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Villmar ist eine Gemeinde im mittelhessischen Landkreis Limburg-Weilburg. Sie trägt seit dem 24. Mai 2002 die amtliche Zusatzbezeichnung Marktflecken.[2] Der Ort war ein Zentrum der Vorkommen und der Verarbeitung des Lahnmarmors.

Wappen Deutschlandkarte

Basisdaten
Bundesland:Hessen
Regierungsbezirk: Gießen
Landkreis: Limburg-Weilburg
Höhe: 142 m ü. NHN
Fläche: 43,1 km2
Einwohner: 6699 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 155 Einwohner je km2
Postleitzahl: 65606
Vorwahlen: 06482 (Villmar),
06483 (Weyer),
06474 (Aumenau, Falkenbach, Langhecke, Seelbach)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: LM, WEL
Gemeindeschlüssel: 06 5 33 015
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Peter-Paul-Straße 30
65606 Villmar
Website: www.marktflecken-villmar.de
Bürgermeister: Matthias Rubröder (CDU)
Lage der Gemeinde Villmar im Landkreis Limburg-Weilburg
Karte
Karte

Geografie


Ortsansicht von Villmar vom König-Konrad-Denkmal aus
Ortsansicht von Villmar vom König-Konrad-Denkmal aus
Luftaufnahme 2007
Luftaufnahme 2007

Geografische Lage


Villmar liegt im Lahntal zwischen Westerwald und Taunus, etwa 10 km östlich von Limburg. Naturräumlich umfasst das südwestliche Gemeindegebiet den Ostteil des Limburger Beckens (Villmarer Bucht), einer nahezu ebenen, sich nach Westen öffnenden 2–3 km breiten Terrassenflur in 160–180 m Höhenlage, in welche das enge, gewundene Untertal der Lahn ca. 50 m tief eingeschnitten ist. Bedingt durch das milde Klima und die flächenhaften mächtigen Lößlehmböden herrscht hier eine intensive ackerbauliche Nutzung vor. Nördlich davon schließt sich das etwas höher (220–260 m) gelegene waldreichere Weilburger Lahntalgebiet mit dem Weilburger Lahntal und der Gaudernbacher Platte an, wo sich der Ackerbau auf einzelne Lößinseln beschränkt. Im Südosten erhebt sich der ebenfalls stärker bewaldete nordwestliche Teil des Östlichen Hintertaunus (Langhecker Lahntaunus) mit dem Villmarer Galgenberg (277 m) als dessen weithin sichtbaren westlichsten Vorposten nach dem Limburger Becken. Der höchste Punkt (332 m) der Gemarkung befindet sich südöstlich vom Ortsteil Langhecke, den tiefsten Punkt (114 m) bildet die Lahn an der Westgrenze zur Stadt Runkel.


Geologie


Gelegen in der geologischen Lahnmulde ist Villmar reich an Bodenschätzen aus dem Mitteldevon (Silber, Eisenerz, Dachschiefer, Kalkstein), wovon der polierfähige Massenkalk (genannt Lahnmarmor) ein Riffkalk ist und besondere wirtschaftliche Bedeutung erlangte. Als Baumaterial fand neben dem Riffkalk der flächenhaft vorkommende, meist grünliche Diabastuff, auch Schalstein genannt, vielfache Verwendung (z. B. für Ringmauern, Pfarrhaus und Kellergeschosse der meisten älteren Gebäude). Die jüngeren Ablagerungen aus dem Tertiär sind dagegen von untergeordneter Bedeutung, vereinzelt wurden im Bereich des Villmarer Galgenberges in geringem Umfang Sande und Kiese abgebaut. Der tertiäre Vulkanismus hinterließ einzelne Basaltvorkommen bei Falkenbach, Seelbach und Weyer, deren Abbau aber heute eingestellt ist.


Nachbargemeinden


Villmar grenzt im Nordwesten an die Stadt Runkel, im Nordosten an die Gemeinde Weinbach, im Osten an den Marktflecken Weilmünster, im Süden an die Gemeinden Selters und Brechen, sowie im Westen an die Stadt Limburg an der Lahn (alle im Landkreis Limburg-Weilburg).


