Cherson (ukrainisch Херсон [xɛrˈsɔn] und russisch Херсон [xʲɪrˈson]) ist eine Seehafenstadt in der Ukraine und die Hauptstadt der Oblast Cherson mit etwa 290.000 Einwohnern (Stand: 2021). Der Name Cherson ist von dem griechischen Wort Χερσόνησος Chersónēsos „Halbinsel“ abgeleitet, mit dem die Griechen u. a. die Krim bezeichneten.
Cherson | ||
Херсон | ||
Basisdaten | ||
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Oblast: | Oblast Cherson | |
Rajon: | Rajon Cherson | |
Höhe: | 43 m | |
Fläche: | 300 km² | |
Einwohner: | 289.649 (2021) | |
Bevölkerungsdichte: | 965 Einwohner je km² | |
Postleitzahlen: | 73000- | |
Vorwahl: | +380 55 | |
Geographische Lage: | 46° 39′ N, 32° 36′ O46.65388888888932.599444444444 | |
KATOTTH: | UA65100150010064384 | |
KOATUU: | 6510100000 | |
Verwaltungsgliederung: | 3 Stadtrajone, 4 Siedlungen städtischen Typs, 4 Dörfer, 7 Siedlungen | |
Bürgermeister: | Ihor Kolychajew | |
Adresse: | пр. Ушакова 37 73000 м. Херсон | |
Website: | http://www.city.kherson.ua/[1] | |
Statistische Informationen | ||
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Cherson liegt am Beginn des Mündungsdeltas des Dnepr. Bis zum Schwarzen Meer sind es noch rund 30 km.[2] 60 km nordwestlich der Stadt liegt die Hafenstadt Mykolajiw, knapp 100 km südöstlich beginnt die Krim.
Bis 1774 gehörte die Region zum Khanat der Krim. Die Stadt Cherson wurde 1778 auf Weisung der russischen Zarin Katharina II. und auf Vorschlag des Fürsten Grigori A. Potjomkin neben der 1737–1739 erbauten russischen Alexanderschanze gegründet. Straßen, Plätze und Gebäude waren im Schachbrettmuster angeordnet. Cherson war ein wichtiger Stützpunkt der Schwarzmeerflotte. Diesen Status verlor die Stadt erst nach der ukrainischen Unabhängigkeit.[2]
In den ersten Tagen des russischen Überfalls auf die Ukraine 2022 war speziell das Umland der Stadt Schauplatz schwerer Gefechte zwischen ukrainischen Verteidigern und Invasionstruppen, die von der Krim aus nach Norden vorstießen.[3] Die Ukraine berichtete am 27. Februar, Russland habe Teile der Stadt eingenommen. Am Morgen des 2. März meldete das russische Militär, die Stadt Cherson vollständig unter Kontrolle gebracht zu haben.[4] Wenig später wurde dies von den örtlichen Behörden bestätigt.[5] Offensichtlich war die Stadt selber außer von wenigen Freiwilligen überhaupt nicht verteidigt worden.[6]
Anfang September startete die ukrainische Gegenoffensive in der Region Cherson, mit dem Ziel, die russischen Truppen bis an die natürliche Wasserbarriere, den Dnepr, zurückzudrängen und Cherson zu befreien.[7]
Am 11. November 2022 befestigten Bewohner ukrainischen Flaggen am Hauptplatz und eine Europaflagge am Ort, an dem einst eine Leninstatue stand, und warteten auf die ersten ukrainischen Soldaten, nachdem Russland seinen Rückzug öffentlich gemacht hatte.[8] Die Russen begannen sogleich mit dem Beschuss, zunächst noch nur in Stadtnähe. Für die Bewohner begänne jetzt die Unsicherheit; bis anhin wussten Sie, wohin ukrainische Raketen flogen; in die Gebäude der Russen. Doch nun befürchteten sie einen wahllosen russischen Beschuss „wie in Mariupol“.[9]
Am 12. Juni 2020 wurde die Stadt zum Zentrum der neugegründeten Stadtgemeinde Cherson (ukrainisch Херсонська міська громада/Chersonska miska hromada), zu dieser zählen auch noch die 3 Stadtrajone Dnipro, Korabel und Suworow, die Siedlungen städtischen Typs Antoniwka, Komyschany, Naddniprjanske und Seleniwka, 4 in der untenstehenden Tabelle angeführten Dörfer sowie die Ansiedlungen Blahowischtschenske, Inschenerne, Molodischne, Prydniprowske, Pryoserne, Sonjatschne und Symiwnyk,[10] bis dahin bildete sie die gleichnamige Stadtratsgemeinde Cherson (Херсонська міська рада/Chersonska miska rada) im Süden des Rajons Biloserka (aber kein Teil desselben) mit folgender Unterteilung:
In weiterer Unterteilung waren die Siedlung städtischen Typs Antoniwka, Seleniwka und Naddniprjanske, die Dörfer Bohdaniwka und Petriwka sowie die Siedlungen Inschenerne, Molodischne und Sonjatschne dem Rajon Dnipro unterstellt, die SsT Komyschany sowie die Siedlungen Symiwnyk, Blahowischtschenske und Pryoserne dem Rajon Korabel und das Dorf Stepaniwka dem Rajon Suworow.
