Rouffach liegt an der elsässischen Weinstraße. Jährlich findet in der Stadt eine Öko- und Bio-Messe statt, bei der es hauptsächlich um Brot, Wein und Käse geht.
Geographie
Rouffach liegt an dem Flüsschen Lauch, 15 Kilometer südlich von Colmar und 28 Kilometer nördlich von Mülhausen, an den Weinbergen der östlichen Ausläufer der Vogesen. Die wichtigsten überörtlichen Verkehrswege sind die frühere N 83 (heute: D83) (Lyon–Straßburg) und die Bahnstrecke Strasbourg–Basel.
Etymologie
Rouffach ist schon im Jahre 662 als Rubiaco und im 12. Jahrhundert als Rubeacum[1][2] erwähnt. Dieser Name ist auch den alten Formen von Robiac (Robiaco 1119), Royat (Rubiacum 1147) ähnlich.
Es besteht aus zwei Elementen: dem gallo-römischen Personennamen Rubius oder Rubbius und dem keltischen Suffix -āko > -ACU „Eigentum“[3].
Geschichte
Ansicht von Rouffach & Isenburg nach Frans Hogenberg (ca. 1570)
Im 5. Jahrhundert wurde die Stadt ein Wohnsitz der merowingischen Könige. Im Jahr 675[4] soll der Legende nach der Sohn von König Dagobert II. die Stadt dem Bischof von Straßburg übergeben haben, nachdem ihn dieser vom Tode wiedererweckt haben soll. Sie wurde schließlich Hauptort eines bischöflichen Lehens, zu dem auch Egisheim gehörte. Die Stadt entwickelte sich rasch und wurde mit einer Mauer versehen.
Bis 1309 existierte in Rufach eine jüdische Gemeinde, die in Münsters Kosmographie erwähnt wird. Erste Verfolgungen werden 1289 berichtet. Um 1309 wurden Juden verbrannt, die dort eine Synagoge hatten.[5]
Im 15. Jahrhundert entstand aus einer Wallfahrt das Spital St. Valentin zur Versorgung von Anfallskranken.[6]
Das goldene Zeitalter endete abrupt mit dem Dreißigjährigen Krieg, als der Ort von den Schweden verwüstet wurde. Am Ende des Krieges und mit der Eroberung des Elsass durch Frankreich wurde das Lehen abgeschafft. Die Stadt kam wieder zu Wohlstand, hauptsächlich durch Weinbau und weil sie während der folgenden Kriege verschont blieb.
Während der Zeit des Nationalsozialismus war in einer ehemaligen Pflegeanstalt der Stadt eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt (NPEA – volkstümlich Napola) untergebracht (ab Oktober 1940). In der Heil- und Pflegeanstalt Rufach wurde eine „Reichsschule für Volksdeutsche“ gegründet, ein Internat, in dem zwischen 1940 und 1944 etwa 600–650 Jungen aus Südtirol unterrichtet wurden, deren Eltern für Deutschland optiert hatten. (Eine entsprechende Schule für Mädchen bestand in Achern).[7]
Im faschistischen Italien nämlich war der Unterricht in deutscher Sprache unter strengen Strafen verboten, und so mussten diese Jugendlichen, um die eigene Muttersprache korrekt auch schreiben zu lernen, den Schulunterricht weitab von ihrem Elternhaus verbringen. Diese Reichsschule für Volksdeutsche bestand dann parallel zur Napola und von dieser räumlich und im Unterrichtsprogramm getrennt, bis die Kriegsereignisse allmählich zur Auflösung führten.
Demographie
Bevölkerungszahlen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs
Jahr
Einwohner
Anmerkungen
1780
–
über 600 Feuerstellen (Haushaltungen), dazu müssen noch verschiedene jüdische Familien gerechnet werden[1]
Rouffach ist eine Station der Romanischen Straße: Die Kirche Notre-Dame de l’Assomption aus gelbem Sandstein ist im romanischen und gotischen Stil erbaut; das Querschiff stammt aus der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts, das gotische Mittelschiff aus dem 12.und 13. Jahrhundert mit romanischen Seitenportalen; an dem Gebäude wurde bis 1508 gebaut, die Doppelturmfassade blieb unvollendet. Das Gebäude trug während der Französischen Revolution schwere Schäden davon und erscheint heute relativ schmucklos. Die großvolumige Anlage der Kirche und das Vorhandensein mehrerer mittelalterlicher Baustile erscheint dem Betrachter dafür umso deutlicher. (Monument historique seit 1841)
Synagoge, erbaut um 1290 (Monument historique seit 1921)
Die Kirche (Kloster Rouffach) der Franziskaner wurde Ende des 15. Jahrhunderts erbaut.[15][16]
Zahlreiche Gebäude aus dem späten Mittelalter und der Renaissance (Altes Rathaus, Altes Kornhaus) geben der Stadt auch heute noch ein mittelalterliches Gepräge.
Der Hexenturm aus dem 13. bis 15. Jahrhundert diente als Gefängnis. (Monument historique seit 1921)
Das Schloss von Isenbourg, Wohnsitz von König Dagobert II. und seinem Sohn Sigbert, später auch des Straßburger Bischofs, ist nicht mehr erhalten. In einem Neubau aus dem 19. Jahrhundert ist heute ein Luxushotel untergebracht.