Gliederung


Die Gemeinde Villmar besteht aus den Ortsteilen Aumenau, Falkenbach, Langhecke, Seelbach, Villmar und Weyer.


Geschichte



Überblick


Der Hauptort Villmar wurde, soweit bekannt, im Jahr 1053 erstmals urkundlich erwähnt, als Kaiser Heinrich III. den Königshof Villmar der Abtei St. Matthias in Trier schenkte. Von besonderer Bedeutung ist dabei das schon in der Schenkungsurkunde verunechtend nachgetragene Recht des Abtes, einen weltlichen Schutzvogt einzusetzen, was einem landeshoheitlichen Rang gleichkommt. Im Jahr 1154 wird der Abtei vom Trierer Erzbischof Hillin das Eigentumsrecht an der Villmarer Kirche bestätigt und eine Liste von insgesamt 14 zehntpflichtigen Orten ausgestellt, darunter die heutigen Gemeindeteile Seelbach, Aumenau und Weyer sowie die Villmarer Höfe Traisfurt und Gladbach. Vermutlich im gleichen Jahr entstand eine auf das Jahr 1054 rückdatierte Fälschung der Originalurkunde, die sowohl das Vogteirecht als auch den Umfang der Pfarrei und somit der Zehnten enthält. Die Orte Aumenau und Weyer wurden bereits im 8. Jahrhundert schriftlich erwähnt, Falkenbach und Langhecke folgten im 13. bzw. 14. Jahrhundert. Indirekt lässt sich aber aus anderen Urkunden schließen, dass eine selbstständige Pfarrei Villmar schon vor dem Jahr 910 bestanden haben muss; der Ortsname Villmar deutet sogar auf einen vorfränkischen Ursprung des Ortes hin.

Ansicht der Kellerei Villmar um 1864
Ansicht der Kellerei Villmar um 1864

Im Jahr 1166 ist erstmals eine offenbar kurz zuvor aus Koblenz zugewanderte kurtrierische Ministerialenfamilie „von Villmar“ belegt. Zwar taucht in der Familie später auch die Bezeichnung „von Koblenz“ auf, ab dem späten 13. Jahrhundert hatte sich aber die Benennung nach Villmar durchgesetzt. Ihr Wappen trug die Familie rot-weiß geviert oder quadriert. Im 14. Jahrhundert bildete sich in Hadamar ein Seitenzweig der Familie. Besitzungen der Familie sind um Villmar und Limburg, um Montabaur, um die Burg Delkenheim im Rheingau und in der Wetterau nachweisbar. 1428 starb die Familie aus.

Als Vögte traten seit dem 13. Jahrhundert Grafen aus dem Haus Isenburg auf, in deren Diensten auch die Herren von Villmar standen. Im 15. und 16. Jahrhundert war zudem das Haus Solms bevogtet. Die Landeshoheit über die Villmarer Gemarkung, zu der auch der heute Runkeler Stadtteil Arfurt gehörte, wurde in der Folgezeit von den Diezer Gaugrafen und später, als deren Rechtsnachfolger in der Cent Aumenau nach 1366, durch die Grafen von Wied-Runkel bestritten. Ab dem 13. Jahrhundert ist auch das Bestreben der Trierer Kurfürsten nachweisbar, die Landeshoheit über Villmar zu erringen. 1346 erhielt Villmar auf Betreiben des Trierer Kurfürsten Balduin von Luxemburg die Stadtrechte, verbunden mit dem Versuch, sich Villmar anzueignen. Dieser blieb aber wie auch die nachfolgende Eroberung Villmars durch Kurtrier im Jahr 1359 trotz Schleifung der Festungsanlagen letztlich erfolglos, da eine entsprechende Rechtsgrundlage nicht nachgewiesen werden konnte. Der Konflikt mit den Villmarer Vögten erreichte seinen Höhepunkt im Jahr 1360 mit der Zerstörung der von Philipp von Isenburg nahe Villmar erbauten Burg Gretenstein durch den Trierer Koadjutor Kuno von Falkenstein.

