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Padua (italienisch Padova, lateinisch Patavium) ist eine italienische Gemeinde und Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Padua. Sie liegt am Rande der Po-Ebene, 30 km westlich von Venedig, am Fluss Bacchiglione und hat 212.395 Einwohner (Stand 31. Dezember 2019).

Padua
Padua (Italien)
Padua (Italien)
Staat Italien
Region Venetien
Provinz Padua (PD)
Lokale Bezeichnung Pàdo(v)a
Koordinaten 45° 24′ N, 11° 52′ O
Höhe 12 m s.l.m.
Fläche 92 km²
Einwohner 212.395 (31. Dez. 2019)[1]
Postleitzahl 35100
Vorwahl +39 (0)49
ISTAT-Nummer 028060
Bezeichnung der Bewohner Padovani oder Patavini
Schutzpatron Antonius von Padua
Website comune.padova.it

Mit dem botanischen Garten und mit mehreren über die Altstadt verteilten Freskenzyklen des 14. Jahrhunderts besitzt Padua zwei Einträge in der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO.[2][3] Die Stadt beheimatet zudem mit der Universität Padua (Gründung im Jahr 1222) eine der ältesten europäischen und die nach Bologna zweitälteste Universität Italiens.


Geschichte



Antike


Padua ist eine der ältesten Städte Italiens. Der Sage nach wurde es von dem Trojaner Antenor um 1184 v. Chr. gegründet. Belegt ist, dass im 4. Jahrhundert v. Chr. am Fluss Bacchiglione ein Fischerdorf entstand. Schnell entwickelte sich die Region zu einem wichtigen Zentrum der Veneter. 302 v. Chr. schlug die paduanische Miliz den spartanischen König Kleonymos zurück.

Nach der Niederlage der Gallier gegen die Römer um 215 v. Chr. wurde das Gebiet der Veneter in das Römische Reich eingegliedert und Padua oder Patavium entwickelte sich zu einer der wichtigsten und reichsten Handelsstädte des Römischen Reiches. 45 v. Chr. erlangte die Stadt den Status eines Municipium. 59 v. Chr. wurde in Padua der römische Geschichtsschreiber Titus Livius geboren.

Der Legende nach soll der Heilige Prosdocimus das Gebiet im 1. Jahrhundert christianisiert haben und erster Bischof von Padua geworden sein.[4]

421 gründeten die Paduaner auf Rialto eine Hafenstadt. Nachdem Padua 452 von Attila zerstört und von Narses 554 auf Befehl Justinians wieder aufgebaut worden war, fiel es 560 an die Langobarden. 601 erhob sich die Stadt gegen König Agilulf, der sie nach 12-jähriger blutiger Belagerung eroberte und 613 niederbrannte. Das antike Padua wurde vernichtet; die Überreste des Amphitheaters und einige Brückenfundamente sind die einzigen heute noch erhaltenen Teile.


Mittelalter


Die Stadt erholte sich davon nur sehr langsam. Karl der Große brachte Padua 779 unter fränkische Herrschaft. Später wurde die Stadt dem Heiligen Römischen Reich zugeordnet. Otto der Große errichtete in Padua eine Munizipalverfassung mit zwei vorsitzenden Konsuln und erklärte die Stadt zur Freien Stadt. Unter Kaiser Friedrich Barbarossa trat sie 1164 dem Lombardischen Städtebund bei, schloss aber 1177 zu Venedig einen Waffenstillstand mit dem Kaiser, nachdem es 1175 einen Podestà an die Spitze der städtischen Regierung gestellt hatte.

Die Podestàs bedrohten bald die Selbständigkeit Paduas, besonders die aus dem Haus Romano, von denen Ezzelino III. von 1237 bis 1256 eine drückende Tyrannei ausübte. 1256 wurde Padua von den Guelfen erobert. Aufgrund der Missgunst zwischen Volk und Adel übertrug man das Podestat wieder einer Familie, den Carraresi. Unter der Signoria der da Carrara erweiterte Padua seinen Herrschaftsbereich auf einen Großteil von Zentral-Venezien und baute die Stadt stetig aus. So entstanden die mittelalterliche Stadtbefestigung und die zivile und kirchliche Bebauung der Stadt.