Gymnasium für Technik, Landwirtschaft und Weinbau (LEGTAV)
Ölbergkapelle
Hexenturm mit Storchennest
Südostseite von Notre-Dame de l’Assomption
Fassade und Nordseite von Notre-Dame de l’Assomption
Ölbergkapelle
Städtepartnerschaft
Seit 1964 ist Rouffach mit der deutschen Stadt Bönnigheim im Landkreis Ludwigsburg des Landes Baden-Württemberg partnerschaftlich verbunden.
Schulen
Landwirtschaftliche Schule (Lycée agricole)
EPLEFPA (Etablissement Public Local d'Enseignement et de Formation Professionnelle Agricole Rouffach-Wintzenheim)
Persönlichkeiten (in Rouffach geboren)
Konrad Pelikan (1478–1556), Reformator und Theologe
Sigmund Billings: Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten, Basel 1782, S. 125–128.
Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass. Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente, Zweiter Theil, Johann Heinrich Heitz, Straßburg 1825, S. 115–117.
Die Hauschronik Konrad Pellikans von Rufach – Ein Lebensbild aus der Reformationszeit. Deutsch von Theodor Vulpinus. Verlag J. H. Ed. Heitz (Heitz und Mündel), Straßburg 1892 (Google Books).
Theobald Walter: Aus der Kriegsgeschichte der Stadt Rufach. Nach einem am 18. November 1894 im Kriegsverein zu Rufach gehaltenen Vortrage, 1895.
Theobald Walter: Die Hexenprozesse der Rufacher Hexenurkunden, in: Jahrbuch für Geschichte, Sprache und Literatur Elsass-Lothringens, 12. Jahrgang, Straßburg 1896, S. 40–43.
Theobald Walter: Rufach zur Zeit des 30jährigen Krieges, 1897.
Theobald Walter: Die Dinghöfe und Ordenshäuser der Stadt Rufach, nebst einem Anhange zur Baugeschichte des Münsters zu Unserer Lieben Frauen, 1898.
Theobald Walter: Das Spital des Ordens zum heiligen Geiste in der Stadt Rufach, in: Jahrbuch für Geschichte, Sprache und Literatur Elsass-Lothringens, 15. Jahrgang, Straßburg 1899, S. 24–44.
Theobald Walter: Der alte Adel der Stadt Rufach, in: Jahrbuch für Geschichte, Sprache und Literatur Elsass-Lothringens, 16. Jahrgang, Straßburg 1900, S. 36–66.
Theobald Walter: Beiträge zur Geschichte der Stadt Rufach
Band 1: Urkundenbuch der Pfarrei Rufach, 1900.
Band 2: Urkunden und Regesten der Stadt Rufach (662-1350), 1908.
Band 3, 1913.
Rufach, Kreis Gebweiler, Elsass-Lothringen, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Rufach.[17]
Le Patrimoine des Communes du Haut-Rhin. Flohic Editions, Band 2, Paris 1998, ISBN 2-84234-036-1, S. 1015–1027.
Einzelnachweise
Sigmund Billings: Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten, Basel 1782, S. 125–128.
Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass. Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente, Zweiter Theil, Johann Heinrich Heitz, Straßburg 1825, S. 115–117.
Albert Dauzat et Charles Rostaing, Dictionnaire étymologique des noms de lieux en France, éditions Larousse 1968. S. 569.
Lexikoneintrag zu Rufach, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage, Band 17, Leipzig/Wien 1909, S. 237.
Magda Teter:Blood Libel. On the Trail of an Antisemitic Myth. Harvard Press, Cambridge, Massachusetts, London, England 2020, S.168f.
Karl Sudhoff: Ein spätmittelalterliches Epileptikerheim (Isolier- und Pflegespital für Fallsüchtige) zu Rufach im Oberelsaß. In: Archiv für Geschichte der Medizin 6, 1913, S. 449–455
Michael Wedekind: Nationalsozialistische Besatzungs- und Annexionspolitik in Norditalien 1943 bis 1945: die Operationszonen „Alpenvorland“ und „Adriatisches Küstenland“. München 2003 (Oldenbourg), S. 240;
C. Stockert, Das Reichsland Elsaß-Lothringen. Geographischer Leitfaden für die Höheren Lehranstalten, Friedrich Bull, Straßburg 1873, S. 54.
Vollständiges geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Elsass-Lothringen. Enthaltend: die Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Gemeinden, Weiler, Berg- und Hüttenwerke, Höfe, Mühlen, Ruinen, Mineralquellen u. s. w. mit Angabe der geographischen Lage, Fabrik-, Industrie- u. sonstigen Gewerbethätigkeit, der Post-, Eisenbahn- u. Telegraphen-Stationen u. geschichtlichen Notizen etc. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von H. Rudolph. Louis Zander, Leipzig 1872, Spalte 54.
Statistisches Büreau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen: Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. C. F. Schmidts Universitäts-Buchhandlung Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 62, Ziffer 772.
Anonymes Mitglied des Katholischen Volksvereins: Die konfessionellen Verhältnisse an den Höheren Schulen in Elsaß-Lothringen. Statistisch und historisch dargestellt.Straßburg 1894, S. 45.
Rufach, Kreis Gebweiler, Elsass-Lothringen, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Rufach.
Theobald Walter: Das Minoritenkloster zu St. Katharina in Rufach. In: Alemannia, (Band 34 =) Neue Folge, Band 7, 1906–1907, S. 14–65.
Tourisme-Alsace: Recollets-Kirche (Mementodes Originals vom 1. November 2016 im Internet Archive)Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tourisme-alsace.com.
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