Böddenstedt (niederdeutsch Bernstä) ist ein Ortsteil der Gemeinde Suderburg in der Samtgemeinde Suderburg im südwestlichen Landkreis Uelzen, Niedersachsen. In den Jahren 1991 und 2016 zählte Böddenstedt zu den Siegern des Bundeswettbewerbs Unser Dorf hat Zukunft (ehem. Unser Dorf soll schöner werden).
Böddenstedt Gemeinde Suderburg 52.9307610.4424867 | ||
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Höhe: | 67 m ü. NN | |
Fläche: | 9,58 km² | |
Einwohner: | 486 (2017)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 51 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. Juli 1972 | |
Postleitzahl: | 29556 | |
Vorwahl: | 05826 | |
Lage von Böddenstedt in Niedersachsen | ||
Böddenstedt liegt zwischen Hamburg und Hannover inmitten der Lüneburger Heide. Der bei Holxen in die Hardau mündende Stahlbach[2](niederdeutsch Stalbeke) – wird aus der in Bahnsen entspringenden Böddenstedter Aue[3] und dem im Moor entspringenden Wehrbach gespeist – durchfließt den Ort am südlichen Rand von West nach Ost, betrieb bis 1970 die Wassermühle und wird dabei von Fischteichen und eher flacheren Wiesen- und Weidengebieten begleitet. Weiter nordwestlich erstreckt sich das 398 ha große Naturschutzgebiet Mönchsbruch.
Wann sich die ersten Menschen in Böddenstedt niedergelassen haben, ist nicht genau bekannt. Zahlreiche Urnenfunde und Hügelgräber aus der Älteren Bronzezeit (um 1600 v. Chr.) sowie ein mitten im Ort liegender Schälchenstein (um 800 v. Chr.) deuten jedoch auf eine frühzeitliche Besiedlung hin.
Urkundlich wird Böddenstedt als villa budenstide erstmals im Jahre 1197 n. Chr. im Bremischen Urkundenbuch erwähnt.[4] Weitere Schreibweisen waren Bodenstide (1226), Bodenstede (1233) und Boddenstede (1594). Seit dem Jahre 1200 ist bereits die Existenz einer Wassermühle belegt. Bis ins 15. Jahrhundert war die ministerialadlige (Knappen-)Familie derer von Böddenstedt (Bodenstede) vor Ort ansässig. 1322 erwarben beispielsweise die Brüder und Ritter Otto, Werner und Gebhard Grote von dem Knappen Heinrich von Böddenstedt einen Hof nebst Lehnsrecht in Böddenstedt, während die von Meltzing 1358 einen Wüsthof mit Waldanteil und eine Tonne Bier an Dietrich und Heinrich von Böddenstedt verkauften.[5] Im Jahre 2021 wurde in der Böddenstedter Feldflur ein Siegelstempel des Hans (Johannes) von Bodenstede gefunden. Hans von Bodenstede war Vikar in Uelzen und ist im Uelzener Urkundenbuch zwischen 1398 und 1443 bezeugt.[6]
Als 1550 die Pest in der Hansestadt Uelzen grassierte und ein Viertel der Stadtbevölkerung verstarb, legte Heinrich von Meltzing, damaliger Hauptmann von Bodenteich, in den pestfreien Dörfern Böddenstedt und Suderburg amtliche Waagen an (eigentlich ein Stadtprivilegium). Da beide Orte an der wichtigen Heerstraße von Hamburg nach Braunschweig (Hessenkarrenweg) lagen, konzentrierte sich der regionale Handel fast zwanzig Jahre lang in diesen beiden Orten. Erst im Jahre 1569 wurde dem Treiben auf Bitten der mittlerweile pestfreien Stadt Uelzen durch die Herzöge Heinrich und Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg ein Ende bereitet. Zu dieser Zeit bestand Böddenstedt aus elf Vollhöfen, drei Halbhöfen und acht Katen. In Böddenstedt befand sich zudem ein Holzgericht (Holting tho Boddenstede), dessen Aufgabe in der Regelung örtlicher Rechtsangelegenheiten bestand und das sich laut Amtsregister von 1569 auf die Orte Gerdau, Holthusen, Bargfeld, Bohlsen, Bahnsen sowie die bei Groß Süstedt gelegene Klintmühle erstreckte.