Universität Padua, gegründet 1222
Universität Padua, gegründet 1222

1222 wurde – nach Bologna und Modena – die Universität Padua als dritte Universität in Italien gegründet, und einige der wichtigsten italienischen Künstler arbeiteten oder lebten in Padua. Dazu gehörten unter anderem Giotto di Bondone, Guariento di Arpo, Altichiero da Zevio und Giusto de’ Menabuoi. 1328 fiel die Stadt an Cangrande I. della Scala. Die Scaligerherrschaft endete aber bereits 1337. Mit dem Niedergang der Familie der Carraresi 1405 verlor auch Padua seine politische Eigenständigkeit und kam unter die Herrschaft Venedigs, was der kulturellen Entwicklung keinen Abbruch tat. Bis in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts wirkten unter anderem Donatello und Andrea Mantegna in Padua.


Neuzeit



Venezianische Herrschaft

Im Jahr 1405 kam Padua unter die Herrschaft der Republik Venedig, unter der es – mit einer kurzen Unterbrechung, als es 1509 während des Krieges gegen die Liga von Cambrai für einige Wochen in die Hände der Liga fiel – bis zum Ende der Republik blieb. Die Stadt wurde von zwei venezianischen Adeligen, einem Podestà für die zivilen und einem Kapitän für die militärischen Angelegenheiten, regiert, die für jeweils 16 Monate gewählt wurden. Unter diesen Gouverneuren besorgten weiterhin der Große und der Kleine Rat die Geschäfte der Stadt und wandten die paduanischen Gesetze an, die in den Statuten von 1276 und 1362 festgelegt waren. Die Finanzen lagen in den Händen von zwei Kämmerern. Ein Gesandter aus den Reihen des paduanischen Adels residierte für jeweils fünf Jahre in Venedig, um dort die Interessen seiner Heimatstadt zu vertreten.

Im 16. Jahrhundert erfuhr Padua einen erneuten Aufschwung. Die Stadt wurde um einige Gebäude erweitert, die Stadtbefestigung weiter ausgebaut, und die Universität baute ihren guten europäischen Ruf aus. In dieser Zeit lehrten an der Universität viele italienische Gelehrte, unter anderem Galileo Galilei, der 1599 zu den Mitbegründern der Accademia dei Ricovrati gehörte.

Padua um 1780
Padua um 1780

Österreichische Herrschaft

Am Ende des 18. Jahrhunderts endete die venezianische Vorherrschaft. Am 28. April 1797 wurde Padua von den Franzosen besetzt und im Frieden von Campo Formio am 17. Oktober 1797 an Österreich abgetreten, kam aber im Pressburger Frieden vom 26. Dezember 1805 an das von Napoleon Bonaparte gegründete Königreich Italien. Der erste Pariser Friede vom 30. Mai 1814 brachte Padua als Teil des Königreiches Lombardo-Venetien indirekt an Österreich zurück (der Kaiser von Österreich war in Personalunion sein König). Am 8. Februar 1848 fand in Padua ein bewaffneter Aufstandsversuch statt, der jedoch von den österreichischen Truppen unterdrückt wurde und in dessen Folge die Universität bis 1850 geschlossen wurde.

Unter der habsburgischen Herrschaft begann die Entwicklung der Industrie in Padua. 1845 wurde als eine der ersten Bahnstrecken Italiens die Strecke Padua–Venedig (heute Teil der Bahnstrecke Venedig–Rovigo–Bologna) errichtet.


Teil Italiens

Durch den Wiener Frieden vom 3. Oktober 1866 kam Padua mit Venetien an das Königreich Italien. Zu dieser Zeit war Venetien die ärmste Region Norditaliens, was bis in die 1960er Jahre so bleiben sollte. Die Stadt selbst blühte dennoch in den folgenden Jahrzehnten gesellschaftlich und wirtschaftlich auf. Die Industrialisierung schritt fort und die Stadt war ein wichtiger landwirtschaftlicher Markt. Die Universität bildete ein bedeutendes kulturelles und technologisches Zentrum. Auch ein höheres militärisches Kommando und mehrere Regimenter waren hier stationiert.


20. Jahrhundert

Mit dem Eintritt Italiens in den Ersten Weltkrieg am 24. Mai 1915 wurde Padua als Sitz des Oberkommandos der italienischen Armee ausgewählt, wo König Viktor Emanuel III. und der Generalstabschef Luigi Cadorna fortan lebten. Nach der italienischen Niederlage in der Schlacht von Karfreit im Herbst 1917 wurde die Front bis an den nur 50 bis 60 km entfernten Piave zurückgenommen, wodurch die Stadt innerhalb der Reichweite der österreichischen Artillerie lag. Dennoch wurde das Oberkommando nicht verlegt. Mehrmalige Bombardements der Stadt forderten etwa hundert zivile Todesopfer. Vom nahe gelegenen Flugfeld San Pelagio startete Gabriele D’Annunzio am 9. August 1918 zu seinem denkwürdigen Flug über Wien.

