Mykolajiw (ukrainisch Миколаїв anhören?/i; russisch Николаев Nikolajew) ist eine Stadt in der südlichen Ukraine mit etwa 480.000 Einwohnern. Mykolajiw ist die Hauptstadt der Oblast Mykolajiw am Zusammenfluss des Südlichen Bug mit dem Inhul im Küstengebiet des Schwarzen Meeres gelegen. Beide Flüsse umfassen, 25 km oberhalb der Mündung ins Meer, in einem weit nach Westen ausholenden Bogen von Nordosten nach Süden den Kern der auf einem etwa 20 m hohen Plateau liegenden Stadt. Mykolajiw ist kultureller Mittelpunkt des Gebietes mit Hochschulen und Theater, die Stadt selbst ist überwiegend russischsprachig.
Mykolajiw | ||
Миколаїв | ||
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Basisdaten | ||
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Oblast: | Oblast Mykolajiw | |
Rajon: | Rajon Mykolajiw | |
Höhe: | 42 m | |
Fläche: | 259,83 km² | |
Einwohner: | 480.080 (2020) | |
Bevölkerungsdichte: | 1.848 Einwohner je km² | |
Postleitzahlen: | 54xxx | |
Vorwahl: | +380 512 | |
Geographische Lage: | 46° 58′ N, 31° 59′ O46.96666666666731.990833333333 | |
KATOTTH: | UA48060150010035747 | |
KOATUU: | 4810100000 | |
Verwaltungsgliederung: | 4 Stadtrajone | |
Bürgermeister: | Oleksandr Sjenkewytsch | |
Adresse: | Адміральська 20 54009, м. Миколаїв | |
Website: | www.gorsovet.mk.ua | |
Statistische Informationen | ||
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Odessa liegt 100 km südwestlich, die Hafenstadt Cherson 60 km südöstlich. Erst einige Zeit nach Ende des Zweiten Weltkrieges sind die Ponton-/Schiffsbrücken über Bug und Inhul durch feste Brücken mit Drehteilen für die Passage von See- und Kriegsschiffen ersetzt worden.
Am 12. Juni 2020 wurde die Stadt zum Zentrum der neugegründeten Stadtgemeinde Mykolajiw (ukrainisch Миколаївська міська громада/Mykolajiwska miska hromada), zu dieser zählen auch die 4 Stadtrajone Rajon Sawod, Rajon Korabel, Rajon Inhul und Rajon Zentral[1], bis dahin bildete sie die gleichnamige Stadtratsgemeinde Mykolajiw (Миколаївська міська рада/Mykolajiwska miska rada) im Südwesten des Rajons Mykolajiw, die Stadt war jedoch kein Teil desselben.
Seit dem 17. Juli 2020 ist sie ein Teil des Rajon Mykolajiw[2].
In der Stadt ist die 79. luftbewegliche Brigade der ukrainischen Armee stationiert.
Mykolajiw ist Industriezentrum mit Maschinenbau für die Landwirtschaft und die Baubranche, Leicht- und Nahrungsmittelindustrie und einem Kernkraftwerk in der Nähe der Stadt. Die Stadt war der bedeutendste Schiffbaustandort in der Sowjetunion und besitzt heute als maritimes Zentrum der Ukraine drei Großwerften, Handelshäfen am Bug und eine Marinebasis am Inhul sowie eine Schiffbauakademie. Im Winter können Hafen und Marinebasis durch den Einsatz von Eisbrechern freigehalten werden. Die Stadt ist unter anderem Sitz von Nibulon, einem der größten Agrarkonzerne der Ukraine mit Ackerflächen von mehr als 80.000 ha.
Die Stadt ist an das Eisenbahnnetz nur nach Norden und Nordosten hin angebunden. Knapp 10 km nordwestlich des Stadtzentrums befindet sich der Flughafen Mykolajiw (IATA-Flughafencode: NLV). Durch die Stadt verläuft die internationale Fernstraße M 14, die hier über die Warwariwka-Brücke den Südlichen Bug überquert.