Im Jahre 1815 beantragte Böddenstedt eine Verkoppelung durchzuführen, die ab 1818 mit einer Spezialteilung (Festlegung der Grenzen mit den Nachbarorten) beginnend umgesetzt wurde. Am 17. März 1818 wurde Gustav Uffenorde[7] nach Antrag der Gemeinde Böddenstedt mit der Gemeinheitsteilung (Aufteilung der Weiden-, Wiesen und Ackerflächen) und Verkoppelung beauftragt. Die Vermessung und Kartierung des Dorfes erfolgte in den nächsten drei Jahren durch Ernst Ludewig[8]. Er erstellte bis 1823 eine Karte, in welcher der Zustand vor der Verkoppelung, wie auch der Plan nach der Verkoppelung eingezeichnet sind. Eine Kopie dieser Karte befindet sich heute im Besitz der Dorfgemeinschaft Böddenstedt.
Bis zur Bauernbefreiung im Königreich Hannover von 1831/33 gehörten die Böddenstedter Höfe verschiedenen Grundherren, denen sie abgabe- und dienstpflichtig waren. Dies waren unter anderem die Grafen von Schwerin, die von Estorff, von der Wense und von Weyhe.
Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert eröffneten in Böddenstedt einige Handwerksbetriebe, wie die Stellmacherei Drögemüller (1774), die Tischlerei Stolte (1802), die Schmiede Brese (1848), das Baugeschäft Cohrs (1886) und die Zimmerei Cohrs/Schenk (1890). Der Stellmachermeister und Kirchenvorsteher Heinrich Drögemüller erhielt von der königlichen Landdrostei 1853 ferner die „Concession zur Landkrämerei“ und eröffnete einen Kolonialwarenladen. Weiterhin betrieben der Pächter Gebhard seit 1872 eine Schank- und Gastwirtschaft und der Vollhöfner Stolte seit 1892 eine Kornbrandwein-Brennerei. 1894 wurde zudem eine Posthilfsstelle im Hause Drögemüller eröffnet.
1921 wurde am Ortsausgang in Richtung Uelzen ein Ehrenmal für die zwölf im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten aus Böddenstedt errichtet. Der Zweite Weltkrieg forderte 26 Opfer, darunter Tote und Vermisste. Außerdem kamen gegen Ende dieses Krieges am 4. April 1945 beim Abwurf britischer Sprengbomben sechs Dorfbewohner und ein französischer Kriegsgefangener ums Leben, die am südlichen Ortsrand von Böddenstedt auf dem Acker gearbeitet haben.[9]
Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Einwohnerzahl Böddenstedts aufgrund der Flüchtlingsströme auf 843 (davon 357 Einheimische) an.[10]
1946 hat die Firma Wintershall auf der Suche nach Ölvorkommen mehrere bis zu 3300 Meter tiefe Bohrungen in der Feldmark durchgeführt, die jedoch alle ergebnislos verlaufen sind. Ebenso ergebnislos verlief das Vorhaben des Unternehmens Dr. Oetker zur Errichtung einer Puddingfabrik am Rande Böddenstedts, das von der Bevölkerung abgelehnt wurde. Stattdessen entstand in dem Waldgebiet nördlich des Dorfes in den 1960er Jahren die Wochenendsiedlung Ortheide, die vor Ort auch „Hamburger Siedlung“ genannt wird, da sie viele Familien aus Hamburg anzog. Mittlerweile hat diese Siedlung insofern ihren Charakter gewandelt, als viele Bewohner dauerhaft dort leben.
Am 1. Juli 1972 wurde Böddenstedt in die Gemeinde Suderburg eingegliedert.[11] Die Protestanten von Böddenstedt gehören wiederum zum Einzugsbereich der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Gerdau mit der St. Michaeliskirche.