Ende Oktober 1918 brach nach dem entscheidenden Sieg der italienischen Armee in der Schlacht von Vittorio Veneto die österreichisch-ungarische Front zusammen. Am 3. November 1918 wurde in der Villa Giusti am Stadtrand von Padua der Waffenstillstand von Villa Giusti geschlossen.

Während des Krieges war die Industrie stark gewachsen, was die Grundlage für die weitere Entwicklung in der Nachkriegszeit bot. In den Jahren nach dem Krieg entwickelte sich Padua außerhalb der alten Stadtmauern und wuchs sowohl an Größe als auch an Bevölkerung. Wie viele andere Orte innerhalb und außerhalb Italiens erlebte Padua in diesen Jahren schweren sozialen Aufruhr. Die Stadt wurde durch Streiks und Zusammenstöße erschüttert, Fabriken und Land wurden besetzt, und Kriegsveteranen kämpften um ihre Rückkehr ins Zivilleben. Wie in anderen Städten Italiens sahen viele im Faschismus den Retter von Ordnung und Besitz gegen die Revolution. Eine der größten Massenkundgebungen, bei der angeblich etwa 300.000 Menschen einer Rede Benito Mussolinis folgten, fand in Padua statt.

Neue Gebäude in typisch faschistischer Architektur entstanden, so z. B. die Gebäude um die Piazza Spalato (heute Piazza Insurrezione), der neue Teil des Rathauses und ein Teil des Palazzo del Bo, Sitz der Universität.

Im Zweiten Weltkrieg befand sich in den Jahren 1942 und 1943 in einer ehemaligen Kaserne das italienische Konzentrationslager Chiesanuova für slowenische und kroatische Gefangene.[5] Nach dem Waffenstillstand von Cassibile am 8. September 1943 wurde Padua Teil der Italienischen Sozialrepublik, des Marionettenstaates der deutschen Besatzer. In der Stadt befanden sich das Ministerium für öffentliche Unterweisung, Militär- und Milizkommanden sowie ein Militärflugplatz. Gleichzeitig bekämpfte die Resistenza, die italienischen Partisanen, sehr aktiv die neuen faschistischen Machthaber wie auch die Nazis.

Padua wurde mehrmals von alliierten Flugzeugen bombardiert. Am schwersten wurden der Bahnhof sowie der im Norden gelegene Stadtteil Arcella getroffen, wobei die Fresken Andrea Mantegnas in der Eremitani-Kirche weitgehend zerstört wurden.

Am 28. April 1945 wurde die Stadt durch Partisanen und neuseeländische Truppen befreit. Ein kleiner Soldatenfriedhof des Commonwealth im Westen der Stadt erinnert an die Opfer.

Nach dem Krieg erlebte die Stadt einen raschen Aufschwung – ein Spiegelbild des Aufstiegs Venetiens vom ärmsten Gebiet in Norditalien zu einer der reichsten und aktivsten Regionen des modernen Italien.

Im August 2006 machte Padua Schlagzeilen, als die Stadtverwaltung eine drei Meter hohe Stahlwand um ein Asylbewerberwohnheim ziehen ließ.


Kultur und Sehenswürdigkeiten


Basilica di Sant’Antonio
Basilica di Sant’Antonio
Basilika der Heiligen Justina am Prato della Valle
Basilika der Heiligen Justina am Prato della Valle
Palazzo della Ragione
Palazzo della Ragione
Kathedrale Sta. Maria Assunta und Baptisterium
Kathedrale Sta. Maria Assunta und Baptisterium
La Specola
La Specola

Verkehr


Translohr in Padua
Translohr in Padua

Am 6. Dezember 2006 ging in Padua mit der Tranvia di Padova ein Translohr-System in Betrieb, eine sogenannte Tramway sur pneumatiques (französisch für Straßenbahn auf Gummireifen) des französischen Unternehmens Lohr Industrie. Diese Technik setzt eine mittig eingelassene Schiene ein. Die Fahrzeuge sind Zweirichtungs-Gelenkfahrzeuge, die nur auf spurgeführten Strecken fahren können. Auf einer Linie mit einer Länge von 10,5 Kilometern sind 14 Fahrzeuge im täglichen Einsatz. Eine Erweiterung zu einem Netz von vier Linien ist geplant.

