine Eigenkirche, worauf Funde von Steinsarkophagen hindeuten, darunter die Grablege des vermuteten Stifterehepaares.[4] Bei ihrer Ersterwähnung befand sich die Kirche bereits im Besitz der Propstei Michelstadt-Steinbach. Das Langhaus der Kirche wurde im 19. Jahrhundert abgebrochen, sodass heute nur noch der Chorturm mittelalterliche Substanz aufweist.[5]
Rehbach gehörte 1806 zum Amt Fürstenau der Grafschaft Erbach-Fürstenau, als diese mit der Mediatisierung Teil des Großherzogtums Hessen wurde. Ab 1822 gehörte Rehbach zum Landratsbezirk Erbach, ab 1852 zum Kreis Erbach (ab 1939: „Landkreis Erbach“), der – mit leichten Grenzberichtigungen – seit 1972 Odenwaldkreis heißt. Zum 1. Dezember 1971 schloss sich die bis dahin selbständige Gemeinde Rehbach mit damals 292 Einwohnern anlässlich der Gebietsreform in Hessen freiwillig der Stadt Michelstadt an.[6] Wie für jeden Michelstädter Stadtteil wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[7]
Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter neben der Verwaltung auch für die Rechtsprechung (meist Niedere Gerichtsbarkeit bzw. Erste Instanz) zuständig. Nach Auflösung des Amtes Erbach 1822 nahm die erstinstanzliche Rechtsprechung für Rehbach das Landgericht Michelstadt wahr, ab 1879 das Amtsgericht Michelstadt.
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Rehbach lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][8][9]
Rehbach war ein Standort für Bergbau und Hüttenwesen. Seit 1576 gibt es hier Zeugnisse für einen gräflich-erbachischen Hochofen. Der Ofen verarbeitete Erze aus Momart und Mossau. Bereits zwei Jahre später wurde der Ofen nach Zell verlegt, womit wahrscheinlich der Untere Hammer in Michelstadt gemeint ist. In Rehbach gefundene Schlacken (zahlreich u. a. in den Kellerwiesen) weisen einen hohen Mangangehalt von 8 % auf, was für eine frühe Datierung spricht. Nach 1578 ist keine Erzverhüttung mehr nachweisbar. Grundmauern von Gebäuden im Dorfsee dürften damit älter als 1578 sein.[10] Für den Erzabbau wurden viele kleine Seen ausgehoben, um das Erz zu waschen. Dazu gehören unter anderem der Dorfsee, der Schafsee und der Rohrsee. Aufgrund des Mangangehalts wurden die Schlackehalden im Ersten Weltkrieg abgefahren.
Durch den Dreißigjährigen Krieg sowie durch Seuchen wurde Rehbach im 17. Jahrhundert fast vollständig entvölkert. 1701 lebten nur noch 13 Personen in zwei Anwesen.
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Rehbach 570 Einwohner. Darunter waren 9 (1,6 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 129 Einwohner unter 18 Jahren, 237 zwischen 18 und 49, 117 zwischen 50 und 64 und 87 Einwohner waren älter.[11] Die Einwohner lebten in 201 Haushalten. Davon waren 48 Singlehaushalte, 54 Paare ohne Kinder und 81 Paare mit Kindern, sowie 12 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In nnn Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in nnn Haushaltungen lebten keine Senioren.[11]
Quelle: Historisches Ortslexikon[1] | |
• 1623: | 19 Häuser mit 90 Einwohnern |
• 1650: | ausgestorben |
• 1961: | 180 evangelische (= 68,18 %), 79 katholische (= 29,92 %) Einwohner |
Rehbach: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2017 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1834 | 190 | |||
1840 | 171 | |||
1846 | 191 | |||
1852 | 194 | |||
1858 | 189 | |||
1864 | 186 | |||
1871 | 221 | |||
1875 | 246 | |||
1885 | 240 | |||
1895 | 222 | |||
1905 | 247 | |||
1910 | 261 | |||
1925 | 269 | |||
1939 | 259 | |||
1946 | 369 | |||
1950 | 347 | |||
1956 | 289 | |||
1961 | 264 | |||
1967 | 271 | |||
1970 | 303 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2011 | 570 | |||
2017 | 617 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Michelstadt[2]; Zensus 2011[11] |
In der Ortsmitte stehen die alte Schule und die ehemals gräflich-fürstenauische Oberförsterei, flankiert vom Hohenloher Hof und der durch Zusammenlegung mehrerer Huben als gräflich-erbachisches Erbpachtgut entstandene Hofanlage in der Nibelungenstraße, die beide zu den größten Hofreiten des gesamten Kreisgebiets zählen.[12]
In Rehbach wurden als Söhne eines Schreiners und Landwirts der Mathematiker Jakob Horn (1867–1946) und der Anglist Wilhelm Horn (1876–1952) geboren.
Rehbach liegt an der Bundesstraße 47, der Nibelungenstraße, die von Worms, Bensheim und Lindenfels im Westen über die Spreng nach Rehbach und weiter zur benachbarten Kernstadt Michelstadt im Osten führt.