Radmer ist eine Gemeinde mit 498 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2022) in der Steiermark, im Gerichtsbezirk bzw. Bezirk Leoben in Österreich.
Radmer | ||
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Wappen | Österreichkarte | |
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Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Steiermark | |
Politischer Bezirk: | Leoben | |
Kfz-Kennzeichen: | LN | |
Hauptort: | Radmer an der Stube | |
Fläche: | 82,60 km² | |
Koordinaten: | 47° 33′ N, 14° 45′ O47.54514.757777777778729 | |
Höhe: | 729 m ü. A. | |
Einwohner: | 498 (1. Jän. 2022) | |
Bevölkerungsdichte: | 6 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 8795 | |
Vorwahl: | 03635 | |
Gemeindekennziffer: | 6 11 12 | |
NUTS-Region | AT223 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Radmer 31a 8795 Radmer | |
Website: | www.radmer.at | |
Politik | ||
Bürgermeister: | Ludwig Gottsbacher | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2020) (9 Mitglieder) |
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Lage von Radmer im Bezirk Leoben | ||
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Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Die Gemeinde Radmer liegt in der Obersteiermark zwischen Eisenerz, Hieflau und Johnsbach. Die Entwässerung erfolgt über den Radmer Bach, der im Norden durch eine Talenge zum Erzbach fließt. Im Osten, Süden und Westen ist das Gemeindegebiet von den Ennstaler Alpen umschlossen. Die markantesten Gipfel sind der Hochkogel (2105 m) im Osten, Zeiritzkampel (2125 m) im Süden und der Lugauer (2217 m) im Westen.
Die Gemeinde hat eine Fläche von 82,60 Quadratkilometer. Davon sind 3 Prozent landwirtschaftliche Nutzfläche, 10 Prozent Almen und 77 Prozent Wald.[1]
Das Gemeindegebiet umfasst folgende zwei Ortschaften und gleichnamige Katastralgemeinden (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2022[2]):
Landl | ||
Admont | ![]() |
Eisenerz |
Wald am Schoberpaß | Kalwang |
Das früheste Schriftzeugnis ist von 1426 und lautet „Redmir“. Der Name geht auf den slawischen Personennamen Radomir oder Radimir zurück.[3]
In der Mitte des 16. Jahrhunderts begann der Abbau von Kupfer in der Radmer. Der Höhepunkt wurde im Jahr 1760 mit 1100 Zentner Kupfer erreicht. In dieser Zeit waren über 200 Personen im Bergbau beschäftigt.[4] Der Abbau wurde 1855 eingestellt. Vom Beginn des 18. Jahrhunderts bis 1979 wurde auch Eisenerz abgebaut.[5] Bis Ende der 1970er Jahre wurde durch die Waldbahn Radmer Holz und Erz Richtung Hieflau befördert.
Der Paradeisstollen ist ein Kupferschaubergwerk und erinnert an den Bergbau Radmer. Mit einer Stollenbahn können Besucher das spätmittelalterliche Kupferbergwerk befahren. Der Radmerer Kupferbergbau zählte in seiner Blütezeit zu den vier bedeutendsten Kupferabbaustätten in Mitteleuropa und bestand aus etwa 60 Stollen. Die höchste Fördermenge wurde im Jahre 1596 mit 480 Tonnen Rohkupfer erreicht. 1634 fand in diesem Bergbau eine der ersten Sprengungen mit Schwarzpulver in den Alpenländern statt. Im 16. und 17. Jahrhundert war das Kupferbergwerk im Besitz der Äbte des Stiftes Seitenstetten in Niederösterreich. Im Betriebsgebäude des Schaubergwerkes befindet sich ein Schauraum, in dem Funde aus dem Bergwerk sowie Mineralien und andere Exponate ausgestellt sind.
Die Wallfahrtskirche zum heiligen Antonius von Padua, die am 10. August 1602 eingeweiht wurde, befindet sich im Ortsteil Radmer an der Stube. Entworfen wurde die Kirche vom Hofbaumeister Giovanni Pietro de Pomis, die Umsetzung der Pläne erfolgte durch den Baumeister Hans Reßl. Diese Kirche galt als Patronatskirche des Kaisers Franz Joseph.
