world.wikisort.org - Deutschland

Search / Calendar

Die Landstadt Greußen ist eine Landgemeinde im Kyffhäuserkreis in Thüringen. Greußen ist der Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Greußen, ohne jedoch dazu zu gehören.

Wappen Deutschlandkarte

Basisdaten
Bundesland:Thüringen
Landkreis: Kyffhäuserkreis
Höhe: 162 m ü. NHN
Fläche: 86,82 km2
Einwohner: 5774 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 67 Einwohner je km2
Postleitzahl: 99718
Vorwahl: 03636
Kfz-Kennzeichen: KYF, ART, SDH
Gemeindeschlüssel: 16 0 65 089
Stadtgliederung: 13 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Bahnhofstraße 13a
99718 Greußen
Bürgermeister: Torsten Abicht[2] (SPD)
Lage der Stadt Greußen im Kyffhäuserkreis
KarteReinsdorf
Karte
Doppelter Mauerring der Stadtbefestigung
Doppelter Mauerring der Stadtbefestigung
Graben der Stadtbefestigung
Graben der Stadtbefestigung
Plastik des „Greußener Schweinchens“
Plastik des „Greußener Schweinchens“
Denkmal für Opfer des Stalinismus in Greußen
Denkmal für Opfer des Stalinismus in Greußen

Geographie



Lage


Die Stadt Greußen befindet sich am Fuß der südlichen Abdachung der Hainleite im Thüringer Becken in einem Ackerbaugebiet. Die Stadt und ihre Gemarkung wird von der Schwarzburger, der Loch-, der Kupfer- und der Sächsischen Helbe sowie dem Steingraben, dem Urbett der Helbe, durchflossen. Die Bundesstraße 4 und die Landesstraßen 2133 und 1041 erschließen die Stadt verkehrsmäßig. Die Bahntrasse ErfurtNordhausen führt mit einer Bahnstation in Greußen durch die Stadt.

Die Stadt Greußen mit ihrem Ortsteil Grüningen ist räumlich von den anderen Ortsteilen getrennt.


Stadtgliederung


Greußen besteht aus der Stadt Greußen und den Ortsteilen Bliederstedt, Feldengel, Großenehrich, Grüningen, Holzengel, Kirchengel, Niederspier, Otterstedt, Rohnstedt, Wenigenehrich, Westerengel und Wolferschwenda.


Geschichte



Vorzeit bis 1871


In vor- und frühgeschichtlicher Zeit war das Greußental von einem See bedeckt, der etwa um Christi Geburt durch Erosion zugeschwemmt war. Geologisch interessant ist das Greußener Tuffgestein. Zahlreiche Bodenfunde bezeugen eine starke Besiedlung des Gebiets um den See in frühgeschichtlicher Zeit. Nördlich von Greußen wurde 1858 in einem Holzschacht einer der wertvollsten Bodenfunde Nordthüringens gemacht. Der Opferfund besteht aus sechs germanischen Kultgefäßen aus der Zeit um 200 n. Chr. Eines davon, das Greußener Schweinchen, hat die Gestalt eines Ebers.

860 wurde der Ort erwähnt als Gruzzi. Der Ortsname kommt vom althochdeutschen Wort Grus für Sand. Davon wiederum leitet sich Gruzen – „ein Ort auf Sand“ ab. In der Karolingerzeit kam das Gebiet der „Drei Greußen“ (West-, Cling- und Markt-Greußen) durch Schenkung wohl fränkischer Grundherren an das Kloster Fulda. Das Gebiet der Altstadt wurde um 900 besiedelt. Die Gegend lag im Herrschaftsbereich der Ludowinger, dann der Wettiner, ab 1319 der Grafen von Honstein und ab 1356 der Grafen von Schwarzburg.

Im Ortsteil Grüningen stand auf dem Platz des Schlosses eine Burg. Die Anhöhe dieser Gebäude wurde und wird vom Wasserlauf der Helbe umflossen. Im 13. Jahrhundert wurden Herren von Grüningen in Urkunden genannt, die sicherlich Besitzer der Burg waren. Auf der mittelalterlichen Anlage, die nur noch aus Wällen, Gräben und Mauerresten bestand, wurden heute ein Altersheim und Kindergarten gegründet.[3]

