Rattenberg (mundartlich [ˈʃtaːdl] ‚Städtlein‘) ist eine Stadt im Bezirk Kufstein, Tirol, Österreich. Mit 0,11 km² ist sie flächenmäßig die kleinste Gemeinde Österreichs und mit 434 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2022) die kleinste Stadtgemeinde Österreichs. Rattenberg ist Sitz des Bezirksgerichtes im Gerichtsbezirk Rattenberg.
Stadtgemeinde Rattenberg | ||
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Wappen | Österreichkarte | |
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Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Tirol | |
Politischer Bezirk: | Kufstein | |
Kfz-Kennzeichen: | KU | |
Fläche: | 0,11 km² | |
Koordinaten: | 47° 26′ N, 11° 54′ O47.43888888888911.893333333333521 | |
Höhe: | 521 m ü. A. | |
Einwohner: | 434 (1. Jän. 2022) | |
Bevölkerungsdichte: | 3877 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 6240 | |
Vorwahl: | 05337 | |
Gemeindekennziffer: | 7 05 21 | |
NUTS-Region | AT335 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Gemeindeverwaltung von RattenbergPfarrgasse 92–93 6240 Rattenberg | |
Website: | www.rattenberg.at | |
Politik | ||
Bürgermeister: | Bernhard Freiberger (FPÖ) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2016) (11 Mitglieder) |
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Lage von Rattenberg im Bezirk Kufstein | ||
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![]() Stadt Rattenberg am Inn | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Die Stadt Rattenberg liegt zwischen rechtem Innufer und einer Burg im Tiroler Unterinntal. Die Gemeindefläche entspricht genau einem Viertel der Staatsfläche der Vatikanstadt.
Rattenberg besteht aus einer einzigen gleichnamigen Katastralgemeinde bzw. Ortschaft.
Radfeld | ||
Kramsach | ![]() |
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Brixlegg |
Rattenberg liegt zwischen Fels und Inn am Fuß einer Burg aus dem 10. Jahrhundert. Früher diente die Stadt als Umschlagplatz für Waren der Innschifffahrt und als Zollstelle an der Grenze zwischen Tirol und Bayern. Das historische Zentrum ist im Inn-Salzach-Stil erbaut und heute eine Fußgängerzone.
Urkundlich wurde Rattenberg erstmals 1254 als Ratinberch genannt. Es kann eine Kurzform des Personennamens Radolt oder Ratpot zugrunde liegen – ein Name, der bei den Grafen von Andechs, die in dieser Gegend begütert waren, häufig vorkam. Es ist unsicher, ob sich ein im 12. Jh. bezeugtes Ratpotenberg auch auf diesen Ort bezieht.[1] 1393 erfolgte die Erhebung zur bayrischen Stadt. Im Schutz der Burg entwickelte sich der Ort entlang der Straße zwischen Inn und dem Stadtberg. Eine Mauer und ein Graben im Osten schlossen den Ort ab. Die ostwärts führende Südtiroler Straße bildet als eine Art Stadtplatz das Zentrum. Nach Überschwemmungen wurde der Ort mehrfach erhöht.
Rattenberg gehört wie das übrige Tirol östlich des Zillers (Zillertal) zur Erzdiözese Salzburg. Bis zum Landshuter Erbfolgekrieg war Rattenberg politisch Teil von Bayern. 1505 sicherte sich Maximilian I. mit dem Kölner Schiedsspruch, der den Krieg beendete, auf dem Verhandlungswege den Besitz der vormals zu Bayern-Ingolstadt und danach zu Bayern-Landshut gehörigen Städte Rattenberg, Kufstein und Kitzbühel samt Umgebung. Bis in das 19. Jahrhundert hinein galt in diesen Gebieten jedoch immer noch das Landrecht Kaiser Ludwigs des Bayern. 1514 erfolgte in Rattenberg noch die Erbeinigung des bayerischen Herzogs Wilhelm IV. mit seinem jüngeren Bruder.
1805 kam ganz Tirol an Bayern und im Verlauf des Tiroler Volksaufstandes endete der bayerische Offizier Wilhelm von Metzen 1809 in Rattenberg in einem Aufsehen erregenden Vorfall durch Selbsttötung.
Im Jahre 2013 wurde das Stadtgebiet unter Ensembleschutz (Denkmalschutz) gestellt. Damit ist Rattenberg nach Hall das zweite Städteensemble in Tirol und das 30. in Österreich.[2]
Hier ist der Typus der Inn-Salzach-Stadt noch besonders gut erhalten.
Rattenberg liegt derart am angrenzenden Schlossberg, dass ein Teil der Stadt für etwa drei Monate im Winter im Schatten liegt. Die Lichtakademie Bartenbach hat ein Konzept erarbeitet, wodurch über zwei Spiegel der Altstadtteil mit Tageslicht versorgt werden sollte. Vorgesehen waren auf der Sonnenseite des Ortes ein selbstnachführender Heliostat mit 200 m², auf der Schlossbergseite mehrere feste Spiegel mit 400 m² Fläche – das Projekt wurde nicht umgesetzt.[3][4]
Rattenberg ist heute bekannt für seine glasverarbeitenden Betriebe und nennt sich daher „Glasstadt“. Der wichtigste Wirtschaftszweig ist der Tagestourismus. Im Sommer besuchen circa 3000 Gäste pro Tag die Stadt, die nur ein Hotel hat, mit Reisebussen und Privat-PKW.[5] Nahezu die ganze Stadt ist Fußgängerzone.
In der Stadt gibt es kein Postamt und keine Polizeiinspektion, wohl aber das Bezirksgericht Rattenberg, das für die zwölf Gemeinden im Gerichtsbezirk Rattenberg zuständig ist.
Bedingt durch die Beengtheit der bebaubaren Fläche, die nur etwa die Hälfte der Stadtfläche ausmacht, sind mehrere Infrastruktureinrichtungen außerhalb der Stadtgrenzen: u. a. Kindergarten, Feuerwehr, Friedhof, Sportplatz, Bauhof, Recyclinghof, Bahnhaltestelle und mehrere große Parkplätze. Alle 93 nutzbaren Gebäude der Stadt sind in insgesamt sieben benannten Straßen fortlaufend (von 1–87 und 89–94) nummeriert.
In der Nähe der Stadt befindet sich das Funkfeuer RTT einer internationalen Luftstraße.
Die größten regelmäßigen Veranstaltungen sind:
Nach der Gemeinderatswahl am 28. Februar 2016 entfielen von den 11 Mandaten im Gemeinderat:[8]
Liste | Stimmen | in % | Mandate |
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„Für Rattenbergs Zukunft“ – Unabhängige Liste | 61 | 24,60 % | 3 |
„FPÖ und Unabhängige Bürgerliste Rattenberg“ | 64 | 25,81 % | 3 |
Alternatives Bürgerforum Rattenberg | 48 | 19,35 % | 2 |
Bürgermeisterliste Martin Götz (ÖVP) | 75 | 30,24 % | 3 |
Nach dem Tod des direkt gewählten ÖVP-Bürgermeisters Franz Wurzenrainer am 20. Mai 2014[9] übernahm Vizebürgermeister Martin Götz geschäftsführend das Amt. Bei der Gemeinderatswahl 2016 verlor er in der Stichwahl gegen den FPÖ-Kandidaten Bernhard Freiberger.
Bei der Bürgermeister-Direktwahl am 28. Februar 2016 traten drei Kandidaten an:
Bei der Stichwahl am 13. März wurde Bernhard Freiberger (FPÖ und Unabhängige Bürgerliste Rattenberg) mit 128 Stimmen (54,47 %) zum Bürgermeister gewählt.
Am 27. Februar 2022 wurde Freiberger, nunmehr nicht mehr als FPÖ-Kandidat, mit 58,11 % im Amt bestätigt.
Das Stadtwappen ist seit dem 14. Jahrhundert bekannt. Mit einem Rad auf einem Dreiberg symbolisiert es als redendes Wappen den (falsch gedeuteten) Ortsnamen.[10]
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