Das einstige kaiserlich-österreichische Jagdschloss Greifenberg (ursprünglich Greifenstein genannt) im oberen Radmertal mit viergeschossigen runden Ecktürmen geht auf einen Schlossbau um das Jahr 1600 zurück. Es wurde seinerzeit unter dem geadelten Juristen Johann Baptist Linsmayr von Greiffenberg (1542–1608), Großvater der barocken Dichterin Catharina Regina von Greiffenberg, der Sitz eines Gewerken und erhielt baulich die heutige Erscheinungsform. Es gehörte im 19. Jahrhundert dem Stift Seitenstetten in Niederösterreich, wurde Ende des Jahrhunderts ein Jagdschloss des österreichischen Kaisers Franz Joseph. Als Erbteil des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand von Habsburg-Este kam es nach dessen Ermordung im Jahr 1914 in Sarajewo an seine morganatischen Nachkommen, die Fürsten und Herzöge von Hohenberg. Schloss Greifenberg ging durch Besitzteilung des Hohenberg’schen Forstbetriebes auf Heide und Franz Hohenberg über. Das Schloss ist unbewohnt und befindet sich im Verfall.[10]
Das Bauwerk war schon zu Zeiten des Kaiser Maximilian I. von Habsburg (1459–1519) ein Jagdhaus „in Redmeregg“, wurde im Jahr 1602 zu einem Schloss ausgebaut und war später ein Verwaltungsgebäude für den Bergbau. Heute zeugen das Portal, die vermauerten Doppelfenster, mächtige Gewölbe und Türleibungen von dem Alter und der Bedeutung des Gebäudes.
In den Jahren 1872/1873 wurde das einstöckige ehemalige kaiserlich-österreichische Jagdschloss östlich der Sankt Antoniuskirche im Ortsteil Radmer an der Stube im Aussehen eines Berghauses in der Schweiz nach den Plänen des Hofbaumeisters Anton Ölzelt erbaut. Hier logierte der Kaiser Franz Joseph I., wenn er zu den Hofjagden in die Radmer kam. Die 20.000 Hektar Waldbesitz wurden nach dem Tod des Kaisers auf Grund seiner testamentarischen Verfügungen an die Waisenkinder des 1914 in Sarajevo ermordeten Erzherzog-Thronfolgers Franz Ferdinand von Österreich-Este, Max, Sophie und Ernst von Hohenberg übertragen. Nach dem Anschluss Österreichs 1938 wurden Maximilian und Ernst Hohenberg ins Konzentrationslager Dachau deportiert, weil sie sich für die Selbstständigkeit Österreichs und gegen den „Anschluss“ an das Deutsche Reich ausgesprochen hatten. Ihre Besitzungen, darunter auch der Forstbesitz in Radmer, wurden vom Deutschen Reich enteignet. Erst 1949 erfolgte die Rückgabe. Später wurde der Forstbesitz unter den Erben aufgeteilt. Das Jagdschloss dient heute der Familie Hohenberg als Wohnhaus und Forstverwaltung.[11]
Die Berge rund um die Radmer werden häufig für Wanderungen und Schitouren genutzt. Bekannt ist vor allem der steile Aufstieg auf den Lugauer. Radmer ist auch Etappenort entlang des Nordalpenwegs, einem österreichischen Weitwanderweg.
In der Umgebung befinden sich mehrere Almen wie z. B. die Seekaralm, die Kammerlalm, die Neuburgalm oder die Schafbödnalm, wobei auch die Brunnkaralm am Fuße des Zeiritzkampel sehenswert ist. Das Wandergebiet um Radmer zeichnet sich auch dadurch aus, dass es im Herbst meist nebelfrei ist.
Der Almabtrieb findet jeden Herbst in der Hinterradmer statt.
In der Vorderradmer findet jedes Jahr zu Antoni (Mitte Juni) am Samstag ein Fest statt, am darauffolgenden Sonntag ist ein Kirtag.
Zu Pfingsten gibt es jedes Jahr ein Pfingstfußballturnier.
In den Gemeinderat werden neun Mandatare gewählt:
Bürgermeister von Radmer ist Ludwig Gottsbacher.[16]
Die Werkzeuge Schlägel und Eisen weisen auf den langen Erzabbau hin. Der Tannenreisigkranz steht für den Waldreichtum der Gemeinde.[5]
Katastralgemeinden: Radmer an der Hasel | Radmer an der Stube
Ortschaften: Radmer an der Hasel | Radmer an der Stube
Dorf: Radmer an der Stube Rotten: Edelsstückl • Krautgarten (Radmer) • Radmer an der Hasel Sonstige Ortslagen: Schloss Greifenberg • Ehem.-kaiserliches Jagdschloss
Zählsprengel: Radmer
Eisenerz | Kalwang | Kammern im Liesingtal | Kraubath an der Mur | Leoben | Mautern in Steiermark | Niklasdorf | Proleb | Radmer | Sankt Michael in Obersteiermark | Sankt Peter-Freienstein | Sankt Stefan ob Leoben | Traboch | Trofaiach | Vordernberg | Wald am Schoberpaß
Eisenerz • Gaishorn am See • Kalwang • Kammern im Liesingtal • Leoben • Mautern i.Stmk. • Niklasdorf • Proleb • Radmer • St. Michael i.O. • Sankt Peter-Freienstein • Trofaiach • Vordernberg • Wald am Schoberpaß
Ehemalige Gemeinden: Gai • Hafning bei Trofaiach • Hieflau • Treglwang