Dieser Artikel behandelt die Stadt Hilpoltstein im mittelfränkischen Landkreis Roth. Ein Markt im oberfränkischen Landkreis Forchheim heißt Hiltpoltstein.
Die Anfänge der Burg Hilpoltstein und der Stadt reichen bis ins 10. Jahrhundert zurück, im 13. und 14. Jahrhundert war die Burg Sitz der Herren von Stein. Im Jahr 1354 wurden Hilpoltstein die Stadtrechte verliehen. Schweiger von Gundelfingen verkaufte zwei Jahre darauf Burg und Stadt Hilpoltstein an die Wittelsbacher Herzöge Stephan, Johann und Friedrich, bei der Teilung des Herzogtums kam Hilpoltstein zu Bayern-Ingolstadt. Anno 1392 bestätigte Herzog Stephan die Stadtrechte.
Herzog Ludwig der Reiche von Bayern-Landshut baute 1473 in Hilpoltstein eine Kirche und den „Traidkasten“ an der Burg, der heute als Haus des Gastes genutzt wird. Nach dem Landshuter Erbfolgekrieg im Jahr 1505 wurde Hilpoltstein dem Fürstentum Pfalz-Neuburg zugeschlagen. 1542 wurde Hilpoltstein zusammen mit Heideck und Allersberg für 36 Jahre an die Freie Reichsstadt Nürnberg verpfändet. Herzog Philipp Ludwig löste die Ämter Hilpoltstein, Heideck und Allersberg wieder aus und vermachte sie zusammen mit Sulzbach seinem Bruder, Pfalzgraf Ottheinrich II. Dieser gab Burg und Herrschaft von Hilpoltstein seiner Gemahlin Dorothea Maria als Witwensitz. Nach seinem Tod und dem Umbau der Burg traf die verwitwete „erlauchte Pfalzgräfin“ im Jahr 1606 in Hilpoltstein ein, dies ist heute der Anlass für das alljährliche Burgfest. Im Jahr 1615 setzte Herzog Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg seinen Bruder Johann Friedrich in das Deputat Hilpoltstein ein.
Nach dem Tod von Dorothea Maria 1639 verfiel die Burg, nach dem Tod Johann Friedrichs verlor Hilpoltstein seine Funktion als Residenzstadt. Im Jahr 1799 wurde Hilpoltstein dem Kurfürstentum Bayern zugeschlagen.
19. bis 21. Jahrhundert
1862 wurde das oberpfälzische Bezirksamt Hilpoltstein errichtet. 1880 erfolgte eine Grenzbegradigung zwischen Mittelfranken und der Oberpfalz. Hilpoltstein wurde aus der Oberpfalz ausgegliedert und mit dem vom Bezirksamt Beilngries ausgegliederten Greding zum neuen Bezirksamt Hilpoltstein in Mittelfranken vereinigt. Der aus diesem Bezirksamt entstandene Landkreis Hilpoltstein bestand von 1939 bis 1972. Mit der Gemeindegebietsreform wurde Hilpoltstein 1972 eine Großgemeinde. 47 Dörfer und Weiler wurden eingemeindet.
Hilpoltstein entwickelte sich zum Unterzentrum, erfüllt aber viele Funktionen eines Mittelzentrums. Am 2. September 2006 stellte eine Lokomotive vom Typ ES 64 U4 mit 357km/h einen neuen Geschwindigkeits-Weltrekord für konventionelle Elektrolokomotiven im Gebiet der Stadt Hilpoltstein auf Höhe der Autobahn-Raststätte Hilpoltstein an der Schnellfahrstrecke Nürnberg–Ingolstadt auf.