1250 gründete der Wettiner Landgraf den Ort Marktgruzen. Im Jahr 1353 erhielt Greußen Stadtrecht. Es durfte auch eigene Münzen prägen, die Greußen-Pfennige. Der Ort profitierte von seiner Lage an der Kreuzung von Handelsstraßen, war ein „Nahmarkt“ für eine weitere Umgebung und wurde Handwerkersiedlung. Besonders im 16. Jahrhundert waren Wein- und Waid-Anbau von Bedeutung. Wirtschaftlich spielte auch der Abbau von Greußener Tuffgestein und darunterliegendem Helbe eine große Rolle. 1491 brannte Greußen bis auf zwölf Häuser nieder. Im Dreißigjährigen Krieg wurde „geplündert, geraubt und totgeschlagen von allen Parteien“. 1625 starben 843 von 1300 Einwohnern an der Pest. 1687 wurde Greußen durch einen schweren Stadtbrand betroffen. In den Napoleonischen Kriegen 1807 bis 1813 hatte das Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen den Napoleonischen Truppen Soldaten zu stellen. 1810 wurde eine Greußener Einheit in Spanien aufgerieben. 1834 vernichtete ein Großbrand fast die ganze Stadt. Zum Wiederaufbau wurden auch die oberen Teile der ehemals weit höheren Stadtmauer verwendet.


1871 bis jetzt


In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm auch Greußen an der raschen Industrialisierung teil, insbesondere nach der Gründung des Deutschen Reichs 1871. 1878 wurde der „Verschönerungsverein“ der Stadt ins Leben gerufen.

Bis 1918 gehörte Greußen zur Unterherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Sondershausen, dann ab 1920 zum Land Thüringen, von 1952 bis 1990 zum Bezirk Erfurt, seitdem zum Bundesland/Freistaat Thüringen.

Während des Zweiten Weltkrieges mussten Kriegsgefangene aus der Sowjetunion sowie Frauen und Männer aus Polen in der Landwirtschaft Zwangsarbeit leisten. Elf Polinnen wurden bei einem alliierten Bombenangriff im April 1945 getötet, weil sie auf dem Feld, auf dem sie arbeiteten, keinen Schutz suchen konnten. Zusammen mit 19 deutschen Bombenopfern wurden sie auf dem Friedhof des Ortes begraben. Vier umgekommene sowjetische Zwangsarbeiter liegen auf dem Friedhof im Ortsteil Grüningen.[4]

Am 7. April 1945, kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, erlebte Greußen zwei Angriffe amerikanischer Jagdbomber. Diesen fielen eine Reihe von Wohnhäusern zum Opfer, auch das Rathaus wurde beschädigt. Es gab 36 Tote unter der Zivilbevölkerung, darunter 13 Kinder.[5] Am 11. April 1945 wurde Greußen kampflos von der US-Armee besetzt. Diese wurde Anfang Juli – gemäß Londoner Abkommen von September 1944 über die Bildung von Besatzungszonen in Deutschland – von der Roten Armee abgelöst und das Gebiet kam entsprechend zur SBZ. Das Sparkassengebäude wurde sowjetische Kommandantur, ein Geschäftshaus (heute Filiale der Drogeriekette Rossmann) Sitz des NKWD. Alle leitenden Verwaltungsstellen und die Polizei wurden mit Kommunisten besetzt. Es erfolgten Entnazifizierung, Verhaftungen, Deportationen, Enteignungen und Beschlagnahmen. So machte der Ort alle politischen und wirtschaftlichen Veränderungen in der SBZ und ab 1949 in der DDR mit.

Von Oktober 1945 bis Januar 1946 wurden 38 Greußener Jugendliche aufgrund von Denunziationen unter Werwolf-Vorwurf verhaftet, an das NKWD ausgeliefert, von einem Sowjetischen Militärtribunal in Sondershausen zu hohen Zuchthausstrafen verurteilt und – ohne Information der Eltern – in das berüchtigte Speziallager Nr. 7 Sachsenhausen eingeliefert. Von den unschuldig verurteilten 38 „Greussener Jungs“ verstarben dort 24 unter extremen Bedingungen. Die 14 Überlebenden kamen erst im Jahre 1950 frei. Den Entschluss zur Errichtung eines Erinnerungsmals an diese Ereignisse fasste der erste nach der politischen Wende wieder frei gewählte Stadtrat von Greußen bereits auf seiner ersten Sitzung. Am 24. November 1990 wurde der Gedenkstein in Anwesenheit von vier Überlebenden feierlich eingeweiht.

