Hirschau ist eine Stadt im Landkreis Amberg-Sulzbach in Bayern und zählt zur Metropolregion Nürnberg. Das Wirtschaftsleben ist von Unternehmen geprägt, welche die umfangreichen Kaolinvorkommen abbauen. Zudem hat hier die Firma Conrad Electronic ihren Sitz.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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49.54611111111111.9475411 | |
Basisdaten | ||
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberpfalz | |
Landkreis: | Amberg-Sulzbach | |
Höhe: | 411 m ü. NHN | |
Fläche: | 74,96 km2 | |
Einwohner: | 5567 (31. Dez. 2021)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 74 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 92242 | |
Vorwahlen: | 09622, 09608 | |
Kfz-Kennzeichen: | AS, BUL, ESB, NAB, SUL | |
Gemeindeschlüssel: | 09 3 71 127 | |
LOCODE: | DE HIU | |
Stadtgliederung: | 24 Gemeindeteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Rathausplatz 1 92242 Hirschau | |
Website: | www.hirschau.de | |
Erster Bürgermeister: | Hermann Falk (CSU) | |
Lage der Stadt Hirschau im Landkreis Amberg-Sulzbach | ||
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Hirschau wurde Anfang des 13. Jahrhunderts von den Grafen von Hirschberg gegründet. Nach dem Aussterben dieses Adelsgeschlechtes im Jahre 1305 ging Hirschau in den Besitz der Wittelsbacher über, wo es – abgesehen von einem kurzen neuböhmischen Intermezzo im 14. Jahrhundert – bis zum Ende der bayerischen Monarchie blieb. Heute liegt der Ort im Regierungsbezirk Oberpfalz.
Hirschau liegt direkt an der Bundesstraße 14 Nürnberg–Prag, etwa 20 km östlich der A 6 Amberg–Heilbronn und etwa 15 km westlich der A 93 Regensburg–Hof. Die Stadt liegt etwa 70 km östlich von Nürnberg mittig zwischen den kreisfreien Städten Amberg und Weiden in der Oberpfalz. 2 km von Hirschau entfernt liegt die Kleinstadt Schnaittenbach.
Es gibt 24 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]
Zusätzlich nennt die Internetseite der Stadt Hirschau den Weiler Dienhof, knapp 600 Meter nördlich des Kricklhofs gelegen, als Gemeindeteil. Die Schwärzermühle und der Scharhof fehlen in dieser kommunalen Aufstellung.[4]
Es gibt neun Gemarkungen.[5] Fünf dieser Gemarkungen erstrecken sich über die Gemeindegrenzen hinweg auf das Gebiet von Nachbargemeinden.[6]
Gemarkungs- nummer | Gemarkung | Fläche ha | Gemeindeteile | Karte |
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4476 | Ehenfeld | 1465,27 | Ebenhof, Ehenfeld, Hölzlmühle, Kindlas | ![]() |
4493 | Forst1 | 126,43 | Waldmühle (bis 1938, jetzt Gemarkung Hirschau) | ![]() |
4475 | Großschönbrunn2 | 332,45 | Krickelsdorf | ![]() |
4490 | Hirschau3 | 2237,93 | Hirschau, Waldmühle (bis 1938 zur Gemeinde Forst) | ![]() |
4465 | Massenricht | 1163,51 | Hummelmühle, Massenricht, Obersteinbach, Rödlas, Träglhof, Untersteinbach | ![]() |
4489 | Mimbach4 | 309,86 | Burgstall, Krondorf | ![]() |
4491 | Scharhof5 | 75,98 | Sargmühle, Scharhof | ![]() |
4502 | Steiningloh | 890,36 | Mittelmühle, Schwärzermühle, Steiningloh, Urspring, Urspringermühle | ![]() |
4503 | Weiher | 891,23 | Kricklhof, Weiher | ![]() |
9 Gemarkungen | Gemeinde Hirschau | 7493,02 | 24 amtlich benannte Gemeindeteile | ![]() |
An das Gemeindegebiet der Stadt Hirschau grenzt im Süden die Gemeinde Freudenberg, im Osten die Stadt Schnaittenbach sowie die Gemeinde Kohlberg (Landkreis Neustadt an der Waldnaab), Freihung im Norden und Westen sowie Gebenbach und Hahnbach im Westen.
Freihung | Freihung | Kohlberg |
Gebenbach | ![]() |
Schnaittenbach |
Hahnbach | Freudenberg | Freudenberg |
Zwischen den Gemeindeteilen Massenricht und Ehenfeld verläuft die sogenannte Freihunger Störung. Entlang dieser Störung wurden Gesteinsschichten um bis zu 1500 Meter herausgehoben, wodurch die zirka 88 Millionen Jahre alten Gesteine der Oberkreide bei Ehenfeld direkt neben die etwa 280 Millionen Jahre alten Ablagerungen des Rotliegend gelangten, auf denen Massenricht, Rödlas und Träglhof liegen.[7]
Auf dem Gemeindegebiet der Stadt Hirschau befinden sich umfangreiche Kaolinlagerstätten. Das Kaolinrevier Hirschau-Schnaittenbach ist das größte Kaolingebiet Deutschlands, in dem bereits seit 1833 (in Schnaittenbach, in Hirschau seit 1901) Kaolin-Bergbau betrieben wird.
Die Hirschauer Kaolinlagerstätte gehört zweifelsfrei dem Mittleren Buntsandstein (Trias, ca. 220 Mio. Jahre alt) an. Man vermutet, dass große Flüsse, von Osten her kommend im Deltabereich hier feine Arkosen abgelagert haben. Das kristalline Grundgebirge mit seinen Gneisen und Graniten ist als stoffliche Quelle anzusehen. Der Großteil des Kaolins ist wohl erst nach der Sedimentation durch chemische Umwandlung aus den enthaltenen Feldspäten entstanden. Auf die feinkörnigen Arkosen wirkten vermutlich sauere Grundwässer ein, so dass sich im Laufe der Zeit die alkalischen Feldspat-Bestandteile abspalten konnten (Kaolinisierung). Weitere geologische Vorgänge wie Überdeckung und spätere Abtragung folgten. Das Vorkommen besteht aus 30–40 Meter starken Sedimentpaketen, die von Süd nach Nord mit ca. 10 Grad einfallen. Die bauwürdige (über 12 % Kaolinit) Haupt-Lagerstätte hat eine Ost-West-Ausdehnung von 2,6 km.[8]
Das Kaolin wird im industriellen Maßstab abgebaut. Die Rohstoffreserven reichen noch für einige Jahrzehnte. Neben der bereits seit langem laufenden Rekultivierung wurde für das gesamte Revier ein Nachfolgenutzungskonzept erarbeitet. Danach erfolgt die Umgestaltung der großen Tageabbaue zu einer Seenlandschaft.
Früher wurde das Kaolin vor allem für die Porzellanherstellung verwendet. Die Kaolinvorkommen sind auch der Grund für die einst gutgehende Porzellanindustrie in der Oberpfalz, Oberfranken und Böhmen. Heute werden etwa 60 % des abgebauten Kaolins für die Papiererzeugung genutzt.[9]
Hirschau liegt in der warmgemäßigten Klimazone (effektive Klimaklassifikation nach Köppen und Geiger: Cfb). Das ganze Jahr über gibt es deutliche Niederschläge, selbst der trockenste Monat weist noch hohe Niederschlagsmengen auf. Die Jahresdurchschnittstemperatur in Hirschau liegt bei 7,9 °C. Jährlich fallen durchschnittlich etwa 649 mm Niederschlag.[10]
Die Gemeinde liegt im Norden des Oberpfälzischen Hügellandes. Da von den Einzelblättern 1:200.000 zum Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands das Blatt 154/155 Bayreuth nicht erschienen ist, existiert für den Nordteil des Oberpfälzischen Hügellandes keine Feingliederung.[11]
In einschlägiger Fachliteratur wird die geologische Untereinheit, in der das Stadtgebiet von Hirschau liegt, als Hirschau-Schnaittenbacher Senke bezeichnet.[11] Die geologische Untereinheit, in der Massenricht mit den Ortsteilen der ehemaligen Gemeinde liegt, wird als Kohlberger Höhenrücken bezeichnet.[12][13]
Das Stadtgebiet von Hirschau weist weder ein Naturschutzgebiet noch ein FFH-Gebiet auf. Es gibt aber zwei Landschaftsschutzgebiete und vier Geotope.
Einer alten Sage nach würde Hirschau seine Entstehung einem böhmischen König Wenzel verdanken. Allerdings ist der hl. Wenzeslaus gemeint, der am 28. September 936 ermordet wurde, nur Herzog, nicht aber König war und im bayerischen Nordgau keinerlei Besitzungen hatte.[18]
Der Ursprung der Stadt kommt allerdings aus der Zeit, in der die Grafen von Hirschberg im Besitz des Umlandes waren. Zwar ist keine Gründungsurkunde vorhanden, doch lässt sich auf Grund der Ähnlichkeit der Wappen der Stadt Hirschau und der Grafen von Hirschberg mit Sicherheit sagen, dass Hirschau seinen Ursprung den Grafen von Hirschberg verdankt. Auch der ungefähre Zeitraum der Entstehung Hirschaus lässt sich festlegen. Die Umgebung von Hirschau lag schon vor 1050 im Herrschaftsbereich der Grafen von Sulzbach. Die Tochter Sophie des Grafen Gebhard III. von Sulzbach war mit Graf Gerhard I. von Dollnstein und Grögling († 1170) verheiratet und brachte ihm die Grafschaft Sulzbach zu. Sein Sohn Gebhard III. († 1232) nannte sich seit 1205 von Hirschberg (nach damaliger Schreibart Hirzberg[19]). Das Geschlecht der Grafen von Hirschberg war bis zu seinem Erlöschen 1305 im Besitz Hirschaus. Somit scheint die Annahme berechtigt, dass die ersten Anfänge der Siedlung im 13. Jahrhundert zu suchen sind.[20][21]
Am 23. April 1271 wurde Hirschau erstmals urkundlich erwähnt, als die Grafen Gebhard, Rapoto IV. und Diepold von Murach ihren Besitz in den Ämtern Schwandorf, Nabburg, Lengenfeld, Amberg, in der hirschbergischen Stadt Hirschau sowie zwischen Vils, Naab und dem Ehenbach an Herzog Ludwig den Strengen verkauften.[22][23][24]
Durch den Herrschaftswechsel der Muracher Güter war Hirschau in unmittelbare Nachbarschaft der Wittelsbacher gerückt. Als Ludwig der Strenge um das Jahr 1291 auch die Herrschaft über Sulzbach an sich bringen wollte, setzte er durch, dass Graf Gebhard VII. von Hirschberg für den Fall eines kinderlosen Todes ihm und seinen Söhnen den größten Teil der Grafschaft Sulzbach, im Besonderen Sulzbach, Werdenstein, Pfaffenhofen, Ammerthal, Hirschau, Ehenfeld und Rosenberg, vermachte. Da Gebhard mit diesen Gütern anscheinend bereits anderweitige Verfügungen getroffen hatte, war der Anlass zu Streitigkeiten gegeben. Im Januar 1293 wurde in Neuburg an der Donau eine Einigung erzielt. Am 3. März 1293 bestätigte Graf Gebhard dem Herzog Ludwig die früher eingegangenen Abmachungen mit dem Unterschied, dass die Wittelsbacher anstatt der mittlerweile anderweitig verlehnten Burg Ammerthal das Dorf Ehenfeld erhalten sollten.[25][26]
Am 2. Februar 1294 starb Herzog Ludwig der Strenge. Unter seinen Söhnen Rudolf I. und Ludwig zeigte sich erst recht, wie nachteilig sich die politischen Verhältnisse für Hirschau auswirkten. Die Misshelligkeiten, an denen wittelsbachische wie hirschbergische Beamte Schuld trugen, arteten in Brand, Raub und Totschlag aus. Die beiden Landesherren begnügten sich mit einer Untersuchung der Vorfälle, Beilegung der aufgetretenen Irrungen oder Anhalten der Schädiger zum Leisten von Schadensersatz für entstandene Schäden, so z. B. auf einem Sühnetag zu Nabburg am 16. Juni 1295.[27] Unter diesen Umständen flammte der Streit immer wieder auf. In den ersten vier Monaten des Jahres 1296 kam es zu ausgedehnten Gewalttätigkeiten in Hirschau, bei denen Leute des Grafen von Hirschberg Schaden litten, wofür man Beamte des Herzogs Rudolf verantwortlich machte. Wieder kam es zu Verhandlungen und am 14. Juli 1296 schließlich zu einer Einigung in Landau. Allerdings dauerte es bis zum Jahr 1300, bis Frieden eintreten konnte. Herzog Rudolf wurde Anfang des Jahres 1300 in einen Krieg mit König Albrecht I. (HRR) verwickelt und musste deswegen Frieden mit den Grafen von Hirschberg schließen. Herzog Otto III. von Niederbayern fällte am 6. Mai 1300 in Regensburg einen Schiedsspruch zwischen dem Herzog Rudolph und Graf Gebhard von Hirschberg. An den vorausgegangenen Auseinandersetzungen waren auch Leute des Bischof Konrad von Regensburg beteiligt.[28][27]
Die Streitigkeiten, die nach dem Tod des Grafen Gebhard VII. am 4. März 1305 ausbrachen, beendete ein Schiedsspruch im Jahre 1306. Dadurch ging der Markt Hirschau zusammen mit Sulzbach, Werdenstein, Ammerthal, Lauterhofen, Rosenberg und Hemau mit dem Forst Tangrintel endgültig in den Besitz der Wittelsbacher über.[28][29]
1317 verzichtete Herzog Rudolf zu Gunsten seines Bruders Ludwig auf die Regierung. Am 9. Januar 1325 verpfändete der stets geldbedürftige Ludwig das Gericht Hirschau und Ehenfeld an Heinrich Lengfelder, der an der Schlacht bei Mühldorf teilgenommen hatte und für den dabei erlittenen Schaden sowie für einige verkaufte Pferde abgefunden werden sollte.[30]
1329 fiel Hirschau – zu diesem Zeitpunkt als Markt bezeichnet – durch den Hausvertrag von Pavia an die pfälzische Linie der Wittelsbacher (Rudolf II., Rupprecht I. und Rupprecht II.), wo Rudolf II. bis zur erneuten Teilung im Februar 1338 die Regierung innehatte. 1338 fiel Hirschau dann an Rupprecht I. und dessen Neffen Rupprecht II.[30]
Unter den Wittelsbachern entstand das Pflegamt Hirschau. Erstmals erwähnt wurde das Pflegamt Hirschau in einem Urbar aus dem Jahr 1326.[31]
Nach dem Tod Kaiser Ludwigs ließ König Karl von Böhmen aus dem Geschlecht der Luxemburger nichts unversucht, um sich die deutsche Krone zu sichern. Dies gelang ihm zunächst am 11. Juli 1346 auf einer Wahl zum Gegenkönig, endgültig jedoch am 17. Juni 1349, 1355 schließlich wurde er zu Kaiser Karl IV. Als Luxemburger in Böhmen hatte er Interesse an einem zollfreien und sicheren Weg zwischen seinem Königssitz und seinen Hausgütern. Aus diesem Grund setzte Kaiser Karl alles daran, in den Besitz der Gebiete der oberen Pfalz zu kommen. Wahrscheinlich auch unter dem Hintergedanken, dadurch eine weitere Kurwürde für sein Haus zu erreichen, heiratete Karl 1349 Anna von der Pfalz, Tochter Rudolfs II. Anna starb jedoch vor ihrem Vater, so scheiterte der Versuch, die Gebiete der oberen Pfalz durch Erbschaft unter seine Kontrolle zu bringen. Bei seinen weiteren Bemühungen half ihm ein Zufall. Rupprecht II. war 1348 in sächsische Gefangenschaft geraten. Karl IV. nutzte diesen Umstand und löste den Gefangenen um 12.000 Mark Silber aus. Im Gegenzug dazu ließ Karl sich am 17. Juli 1353 gegen Wiedereinlösung binnen eines Jahres Hirschau, Waldeck, Störnstein, Neustadt, Murach und Dreswitz verkaufen. Als dann auch noch der hoch verschuldete Kurfürst Rudolf II. starb, verlange Karl die sofortige Rückzahlung des Betrages, was die beiden Ruprechte nicht konnten. Deshalb trat Ruprecht I. am 29. Oktober 1353 neben Hirschau auch Neustadt an der Waldnaab, Sternstein, Lichtenstein, Sulzbach, Rosenberg, Hertenstein, Neidstein, Thurndorf, Hilpoltstein, Hohenstein, Lichteneck, Frankenberg, Lauf, Eschenbach, Hersbruck, Velden, Pegnitz und Plech mit allen Dörfern an den Böhmenkönig ab. Damit war Hirschau Bestandteil des neuböhmischen Territoriums geworden.[32]
Dem stark wirtschaftsorientierten Denken Karls IV. entsprang eine besondere Förderung der Städte. Bereits am 2. Oktober 1354 bestätigte Karl den Hirschauern alle Rechte, die sie von seinen Vorgängern erhalten hatten. Am 30. Januar 1367 erteilte Karl der Stadt Hirschau ein Privileg von besonderer Bedeutung: Er verlieh Hirschau einen Wochenmarkt, der am Dienstag zu halten war, mit allen Rechten, die die Wochenmärkte von Sulzbach und Weiden bisher hatten. Zudem verfügte er, dass die Straße durch die Stadt gehen sollte. Jeder, der den Weg um die Stadt nehmen sollte, unterlag der Pfändung und Bestrafung durch den königlichen Amtmann.[33][34]
Zu dieser Zeit wurde Hirschau eine Stadt, die erste Nennung als Stadt stammt aus dem Jahr 1367.[20]
Im Gegensatz zu anderen Städten, vor allem Sulzbach, wo die Spuren der neuböhmischen Zeit nicht zu übersehen sind, findet man in Hirschau heute nur mehr ein kleines Relikt in Form eines böhmischen Löwen am sogenannten Röschnhaus in der Hauptstraße 70.[35]
Die böhmischen Besitztümer im Nordgau reihten sich an einer Verbindungsstraße zwischen Nürnberg und Prag. Diese Verbindungsstraße wurde später, erstmals 1533, als gulden stras (Goldene Straße) bezeichnet. Die Straße, die Karl zur Reichsstraße erklärte und verfügte, dass die böhmischen Könige nur auf ihr zu Reichstagen und Königswahlen ziehen dürften, führte auch durch Hirschau.[36]
Kaum 20 Jahre später änderte Karl IV. seine Politik. Seine Politik zielte weiterhin auf den Erwerb einer zweiten Kurstimme für sein Haus ab. Aus diesem Grund geriet die wittelsbachisch regierte Mark Brandenburg in Karls Visier. Obwohl Karl IV. den künftigen Königen Böhmens jede Veräußerung oder Verpfändung von Gebieten verboten hatte, sah er sich 1373 gezwungen, fast ganz Neuböhmen, darunter auch Hirschau, an seinen Schwiegersohn Markgraf Otto von Brandenburg und Herzog in Bayern für 100.000 ungarische Gulden zu verkaufen. Sollte Otto ohne männliche Erben sterben, sollten die Gebiete wieder an die böhmische Krone fallen. Im Gegenzug kaufte Karl die Mark Brandenburg. Damit wurde Hirschau wieder wittelsbachisch.[33][37]
Nach dem Tod Karls IV. am 29. November 1378 änderte sich die Situation in Böhmen vollständig. Auf den hochintelligenten und hervorragenden Diplomaten Karl IV. folgte sein Sohn Wenzel IV., der, wie sein Beiname der Faule bereits vermuten lässt, nicht viel mit seinem Vater gemeinsam hatte. Ihm fehlten sowohl der Realitätssinn als auch das Gespür für die Politik, auch war er vermutlich Alkoholiker.
Als nun 1395 die Söhne Herzog Stephans II. eine von der Abtretung der Mark Brandenburg noch bestehende Restschuld an Kurfürst Ruprecht III. und seine Söhne abtreten mussten und Ruprechts Sohn Ludwig III. 1399 den Schuldbrief eingelöst und von König Wenzel IV. die Zahlung verlangt hatte, kam es bald nach der Wahl des Kurfürsten Ruprecht zum römisch-deutschen König zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Im September 1400 rückten pfälzische Truppen in die Oberpfalz ein und besetzten am 17. September die Stadt. Damit war Hirschau endgültig wieder pfälzisch wittelsbachisch.[30]
Am 25. April 1415 wurde ein Freund von Jan Hus, Hieronymus von Prag, in Hirschau erkannt, festgenommen, nach Konstanz gebracht und dort – nachdem er zuerst seine Lehren widerrief – letzten Endes ebenfalls verbrannt.[38]
Im 15. Jahrhundert wurde die katholische Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt gebaut, die zusammen mit dem Rathaus das Stadtbild prägt.
Einschneidende Änderungen brachte der Dreißigjährige Krieg auch für Hirschau. Als Folge der ersten Kriegsjahre, die eine Reihe von Niederlagen für die pfälzisch-böhmischen Truppen bedeuteten, erhielt Herzog Maximilian I. als Entschädigung für die Kriegskosten die Obere Pfalz. Die Herrschaft der Kurpfalz über die Obere Pfalz war damit beendet.[39]
Als sehr ungünstig erwies sich für Hirschau die Lage an der gut ausgebauten Straße, was immer wieder Truppeneinquartierungen zur Folge hatte. Am 24. Juli 1621 gab es erste Berichte über Reiter, die planmäßig für eine Nacht einquartiert waren, dann aber länger blieben. Mit der ihnen gewährten Verpflegung gaben sie sich nicht zufrieden, sie forderten „Hühner, Kapaunen und Gäns“ und drangsalierten die Bürger Hirschaus. Auch der bei der Truppe befindliche und von den Hirschauern auf die Missstände angesprochene Regierungskommissar intervenierte nicht.[40]
Am 20. und 21. September 1621 zog sich das pfälzisch-mansfeldische Heer aus einem Beobachtungslager hinter die Naab zurück. Die Vorhut, unter denen sich Engländer befanden, marschierten Ende des Monats über Hirschau in das Gebiet des Stifts Kastl. Die abziehenden Truppen Mansfelds hausten auch in Hirschau entsetzlich und brannten alles nieder. Vier Kompanien blieben als Nachhut in der Stadt.[40]
Im Mai 1622 zogen Spanier und Neapolitaner unter General Tommaso Caracciolo von Waidhaus über Etzenricht, Grafenwöhr und Hirschau nach Hahnbach. In Hirschau überboten sie alles, was die Bürgerschaft bis zu diesem Zeitpunkt über sich ergehen lassen musste.[41]
In den Jahren 1623 und 1624 verlagerte sich das Kriegsgeschehen nach Niedersachsen. Dies stellte für Hirschau zwar eine Beruhigung dar, die Truppendurchzüge waren dadurch aber keineswegs beendet, bspw. zog 1623 das Rgt. de Four über Hahnbach nach Waidhaus.[42]
Besonders hart traf es Hirschau dann im Jahr 1625, wo zu dem wirtschaftlichen Tiefstand und einer Missernte auch noch – angeschleppt aus Böhmen – die Pest ausbrach. Im September traten die ersten Fälle in Kohlberg auf, kurze Zeit später traten die ersten Fälle auch in Wernberg, Köblitz, Kaltenbrunn und Hirschau auf. Mit der Pest, die zwei Jahre in Hirschau wütete, weitete sich die Not aus.[42]
Mit zunehmender Dauer des Krieges wüteten durchziehende Truppen immer heftiger. 1629 berichtete der Richter Baier über den Durchzug General Matthias Gallas: Die Gallasischen Reit- und Fuhrleute in ihren jüngeren Durchmärschen und indem sie weder mit Reiten noch Fahren bei gewöhnlicher Straß verblieben, mein über Winter angebautes ganzes Feld, zumalen sie mit dem Geschütz darüber gefahren wegen eingefallenen Regenwetters selbiges alda versunken, zu Grund und dergestalten verderbt, dass ich auf eingehendes Jahr nicht eines Körnleins werde genießen können. Als 1631 erneut die kaiserlichen Truppen unter Colloredo und Gallas in der Gegend um Hirschau auftauchten, hielten die Hirschauer die Tore geschlossen.[42]
Anfang 1632 lag ein Teil des Fuggerschen Regiments in Garnison in Hirschau. Zwischen 21. und 25. Juli 1632 marschierten 46 Kompanien zu Pferd und zu Fuß unter Generalwachtmeister von Spar über Tirschenreuth, Weiden und Hirschau nach Neumarkt, wobei Hirschau abermals zahlreiche Einquartierungen zu ertragen hatte.[43]
Am 15. Juni 1632 war Kurfürst Maximilian von Regensburg aus zu Wallenstein in Eger aufgebrochen. Die durchziehenden Truppen plünderten auf dem flachen Land so entsetzlich, dass gegen Ende des Monats alle Mühlen still standen und die Bauern mit ihrem Vieh in die Wälder geflohen waren. Allein die ummauerten Städte konnten noch etwas Schutz bieten, und so hatten sich am 2. Juli alle Einwohner der Umgebung nach Hirschau geflüchtet, wo freilich bald Mangel an Nahrung und Futter für das Vieh herrschte. Die Hirschauer Bürger versteckten ihr Brot, um es vor Raub durch die Hungernden zu sichern.[43]
Nachdem die Schweden am 20. Januar 1634 Vilseck eingenommen hatten, erschienen sie vor Hirschau. Die Besatzung in Hirschau bestand aus einem Fähnrich und 40 Musketieren, die von 38 Bürgersöhnen gezwungen wurden, die Waffen niederzulegen. 300 Dragoner und zwei Munitionswägen, die der Kommandant Graf Wahl der Besatzung von Hirschau zur Unterstützung geschickt hatte, fielen in Feindeshand. Zudem brach die Pest erneut aus und forderte auch in Hirschau Opfer.[43]
Obwohl eine kaiserliche Anordnung vom 17. März 1636 Märsche durch die Landgrafschaft Leuchtenberg und die Oberpfalz verbot, erschien am 2. April des gleichen Jahres das Regiment Piccolomini und erhielt das Bistum Eichstätt und die Markgrafschaft Leuchtenberg als Musterquartier zugewiesen. In Hirschau gab es 1636 noch 80 Bürger, von denen nicht einmal die Hälfte mehr für den Waffendienst tauglich war.[44]
Trotz der kaiserlichen Anordnung gingen auch in den folgenden Jahren Durchzüge und Einquartierungen weiter. 1637 kamen Reiter und Musketiere der kaiserlichen Regimenter Gonzaga und Graf Maximilian von Walstein auf Werbung in die Gegend. In Massenricht konnten Hirschauer Bürger dabei Gefangene machen. Im Rahmen ihrer Verhöre sagten sie, dass sie schon lang von den Hirschauern gehört hätten. Offenbar kannten auch sie bereits die Hirschauer Stückln.[45]
Im Juli 1640 waren sporksche Reiter im Amt Hirschau, 1641 das Regiment Druckmüller, 1642 das Regiment des Generals Lambray und der Regimenter des Generals Wahl.[46] 1648 erschien der schwedische General Hans Christoph von Königsmark mit 8000 Pferden in Hirschau, darunter 4000 kommandierte Völker der Wrangelschen Armee.[47] Am 14. Juni 1648 erschienen die Schweden unter General Königsmark erneut in der Stadt.[48]
Nach Abschluss des Friedens berechnete die Stadt alle Kriegsschäden von 1631 bis 1648/49 durch kaiserliche und kurbayerische Truppen auf 60.498 Gulden, 50 Kreuzer und 2 Pfennige sowie durch Feindvölker auf 53.670 Gulden, insgesamt also auf 114.168 Gulden, 50 Kreuzer und 2 Pfennige, in Anbetracht der Kaufwerts eine riesige Summe.[49] Tatsächlich dürften die Schäden noch viel höher gewesen sein. Nicht in der Aufstellung enthalten sind die Schäden von bereits verstorbenen oder weggezogenen Bürgern.[50]