Im Sechsten Türkenkrieg von 1787 bis 1792 eroberte Russland die bis dahin unter osmanischer Oberhoheit stehende Nordwestküste des Schwarzen Meeres. Noch vor dem Frieden von Jassy gründete die Zarin Katharina II. am 7. September 1789 die Stadt Nikolajew als neue Marinebasis und Admiralität (bis 1898) der Schwarzmeerflotte in der Nähe einer alten griechischen Siedlung. Der Generalgouverneur Fürst Potjomkin beauftragte den Brigadier Michail Falejew, den „ersten Bürger der Stadt“, mit dem Aufbau der Stadt und der Werft. 1897 wurde im Ort eine Straßenbahn eröffnet, die bis heute eine Säule im öffentlichen Nahverkehr darstellt. Bei den Oktoberpogromen im Jahre 1905 verwüstete der Mob einen Großteil der jüdischen Viertel der Stadt und ermordete neun Juden.[3]
Von 1941 bis 1944 war Nikolajew von der deutschen Wehrmacht besetzt. Bereits zu Anfang der Besatzungszeit wurden fast alle jüdischen Einwohner – sie machten ca. 15 bis 20 % der Stadtbevölkerung aus – von der SS ermordet. Von April 1942 bis zum November 1943 wurde das Stalag 364 aus dem polnischen Rzeszów nach Nikolajew verlagert. Bei den Kampfhandlungen und durch Sprengungen beim Abzug der Roten Armee 1941 bzw. der Deutschen 1944 wurden in der Stadt vor allem die beiden Werften weitgehend zerstört. Sogleich nach der Rückeroberung der Stadt im Frühjahr 1944 durch die Rote Armee begann unter Einsatz deutscher, ungarischer und rumänischer Kriegsgefangener sowie sowjetischer Zwangsarbeiter der Wiederaufbau, vornehmlich der beiden Werften. Das große Kriegsgefangenenlager 126 mit zwei Abteilungen in der Nachbarschaft der beiden Werften, belegt mit bis zu 10.000 Gefangenen verschiedener Nationalitäten, bestand bis Mai 1949.
Beim russischen Überfall auf die Ukraine wurde Mykolajiw im Jahr 2022 mit Streubomben beschossen.[4] Es kamen alleine bei einem Angriff auf ein Verwaltungsgebäude Ende März 36 Menschen ums Leben.[5] Bis Anfang August 2022 waren 132 Zivilisten in der Stadt getötet und 619 verletzt worden. Trinkwasser musste täglich in die Stadt transportiert werden, aus den Wasserhähnen kam Salzwasser.[6]
Laut der Volkszählung von 2001 sind 72,7 % der Bewohner ethnische Ukrainer und 23,1 % ethnische Russen. Mykolajiw zählt zu jenen Teilen der Ukraine, in denen die russische Sprache dominiert. Als Muttersprache gaben 56,81 % Russisch an und 42,17 % Ukrainisch.[7] Einige unabhängige Statistiken nannten höhere Zahlen an russischen Muttersprachlern. So gab eine Studie aus dem Jahr 2004 die Zahl der bevorzugt russischsprachigen Bevölkerung in der gesamten Oblast mit 66 % an.[8] Seit 2012 ist Russisch neben dem Ukrainischen in der gesamten Region Mykolajiw wieder eine regionale Amtssprache.
Jahr | 1897 | 1923 | 1926 | 1939 | 1959 | 1970 | 1979 | 1989 | 2001 | 2005 | 2012 | 2020 |
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Einwohner | 92.012 | 82.264 | 101.182 | 168.676 | 226.207 | 331.037 | 439.915 | 502.776 | 514.136 | 509.011 | 497.032 | 480.080 |
Quelle: [9]
Im Juni 2022 erklärte die Stadt Hannover, eine „Solidaritätspartnerschaft“ mit Mykolajiw anzustreben.[12]
Der am 20. September 1982 von N. S. Tschernych am Krim-Observatorium entdeckte Asteroid (8141) Nikolaev wurde nach der Stadt benannt.[13]
Baschtanka | Juschnoukrajinsk | Mykolajiw | Perwomajsk | Nowa Odessa | Nowyj Buh | Otschakiw | Snihuriwka | Wosnessensk
Siedlungen städtischen Typs
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