Seit dem 17. Juli 2020 ist sie ein Teil des Rajons Cherson.[11]
Folgende Orte sind neben dem Hauptort Cherson Teil der Gemeinde:
Name | ||
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ukrainisch transkribiert | ukrainisch | russisch |
Antoniwka | Антонівка | Антоновка (Antonowka) |
Blahowischtschenske (bis 2016 Petrowskoho[12]) | Благовіщенське (Петровського) | Благовещенское (Blagoweschtschenskoje)/Петровского (Petrowskogo) |
Bohdaniwka | Богданівка | Богдановка (Bohdanowka) |
Inschenerne (bis 2016 Schowtnewe[13]) | Інженерне (Жовтневе) | Инженерное (Ischenernoje)/Жовтневое (Schowtnewoje) |
Komyschany | Комишани | Камышаны (Kamyschany) |
Molodischne | Молодіжне | Молодёжное (Molodjoschnoje) |
Naddniprjanske | Наддніпрянське | Надднепрянское (Naddneprjanskoje) |
Petriwka | Петрівка | Петровка (Petrowka) |
Prydniprowske | Придніпровське | Приднепровское (Pridneprowskoje) |
Pryoserne | Приозерне | Приозёрное (Priosjornoje) |
Sadowe | Садове | Садовое (Sadowoje) |
Seleniwka | Зеленівка | Зеленовка (Selenowka) |
Sonjatschne | Сонячне | Солнечное (Solnetschnoje) |
Stepaniwka | Степанівка | Степановка (Stepanowka) |
Symiwnyk (bis 2016 Kujbyschewe[14]) | Зимівник (Куйбишеве) | Зимовник (Simownik)/Куйбышево (Kuibyschewo) |
76,5 Prozent (Stand: 2001) der Einwohner sind Ukrainer, von denen 28,2 Prozent Russisch als Muttersprache benutzen. Die Russen machen 19,9 Prozent der Bevölkerung aus. Außerdem lebt noch eine kleine Gruppe Tataren in Cherson.
Jahr | 1897 | 1923 | 1926 | 1939 | 1959 | 1970 | 1979 | 1989 | 2001 | 2010 | 2019 |
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Einwohner | 59.076 | 41.086 | 57.376 | 96.987 | 157.995 | 260.687 | 318.908 | 355.379 | 328.360 | 304.613 | 289.096 |
Cherson besitzt durch seinen Flusshafen und Seehafen eine bedeutende Werftindustrie.
Die Zufahrt aus dem Schwarzen Meer zu den Häfen von Mykolajiw und Cherson wird an den Landengen des Dnepr-Bug-Liman von mehreren Leuchttürmen gesichert:
Der Eisenbahnknoten verbindet Cherson mit Moskau, Dnipro, Charkiw und anderen Städten. Außerdem besitzt die Stadt einen Verkehrsflughafen und ist über die Fernstraße M 14 an das ukrainische Fernstraßennetz angebunden.
In der Nähe der Stadt bauten deutsche Eisenbahnpioniere 1943 die „größte Eisenbahnkriegsbrücke des Zweiten Weltkrieges“. Sie war zwei Kilometer lang, im Wasser 14 Meter tief und über dem Wasser 10 Meter hoch. Für die Standfestigkeit wurden 400 Stahlrohre bis zu 17 Meter in den schlammigen Grund gerammt. Der Bau dauerte sieben Monate und wurde von dem verstärkten I. Bataillon des Eisenbahnpionier-Regiments 2 (I./Eisb.Pi.Rgt.2) ausgeführt.[15]
Cherson weist alle in der Ukraine gängigen Schultypen auf. Es gibt drei Universitäten: die Universität Cherson, die Technische Universität sowie eine Marineakademie.
Hier sind Reste der ersten Festungsbauten zu nennen, darüber hinaus Museen und drei bedeutende Kirchenbauwerke: die Katharinenkathedrale (1774) mit dem Grab des Fürsten Potjomkin, die Sophienkirche (1780) und die Heiliggeistkathedrale mit einer großen Kuppel (1836).[2]
In der Nähe der Stadt steht im Mündungsdelta des Dnepr der 64 Meter hohe Adschihol-Leuchtturm in Form eines Rotationshyperboloids, der 1911 durch den russischen Ingenieur Wladimir Grigorjewitsch Schuchow errichtet wurde.
Der Asteroid des äußeren Hauptgürtels (2701) Cherson ist nach der Stadt benannt.[17]
Beryslaw | Cherson | Henitschesk | Hola Prystan | Kachowka | Nowa Kachowka | Oleschky | Skadowsk | Tawrijsk
Siedlungen städtischen Typs
Antoniwka |
Archanhelske |
Askanija-Nowa |
Bila Krynyzja |
Biloserka |
Bryliwka |
Dniprjany |
Hornostajiwka |
Iwaniwka |
Kalantschak |
Kalyniwske |
Karjerne |
Kosazke |
Komyschany |
Lasurne |
Ljubymiwka |
Myrne |
Naddniprjanske |
Nowa Majatschka |
Nowoworonzowka |
Nowooleksijiwka |
Nowotrojizke |
Nyschni Sirohosy |
Rykowe |
Seleniwka |
Sywaske |
Tschaplynka |
Welyka Lepetycha |
Welyka Oleksandriwka |
Werchnij Rohatschyk |
Wyssokopillja