Kaum hatte die Stadt Hirschau begonnen, sich von den Strapazen der Kriegsjahre in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu erholen, brach neues Unheil über sie herein. Am Nachmittag des 18. April 1750 brach beim Bäcker Jakob Krauß in der oberen preithen Gassen (heutige Klostergasse) Feuer aus. Das Feuer griff sehr schnell um sich. Sechs Tage später, am 24. April, brach ebenfalls am Nachmittag erneut Feuer in zwei nebeneinander liegenden Stadeln vor dem oberen Tor aus. Wieder breitete sich das Feuer schnell aus. Der bei den beiden Bränden entstandene Schaden wurde auf 36.210 Gulden geschätzt. Insgesamt wurden 233 Gebäude, darunter 78 Wohnhäuser sowie das Dach und das Gebälk von zwei Dritteln der Stadtmauer vernichtet. Das Feuer war durch Brandstiftung entstanden. Der Täter soll 1751 in Württemberg verhaftet und nach einem Geständnis hingerichtet worden sein.[51][52] Die Spuren des Brandes waren noch viele Jahre zu sehen. Nach der Steuerbeschreibung des Jahres 1770 waren nur wenige Bürger in der Lage gewesen, ihre Häuser im alten Umfang wieder aufzubauen. Viele der notdürftig gebauten Behausungen waren 1770 einsturzgefährdet.[53]
Die Lage Hirschaus an einer wichtigen Durchgangsstraße ließ die Stadt Ende des 18. Jahrhunderts zum Kriegsschauplatz werden. Im Rahmen des Ersten Koalitionskrieges wollte Frankreich Österreich von mehreren Seiten angreifen. Deshalb drang die französische Nordarmee unter General Jean-Baptiste Jourdan in die Oberpfalz ein, um nach Böhmen vorzustoßen. Am 17. August 1796 musste die Stadt Hirschau 60 Viertel Hafer, je 500 Bund Heu und Stroh zur kaiserlich-österreichischen Armee nach Amberg liefern. Am selben Tag fiel Amberg in Feindeshand, die österreichischen Truppen mussten sich an die Naab zurückziehen. Am Abend trafen die kaiserlichen Gepäckwagen ein und schlugen außerhalb der Stadtmauern ihr Lager auf. Am Morgen des 18. August kamen kaiserliche Truppen mit Gefangenen und Verwundeten durch. Nachmittags rückte eine Vorhut eines französischen Heeresteils von Amberg her an. Sie forderte 60 Säcke Hafer, 500 Bund Heu und 500 Laib Brot. Bis gegen 18 Uhr versammelten sich 20.000 Franzosen in und um Hirschau. Nachts verlangten die Franzosen 25 Zentner Fleisch. Nach Plünderungen und Misshandlungen verließen die Franzosen unter den Generälen Ney, Colaud und Lefebvre am 20. August die Gegend um Hirschau, um ihren Vormarsch in Richtung Wernberg und Nabburg anzutreten. Am 23. August kam von Nabburg ein französischer Chasseur mit der schriftlichen Forderung der französischen Administration über 30 Zentner Brot, 700 Säcke Hafer und 20 Eimer Branntwein. Am Tag darauf folgte ein Kommissar mit drei Chasseurs nach, um diese Dinge einzutreiben. Unter dem Druck der nachdrängenden Österreicher begannen die Franzosen unter Jourdan, sich von Schwarzenfeld, Nabburg und Wernberg teils über Amberg, teils über Hirschau zurückzuziehen.[54] Wiederum war die Umgebung der Stadt voll mit französischen Truppen. Noch immer war der französische Kommissar in der Stadt. Er drohte weiterhin, Bürgermeister Popp als Geisel zu nehmen. Als dieser floh, drohte er, dessen beide Söhne festzunehmen. Letztendlich ließ er sich jedoch durch Geld erweichen.[55] Am 24. August tobte zwischen 11 und 16 Uhr die Schlacht bei Amberg, in der die kaiserlichen Truppen unter Erzherzog Karl die Franzosen und Jourdan schlugen.[56]
Die Schäden, die die Franzosen in Hirschau angerichtet hatten, waren verheerend. Zudem verbreitete sich nach dem Wegzug der Franzosen eine Viehseuche. Allein der durch die Viehseuche angerichtete Schaden wurde auf 22.574 Gulden geschätzt.[57]
Im Jahre 1800 hielt sich der Räuberhauptmann Franz Troglauer mit seiner Bande in und um Hirschau herum auf.
Am 24. März 1802 wurde das Pflegamt Hirschau durch Verordnung aufgelöst und dem Landgericht Amberg angeschlossen.[58] Durch das erste bayerische Gemeindeedikt wurde Hirschau 1808 zum Steuerdistrikt und dem Landgericht Amberg und damit dem Naabkreis zugeordnet.[59] Nach der Auflösung des Naabkreises zugunsten des Mainkreises und des Regenkreises wurde Hirschau 1810 zusammen mit dem Landgericht Amberg dem Regenkreis zugeordnet (ab 1838 Oberpfalz und Regensburg).[60] Durch das zweite bayerische Gemeindeedikt wurde Hirschau 1818 eine eigenständige politische Gemeinde.[61]
Im 19. Jahrhundert brauchte die aufkommende Industrie – in Hirschau die Steingutfabrik Hirschau Keramik – Arbeitskräfte. Die Einwohnerzahl stieg im Laufe des 19. Jahrhunderts stark an. Zuvor war sie ein halbes Jahrtausend in etwa konstant geblieben. Dass sich die Einwohnerzahlen nicht nach oben entwickelte, hatte vor allem damit zu tun, dass der Stadtmagistrat jede Heirat prüfte. Da die Stadt bis in den Zweiten Weltkrieg hin aufkommen musste, wenn Bürger verarmten, waren die Prüfungen sehr streng. Durch den Bevölkerungsanstieg siedelten Bürger ab dem 19. Jahrhundert auch außerhalb der Stadtmauern.[62]
Die zweite Hälfte der 20er Jahre im 20. Jahrhundert waren für Hirschau geprägt von Katastrophen. Begünstigt durch starken Wind brannten im Oktober 1926 10 Wohngebäude mit ihren Nebengebäuden und den Heu- und Getreidevorräten ab, wodurch 14 Familien obdachlos wurden. Die angerückten Feuerwehren aus Amberg, Weiher, Schnaittenbach, Burgstall-Krondorf, Steiningloh, Gebenbach, Mimbach und Ehenfeld benötigten fünf Stunden, um den Brand unter Kontrolle zu bringen und Schlimmeres zu verhindern. Am 23. Juni 1929 brach in der Klostergasse Feuer aus, dem drei Häuser zum Opfer fielen. Am 4. Juli 1929 verursachte ein verheerendes Unwetter schwere Schäden. Die Amberger Volkszeitung berichtete: „Kein Haus, kein Stadel, kein Garten blieb vom Unwetter verschont, die Dächer sind durchlöchert und die Fenster an der Westseite fast alle zerschlagen. […] Es besteht gar keine Aussicht mehr, daß ein Saatgetreide heuer noch eingebracht werden kann, nicht einmal das Stroh für den Hausgebrauch. Die hiesigen Landwirte sind derart beschädigt, daß sie in ihrer drückenden Not aufschreiben möchten.“[63]
Zwar erholte sich in Deutschland die Konjunktur in den Jahren 1925 bis 1929, in Hirschau war davon wegen des Niedergangs der Steingutfabrik nichts zu spüren. Im Juli 1926 musste sie 150 Entlassungen ankündigen und größtenteils auch durchführen. Damit erreichte die Arbeitslosenzahl den Stand der Wintermonate. Auch die wirtschaftliche Lage der Betonfabrik war ungünstig. Auch sie musste in den Sommermonaten Entlassungen vornehmen. Ab 1930 verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage allgemein. Die Steingutfabrik musste 1931 den Betrieb vorübergehend stilllegen. Von da an wurde nur noch unregelmäßig weitergearbeitet. 1924 hatte die Steingutfabrik noch 500 Arbeiter beschäftigt. Auch die Amberger Kaolinwerke hatten mit dem wirtschaftlichen Niedergang zu kämpfen. Deren Mitarbeiterzahl sank in den Jahren 1929 und 1930 von 300 auf 200. Die Firma Dorfner musste in der gleichen Zeit die Zahl der Mitarbeiter von 87 auf 50 verringern. Auch Dorfner musste am 9. Januar 1932 den Betrieb vorübergehend stilllegen und arbeitete dann nur noch unregelmäßig weiter.