Greußen gehörte seit 1992 zur Verwaltungsgemeinschaft Greußen. Am 1. Januar 2021 fusionierte die Stadt Greußen mit der Stadt Großenehrich und der Gemeinde Wolferschwenda zur Stadt und Landgemeinde Greußen und verließ gleichzeitig die Verwaltungsgemeinschaft.[6]


Einwohnerentwicklung


Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember):

  • 1994: 4370
  • 1995: 4316
  • 1996: 4295
  • 1997: 4270
  • 1998: 4259
  • 1999: 4164
  • 2000: 4122
  • 2001: 4010
  • 2002: 4049
  • 2003: 4006
  • 2004: 3959
  • 2005: 3950
  • 2006: 3908
  • 2007: 3887
  • 2008: 3824
  • 2009: 3779
  • 2010: 3748
  • 2011: 3713
  • 2012: 3703
  • 2013: 3655
  • 2014: 3622
  • 2015: 3610
  • 2016: 3618
  • 2017: 3557
  • 2018: 3480
  • 2019: 3432
  • 2020: 3403
  • 2021: 5774*
Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik
* ab 2021 neugebildete Stadt Greußen

Politik


Rathaus Greußen
Rathaus Greußen

Die Stadt Greußen ist Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Greußen.


Gemeinderat


Die Kommunalwahl vom am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis für die Zusammensetzung des Gemeinderats:[7]

Partei: SPDCDUNPDGesamt
Sitze:9 Sitze6 Sitze1 Sitz16 Sitze
Stimmenanteil:57,8 %36,8 %5,3 %100 %

Bürgermeister


Der hauptamtliche Bürgermeister Torsten Abicht (SPD) wurde am 11. Juli 2021 gewählt.[2]


Wappen


Blasonierung: „In Blau ein blaugerüsteter und behelmter Reiter in natürlichen Farben auf goldgezäumtem, goldbehuftem, silbernem Ross, mit silbernem Schwert seinen roten Umhang teilend, unten von einem blauen Schildchen begleitet, darin ein gekrönter goldener Löwe.“

Bereits das älteste Siegel von 1369 zeigt den heiligen Martin zu Pferde und einen kleinen Schild mit dem Schwarzburger Löwen. Der heilige Martin ist der Schutzpatron der Kirche in Greußen.[8]


Städtepartnerschaften


Greußen pflegt eine Partnerschaft mit


Sehenswürdigkeiten


Stadtkirche St. Martini
Stadtkirche St. Martini

Wirtschaft und Infrastruktur


Der Ort lebt vor allem von Landwirtschaft und landwirtschaftlichen Veredlungsprodukten. Überregional bekannt ist die Greußener Salami, die schon seit Jahrzehnten produziert wird. Greußener Salami ist eine geschützte geographische Angabe.[10] Daneben existieren eine Vielzahl kleiner und mittelständischer Gewerbebetriebe.


Verkehr



Bildung


In Greußen gibt es seit 1991 ein Staatliches Gymnasium „Friedrich von Hardenberg“ (davor POS „Hans Beimler“), eine Staatliche Regelschule (davor POS „Juri Gagarin“) in der Haupt- und Realschule additiv organisiert sind und eine Grundschule (davor EOS später POS „Karl Marx“).


Sport



Vereine



Söhne und Töchter



Literatur




Commons: Greußen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Greusen in der Topographia Superioris Saxoniae (Matthäus Merian) – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise


  1. Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
  2. Thüringer Landesamt für Statistik: Wahlen in Thüringen, Bürgermeisterwahl 2021 in Thüringen, Greußen. Abgerufen am 2. Oktober 2022.
  3. Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag, 2001, ISBN 3-910141-43-9, S. 120
  4. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 169, ISBN 3-88864-343-0
  5. Jürgen Möller: Der Kampf um Nordthüringen im April 1945. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2010. S. 132. ISBN 978-3-86777-212-9
  6. Zweites Thüringer Gesetz zur freiwilligen Neugliederung kreisangehöriger Gemeinden im Jahr 2019 (2. ThürGNGG 2019) vom 10. Oktober 2019, §6, abgerufen am 2. Januar 2021
  7. Thüringer Landesamt für Statistik, Gemeinderatswahl 2019 in Thüringen – endgültiges Ergebnis für Greußen, abgerufen am 24. Oktober 2019
  8. Neues Thüringer Wappenbuch Band 2 Seite 25; Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft Thüringen e. V. 1998 ISBN 3-9804487-2-X
  9. Sanierung Rathaus Greußen auf den Seiten der Architektenkammer Thüringen
  10. Europäische Kommission: Landwirtschaft und Ländliche Entwicklung

На других языках


- [de] Greußen

[en] Greußen

Greußen is a town in the Kyffhäuserkreis district, in Thuringia, Germany. It is situated 17 km southeast of Sondershausen, and 29 km north of Erfurt. In January 2021 it absorbed the former municipalities Großenehrich and Wolferschwenda.

[ru] Гройсен

Гройсен (нем. Greußen) — город в Германии, в земле Тюрингия.



Текст в блоке "Читать" взят с сайта "Википедия" и доступен по лицензии Creative Commons Attribution-ShareAlike; в отдельных случаях могут действовать дополнительные условия.

Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.

2019-2025
WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии