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Räber ist ein Ortsteil der Gemeinde Suderburg in der Samtgemeinde Suderburg und liegt im Südwesten des Landkreises Uelzen in Niedersachsen. Im Jahr 1313 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt und am 1. Juli 1972 nach Suderburg eingemeindet.

Räber
Gemeinde Suderburg
Höhe: 70 m
Einwohner: 190 (31. Dez. 2017)
Eingemeindung: 1. Juli 1972
Postleitzahl: 29556
Vorwahl: 05826
Dorfplatz in Räber
Dorfplatz in Räber
Dorfplatz in Räber

Geographie


Räber Spring
Räber Spring

Räber liegt im Süden der Lüneburger Heide, im Hardautal, einem Übergangsgebiet der Großlandschaften von Hoher Heide und Uelzener Becken. Das Dorf ist fast vollständig von Wald, insbesondere dem Lüßwald, umschlossen. Im vor allen durch landwirtschaftliche Nutzflächen gekennzeichneten Norden des Ortes fließt der Olmsbach, durch Räber selbst die Räber Spring; beide münden südlich in die Hardau. Das Straßendorf entfaltet sich hauptsächlich entlang der Alten Dorfstraße, umfasst aber auch einen westlichen Ausläufer sowie ein Neubaugebiet (Räber West II). Vom Nordosten ausgehend umgeben Räber die Orte Unterlüß, Dreilingen, Graulingen, Suderburg und Hösseringen.

Die Entstehung des Ortes fällt vermutlich mit der Entstehung der heute prominenten Charakteristika der Heidelandschaft zusammen. Während deren Ursprung oft mit dem umfangreichen Holzbedarf der Lüneburger Salinen begründet wird,[1] zeigte sich tatsächlich bereits ab dem Jahr 1000 ein starker Rückgang der Waldbestände sowie eine sukzessive Ausbreitung der Besenheide (Lüneburger Heide). So scheint gerade die Völkerwanderung, das damit einhergehende Siedlungsgeschehen sowie eine intensive Beweidung, für jenes Abnehmen des ursprünglichen Waldbestands und der Entstehung größerer offener Flächen gesorgt zu haben, in der sich die Besenheide ausbreiten konnte. Die leicht hügelige Landschaft um Räber wurde durch die Saale-Eiszeit gestaltet. Ihr von Endmoränen durchzogenes Terrain führte zu der Bezeichnung des oberen Bachteils der Räber Spring als „Räbersche Schweiz“.


Geschichte



Mittelalter und Frühe Neuzeit


Lokale Nachforschungen legen nahe, dass das Gebiet um Räber bereits in der Bronzezeit besiedelt war. Die Ortssiedlung selbst entstand vermutlich im 8. Jahrhundert. Die ursprüngliche Form des heutigen Straßendorfs könnte sowohl die eines Haufendorfs, als auch eines Rundlingsdorfs gewesen sein. Eine erste urkundliche Erwähnung des Dorfs findet sich in einem Kaufvertrag über einen Hof in Räber aus dem Jahre 1313.

Im Mittelalter wechselte das Dorf unzählige Male den Besitzer zwischen verschiedenen Klöstern und Angehörigen des Ritterstands. Im 16. Jahrhundert lässt sich erstmals ein offizieller Nachweis für den örtlichen Hofbestand finden (3 Vollhöfe, 3 Halbhöfe und 4 Koten) sowie eine Schätzung der Einwohnerzahl (zwischen 30 und 60 Einwohner).

Das Dorf teilte in den folgenden Jahrhunderten das Schicksal vieler anderer Orte. Epidemien wie Pest und Typhus oder Krieg und Verwüstung als Folge des Dreißigjährigen Krieges werden auch in den lokalen Dorfchroniken ausführlich beschrieben. Dennoch erwies sich offenbar die Lage des Orts abseits der Heerstraßen, Handelswege und Poststraßen zwischen Städten wie Lüneburg, Uelzen, Braunschweig, Hannover und Celle, als ein großer Vorteil. Aufgrund der Abseitslage wurden viele folgenreiche Ereignisse dieser Jahrhunderte nur abgemildert erfahren. So entwickelte sich im Dorf zwar kein umfangreiches Handwerks- oder Kaufmannsmilieu,[1] jedoch eine äußerst erfolgreiche Landwirtschaft. Ein Chronist konstatierte rückblickend: „Die Armut scheint in Räber auszusterben. Heimisch war sie hier wohl noch nie.“[2]


