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Slowjansk (ukrainisch Слов'янськ; russisch Славянск/Slawjansk) ist eine Stadt in der Oblast Donezk im Osten der Ukraine. Slowjansk war bis 2020 das administrative Zentrum des gleichnamigen Rajons und hatte 2019 etwa 110.000 Einwohner.[1] Seit 2020 gehört sie zum Rajon Kramatorsk.

Slowjansk
Слов'янськ
Slowjansk (Ukraine)
Slowjansk (Ukraine)
Slowjansk
Basisdaten
Oblast:Oblast Donezk
Rajon:Rajon Kramatorsk
Höhe:74 m
Fläche:74 km²
Einwohner:109.683 (2019)
Bevölkerungsdichte: 1.482 Einwohner je km²
Postleitzahlen:84122
Vorwahl:+380 6262
Geographische Lage:48° 52′ N, 37° 37′ O
KATOTTH: UA14120210010032554
KOATUU: 1414100000
Verwaltungsgliederung: 2 Städte, 2 Siedlungen städtischen Typs, 1 Dorf, 1 Ansiedlung
Bürgermeister: Ljach Wadym Mychajlowytsch
(ukrainisch Лях Вадим Михайлович)
Adresse: пл. Жовтневої Революції 2
84122 м. Слов’янськ
Website: http://www.slavrada.gov.ua/
Statistische Informationen
Slowjansk (Oblast Donezk)
Slowjansk (Oblast Donezk)
Slowjansk
i1

Geographie


Slowjansk liegt im Donezbecken am Zusammenfluss des Kasennyj Torez mit dem Suchyj Torez 93 Kilometer nördlich der Oblasthauptstadt Donezk. Zusammen mit der etwa 20 Kilometer nördlich gelegenen Stadt Swjatohirsk bildet sie eine Stadtratsgemeinde, im Ort gibt es einen Bahnhof an der Bahnstrecke Poltawa–Rostow.

Bei Slowjansk befinden sich salzhaltige Seen, die die Basis der Erholungsindustrie der Stadt bilden.[2][3]


Geschichte


Der Bahnhof von Slowjansk im Jahr 1917
Der Bahnhof von Slowjansk im Jahr 1917
Stadtplan von Slowjansk
Stadtplan von Slowjansk

Im Stadtkreis von Slowjansk befindet sich das erstmals 1526 schriftlich erwähnte Kloster Swjatohirsk. 1676 wurde an Stelle der Stadt die Festung Tor gegründet. Schon damals wurde in Umgebung der Stadt Salz gewonnen und intensiver Salzhandel getrieben. Heute noch ist sie einer der größten Salzlieferanten in Osteuropa. 1784 wurde sie in Slowjansk umbenannt, wörtlich: „Slawische Stadt“. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Stadt zum Zentrum der chemischen Industrie. Vom 25. Oktober 1941 bis zum 6. September 1943 war sie von Truppen der Wehrmacht besetzt. Seit 1974 hat Slowjansk den Status einer kreisfreien Stadt, am 8. September 2016 wurde die bis dahin zum Stadtkreis von Slowjansk gehörende Stadt Mykolajiwka administrativ dem Rajon Slowjansk unterstellt.[4]


Gewaltsame Stürmung der Stadtverwaltung 2014


Der Afghanistanveteran Wjatscheslaw Ponomarjow war Anführer der prorussischen Kräfte, die am 12. April 2014 während prorussischer Proteste das Hauptquartier der Polizei und den Sitz des Geheimdienstes SBU besetzten. Er bezeichnete sich selbst seit der gewaltsamen Stürmung der Stadtverwaltung[5] als „Bürgermeister“ der Stadt.[6][7] Tags darauf kam es zu einer bewaffneten Auseinandersetzung zwischen Einheiten des ukrainischen Innenministeriums und den Besetzern. Nach Angaben des ukrainischen Innenministeriums habe es auf beiden Seiten Tote und Verletzte gegeben.[8] Die prorussischen Rebellen waren „plötzlich und unerwartet“ aufgetaucht.[9] Ponomarjow verschärfte in den Folgetagen mit der Festsetzung internationaler Militärbeobachter die Krise in der Ukraine.

In den folgenden Tagen war die Umgebung der Stadt eines der Zentren des Anti-Terror-Sondereinsatzes der ukrainischen Armee.[10][11][12] In jenen Tagen wurde auch die Bürgermeisterin Nelja Schtepa entführt und war bis zum Abzug der Rebellen verschwunden.

Die ukrainische Armee griff am 2. Mai 2014 Stellungen der prorussischen Miliz im Rahmen eines „Anti-Terror-Einsatzes“ an. Hubschrauber der ukrainischen Armee wurden von den prorussischen Milizen beschossen. Zwei Kampfhubschrauber vom Typ Mi-24 stürzten ab, wobei die Piloten starben und weitere Personen verletzt wurden.[13]

Ab Mitte Mai 2014 führte Igor Girkin als „Generalissimus“ bzw. „Armeechef“ die Separatisten in Slowjansk.[14][15] Auch nach Aussage Igor Girkins, ging der gesamte Krieg in der Ostukraine nicht von den Donbass-Bewohnern selbst, sondern von diesen bewaffneten Einheiten aus.[16]

Am 10. Juni 2014 wurde Ponomarjow auf Anweisung von Girkin festgenommen. Als sein Nachfolger in Slowjansk wurde Wladimir Pawlenko eingesetzt.[17] Ponomarjow soll auf Grund der Belastung durch seine Position nicht mehr zurechnungsfähig gewesen sein und habe Drogen konsumiert.[18] Seit dem 20. Juni 2014 befindet sich Ponomarjow auf der Sanktionsliste der USA.[19]

Nach Berichten von Augenzeugen herrschte in der Stadt völlige Rechtlosigkeit.[20][21][22][23] Die Angst und ein drakonisches Regime gegen Abweichler währte bis zum Abzug der regierungsfeindlichen Kämpfer.[9]

In der zweiten Juniwoche gab es in Slowjansk während andauernder Gefechte weder Strom noch Gas oder Wasser.[24] Am 5. Juli 2014 wurde die Stadt durch die ukrainische Armee befreit, nachdem die Rebellen über Nacht abgezogen waren.[25]


Ukrainekrieg 2022


Seit April 2022 ist Slowjansk infolge des russischen Überfalls auf die Ukraine Kriegsschauplatz.[26]


Bevölkerung


Bevölkerungsentwicklung
18601897192319261939195919701979198920012016 2019
9.300 15.792 21.410 28.385 77.842 82.784 124.183 140.256 135.300 124.829 114.437 109.683

Quelle: [27]

Die meisten Einwohner sind Ukrainer (73,1 Prozent), daneben leben Russen (23,6 Prozent) und weitere Nationalitäten in Slowjansk. Russisch ist allerdings für über 54 Prozent der Bevölkerung die Muttersprache. Für über 43 Prozent der Bewohner ist Ukrainisch die Muttersprache.

Ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung und Muttersprache
NationalitätAnzahlAnteildavon als Muttersprache
Sprache der eigenen
Nationalität
ukrainischrussischanderekeine
Angabe
Ukrainer104.42373,1 %58,6 %58,6 %41,3 %0,0 %0,1 %
Russen33.64923,696,8 %3,1 %96,8 %0,0 %0,1 %
Türken8290,6 %97,6 %0,6 %1,6 %0,1 %0,1 %
Weißrussen7660,5 %14,5 %8,3 %77,2 %0,0 %0,0 %
Armenier5920,4 %43,4 %4,6 %51,7 %0,3 %0,0 %
Griechen3200,2 %4,4 %12,8 %82,2 %0,0 %0,6 %
Roma2790,2 %54,5 %1,8 %36,5 %7,2 %0,0 %
Aserbaidschaner2080,1 %51,0 %1,4 %42,3 %5,3 %0,0 %
Insgesamt142.873100 % 

Quelle: [28]


Hochschulen


In der Stadt befindet sich die Staatliche Pädagogische Universität Donbas.


Persönlichkeiten




Commons: Slowjansk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Chyselnist Naselennya po mistakh ta rayonakh. donetskstat.gov.ua, abgerufen am 12. Dezember 2019 (ua).
  2. Славянский курорт. slavkurort.org.ua, abgerufen am 4. Dezember 2019 (russisch).
  3. Славянский курорт. niceplaces.com, abgerufen am 4. Dezember 2019 (russisch).
  4. Верховна Рада України; Постанова, План від 08.09.2016 № 1518-VIII Про зміни в адміністративно-територіальному устрої Донецької області, зміну і встановлення меж міста Слов’янськ та Слов’янського району Донецької області. zakon.rada.gov.ua (ukrainisch).
  5. Leonid Ragozin: In the Center of Eastern Ukraine's Separatist Movement, the People's Mayor Speaks Out. Bloomberg Businessweek, 23. April 2014, abgerufen am 1. Mai 2014 (englisch).
  6. Website der Stadt Slawjansk, abgerufen am 1. Mai 2014.
  7. Mass media report: Russian flag raised above Sloviansk town administration. The Voice of Russia, abgerufen am 1. Mai 2014 (englisch).
  8. Ukraine: Minister spricht von Toten und Verletzten in Slawjansk. zeit.de, 13. April 2014, abgerufen am 19. Dezember 2014.
  9. Konrad Schuller: Es ist vorüber, die Separatisten sind weg. FAZ, 5. Juli 2014.
  10. Osten der Ukraine: Sondereinsatz im Osten der Ukraine. fr-online.de, 15. April 2014, abgerufen am 19. Dezember 2014.
  11. Kiew schickt Soldaten in den Osten. (Memento vom 16. April 2014 im Internet Archive) tagesschau.de, 16. April 2014.
  12. Donetsk’s police confirm death of three people in skirmish in Slavyansk. itar-tass.com, 20. April 2014 (englisch).
  13. Gefechte in der Ostukraine: Kreml hält Friedensplan für gescheitert. Der Spiegel, 2. Mai 2014, abgerufen am 19. Dezember 2014.
  14. Julia Smirnova: Machtkampf unter den Separatisten. welt.de, 15. Mai 2014, abgerufen am 19. Dezember 2014.
  15. David Nauer: In der Ostukraine hat der Wind gedreht. Berner Zeitung/Tages-Anzeiger, 24. Mai 2014, abgerufen am 29. Mai 2014.
  16. Julian Hans: Russischer Geheimdienstler zur Ostukraine – „Den Auslöser zum Krieg habe ich gedrückt“. sueddeutsche.de, 21. November 2014, abgerufen am 22. November 2014.
  17. Мэр Славянска Владимир Павленко: Блокада нашего города грозит экологической катастрофой Азовскому бассейну. kp.ru, abgerufen am 21. Mai 2022 (russisch).
  18. У террориста Пономарева передозировки наркотиками. fakty.ictv.ua, 6. Juni 2014, abgerufen am 18. November 2022 (russisch).
  19. США добавили в санкционный список семь имен. Голос Америки, 20. Juni 2014, abgerufen am 6. Mai 2020 (russisch).
  20. In Slawjansk herrscht jetzt Krieg. faz.net, 25. Mai 2014, abgerufen am 19. Dezember 2014.
  21. Welche Rolle spielt der „Rechte Sektor“? faz.net, 20. April 2014, abgerufen am 19. Dezember 2014.
  22. Российский СК решил наказать украинских военных за убийства мирных жителей. ntv.ru (russisch).
  23. Ukraine: Nato berichtet von russischem Truppenabzug. zeit.de, 30. Mai 2014, abgerufen am 19. Dezember 2014.
  24. Tim Lister, Diana Magnay: Europe's new frontline. Inside Slovyansk. CNN, 11. Juni 2014, abgerufen am 13. Juni 2014 (englisch).
  25. Poroschenko sieht nach Rückeroberungen Wendepunkt im Kampf gegen die Separatisten. 22-Uhr-Nachrichten des Deutschlandfunks am 5. Juli 2014, abgerufen am 5. Juli 2014, nicht mehr online verfügbar.
  26. Wir sind bereit – Ukrainische Armee wappnen sich für russische Offensive. Der Tagesspiegel, 6. April 2022.
  27. Demographie ukrainischer Städte pop-stat.mashke.org.
  28. history.org.ua (PDF-Datei).

На других языках


- [de] Slowjansk

[en] Sloviansk

Sloviansk (Ukrainian: Слов'янськ, romanized: Sloviansk [slou̯ˈjɑnʲsʲk]; Russian: Славянск, romanized: Slavyansk[3] [slɐˈvʲansk] or [ˈslavʲɪnsk];[4] prior to 1784 – Tor[5]) is a city in the Kramatorsk district of the Donetsk region of Ukraine, the administrative center of the Slovyansk urban community. The city lies in the north of the region, in the valley of the Kazennyi Torets river. As of July 2022, the population of the city was around 24,000.[6]

[ru] Славянск

Славя́нск[5], или Сла́вянск[6] (укр. Слов’я́нськ), — город в Краматорском районе Донецкой области Украины, административный центр Славянской городской общины. До создания в 2020 году Краматорского района был городом областного подчинения. Основан как приграничный острог против крымских набегов в 1645 году[7]. Первоначально крепость носила название «Тор», а своё текущее название Славянск получил в 1794 году. Транспортный узел, один из старейших грязелечебных курортных центров Украины. С 19 апреля 2011 года является курортом государственного значения[8].



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