Panoramabild Hilpoltsteins, Blick von der Burg
Eingemeindungen
Am 1. Januar 1971 wurde im Zuge der Gebietsreform in Bayern die Gemeinde Solar eingegliedert. Am 1. Januar 1972 folgten Heuberg, Hofstetten, Jahrsdorf, Mindorf, Mörlach, Patersholz, Unterrödel und Zell sowie Teile der Gemeinden Lampersdorf und Tiefenbach. Am 1. Juli 1972 erhielt Hilpoltstein auch einen Teil der bisherigen Gemeinde Pierheim, die bereits im Jahr 1875 umbenannt wurde (vorher Bierheim).[6]Meckenhausen kam am 1. Juli 1976 hinzu. Mit der Eingliederung von Lay wurden am 1. Mai 1978 die Eingemeindungen abgeschlossen.[7]
In Hilpoltstein starben 2020 rund 130 Menschen.[10]
Bedeutende Erfindungen
In Hilpoltstein wurde der Elsbett-Motor erfunden, der mit Rapsöl betrieben wird.
Politik
Stadtratswahl 2020
Wahlbeteiligung: 65,2% (2014: 63,9%)
%
40
30
20
10
0
31,9%
23,9%
27,4%
16,9%
CSU
SPD
FW
Grüne
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
%p
18
16
14
12
10
8
6
4
2
0
-2
-4
-6
-8
-10
-12
-14
-16
−2,0%p
−14,2%p
−0,6%p
+16,9%p
CSU
SPD
FW
Grüne
Bürgermeister
Seit 2008 ist Markus Mahl (SPD) Erster Bürgermeister,[11] Dieser folgte auf Helmut Neuweg (CSU).
Stadtrat
Die letzten Kommunalwahlen führten zu den folgenden Sitzverteilungen im Stadtrat (n.k. = nicht kandidiert):[12][13][14]
2008
2014
2020
CSU
11
8
8
SPD
7
9
6
Freie Wähler (FW)
6
7
6
FDP
0
n.k.
n. k.
Bündnis 90/Die Grünen
n.k.
n.k.
4
Summe
24
24
24
Wappen und Flagge
Wappen
Wappen von Hilpoltstein
Blasonierung: „Unter dreimal von Silber und Blau geteiltem Schildhaupt in Gold ein rot gezungter schwarzer Adler.“[15]
Wappenbegründung: Hilpoltstein war Sitz der Herren von Stein. Der Adler und das Schildhaupt sind dem Wappen der Herren von Stein entnommen. Gleiches gilt für die Farben Silber und Blau. Sie werden auch als Hinweis auf die wittelsbachische Herrschaft seit 1386 gedeutet.
Hilpoltstein führt seit dem 14. Jahrhundert ein Wappen.
Eine Städtepartnerschaft besteht seit dem Jahr 2000 mit der Gemeinde Seilhac[17] im französischen Limousin.[18]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Burg und TraidkastenRathaus Hilpoltstein mit Rathaus II und Schmidhaus im Hintergrund
Sehenswürdigkeiten
→ Hauptartikel: Liste der Baudenkmäler in Hilpoltstein
Burgareal
Begehbare Burgruine Hilpoltstein
Traidkasten, heute Haus des Gastes mit Touristinformation und Volkshochschule
Mittelalterlich geprägte Bürgerstadt
Stadtmauer
Stadtkirche St. Johannes der Täufer von 1473, neues Langhaus von 1732, reich barockisiert
Rathaus, 1417 als Handelshaus erbaut
Chorherrenhaus von 1491
Gasthof Schwarzes Ross, romanische Kellergewölbe, hochmittelalterliche Stadtbefestigung mit Wehrgang, Fachwerkbauten des 16. Jahrhunderts und Baureste einer Brauerei aus der Renaissancezeit
Museum Schwarzes Ross: altes Handwerk, Stadtgeschichte, historische Braustätte
Etliche alte Bürgerhäuser, teilweise Fachwerk
Adelsviertel
Jahrsdorferhaus, Edelsitz der Jahrsdorfer von 1523
Residenz, erbaut 1618 bis 1624, wurde 2010–2011 saniert, jetzt sind die Stadtbücherei und das Kulturzentrum dort untergebracht
Musik
Die Stadt hat mit der Stadtkapelle eine der ältesten musikalischen Vereinigungen Deutschlands mit einer nachgewiesenen Tradition seit 1552.