Am 22. April 1945 rückten die Amerikaner mit Panzern nach Hirschau ein, zwei Tage nachdem sie die Stadt bombardiert hatten. Der seit 1933 amtierende Bürgermeister und Tierarzt Dr. Thoma wurde von den Amerikanern abgesetzt und der Sägewerksbesitzer Mathias Amann – ein Sozialdemokrat – eingesetzt. Zu dessen Stellvertreter ernannten die Amerikaner mit Schneidermeister Anselm Freimuth einen Mann, der als Mitglied der Bayerischen Volkspartei bereits vor 1933 dem Hirschauer Stadtrat angehört hatte, dann aber – wie seine BVP-Kollegen – sein Stadtratsmandat auf Druck der Nationalsozialisten „freiwillig“ niederlegen musste.[64]
Am 7. Januar 1946 wurde der Ortsverband der CSU gegründet (damals noch CSE). Ende Januar wurde auch der Ortsverband der SPD wiederbelebt. Darüber hinaus wurde ein Ortsverband der KPD gegründet. Die ersten freien Wahlen wurden für den 27. Januar 1946 angesetzt. Wahlberechtigt waren alle Bürger, die das 21. Lebensjahr vollendet hatten und sich seit mindestens einem Jahr freiwillig sowie ununterbrochen in der Gemeinde aufgehalten hatten. Ausgeschlossen hingegen waren Bürger, die vor dem 1. Mai 1937 in die NSDAP eingetreten oder danach als Aktivisten in Erscheinung getreten waren. Für den elfköpfigen Stadtrat bewarben sich 16 Bürger auf der Liste der CSE, elf Bürger auf der Liste der SPD, die Liste der KPD umfasste acht Kandidaten. Im Gegensatz zu heute konnten damals nur Listen gewählt werden, einzelne Kandidaten zu wählen war damals nicht möglich. Von 1.410 Wahlberechtigten machten 1.263 Bürger Gebrauch, das entspricht einer Wahlbeteiligung von 90 %. Die CSE holte 676 Stimmen und mit sechs Sitzen die absolute Mehrheit im Stadtrat. Auf die SPD entfielen 509 Stimmen (5 Sitze), auf die KPD 65 Stimmen (0 Sitze). Zu einem Kuriosum kam es bei der Bürgermeisterwahl. Im Gegensatz zu heute wurde der Bürgermeister damals nicht direkt gewählt, sondern der Stadtrat wählte einen Bürgermeister aus seiner Mitte. Obwohl die CSE über die absolute Mehrheit verfügte, wurde Mathias Amann (SPD) einstimmig zum Bürgermeister gewählt. Anselm Freimuth, der zu diesem Zeitpunkt Ortsvorsitzender war, verzichtete zu Gunsten von Amann auf das Amt, weil das Haus der Familie Freimuth bei Bombenangriffen stark beschädigt worden war. Mit der Instandsetzung des Hauses und der Ausübung des Schneiderhandwerks war Freimuth ausgelastet. Freimuth wurde ebenfalls einstimmig zum ehrenamtlichen 2. Bürgermeister gewählt.[65]
Im Rahmen der Gebietsreform wurde der Landkreis Amberg, zu dem Hirschau gehörte, in den Jahren 1972 und 1973 aufgelöst. Die Stadt Hirschau wurde dem neuen Landkreis Amberg-Sulzbach zugeordnet.[66]
Am 1. Oktober 1938 wurde der Gemeindeteil Waldmühle der aufgelösten Gemeinde Forst nach Hirschau umgemeindet.[67] Im Zuge der Gebietsreform in Bayern erfolgte am 1. Januar 1971 die Eingemeindung der Gemeinde Ehenfeld sowie am 1. Januar 1972 jeweils von Teilen der Gemeinden Großschönbrunn und Mimbach und am 1. April 1972 von einem Teil der Gemeinde Weiher.[68] Die letzte Eingemeindung erfolgte am 1. Mai 1978. Damals wurde die Gemeinde Massenricht mit ihren Gemeindeteilen Obersteinbach, Untersteinbach, den Weilern Rödlas und Träglhof und der Einöde Hummelmühle eingemeindet.[69]
In Quellen aus den Jahren 1831 bis 1835 wird Hirschau als kleine Stadt bezeichnet. Als Einwohnerzahlen werden Zahlen zwischen 780 und 1000 genannt.[70][71][38] In zwei Quellen aus den Jahren 1838 bzw. 1840 werden für Hirschau zwar jeweils 1406 Einwohner genannt, die Anzahl der Häuser wird jedoch stark unterschiedlich mit 303 bzw. 215 angegeben.[72][73]
Nach einem Werk aus dem Jahre 1868 hatte die Stadt Hirschau zur Volkszählung 1861 1634 Einwohner, 522 Gebäude sowie 3 Kirchen.[74]
Einwohnerzahlen für die Stadt Hirschau:[75]
In Daten des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung finden sich Einwohnerzahlen umgerechnet auf den heutigen Gebietsstand der Stadt Hirschau:[79][80][81]
Stichtag | Einwohner | Stichtag | Einwohner | Stichtag | Einwohner | Stichtag | Einwohner | |||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. Dezember 1840 | 2907 | 31. Dezember 1998 | 6373 | 31. Dezember 2008 | 6068 | 31. Dezember 2018 | 5629 | |||
1. Dezember 1871 | 3268 | 31. Dezember 1999 | 6381 | 31. Dezember 2009 | 6026 | 31. Dezember 2019 | 5630 | |||
1. Dezember 1900 | 3208 | 31. Dezember 2000 | 6360 | 31. Dezember 2010 | 5940 | 31. Dezember 2020 | 5604 | |||
16. Juni 1925 | 3785 | 31. Dezember 2001 | 6399 | 31. Dezember 2011 | 5893 | 31. Dezember 2021 | 5567 | |||
17. Mai 1939 | 4400 | 31. Dezember 2002 | 6376 | 31. Dezember 2012 | 5819 | |||||
13. September 1950 | 6103 | 31. Dezember 2003 | 6316 | 31. Dezember 2013 | 5793 | |||||
6. Juni 1961 | 6191 | 31. Dezember 2004 | 6257 | 31. Dezember 2014 | 5800 | |||||
27. Mai 1970 | 6427 | 31. Dezember 2005 | 6162 | 31. Dezember 2015 | 5795 | |||||
25. Mai 1987 | 6067 | 31. Dezember 2006 | 6178 | 31. Dezember 2016 | 5783 | |||||
31. Dezember 1995 | 6256 | 31. Dezember 2007 | 6112 | 31. Dezember 2017 | 5722 | |||||
Zwischen 2001 und 2021 sank die Einwohnerzahl von 6399 auf 5567 um 832 Einwohner bzw. um 13 %.
Die älteste Quelle, die Einwohnerzahlen für Hirschau nennt, stammt aus dem Jahr 1738. Am 1. Oktober zählte der Pfarrsprengel Hirschau (Stadt Hirschau, Waldmühle, Sargmühle, Haidmühle, die Haidbauern, Dien-, Schar- sowie Kricklhof) insgesamt 970 Menschen. Durch Einquartierungen stieg die Zahl in den folgenden Jahren, sank jedoch bis 1742 auf 938 und 1743 auf 917 ab. Bis zum 1. Oktober 1788 stieg die Anzahl der Bewohner auf 1051.