Am 7. Juni 1997 wurde das 800-jährige Bestehen des Dorfes mit einer großen „Jubiläumsschau Landwirtschaft und Gewerbe“ gefeiert, die von mehreren Tausend Personen besucht wurde.
Die Einwohnerentwicklung der Gemeinde bzw. des Ortsteils Böddenstedt:
Das Baugebiet „Ortfeld III“ (Am Koppelweg) ermöglicht eine Weiterentwicklung des Dorfes in Richtung Norden.
Seit 1972 ist Böddenstedt ein Ortsteil der Gemeinde Suderburg. Dem Rat der Gemeinde bzw. Samtgemeinde Suderburg gehören aus Böddenstedt gegenwärtig Ratsherr Christoph Bauck-Niemann (CDU), Ratsherr Hans-Jürgen Drögemüller (SPD), Ratsfrau Christine Kohnke-Löbert (Grüne) und Ratsherr Jan Stolze (CDU) an.
Die Gemeindevorsteher/Bürgermeister (zu früheren Zeiten Veestherren oder Schulzen genannt) des Dorfes bzw. der ehemaligen Gemeinde Böddenstedt waren:
Seit 1937 führte die Gemeinde Böddenstedt mit Genehmigung der Provinz-Regierung von Hannover das Einhorn derer von Böddenstedt in ihrem Siegel, welches der Historiker Boldwin von dem Knesebeck wie folgt beschreibt: „Im silbernen Felde ein springendes, halbes, rotes Einhorn.“ Das Wappen der Gemeinde Böddenstedt wurde in Anlehnung an dieses Wappen gestaltet. Es ist schräglinks geteilt und stellt auf der linken oberen Hälfte ein halbes, springendes, rotes Einhorn im silbernen Felde und auf der rechten unteren Hälfte das grüne Feld des Dorfes dar. Offiziell geführt wurde dieses Wappen von der Gemeinde Böddenstedt, bis sie im Zuge der Gebietsreform 1972 aufgelöst und der Gemeinde Suderburg einverleibt wurde.[13][14]
In unmittelbarer Nähe zur Waldsiedlung Ortheide befindet sich ein Sportplatz mit zwei Fußballfeldern, einem Vereinsheim, einer Gymnastikhalle, einem Tennisfeld und einem Spielplatz sowie der Waldfriedhof mit einer Kapelle. Seitdem die Schule in den 1970er Jahren geschlossen wurde, wird das innerörtlich gelegene Gebäude als Dorfgemeinschaftshaus genutzt. Auf dem ehemaligen Schulhof befindet sich ein weiterer Spielplatz.
In Böddenstedt besteht zudem ein aktives Vereinsleben. Exemplarisch sind der Posaunenchor (gegründet 1880), die Freiwillige Feuerwehr (gegründet 1903)[15] und der Sportverein VfL Sportfreunde Böddenstedt e. V. (gegründet 1946)[16] zu nennen. Regelmäßig treffen sich außerdem eine Bastelgruppe, ein Seniorenkreis, ein Jägerkreis sowie ein Arbeitskreis, der sich die Pflege des Dorfes zur Aufgabe gemacht hat. Auf der Lichtmess Bürgerversammlung werden alljährlich zwei Dorfbewohner für ehrenamtliches Engagement von der Dorfgemeinschaft mit dem „Goldenen Einhorn“ ausgezeichnet. Als Böddenstedter Wappentier ziert das Einhorn heute zahlreiche Fledermauskästen, die zum Schutz dieser Tiere im Dorf und im angrenzenden Stahlbachtal angebracht wurden.[17]
Das Bauern- und Handwerkerdorf Böddenstedt besitzt die Struktur eines Haufendorfes und weist einen recht hohen Bestand alter Bausubstanz auf. Eine Reihe von Hofanlagen und Einzelobjekten steht heute unter Denkmalschutz. Zu den ältesten Gebäuden zählen ein Speicher aus dem Jahre 1625 und etwa ein Dutzend niederdeutsche Hallenhäuser aus dem frühen 19. Jahrhundert, wie das ehemalige Müllerwohnhaus von 1800 oder die alte Schule von 1809. Der Mühlenteich neben der Wassermühle wurde um das Jahr 1700 angelegt. Der viergeschossige Mühlenbau von 1911 wurde in den 1970er Jahren zu einem repräsentativen Wohnbau umgebaut. Das über dreihundert Jahre alte reetgedeckte Hallenhaus in der Mühlenstraße stammt aus Engeln und wurde Ende der 1980er Jahre nach Böddenstedt transloziert. Sehenswert sind zudem mehrere villenartige Bauernhäuser (sogenannte Rübenburgen) aus der Zeit um 1900, die in Folge eines durch den Anbau von Zuckerrüben erlangten Wohlstandes errichtet wurden.
