Česká Kamenice (deutsch: Böhmisch Kamnitz) ist eine Stadt im Bezirk Tetschen (Děčín) im Aussiger Kreis in Tschechien.
Česká Kamenice | ||||
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Basisdaten | ||||
Staat: | Tschechien![]() | |||
Historischer Landesteil: | Böhmen | |||
Region: | Ústecký kraj | |||
Bezirk: | Děčín | |||
Fläche: | 3876,5784[1] ha | |||
Geographische Lage: | 50° 48′ N, 14° 25′ O50.79972222222214.415833333333301 | |||
Höhe: | 301 m n.m. | |||
Einwohner: | 5.196 (1. Jan. 2021)[2] | |||
Postleitzahl: | 407 21 | |||
Kfz-Kennzeichen: | U | |||
Verkehr | ||||
Bahnanschluss: | Děčín–Jedlová Česká Kamenice–Česká Lípa | |||
Struktur | ||||
Status: | Stadt | |||
Ortsteile: | 10 | |||
Verwaltung | ||||
Bürgermeister: | Jan Papajanovský (Stand: 2021) | |||
Adresse: | náměstí Míru 219 407 21 Česká Kamenice | |||
Gemeindenummer: | 562394 | |||
Website: | www.ceska-kamenice.cz | |||
Lage von Česká Kamenice im Bezirk Děčín | ||||
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Die Stadt liegt in Nordböhmen an der Kamnitz (Kamenice) am Übergang der Böhmischen Schweiz zum Lausitzer Gebirge.
Die Stadt besteht aus den Ortsteilen Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz), Dolní Kamenice (Niederkamnitz), Filipov (Philippsdorf), Horní Kamenice (Oberkamnitz), Huníkov (Henne), Kamenická Nová Víska (Kamnitz-Neudörfel), Kerhartice (Gersdorf), Líska (Hasel), Pekelský Důl (Höllegrund) und Víska pod Lesy (Walddörfel)[3]. Grundsiedlungseinheiten sind Česká Kamenice-střed, Dolní Kamenice, Filipov, Horní Kamenice, Horní Kamenice-východ, Huníkov, Huníkov-sever, Jehla (Nolde), K Janské, Kamenická Nová Víska, Kerhartice, Líska, Pekelský Důl, Pod hřbitovem, Pod Skalkou, Pod tratí, Pod Zeleným vrchem, U nemocnice, U papíren, Víska pod Lesy, Za nádražím und Zámecký vrch (Schloßberg).[4]
Das Gemeindegebiet gliedert sich in die Katastralbezirke Česká Kamenice, Dolní Kamenice, Horní Kamenice, Kamenická Nová Víska, Kerhartice und Líska.[5]
Deutsche Kolonisten gründeten Mitte des 13. Jahrhunderts am gleichnamigen Fluss das langgezogene Waldhufendorf Kamenice. Erstmals urkundlich wurde Kamenice im Jahr 1352 erwähnt. Schon zuvor hatte König Ottokar II. dem mittleren Teil des Dorfes Stadtrechte verliehen – aus dem restlichen Dorf bildeten sich in der Folgezeit die Vorstädte Ober- und Niederkamnitz.
König Wenzel II. überließ Ende des 13. Jahrhunderts die Stadt Johann von Michelsberg – unter ihm gelangte die Stadt zur Herrschaft Scharfenstein. Johann III. von Michelsberg verlieh 1383 den Bürgern das Heimfallrecht. Später erhielt die Stadt noch zusätzlich das Braurecht, 1394 das Bier- und Weinschankrecht sowie das Marktrecht. Die Jakobskirche hatte bereits 1384 ihren eigenen Pfarrer.[6] Den Michelsbergern folgten 1406 die Berken von Dauba und 1428 die Wartenberger.[6][7]
Hohe Kriegsschulden und die herabsinkende Macht veranlasste 1515 die Wartenberger, die Herrschaft an die Herren von Salhausen aus der Mark Meißen zu verkaufen. Diese teilten im Jahr 1535 die Herrschaft. Aus einem Teil wurde die Herrschaft Kamnitz gegründet, die seit 1614 den Kinsky gehörte und bis 1850 bestand. Mit dem Bau des Schlosses und der Marienkapelle entwickelte sich Kamenice im 17. Jahrhundert zu einer repräsentativen Barockstadt. Infolge der Rekatholisierung kam es 1625 zu einem Bauernaufstand. Die Kamenicer Einwohner nahmen auch an den Bauernaufständen von 1680 und 1775 teil. Im Dreißigjährigen Krieg kam es 1634, hervorgerufen durch stationierte österreichische Truppen, zu einem großen Stadtbrand. Schwedische Truppen hinterließen zehn Jahre später ihre Spuren. Zusätzlich litt die Stadt an den Überschwemmungen von 1656, 1677 und 1753, an der Pest im Jahr 1713 sowie an einem weiteren Stadtbrand im Jahr 1778.