Für 1838 wurde für den Pfarrbezirk Hirschau (Stadt Hirschau (1406 Einwohner / 215 Häuser), Waldmühle (8 / 2), Sargmühle (7 / 1), Haidmühle (9 / 1), die Haidbauern (2 / 1), Scharhof (6 / 1) sowie Kricklhof (23 / 3)) eine Einwohnerzahl von 1461 Einwohnern in 224 Häusern ausgewiesen.[73]
Im Jahr 1352 wurde die Pfarrei Hirschau dem Zisterzienserkloster Heilsbronn zugeordnet.[82]
Der genaue Zeitpunkt, wann sich Hirschau der Reformation anschloss, lässt sich nicht mehr genau feststellen. Anzunehmen ist jedoch, dass Hirschau durch die Lage an der Goldenen Straße und dem daraus resultierenden regen Durchgangsverkehr schon sehr früh mit der reformatorischen Lehre in Kontakt kam. Von 1544 bis zu seinem Tod im Jahre 1555 war Johannes Singer mit Unterbrechungen Pfarrer in Hirschau, er war lutherischen Bekenntnisses und versprach, „das Wort lauter und rein zu verkünden“. Singer wurde vom Zisterzienserkloster Heilsbronn, das bereits 1529 die evangelische Kirchenordnung angenommen hatte, ohne Erlaubnis des Regensburger Bischofs eingesetzt. Da alle Bürgerinnen und Bürger Hirschaus den evangelischen Glauben angenommen hatten, wurde auch die Stadtpfarrkirche evangelisch und der Pfarrer wohnte im damals einzigen Pfarrhaus. Der zweite lutherische Pfarrer, Michael Gründlinger, blieb nur drei Jahre.[83][82]
1567 ordnete die Regierung in Amberg die calvinistische Religion an, was bedeutete, dass alle Kreuze, Bilder, der Kirchenschmuck und nicht notwendige Altäre aus der Kirche entfernt werden mussten. Die Bürgerinnen und Bürger Hirschaus bekannten sich trotzdem weiter zum lutherischen Glauben.[83][84]
Ab dem Jahre 1596 war Hirschau Sitz eines evangelischen Dekanats. Drei evangelische Dekane sind nachgewiesen. Einer der Dekane, Felix Fabricius, starb im Amt und wurde im Altarraum der Stadtpfarrkirche begraben.[83] Insgesamt hatte Hirschau zehn evangelische Priester.[85]
Als im Dreißigjährigen Krieg die Oberpfalz zu Bayern kam, rekatholisierte Kurfürst Maximilian von Bayern die Oberpfalz. Widerstand wurde durch die Einquartierung von Soldaten samt deren Frauen und Kindern gebrochen. 1629 berichtete der Geheime Rat dem Kurfürsten, dass die Stadt wieder katholisch sei. An Hirschaus evangelische Epoche erinnern in der katholischen Pfarrkirche an der rechten Wand im Altarraum Grabmälder des evangelischen Adeligen Jörg Wurmrauscher und seine Frau Margarete, die 1593 und 1596 starben. Ihre Nachfahren wanderten aus, um evangelisch bleiben zu können.[83][85]
Bis 2003 gab es auf dem Gemeindegebiet der Stadt Hirschau zwei eigenständige katholische Pfarrgemeinden, die Pfarrgemeinde Hirschau und die Pfarrgemeinde Ehenfeld. Seit 2003 bilden die beiden Pfarreien eine Pfarreiengemeinschaft.[86] Die Pfarreiengemeinschaft gehört zum Dekanat Sulzbach-Hirschau und damit zum Bistum Regensburg. Am 26. Juni 2021 wurde mit Ramon Rodriguez der siebte Hirschauer nach dem Zweiten Weltkrieg zum katholischen Priester geweiht. 1950 war es Studiendirektor Georg Bösl, 1951 Missionsbischof Antonio Eduardo Bösl, 1957 Pfarrer Hans Hammer, 1964 Prälat Helmut Huber, 1965 Monsignore Georg Dobmeyer und 1995 Dekan Herbert Mader.[87]
Mit der Gründung der Steingutfabrik im Jahre 1826 kamen nach und nach wieder evangelische Christen nach Hirschau. 1900 sollen in der Stadt 21 evangelische Christen gelebt haben, 1925 waren es knapp 100, eine eigene Pfarrstelle gab es nicht. Als die Firma Christian Carstens GmbH nach dem Ersten Weltkrieg die zwei Keramikfabriken übernahm, stieg die Zahl der protestantischen Einwohner weiter an. Der Bau der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche war die Folge. Sie wurde am Pfingstmontag, dem 16. Mai 1932 eingeweiht. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen mit den Heimatvertriebenen aus dem Osten und dem Sudetenland weitere Protestanten nach Hirschau. Am 23. Juli 1957 wurde Hirschau zur evangelischen Pfarrei erhoben.[88][85]
Das Gebiet der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Hirschau umfasst große Teile der Städte Hirschau und Schnaittenbach sowie Bereiche der Gemeinden Gebenbach, Hahnbach und Freihung. Aktuell gehören ihr etwa 800 Gemeindemitglieder an.[85]
Der Stadtrat hat 20 Mitglieder. Weiteres Mitglied und Vorsitzender des Stadtrates ist der Erste Bürgermeister. Bei der Kommunalwahl vom 15. März 2020 haben von den 4797 stimmberechtigten Einwohnern in Hirschau 3294 von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht, womit die Wahlbeteiligung bei 68,67 % lag.[89]
Bei der Kommunalwahl vom 15. März 2020 wurde Hermann Falk mit 68,20 % der Stimmen wiedergewählt.[91]
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Blasonierung: „In Rot ein springender, golden bewehrter, silberner Hirsch, dem vorne ein Schildchen mit den bayerischen Rauten aufgelegt ist.“[92][93] |
Wappenbegründung: Beim Wappen bestehen Zusammenhänge zwischen dem Wappen der Grafen von Hirschberg, die als Wappen einen roten Hirsch auf silbernen Grund führten, und dem der Stadt Hirschau, welches einen springenden silbernen Hirsch auf rotem Schild zeigt.[21] Auf seiner Brust trägt der Hirsch ein von Silber und Blau gerautetes Schildchen, das auf die nach 1373 wiederhergestellte wittelsbachische Landesherrschaft Bezug nimmt. Urkundlich belegt ist das Hirschauer Wappen seit 1467. Um zusätzlich den Begriff „Au“ zu symbolisieren, wurden im 18. und frühen 19. Jahrhundert in das Wappen sechs kleine Tannenbäumchen eingefügt, über die der Hirsch hinwegspringt. |
Hirschau ist Mitglied der Kaolinstädtepartnerschaft. Im November 2004 wurde in Karlsbad in Tschechien von acht Städten und Gemeinden in Europa die Gründungsurkunde unterzeichnet. Die Kaolinstädtepartnerschaft verbindet Orte, die in besonderer Beziehung zum Rohstoff Kaolin stehen. Mitglieder sind neben Hirschau die bayerischen Orte Tirschenreuth und Schnaittenbach, aus Sachsen die Gemeinden Königswartha, Sornzig-Ablaß und die Stadt Mügeln, Nová Role in Tschechien sowie Nowogrodziec in Polen.[94]
Die lustigen Anekdoten, die durch das Lalebuch Ende des 16. Jahrhunderts im gesamten Reich Karls IV. Verbreitung fanden, werden auch den Bürgern von Hirschau angedichtet und als Hirschauer Stückln bezeichnet. Literaturhistoriker bezeichnen Hirschau deswegen auch als „Schilda der Oberpfalz“.[95]
Bereits 1925 ist ein Hans Brem als Kinobesitzer in Hirschau nachweisbar. Brem führte seine Filme im Schloss-Saal und im damals neu erbauten Löwen-Bräusaal, dem heutigen Josefshaus, vor.
1948 erweiterte Josef Dorfner den 1910 an die Nordseite des heutigen Schloss-Hotels gebauten Schloss-Saal um einen Anbau für einen Vorführraum und ein Kassengebäude. Diese Räumlichkeiten verpachtete er an den Unternehmer Heinz Zörrgiebel, der darin ein Kino unter dem Namen „Schlosslichtspiele“ betrieb.[96]
Jahre später informiert ein Zeitungsbericht, dass die Brauerei Dorfner, nachdem die technischen Anlagen der Schlosslichtspiele veraltet waren, die Eröffnung eines neuen Kinos in der am Marktplatz zentral gelegenen Schwanenwirtschaft plane. Daraus wurde jedoch nie etwas.
Am 28. August 1954 war in der Presse zu lesen, dass die kinolose Zeit in Hirschau vorüber sei und das 1947 behelfsmäßig erstellte Lichtspieltheater „Schloss-Lichtspiele“ nach einer mehrwöchigen Restauration und Neuausstattung vom Besitzer selbst wieder eröffnet worden sei. So war zu lesen: „Überhaupt ist in diesem neuen Lichtspielhaus, das man lieber Filmstudio nennen möchte, alles sehr geschmackvoll und anheimelnd gestaltet. Die Bestuhlung für 280 Personen ist praktisch-gefällig und die Massivpolsterung der Sitze strahlt eine feierliche Wärme aus.“
1955, in der Zeit des Kinobooms, baute die Familie Joras das Park-Theater in der Hintergartenstraße. Mit Beginn des Fernsehzeitalters schlossen die „Schloss-Lichtspiele“ ihre Pforten, und Mitte der 1970er Jahre wich auch das Park-Theater dem ersten Hirschauer Verbrauchermarkt.[97]
Seit 2005 führt der extra für diesen Zweck am 27. Juni 2003[98] gegründete Festspielverein Hirschau e.V. im Zwei-Jahres-Rhythmus ein Freilufttheater auf.