Nach jahrelangem Engagement der Bürger in dem von Graf Lennart Bernadotte 1961 ins Leben gerufenen Wettbewerb Unser Dorf soll schöner werden ist Böddenstedt nach mehreren Erfolgen auf Kreis-, Bezirks- und Landesebene im Jahre 1991 auf Bundesebene mit einer Goldmedaille ausgezeichnet worden und darf sich seitdem „Golddorf“ nennen. Im September 2015 hat sich Böddenstedt neben 33 weiteren Dörfern erneut für den 2016 unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten stattfindenden Bundeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft qualifiziert und hierbei ebenfalls die Goldmedaille als höchste Auszeichnung errungen. Insgesamt hatten sich über 2400 Dörfer aus ganz Deutschland an diesem Wettbewerb beteiligt.[18] Gleiches gilt für das Nachbardorf Bohlsen (Bundessieger 1993 und 2013). Beide Dörfer können über einen neu gestalteten und informativen „Golddörfer Wanderweg“ erkundet werden.[19][20]
Neben vier Landwirten sind in Böddenstedt nach wie vor einige Handwerksbetriebe und Dienstleister ansässig, die zum Teil auf eine jahrhundertelange Tradition zurückblicken, darunter eine Zimmerei und Dachdeckerei, eine Bau- und Möbeltischlerei, eine Kräutergärtnerei, ein Geschäft für Geschenkartikel sowie ein Kosmetik- und Fußpflegestudio. Unterkunft bieten das Hotel Landgasthof Puck sowie mehrere private Anbieter von Ferienwohnungen und Ferienhäusern.
Nördlich von Böddenstedt befindet sich eine Biogasanlage und im Süden ein Windpark mit fünf Anlagen.[21]
Die Kreisstraßen 28 und 53 verbinden Böddenstedt mit der Kreisstadt Uelzen (11 km) und dem Grundzentrum Suderburg (3 km). Vom Bahnhof Suderburg aus lassen sich die Freie- und Hansestadt Hamburg (via Hundertwasserbahnhof Uelzen) und die Landeshauptstadt Hannover ungefähr im Stundentakt erreichen. Im Ort gibt es außerdem zwei Bushaltestellen des lokalen ÖNV.
In der vierten Staffel der mehrfach prämierten Comedy-Serie Stromberg (mit Christoph Maria Herbst) wird die gleichnamige Hauptfigur Bernd Stromberg in die Capitol-Niederlassung des fiktiven Ortes Finsdorf versetzt. Die Viralmarketing-Kampagne lief über die Website finsdorf.de. Dort begrüßte man Bernd Stromberg bereits als neuen Einwohner. GoYellow schaltete sich in diese Kampagne ein und stellte einen Ausschnitt der Originalkarte zur Verfügung, auf der Böddenstedt in Finsdorf umbenannt wurde.[22] Zusätzlich wurde im Süden des Ortes ein fiktives Atomkraftwerk errichtet.
Eimke mit den
Ortsteilen Dreilingen, Eimke, Ellerndorf und Wichtenbek
Gerdau mit den
Ortsteilen Bargfeld, Barnsen, Bohlsen, Gerdau, Groß Süstedt und Holthusen II
Suderburg mit den
Ortsteilen Bahnsen, Böddenstedt, Hamerstorf, Hösseringen, Holxen, Räber und Suderburg