Schon für das Jahr 1389 ist Handwerk nachgewiesen. Kamenice besaß im 17. Jahrhundert einen der ersten glasveredelnden Handwerker. Mit dem Bau einer Papierfabrik in Ober-Kamnitz im Jahr 1834 begann sich die Industrie zu entwickeln. Webereien, Spinnereien, Maschinenfabriken, Eisengießereien, Glasraffinerien und eine Möbel- sowie Strickwarenfabrik folgten. Die 1869 eröffnete Eisenbahnstrecke der Böhmischen Nordbahn von Bodenbach nach Warnsdorf förderte den Aufschwung, der sich in der 1894 eröffneten städtischen Wasserleitung und dem 1900 in Betrieb genommenen Elektrizitätswerk widerspiegelte.
1919 wurde Kamenice der Tschechoslowakei zugewiesen. 1921 hatte der Ort 4539 Einwohner, davon 4.295 (95 %) Deutsche,[8] und 1930 4.538 Einwohner, davon 252 (6 %) Tschechen.[9]
Mit dem Münchner Abkommen fiel Böhmisch Kamnitz von 1938 bis 1945 dem „Deutschen Reich“ zu – zum Landkreis Tetschen-Bodenbach, Regierungsbezirk Aussig, im Reichsgau Sudetenland.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wieder der Tschechoslowakei. Ein Großteil der deutschsprachigen Bevölkerung wurde in der Folge enteignet und vertrieben.
1833 trieb der Räuber Wenzel Babinsky sein Unwesen und ermordete im Wald zwischen Oberkamnitz und Hasel den Hirschfelder Webereifaktor Johann Gottfried Blumberg.
Bis 1945 war Böhmisch Kamnitz überwiegend von Deutschböhmen besiedelt, die vertrieben wurden.
Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
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1818 | 2 202 | in 314 Häusern[10] |
1830 | 2 312 | in 338 Häusern[11] |
1832 | 2 231 | in 317 Häusern[12] |
1857 | 3 188 | am 31. Oktober[13] |
1900 | 4 872 | deutsche Einwohner[14] |
1921 | 4 539 | davon 4 295 (95 %) Deutsche[8] |
1930 | 4 790 | [15] nach anderen Angaben 4 538 Einwohner, davon 252 (6 %) Tschechen.[9][8] |
1939 | 4 357 | [15] |
1945 /46 | 0 |
Die nach dem Zweiten Weltkrieg leer-„geräumten“ Sudeten wurden erst nach einigen Jahren nach und nach besiedelt.
Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
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1970 | 5 477 | |
1980 | 5 585 | |
1991 | 5 646 | |
2001 | 5 492 | |
2003 | 5 475 |
Zwischen 1860 und 1867 errichtete Franz Preidl im Tal der Kamnitz (Kamenice) die Rabsteiner Fabriken (auch Preidl Fabriken in Rabstein) – drei Textilspinnereien bei Nieder-Kamnitz (Dolní Kamenice), Kamnitz-Neudörfel (Kamenická Nová Víska) und Jonsbach (Janská).
Im Zweiten Weltkrieg wurden unter dem Decknamen Zechstein auf Johnsbacher Flur Stollen in die Sandsteinfelsen vorgetrieben. Sowohl in der alten Spinnerei als auch in unterirdischen Räumen in den Felsen nahm die Weser-Flugzeugbau GmbH (WFG) aus Bremen ihre Produktion von Zubehör für die Junkers-Sturzkampfflugzeuge (Stuka) auf, die aus Bremen ausgelagert worden war.
Von Ende August 1944 bis 8. Mai 1945 existierte im Ort ein Außenlager des KZ Flossenbürg, dessen 650 Häftlinge Zwangsarbeit für die Bremer Firma Weser-Flugzeugbau verrichten mussten. Die Häftlinge wurden für die Erschließung eines unterirdischen Flugzeugwerks eingesetzt. Auch das KZ-Außenlager hatte den Tarnnamen Zechstein. 59 Häftlinge kamen im KZ ums Leben. Bei Kriegsende waren in dem Barackenlager noch etwa 1500 Häftlinge. Außer einiger Grundmauern ist vom Konzentrationslager nichts mehr erhalten.
Am 8. Mai 1945 wurde das Lager in Richtung Wernstadt evakuiert. Als sie in einer Scheune übernachteten flüchteten die Wachen am nächsten Morgen und die Häftlinge waren frei.[17]
Nach Kriegsende wurde die frühere Spinnerei Rabstein Nr. 59 bis 1946 als Sammelstelle für die vertriebenen Deutschen genutzt.
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