Durch den Musikzug Hirschau tritt die Stadt Hirschau musikalisch überregional in Erscheinung.
Das Gasthaus Goldener Hirsch ist der älteste Gastronomiebetrieb in der Stadt. Der dreiseitige Gebäudekomplex auf der südlichen Stadtplatzseite in der Hauptstraße 61 dürfte 1522 entstanden sein, Reste einer Holzdecke im Gasthaus reichen bis in das Jahr 1511 zurück. Bereits 1360 wurde an dieser Stelle ein Gasthof erwähnt. Ein barocker Umbau erfolgte vermutlich um 1730, aus dieser Zeit stammt auch ein am Gebäude angebrachter Wappenausleger mit einem Hirschen und zwei zweischwänzigen böhmischen Löwen, der im Zuge der jüngsten Sanierung ebenfalls restauriert wurde. Seit 1840 ist das Gebäude mit radizierter Taferngerechtigkeit (Taferngerechtigkeit ist an Grund und Boden und nicht an eine Person gebunden[99]) versehen.
Edith und Alfred Härtl erwarben das Gebäude im Jahr 2010, um es als modernes Restaurant mit Übernachtungsmöglichkeiten und Biergarten neu zu beleben. 2012 konnten die Sanierungsarbeiten abgeschlossen und am 19. Juli 2012 der Gastronomiebetrieb wieder aufgenommen werden.[100][101][102]
Der Grundstein für die Gustav-Adolf-Gedächtniskirche wurde 1931 gelegt. Am 16. Mai 1932 konnte sie eingeweiht werden. Besonders gefördert wurde der Kirchenbau von Georg Schiffer, Direktor der Amberger Kaolinwerke. Am 23. Juli 1957 wurde Hirschau zur eigenen evangelischen Pfarrei, zuvor wurde Hirschau von Amberg aus verwaltet. Ebenfalls 1957 wurde das erste Pfarrhaus erbaut.[88]
Das historische Rathaus in Hirschau, im Zentrum der Stadt gelegen, ist Sitz der Stadtverwaltung der Stadt Hirschau und des Bürgermeisters. Es wurde Ende des 15. Jahrhunderts erbaut.
Das Kloster befindet sich in der Klostergasse. Der seit 1845 tätige Stadtpfarrer Johann Baptist Kotz setzte sich für eine Niederlassung des Ordens der Armen Schulschwestern in Hirschau ein. Aus diesem Grund kaufte er das damals mit Nummer 102 bezeichnete Anwesen in der Lammwirtsgasse, der heutigen Klostergasse. Um das Projekt zu finanzieren, warb Kotz um Spenden, selbst König Ludwig gab 500 Gulden. Nach dem Umbau schenkte der Pfarrer der Gemeinde das Gebäude. Der Orden nahm am 31. Mai 1854 mit vier Schwestern die Arbeit auf. Im Jahre 1883 wurden die Räumlichkeiten zu klein. Das Hintergebäude wurde abgerissen, um zwei neue Säle anbauen zu können. 1920 wurde das Lehrpersonal auf drei Schwestern aufgestockt, zudem kam eine weitere Handarbeitsschwester nach Hirschau. Im Jahr 1923 wurde das Anstaltszimmer für Kleinkinder in die Bahnhofsstraße verlegt. Dort stand auch ein Spielplatz zur Verfügung. Mit Wirkung vom 7. Juli 1938 wurden die Schwestern von den Nationalsozialisten aus dem Schuldienst entfernt, 1942 wurde auch der Kindergarten abgebaut. Zum Kriegsende im Jahr 1945 diente die Klosterschule vom 28. Februar bis in den August hinein als Hilfskrankenhaus, vor allem für Flüchtlinge aus Schlesien und Brandenburg. Bis zu 55 Personen wurden von den Schwestern versorgt.
Nördlich der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt auf dem Bischof-Bösl-Platz befindet sich eine Mariensäule. Die Säule besteht aus einem etwa 2,80 m hohen Betonsockel, auf dem ein ovales Blechschild mit der Aufschrift „ANNO DOMINI 1910“ angebracht ist. 1910 wurde die Säule errichtet. Weiterhin sind am Betonsockel die Jahreszahlen 1982 und 2000 angebracht. In diesen Jahren wurde die Säule renoviert.[103]
Die Pfarrkirche steht am Marktplatz von Hirschau. Der älteste Teil der Pfarrkirche, der Chor stammt aus der Frühzeit des 15. Jahrhunderts. 1753 wurde der Turm neu gebaut, beim Umbau 1848/1849 erhielt die Pfarrkirche ihre heutige Form.[104][105]
Das Pflegschloss ist ein Bauwerk im Ostteil der Stadt. Die Anfänge des Schlosses sind nicht genau bekannt, gehen jedoch vermutlich auf die Gründungszeit der Stadt Hirschau im 13. Jahrhundert zurück. Nach einem Brand im Jahr 1474 wurde das Schloss in der heutigen Form aufgebaut und 1478 fertig gestellt. Im Laufe der Jahrhunderte füllte das Schloss zahlreiche Funktionen aus, es war Sitz des Pflegers, Sitz des Stadtrates sowie Brauerei. Seit 1987 werden Teile des Schlosses als Restaurant und Hotel genutzt.[106]
Die Hirschauer Friedhofskapelle im Norden der Stadt, deren Anfänge ins 15. Jahrhundert zurückreichen, erinnert mit ihrem reich ausgestatteten Hochaltar (Akantusschnitzwerk des Amberger Künstlers Johann Hirschl, 1710 geschaffen, gestiftet von Joh. Jakob Weinzierl) an die besonders große Verehrung der 14 Nothelfer sowie der Heiligen Maria, Florian, Rochus und Sebastian während der Pestzeiten. Emporenbrüstung: Bilder (18. Jh.): zwölf Apostel, Christus als Salvator, Maria, Paulus. Orgel: Johann Adam Funtsch, 7. Juni 1764
Der Rödlasturm ist ein 32 Meter hoher Aussichtsturm auf 570 m ü. NHN. Wie die Berghütte wurde der Turm von der Massenrichter Ortsgruppe des Oberpfälzer Waldvereins erbaut. Bei klarem Wetter bietet er einen Blick auf die beiden Basaltkegel Parkstein und Rauher Kulm, im Osten auf das Gebiet der tschechischen Republik, im Süden auf Hirschau mit dem Monte Kaolino und Schnaittenbach und im Westen auf die Berge der Fränkischen Schweiz. Der Turm konnte aus eigenen Vereinsmitteln nicht restauriert werden, doch gelang dies dadurch, dass Mobilfunkunternehmen ihre Antennen dort platzierten.[107]
Im ältesten Teil der Kirche, der jetzigen Sakristei, befinden sich Fresken aus dem 12. bis 15. Jahrhundert.
Neben dem Monte Kaolino, einem 120 m hohen Berg aus etwa 35 Millionen Tonnen Quarzsand, bietet der Freizeitpark ein Dünen-Freibad, einen Waldhochseilgarten, eine Sommerrodelbahn, einen Campingplatz, einen Farbenwald sowie einen Geologie-Lehrpfad.
Auf der Westseite des Stadtkerns liegt der Stadtpark.
Am Monte Kaolino fand bis zum Jahr 2009 im jährlichen Rhythmus die Sandboard-WM statt. Auch wenn die Sandboard-WM nicht mehr stattfindet, wird der Berg weiterhin als Sommerskigebiet genutzt.
In Hirschau sind zahlreiche Sportvereine ansässig, in denen insgesamt 14 Sportarten ausgeübt werden. Mindestens zwei Sportvereine treten überregional in Erscheinung:
In der Stadt- und Pfarrbücherei sind über 6000 Medien, darunter sämtliche Arten von Büchern und Hörbüchern sowie englische Literatur ausgeliehen werden.[109]
Durch die Kaolinvorkommen haben sich einige Unternehmen der Kaolinindustrie angesiedelt. Die Firmen der Dorfner Gruppe fördern und veredeln Kaolin. Auf dem gleichen Gebiet arbeitet die Firma AKW Kick. AKW Kick ist der größte Hersteller des Industrieminerals Kaolin in Deutschland. Unter dem Dach der Firma AKW Kick entstand die Firma AKW Apparate + Verfahren. 1963 als Tochter von AKW Kick gegründet, wurde die Firma 1986 ausgegründet und agiert nun als selbständiges Unternehmen im Apparate- und Anlagenbau in den Bereichen der nassmechanischen Aufbereitung von mineralischen Rohstoffen und der Umwelttechnik.[110] Unter dem Dach der AKW Apparate + Verfahren arbeitet die Firma SiC Processing auf dem Gebiet der Wiederaufbereitung von in der Photovoltaik- und Halbleiter-Industrie anfallenden Sägesuspension (Slurry). Die AKW A+V Protec Rail GmbH arbeitet seit 1991 auf dem Gebiet der Abwasseraufbereitung für Schienenfahrzeuge.[111]
Der Sitz von Conrad Electronic, einem Familienunternehmen im Elektronik-Versandhandel, befindet sich seit 1946 in Hirschau.