Regelmäßige Veranstaltungen
Ehemalige pfalzgräfliche Residenz Johann Friedrichs von 1618–1624 (ehemals Amtsgericht) und Stadtpfarrkirche St. Johannes der Täufer (von 1473)
ResidenzKultur mit regelmäßigen Kulturveranstaltungen in der Residenz Hilpoltstein und an anderen Spielorten sowie Ausstellungen
Frühlingskonzert der Stadtkapelle Hilpoltstein im April
Duathlon-Day: Duathlon für Schüler und Jugendliche (vormittags) und Erwachsene (nachmittags, mit Einzel- und Staffelwettbewerb) am letzten Sonntag im April
Mali-Fest: Benefiz-Open-Air am Freitag nach Christi Himmelfahrt (Mai)
Mittelalterfest „Ritter, Barden, Beutelschneider“ alljährlich im Mai; mit Lagerleben, mittelalterlichen Konzerten, Mittelaltermarkt sowie Schwertkämpfen und Ritterturnieren
Standkonzert der Stadtkapelle Hilpoltstein am Abend vor Fronleichnam
Challenge Roth: Triathlon am ersten Sonntag im Juli
Kellerfest der Stadtkapelle Hilpoltstein am zweiten Sonntag im Juli
Burgspiel (Aufführungen ab Mitte Juli bis zum Burgfestsonntag)
Burgfest am ersten Wochenende im August
Freitag: Zapfenstreich, Eröffnung am Marktplatz, Bierprobe im Festzelt, Festzeltbetrieb
Samstag: Burgfest-Trödelmarkt in der Altstadt, Sautrogrennen am Stadtweiher, Festzeltbetrieb
Sonntag: Weckruf der Turmbläser, Burgfestlauf, Standkonzert der Stadtkapelle Hilpoltstein, Einzug der Pfalzgräfin auf den Marktplatz, historisches Festspiel am Marktplatz, historischer Festzug durch die Altstadt zum Festplatz, Festzeltbetrieb
Benefizkonzert, Veranstalter: Lions Club Roth-Hilpoltstein, im Oktober/November mit Unterstützung der Stadtkapelle Hilpoltstein
„HIP live“ Musikfestival mit mehreren Bühnen in der Altstadt im September
Drachenfest am letzten Septemberwochenende
Summer-End-Party auf dem Marktplatz im September/Oktober
Weihnachtsmarkt mit Adventskonzert am ersten Advent
Wirtschaft und Infrastruktur
Main-Donau-Kanal-Brücke
Verkehr
Der Bahnhof Hilpoltstein ist Endpunkt der Bahnstrecke Roth–Hilpoltstein. Ein Bus verkehrt zum Bahnhof Allersberg der Schnellfahrstrecke Nürnberg–Ingolstadt. Im Bereich der Stadt liegt auch die Main-Donau-Kanal-Brücke der Strecke.
Hilpoltstein liegt an der Bundesautobahn 9 und ist über zwei Ausfahrten zu erreichen: Hilpoltstein (Süd/AS-Nr. 56) und Allersberg (Hilpoltstein-Nord/AS-Nr. 55). Die Staatsstraße 2220 führt über Eckersmühlen nach Roth zu einer Anschlussstelle der B2 (8,5km nordwestlich) bzw. über Mörsdorf nach Freystadt (10km östlich). Die Staatsstraße 2225 führt über Alfershausen nach Thalmässing (11km südlich) bzw. nach Allersberg (7,5km nordöstlich). Die Staatsstraße 2238 führt nach Meckenhausen (7,3km östlich).[3]
Zum Stadtgebiet Hilpoltstein gehören eine Anlegestelle und eine Schleuse am Main-Donau-Kanal. Die Schleuse Hilpoltstein zählt neben den Schleusen Leerstetten und Eckersmühlen zu den drei Schleusen mit den größten Hubhöhen in Deutschland.
In Hilpoltstein sind vier Schularten vertreten: Grundschule, Mittelschule, Realschule, Gymnasium.
Hinzu kommen die Comenius-Schule (staatlich anerkanntes Förderzentrum), die Sonderberufschule für Hörgeschädigte der Regens-Wagner-Stiftung, die Gehörlosenschule Zell, die Förderschule Weinsfeld sowie die Musikschule Hilpoltstein.
Gewerbegebiete
Folgende Gewerbegebiete sind vorhanden:
Gewerbegebiet am Kränzleinsberg, Gewerbegebiet an der Autobahn9.
Landeszentrale des LBV
Im Ort befindet sich die Landeszentrale des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern e.V.
Medien
Es gibt zwei Tageszeitungen, die über Hilpoltstein und die nähere Umgebung berichten:
Hilpoltsteiner Kurier (Regionalausgabe des Donaukuriers)
Hilpoltsteiner Zeitung (Regionalausgabe der Nürnberger Nachrichten)
Alfons Fleischmann (1907–1998), in Lochmühle geborener Theologe, Universitätsprofessor und Gründungsrektor der Kirchlichen Gesamthochschule Eichstätt
Toni Rutschmann (7. Juni 1923–1983), Dekorateur, Maler, Grafiker[19]
Ernst Reiter (* 1926), Kirchenhistoriker in Eichstätt
Kai Thomas Platz (* 1965), Mittelalterarchäologe
Personen, die vor Ort wirken oder gewirkt haben
Jacob Paix (1556–ca. 1623), Organist, Komponist, Herausgeber von Musik; kein Nachweis für Hilpoltstein, Aufenthalt wird vermutet.[20]
Ludwig Elsbett (1913–2003), Ingenieur und Erfinder des Elsbett-Motors
Ludwig Sothmann (* 1940), Naturschützer
Rolf Volland (* 1967), deutscher Autorennfahrer im Motorsport Rallycross
Dorothea Maria Müller (* 1985), Schauspielerin
Phil Laude (* 1990), Schauspieler,SängerundComedian.
Literatur
Amt für Kultur und Tourismus (Hrsg.): Burgruine Hilpoltstein. Ein kleiner geschichtlicher Überblick. Stadt Hilpoltstein, Hilpoltstein 1996.
Felix Mader:Bezirksamt Hilpoltstein (=Die Kunstdenkmäler von Bayern. Mittelfranken 3). R. Oldenburg, München 1929, DNB831022647, S.154–193.
Thomas Platz: Ausgrabungen auf der Burg Hilpoltstein, Gde. Hilpoltstein, Lkr. Roth, Mittelfranken. In: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Gesellschaft für Archäologie in Bayern (Hrsg.): Das archäologische Jahr in Bayern 1989. Theiss, Stuttgart 1990, S.181–183.
Thomas Platz: Hilpoltstein vom Frühmittelalter bis zur frühen Neuzeit. Archäologische, baugeschichtliche und historische Aspekte zur Entwicklung einer mittelfränkischen Burg und Stadt Dr. Faustus, Büchenbach 2000, ISBN 3-933474-05-1 (Arbeiten zur Archäologie Süddeutschlands. Band 12).
Wolf-Armin von Reitzenstein:Lexikon fränkischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59131-0, S.103.
Wolfgang Wiessner:Hilpoltstein (=Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Hrsg.]: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 24). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 3-7696-9908-4 (Digitalisat).
Ernst Wurdak: Das Hilpoltsteiner Land, altes Grenzland mitten in Bayern. In: Arno Guder (Redaktion): Hilpoltstein feiert. Festschrift zum Stadtjubiläum 1992. Hilpoltstein 1992.
Wilhelm Volkert (Hrsg.):Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S.483 (eingeschränkte Vorschauin der Google-Buchsuche).
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.733.
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