Der Flugplatz Padua liegt an Paduas Via Sorio und wird als Verkehrslandeplatz betrieben.


Sport


In Padua ist der Fußballverein Calcio Padova beheimatet, der nach dem Abstieg aus der Serie B nach der Saison 2018/19 wieder in der Girone B der Serie C spielt. Die Radrennbahn Velodromo Giovanni Monti ist die älteste Sportstätte Italiens und gleichzeitig das älteste kommunale Stadion Italiens.


Padua in der Literatur



Persönlichkeiten


Bekannte Persönlichkeiten der Stadt sind in der Liste von Persönlichkeiten der Stadt Padua aufgeführt.


Städtepartnerschaften


Die Stadt Padua unterhält Partnerschaften mit den folgenden neun Gemeindepartnerschaften: [9]

StadtLandseitTyp
BeiraMosambik Sofala, Mosambik1995Partnerstadt (Città gemella)
Boston Vereinigte Staaten Massachusetts, Vereinigte Staaten1983Partnerstadt (Città gemella)
Cagliari Italien Sardinien, Italien2002Städtefreundschaft (Patti di amicizia)
Coimbra Portugal Região Centro, Portugal1998Partnerstadt (Città gemella)
Freiburg im Breisgau Deutschland Baden-Württemberg, Deutschland1967Partnerstadt (Città gemella)
HandanChina Volksrepublik Huabei, Volksrepublik China1988Partnerstadt (Città gemella)
Iași Rumänien Moldova, Rumänien1995Partnerstadt (Città gemella)
Nancy Frankreich Grand Est, Frankreich1964Partnerstadt (Città gemella)
OxfordVereinigtes Konigreich South East England, Vereinigtes Königreich2019Partnerstadt (Città gemella)
Zadar Kroatien Kroatien2003Partnerstadt (Città gemella)


Commons: Padua – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Padua – Reiseführer

Einzelnachweise


  1. Statistiche demografiche ISTAT. Monatliche Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2019.
  2. Botanical Garden (Orto Botanico), Padua. In: whc.unesco.org. Abgerufen am 28. Juli 2021 (englisch).
  3. Padua’s fourteenth-century fresco cycles. In: whc.unesco.org. Abgerufen am 28. Juli 2021 (englisch).
  4. Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (Memento vom 29. Juni 2007 im Internet Archive), eingesehen am 10. November 2010
  5. Carlo Spartaco Capogreco: I campi del duce. Giulio Einaudi 2004, ISBN 88-06-16781-2, S. 251 f.
  6. Anton Seidenbusch: Kunst und Medizin in Padua. Berührpunkte zwischen Heilkunde und bildender Kunst, dargestellt anhand von Beispielen aus Paduas Kirchen und der Scuola del Santo. Wellm, Pattensen/Hannover 1975; jetzt bei Königshausen & Neumann, Würzburg (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Band 1).
  7. Johann Wolfgang von Goethe: Italienische Reise. Auch ich in Arkadien. Padua, den 27. September 1786.
  8. Holger Dambeck: Zerstörtes Fresko: Mathematiker setzt lückenhaftes Mega-Puzzle zusammen. Spiegel Online. 18. Oktober 2011. Abgerufen am 1. März 2016.
  9. Gemellaggi e patti di amicizia - Comune di Padova. Comune di Padova, abgerufen am 3. November 2022 (italienisch).

На других языках


- [de] Padua

[en] Padua

Padua (/ˈpædjuə/ PAD-ew-ə; Italian: Padova [ˈpaːdova] (listen); Venetian: Pàdova) is a city and comune in Veneto, northern Italy. Padua is on the river Bacchiglione, west of Venice. It is the capital of the province of Padua. It is also the economic and communications hub of the area. Padua's population is 214,000 (as of 2011[update]). The city is sometimes included, with Venice (Italian Venezia) and Treviso, in the Padua-Treviso-Venice Metropolitan Area (PATREVE) which has a population of around 2,600,000.

[ru] Падуя

Па́дуя (итал. Padova [ˈpaːdova], вен. Pàdova, реже Pàdoa, лат. Patavium, истор. нем. Esten) — город в итальянской области Венеция (Венето), административный центр одноимённой провинции.



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