Die Raiffeisenbank Hirschau wurde im April 1908 gegründet. Durch Fusionen mit den Banken in Schnaittenbach und Freudenberg betreut die Bank mit ihren drei Filialen ein Gebiet, das sich über die drei Gemeinden Hirschau, Schnaittenbach und Freudenberg erstreckt.
Seit 1812 braut die Schlossbrauerei Hirschau in Hirschau Bier.
Die Stadt hat eine nahezu ausgeglichene Arbeitsplatz-Bilanz. Am 30. Juni 2017 gab es in Hirschau 2453 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze, während von der Wohnbevölkerung 2505 Personen in einem versicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis standen. Damit war die Zahl der Auspendler lediglich um 52 höher als die der Einpendler. 98 Einwohner waren arbeitslos.
Nicht weit entfernt von Hirschau, auf dem Berg Rotbühl, befindet sich der Sender Amberg, ein Rundfunksendemast der Deutsche Funkturm GmbH. Mit der Umstellung auf das digitale Fernsehen im November 2008 senden nun zwölf Programme von diesem Sender. Außerdem wird das Programm von Radio Ramasuri übertragen (95,3 MHz / 1 kW Strahlungsleistung).
Der ansässige Härtl-Verlag publiziert überwiegend technische Literatur im Elektronikbereich. Alfred Härtl verlegt im Härtl-Verlag seine eigenen Bücher.
2016 gab es in der Stadt 64 landwirtschaftliche Betriebe, 2003 waren es noch 101 gewesen. Von der Stadtfläche sind 2370 Hektar landwirtschaftlich genutzt.
Seit 2013 gibt es in Hirschau das Haus Conrad, welches in acht Wohnungen auf zwei Etagen Betreutes Wohnen anbietet. Die Wohneinheiten sind zwischen 29 und 76 m² groß. Das Gebäude verfügt über einen Aufzug. Im ersten Stock ist das Haus Conrad mit einem Übergang zum BRK Seniorenheim verbunden.[112]
Das BRK Senioren Wohn- und Pflegeheim Hirschau verfügt über 35 Einzelzimmer und 30 Doppelzimmerplätze.[113]
Neben dem Haus Conrad und dem Senioren Wohn- und Pflegeheim gibt es in Hirschau noch zwei Sozialstationen.[112]
Es gibt drei städtische Kindergärten und einen Kindergarten, der sich in Trägerschaft der katholischen Kirche befindet, sowie ein Kinderhaus. Die Kindertageseinrichtungen hatten am 1. März 2018 insgesamt 239 Plätze, wovon 205 belegt waren, darunter wiederum 44 von Kindern unter drei Jahren. Insgesamt waren 50 Personen tätig.
Der Antonius-Kindergarten verfügt über einen Garten mit alten Obstbäumen. In den Jahren 1997 und 1998 wurde der Kindergarten saniert und um eine Turnhalle erweitert. Es gibt im Antonius-Kindergarten eine Krippe sowie eine offene Gruppe. Der Schwerpunkt des Kindergartens liegt auf Bewegung, pro Woche findet ein Waldtag statt.[114] Der Marienkindergarten befindet sich im Gebäude der Grund- und Mittelschule in Hirschau. Er ist Träger der Hausaufgabenbetreuung für Kinder von der ersten bis zur vierten Klasse und verfügt über eine Kindergartengruppe für drei- bis sechsjährige. Der Kindergarten bietet die längsten Betreuungszeiten sowie warmes Mittagessen. Der Schwerpunkt liegt auf „Lernen durch Tun“ und „Füreinander da sein“.[114]
Im Kindergarten St. Wolfgang werden zwei Krippengruppen und zwei Kindergartengruppen angeboten. Der Schwerpunkt liegt auf Musik und Bewegung. Der Kindergarten hat vom Deutschen Chorverband die Auszeichnung Felix erhalten.[114]
Im Jahr 1950 eröffnete die Pfarrgemeinde Ehenfeld einen Kindergarten, dessen Leitung in die Hände der Schwestern vom Heiligen Kreuz gelegt wurde. Bereits im Jahr 1960 wurde aufgrund der steigenden Kinderzahlen der Anbau eines Gruppenraums nötig, dem ein Garderoben-, Waschraum- und Toiletten-Anbau folgte. Die Einweihung der neuen Räumlichkeiten nahm Weihbischof Josef Hiltl vor. Von 1989 bis 1991 wurde dann das Kindergartengebäude komplett saniert und umgebaut. Die Einweihung erfolgte durch Weihbischof Vinzenz Guggenberger. Im Jahr 2002 wurde eine erneute Erweiterung notwendig. Einen personellen Einschnitt hat der Kindergarten 2001 erfahren, als die Schwestern vom Heiligen Kreuz aus Ehenfeld abgezogen wurden. Seitdem erfolgt die Betreuung der Kinder durch weltliches Personal. Seit 2009 gibt es im Kindergarten auch Mittagessen. Der Kindergarten wurde vom Deutschen Chorverband bereits mehrfach mit der Auszeichnung Felix geehrt.[115]
Darüber hinaus gibt es seit November 2012 das Conrad-Kinderhaus. Dabei handelt es sich um eine familienergänzende Einrichtung mit Platz für 24 Kinder im Alter von 0 bis 14 Jahren. Aufgenommen werden Kinder von Mitarbeitern der Firma Conrad Electronic SE. Das Kinderhaus liegt auf dem Firmengelände von Conrad Electronic SE, eingebettet in einen Garten mit Baumbestand.[116][117]
In Hirschau befindet sich eine Grund- und Mittelschule. Dort werden 187 Schülerinnen und Schüler in neun Klassen unterrichtet. In die Grundschule gehen 130 Schülerinnen und Schüler in sechs Klassen, die Mittelschule besuchen 57 Schülerinnen und Schüler in drei Klassen (Stand Schuljahr 2022/2023).[118] An der Schule wird an vier Nachmittagen in der Woche eine kostenlose Ganztagsbetreuung für Mittelschüler, in Ausnahmefällen auch für Grundschüler, angeboten, die auch eine Hausaufgabenbetreuung beinhaltet.[119]
Auf dem Gemeindegebiet Hirschaus gibt es eine weitere Grundschule in Ehenfeld mit zwei jahrgangskombinierten Klassen und insgesamt 31 Schülerinnen und Schülern (Stand: Schuljahr 2022/23).[109][120][118]
Schülerinnen und Schüler aus Hirschau, die weiterführende Schulen besuchen, müssen nach Amberg, Sulzbach-Rosenberg oder Nabburg pendeln.[109]
Die nächstgelegenen Flughäfen befinden sich in Nürnberg (81 km), in München (193 km) und in Prag (213 km).[121]
Der nur von Privatpersonen, Geschäftsleuten und einem Verein genutzte Verkehrslandeplatz Weiden/Opf. liegt 24 km entfernt.
Der Personenverkehr auf der Bahnstrecke Amberg–Schnaittenbach, an der Hirschau liegt, wurde ab 1960 auf ein Zugpaar für den Schülerverkehr beschränkt und am 30. Mai 1976 gänzlich aufgegeben. Heute wird die Strecke nur mehr für den Güterverkehr genutzt.
Die nächstgelegenen Bahnhöfe befinden sich in Freihung (12 km), in Röthenbach (12 km) und Vilseck (14 km), die an der Bahnstrecke Neukirchen–Weiden liegen. Der Bahnhof Wernberg-Köblitz (15 km) liegt an der Bahnstrecke Regensburg–Weiden und der Bahnhof in Amberg (15 km) an der Bahnstrecke Nürnberg–Schwandorf.[121]
An den öffentlichen Personennahverkehr ist Hirschau mit mehreren Buslinien angebunden. Dabei handelt es sich um die Linie 59 der RBO über Lintach nach Amberg (VGN-Linie 459)[122], die Line 55 der RBO zwischen Weiden und Amberg (VGN-Linie 455)[123] sowie die RBO-Line 63 zwischen Schnaittenbach und Sulzbach-Rosenberg (VGN-Linie 463)[124].
Hirschau liegt an der Staatsstraße 2238, die die beiden Oberzentren Amberg und Weiden miteinander verbindet sowie an der Staatsstraße 2123, die von Sorghof über Vilseck bis Hirschau führt.
Außerdem liegt Hirschau an der Bundesstraße 14. Die Bundesstraße durchquert das Stadtgebiet von Osten nach Westen. 7 km westlich auf dem Gebiet der Nachbargemeinde Gebenbach kreuzen sich die Bundesstraße 14 und die Bundesstraße 299.
Bis zur Anschlussstelle Wernberg-Köblitz der Autobahn A 93 sind es von Hirschau aus 15 km. Die Autobahn A 6 ist von Hirschau aus entweder über die Autobahn A 93, Anschlussstelle Wernberg-Köblitz, und dann über das Autobahnkreuz Oberpfälzer Wald nach 18 km oder über die Anschlussstelle Amberg-West nach 21 km zu erreichen.[121]
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