19. und 20. Jahrhundert


Es ist überliefert, dass es bereits im Jahr 1730 eine künstliche Wiesenbewässerung entlang der Räber Spring gab. Eine Technik, die gut hundert Jahre später an der Wiesenbauschule in Suderburg institutionalisiert bzw. gelehrt wurde und an deren Gründung (1853) sich zahllose Räberaner als Stifter beteiligten. Der Anschluss des Orts an das Eisenbahnnetz erfolgte im Zuge des Eisenbahnneubaus von Lehrte nach Harburg im Jahr 1847. Der teils auf einem Damm, teils im Geländeeinschnitt verlaufende, inzwischen auch zur ICE-Strecke ausgebaute Schienenstrang trennt noch heute den nördlichen Ortsrand von dem sich daran anschließenden Wald.

Die Einigungskriege sowie die beiden Weltkriege erlebte Räber ähnlich wie zahllose andere Gemeinden in Deutschland. Der Zweite Weltkrieg endete vor Ort mit dem Einmarsch der Alliierten in das Dorf am 14. April 1945. In der Folge stand das Dorf, aufgrund der anhaltenden Kämpfe um Uelzen, für neun Tage unter Besatzung und war von den Einwohnern zu räumen. In der weiteren Folge merkten die Einwohner jedoch wenig von der Besatzung. Zudem war die Infrastruktur des Dorfs von vielen extremen Auswirkungen des Krieges, wie etwa Bombardierung, verschont geblieben. Jedoch hatte die Kriegsfolge des umfangreichen Stroms von Heimatvertriebenen aus dem Osten eine deutliche sowie nachhaltige Auswirkung auf die Gemeinde. So verdoppelte sich rasch die Einwohnerzahl, wuchs auf 435 Personen und sorgte für eine anhaltende Wohnungsnot. Während die meisten Heimatvertriebenen weiterzogen, blieben einige auch vor Ort und veränderten somit nachhaltig die Sozialstruktur des Dorfs.

Die Nachkriegschroniken Räbers verweisen besonders auf die Bemühungen um einen lokalen wirtschaftlichen Wiederaufbau. Vor Ort drehten sich die Schicksale vor allem um die landwirtschaftlichen Erträge und deren Zu- sowie Abnahme durch die jeweiligen klimatischen Bedingungen, wie etwa folgenschwere Orkane (1956) oder sich abwechselnde Dürre- und Rekorderntejahre (1959/60).

Die Anlegung des nichtkirchlichen Ortsfriedhofs erfolgte 1951 und die Fertigstellung der dort befindlichen Kapelle 1954. 1959 wurde das Ehrenmal der Gefallenen vom Dorfplatz dorthin umgesetzt.[3]

Der Gemeinde Räber selbst wurde bereits im Jahre 1940 die Berechtigung erteilt, im Süden des Ortes, an der Einmündung von Räber Spring und Hardau, einen Badeteich anzulegen. Doch erst im Jahr 1969 kam es zur Bauentscheidung, Gestaltung und am 29. Juli 1971, Einweihung des Hardaustausees. Am 1. September 1977 fand, nach einjähriger Bauzeit, zudem die Einweihung des Springsees statt. Der in der Nähe des südlichen Ortseingangs liegende Dorfteich samt Rundwanderweg hat eine Fläche von ca. 1,5 ha.

Die im Jahre 1818 erstmals und nach einem Brand im Jahre 1864 neu erbaute Ortsschule wurde im Jahr 1972 geschlossen und in ein Wohnhaus umgewandelt.[3]

Im Mai 1976 erhielt Räber Straßenbezeichnungen mit Hausnummern. Seit dem Jahr 1979 nimmt der Ort am Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft teil.[4] 1981 und 1983 erreichte man dabei den 1. Platz im Landesvergleich sowie 1992 und 2008 im Kreiswettbewerb. 1984 scheiterte der Versuch, die Genehmigung für ein Dorfwappen zu erhalten, vor allem daran, dass dem Dorf die Gemeindeeigenschaft fehlt.


21. Jahrhundert


Im Jahr 2013 fand die 700-Jahrfeier des Orts mit entsprechender Gedenksteinlegung in der Ortsmitte statt.


Ortsname


Mythologische Überlieferungen berichten von Riesen, die im Gebiet von Räber gewohnt haben und über den Berg hinweg nach Hösseringen gerufen haben sollen, „Kummt doch mol röber, rööber, röööber!“[5]

Etymologische Studien befördern die These, dass das Wort „bearo/ bero“ die Schweinemast bezeichnet und aufgrund der höchst erfolgreichen lokalen Schweinemast, dies dem Ort wohl den Namen eingetragen habe.

