Erl ist eine Gemeinde mit 1569 Einwohnern (Stand 1.Jänner 2022) im Bezirk Kufstein des Bundeslandes Tirol (Österreich). Die Gemeinde ist durch die Passionsspiele und die Tiroler Festspiele Erl bekannt.
Erl liegt im Unterinntal, etwa 15km nördlich von Kufstein, direkt an der Grenze zu Bayern. Im Westen ist die Gemeindegrenze gebildet durch den Inn, im Norden und Osten durch die Staatsgrenze. Somit ist Erl an drei Seiten von Bayern umgeben. Erl ist die nördlichste und zweit-tiefstgelegene (476m) Gemeinde nach Ebbs (475m) in Tirol. Die Gemeinde ist Teil der Region Untere Schranne.
Der Inn verläuft zwischen Kufstein und Erl als Grenzfluss und verlässt erst in Erl Tirol komplett.
Gemeindegliederung
Erl besteht aus einer einzigen, gleichnamigen Katastralgemeinde bzw. drei Ortschaften (Einwohner Stand 1.Jänner 2022[1]):
Erl (596)
Erlerberg (209)
Mühlgraben (764)
Gliederung
Katastralgemeinden
Ortschaften in der Gemeinde
Erl (26,97 km²)
Erl (D)
Scheiben (R)
Schwaigen (W)
Erlerberg (ZH)
Kleinberg (ZH)
Obersteigenwald (W)
Schönau (R)
Untersteigental (W)
Mühlgraben (R)
Weidau (Sdlg)
Winkl (Sdlg)
Zollhaus (R)
Legende
Legende zur Gliederungstabelle
In der Spalte Katastralgemeinden sind sämtliche Katastralgemeinden einer Gemeinde angeführt. In der Klammer ist die jeweilige Fläche in km² angegeben.
In der Spalte Ortschaften sind sämtliche von der Statistik Austria erfassten Siedlungen, die auch eine eigene Ortschaftskennziffer aufweisen, angeführt. In der Hierarchieebene derselben Spalte, rechts eingerückt, werden nur Ansiedlungen, die mindestens aus mehreren Häusern bestehen, dargestellt.
Die wichtigsten der verwendeten Abkürzungen sind:
M = Hauptort der Gemeinde
Stt = Stadtteil
R = Rotte
W = Weiler
D = Dorf
ZH = Zerstreute Häuser
Sdlg = Siedlung
Hgr = Häusergruppe
E = Einzelgehöft (nur wenn sie eine eigene Ortschaftskennziffer haben)
Die komplette Liste der Statistik Austria ist in: Topographische Siedlungskennzeichnung nach STAT
Zu beachten ist, dass manche Orte unterschiedliche Schreibweisen haben können. So können sich Katastralgemeinden anders schreiben als gleichnamige Ortschaften bzw. Gemeinden.
Wegen seiner exponierten Lage an der deutschen Grenze liegen mit Niederndorf und Niederndorferberg nur zwei der sieben Nachbargemeinden von Erl im Bezirk Kufstein, alle anderen im Landkreis Rosenheim in Bayern.
Erl, in römischer Zeit ein Landgut, wahrscheinlich das Praedium Aurelianum („Besitz des Aurelius“), gehört zu den ältesten Dörfern des Inntales. Die erste römische Besiedlung erfolgte vermutlich im 3.Jahrhundert, was der Mithrasstein in der Pfarrkirche mit der Aufschrift DIM PRO SALUTE („dem unbesiegbaren Gott Mithras zum Heil“) bezeugt.
Um 788–790 wird Erl im arnonischen Güterverzeichnis des Erzbischofs Arn von Salzburg (ad Oriano monte) erstmals erwähnt.[3]
Die Pfarrkirche St.Andreas wurde wegen ihrer Lage an der Grenze bei Kriegshandlungen mehrmals angezündet. Die heutige Ausstattung des Gotteshauses stammt von Sebastian Anton Defregger (um 1818), dazu zählt das Gnadenbild Mariahilf am Hochaltar nach Lucas Cranach d.Ä. Die Deckenbilder (Berufung und Verurteilung des hl.Andreas, 1817) werden Franz Altmutter zugeschrieben. Die Kirche wurde 1980 innen generalrenoviert.
1504 kam Erl unter Kaiser Maximilian mit den Gerichten Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg zu Tirol und ist seither Grenzort gegen Bayern. An der Engstelle vor der Grenze befand sich die Schanze von Windshausen, an der in den Kriegsjahren 1703/04, 1744, 1800 und 1809 Kämpfe mit bayerischen Truppen stattfanden. Dabei wurde 1704 und 1809 das ganze Dorf niedergebrannt. An der hölzernen Innbrücke (erbaut 1895 – neu errichtet 1991 – 2021 gesperrt[4]) zur bayerischen Nachbargemeinde Oberaudorf steht eine überlebensgroße barocke Statue des Wasserheiligen Johannes Nepomuk (1732).[5]
Bevölkerungsentwicklung
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Sieheauch:Liste der denkmalgeschützten Objekte in Erl
Katholische Pfarrkirche Erl hl. Andreas
An Sehenswürdigkeiten gibt es in Erl insbesondere die Blaue Quelle (750Liter pro Sekunde Wasserschüttung), den Trockenbachwasserfall, das sagenumwobene „Erler Herz“ und den Blick vom Kalvarienberg ins Inntal.
Aussichtsberge sind das Kranzhorn (1367m) mit den zwei Gipfelkreuzen und der Spitzstein (1596m).
Am ehemaligen österreichischen Zollhaus an der hölzernen Innbrücke gibt es eine Gedenktafel von Franz Josef Kranewitter für den Geologen und Heimatschriftsteller Adolf Pichler, der hier 1819 geboren wurde.
Die Gemeinde ist Mitglied des Tourismusverbandes Kufsteinerland.
Die Passionsspiele gehen vermutlich auf ein Gelübde während der Pestzeit zurück. Die Tradition, in Erl religiöse Spiele aufzuführen, ist seit 1613 nachweisbar. 1957 bis 1959 wurde für das 1933 durch Brandstiftung[6] abgebrannte alte Gebäude ein neues, hochmodernes Passionsspielhaus nach den Plänen von Robert Schuller aus Innsbruck erbaut. Der Bau gilt als eine Ikone der Nachkriegsmoderne wie auch als akustisches Meisterwerk. Hier werden seither alle sechs Jahre die Passionsspiele aufgeführt, an denen fast das ganze Dorf mitwirkt und die tausende Besucher aus dem In- und Ausland anziehen. Erl gehört neben Oberammergau zu den ältesten Passionsspielorten in Europa.
Die Tiroler Festspiele Erl, gegründet von Gustav Kuhn 1997, finden jährlich im Sommer, in der Regel beginnend am ersten Donnerstag im Juli, vier Wochen lang statt. Auf dem Spielplan stehen vor allem Wagner, Strauss, Bruckner, Beethoven, Mozart, Belcanto und das italienische Repertoire. Im Dezember 2012 wurde das neue, winterfeste, von Delugan Meissl Associated Architects geplante Festspielhaus eröffnet.
Seit 2012 wird das Sommerprogramm der Tiroler Festspiele ergänzt durch eine Wintersaison, die normalerweise vom 26. Dezember bis zum 6. Jänner andauert.
Wirtschaft und Infrastruktur
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Politik
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Motiv: Gemeindeamt/Rathaus der Gemeinde
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BW
Gemeinderat
Die Gemeinderat hat insgesamt 13 Mitglieder.
Mit den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Tirol 1998 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 8 Gemeinsame Liste Erl (ÖVP), 4 Überparteiliche Wählergemeinschaft Erl (ÜWE) und 1 SPÖ.[7]
Mit den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Tirol 2004 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 6 GFE, 4 Liste Erl, 2 ÜWE und 1 SPÖ.[8]
Mit den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Tirol 2010 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 6 GFE, 4 Liste Erl, 2 ÜWE und 1 SPÖ.[9]
Mit den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Tirol 2016 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 7 Liste Bürgermeister Georg Aicher-Hechenberger Gemeinsam für Erl (GFE), 4 Miteinander für Erl (MFE), 1 Unabhängige und Grüne Erl (UGE) und 1 Macht braucht Kontrolle Zukunft für Erl (MBK).[10]
Mit den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Tirol 2022 hat der Gemeinderat folgende Verteilung: 6 Liste Bürgermeister Georg Aicher-Hechenberger Gemeinsam für Erl (GFE) und 7 Zukunft für Erl (ZERL).[11]
Bürgermeister
19??–1998 Hans Scherlin
seit 1998 Georg Aicher-Hechenberger (GFE)
Wappen
Blasonierung: In Blau und Gold gespaltener Schild mit einer Dornenkrone in verwechselten Farben.[12]
Das 1973 verliehene Gemeindewappen verweist mit der Dornenkrone auf die traditionsreichen Passionsspiele in Erl.[13]
Persönlichkeiten
Ehrenbürger der Gemeinde
Anton Dörrer (1886–1968), Historiker, Volkskundler und Bibliothekar[14]
Söhne und Töchter der Gemeinde
Johann Rieder (1633–1715), kurfürstlicher Hof- und Leibschiffmeister, Handelsherr, Bürgermeister in Rosenheim
Adolf Pichler (1819–1900), Geologe und Schriftsteller
Josef Peer (1864–1925), Politiker und Jurist
Helmuth Vogl (* 1928), burgenländischer Politiker
Andreas Kronthaler (* 1952), Sportschütze
Literatur
Anton Dörrer: Das Erler Passionsbuch. Erl, 6. Auflage 1922 (Digitalisat)
Anton Dörrer: Erl. Arbeit und Brauch, in: Schlern-Schriften, Bd. 138. Sonderdruck: Wagner, Innsbruck 1954 (Digitalisat)
Martin Bitschnau, Hannes Obermair:Tiroler Urkundenbuch, II. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals. Band 1: Bis zum Jahr 1140. Hrsg.: Tiroler Landesmuseen-Betriebsgesellschaft m. b. H. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2009, ISBN 978-3-7030-0469-8, S.39–40,Nr.59.
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