Andere Quellen interpretieren der ursprünglichen Ortsnamen als „Flusswald“, da das Dorf an der Räber Spring, dem umliegenden Wald und somit in einer lebensgünstigen Umgebung entstanden sei. So datiert eine entsprechende, erstmalige Erwähnung als „Retbere“ auf das Jahr 1033.[1]

Andererseits gibt es Zweifel, ob eine Flurbezeichnung, die mit „Auwald“ übersetzt werden kann stimmt. Diese ergibt sich, wenn man das „Grundwort 'b(e)aro = Wald' [mit] dem Bestimmungswort 'Hriot = Schilf oder niederdeutsch Reet' zusammensetzt“.[3]

In historischen Dokumenten finden sich zudem zahllose weitere Schreibweisen des Ortsnamens[6]:


Gebietszugehörigkeiten


Aus den historischen Dokumenten leiten sich folgende Zugehörigkeiten ab[7]:


Entwicklung der Einwohnerzahl


Entsprechend der verfügbaren Dokumente zeigt sich folgende Entwicklung:

Jahr 001823001848001867001871001885001895001910001920001925001933001937001939001946001947001950001961001970001990002002002017
Einwohner 131236215233251248220227214208217217163433438308257251205190

Kultur und Sehenswürdigkeiten



Vereine und Dorfleben


Feuerwehrhaus in Räber
Feuerwehrhaus in Räber

Die zentrale Gemeinschaft des Dorfs ist die Freiwillige Feuerwehr Räber. Gegründet am 18. Februar 1878, noch gemeinsam mit der Hösseringer Wehr, stellt sie seit 1899 eine eigenständige Wehr.[8] Die nach wie vor prekäre Lage der Heidelandschaft in Kombination mit der seinerzeit historischen Gefahr des Funkenflugs von Dampflokomotiven, aber auch die typische Bauweise der lokalen strohgedeckten Häuser, machen die örtliche Wehr seit jeher zu einem unverzichtbaren Element der Dorfgemeinschaft. In den Jahren 1978 sowie 2003 wurde dementsprechend das 100 bzw. 125-jährige Bestehen umfassend öffentlich gefeiert.

Ebenfalls bereits im 19. Jahrhundert und im Rahmen der Agrarreformen, entstand die Realgemeinde Räber, der alle Grundstückseigentümer des Orts bis heute angehören.

Veranstaltungsort Osterfeuer Räber
Veranstaltungsort Osterfeuer Räber

Darüber hinaus erreichte der Kegelklub des Ortes eine überregionale Bekanntheit, als dieser durch den NDR-Moderator Hubertus Meyer-Burckhardt für einen Tag besucht und schließlich im Rahmen der Sendung „Der Vereinsmeyer“, am 4. Januar 2014, vorgestellt wurde. Im Rahmen der Ausstrahlung der Sendung waren zudem einige Vereinsmitglieder als Teil der Sendung „DAS!“ zu Gast auf dem „Roten Sofa“.

Das Osterfeuer ist nach wie vor ein bedeutendes, jährlich stattfindendes Ereignis, an dem fast die gesamte Dorfgemeinschaft teilnimmt.


Ortsansichten



Sehenswürdigkeiten



Literatur




Commons: Räber – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Roman Fritsch: Räber. Die geschichtliche Entwicklung. In: Freiwillige Feuerwehr Räber (Hrsg.): Festschrift zum 100-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Räber. Eigenverlag, Räber 1978.
  2. Aus der nach-napoleonischen Zeit. In: Chronik des Ortes Räber. 13. Juli 2017, abgerufen am 26. Juni 2020.
  3. Rolf Hillmer: Geschichte der Gemeinde Suderburg. Becker Verlag, Uelzen 1986.
  4. Dorfverschönerung. In: Chronik des Ortes Räber. 13. Juli 2017, abgerufen am 29. Juni 2020.
  5. Räber. Abgerufen am 26. Juni 2020.
  6. Das Mittelalter bis zur Reformation. In: Chronik des Ortes Räber. 13. Juli 2017, abgerufen am 26. Juni 2020.
  7. Gebietszugehörigkeit. In: Chronik des Ortes Räber. 13. Juli 2017, abgerufen am 26. Juni 2020.
  8. Tilman Grottian: Geschichte der Gemeinde Suderburg. Edition: Anderweit, Hösseringen 2004, ISBN 3-931824-33-0.
  9. Erste Stoppomat in Norddeutschland - Samtgemeinde Suderburg im Kreis Uelzen. Abgerufen am 27. Juni 2020.



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