Im Jahr 1536 wurde ein großer Teil des Orts durch einen Brand zerstört. Die umstrittene territoriale Zugehörigkeit klärte sich im 16. Jahrhundert, als mit dem Einverständnis der Abtei St. Matthias die Villmarer Vogtei 1565 von den Isenburg-Büdinger und Solms-Münzenberger Vogteiherren für 14.000 Frankfurter Gulden an Kurtrier verkauft wurde. Im Jahr 1596 kam es zur Einigung mit der Grafschaft Wied-Runkel, die auf die Landeshoheit über die Villmar-Arfurter Gemarkung verzichtete und dieses Gebiet zu einem Kurtrierer Amtsbezirk werden ließ. Dies hatte auch Folgen für die konfessionelle Zugehörigkeit: Während Villmar (und Arfurt) unter geistlicher Grund- und Landeshoheit von der Reformation unbeeinflusst blieben, wurden die wied’schen Orte Seelbach, Falkenbach, Aumenau und Weyer zunächst ab 1562 lutherisch und ab 1587/88 calvinisch. Die Einnahmen der Abtei als Grundherr, einschließlich der Kirchenzehnten, blieben davon aber bis 1803 unberührt.

Villmar mit Ortsbefestigung Anfang des 18. Jahrhunderts
Villmar mit Ortsbefestigung Anfang des 18. Jahrhunderts

Die ersten Anordnungen der Verhütung eines Brandes im Zusammenhang mit häuslichen Feuerstätten in Textform im Kurfürstentum Trier vom 9. Mai 1721 führten auch in Villmar zu erheblichen Verbesserungen der Bauweise der Gebäude.[3]

Nach dem Ende des Kurstaates und des Heiligen Römischen Reiches gehörte Villmar ab 1806 zum neuen Herzogtum Nassau, das 1866 von Preußen annektiert wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Villmar 1946 Teil des neu gebildeten Landes Hessen.

Die Freiheitsbewegung des Jahres 1848 hatte zur Folge, dass die Villmarer Katholiken wieder viele Jahrzehnte zur Wallfahrtskapelle Maria Hilf Beselich pilgerten und dort eindrucksvoll ihren Glauben kundgaben.[4]

Im Ort wütete am 18. Februar 1861 ein verheerender Brand. Nach Schätzung der Nassauischen Brandversicherungskasse betrug der Schaden 117.175 Gulden und damit etwa zwei Drittel der Gesamtschadenssumme des Jahres 1861 im Herzogtum.[5]

Im Jahr 1862 wurde der Bahnhof Villmar an der neu gebauten Lahntalbahn fertiggestellt. Allerdings befand sich der Bahnhof am gegenüberliegenden Ufer der Lahn, war also nur per Fähre oder Boot zu erreichen. Bereits in den Jahrhunderten zuvor war mehrfach der Bau einer Brücke gefordert worden. Neben dem Bahnhof lagen mehrere marmorverarbeitende Betriebe auf der gegenüberliegenden Lahnseite. Beim Ausbaggern des Flusses, ebenfalls im 19. Jahrhundert, wurde zudem eine Furt zerstört, die zuvor die Villmarer Bauern genutzt hatten, um ihre Felder zu erreichen. 1886 beschloss das Gemeindeparlament den Bau einer Brücke. Die Bauarbeiten begannen jedoch erst im Sommer 1894. Im November des folgenden Jahres wurde das Bauwerk für den Verkehr freigegeben. Am 12. Dezember 1944 verfehlte eine alliierte Fliegerbombe diese Brücke nur knapp und zerstörte stattdessen eine Gaststätte. Möglicherweise war aber die Lahntalbahn das eigentliche Angriffsziel.

Am 23. Juni 1945 kamen die ersten Heimatvertriebenen nach Villmar. Im Januar 1946 wurden Baracken, die die Wehrmacht im Steinbruch „Über Lahn“ hatte errichten lassen, für die vorübergehende Aufnahme von rund 500 Flüchtlingen hergerichtet. Als Lagerleiter setzte die Limburger Kreisverwaltung August Falk ein, der bereits vor 1933 Gemeindevertreter in Villmar war. In das Lager wurde ein Teil der 1200 Flüchtlinge aus dem Sudetenland eingewiesen, die am 8. Februar 1946 mit dem ersten größeren Transport in Weilburg ankamen. Im Dezember des gleichen Jahres befanden sich nur noch rund 50 Menschen in dem Lager. Spätestens ab Januar 1947 wurde das Lager nicht mehr genutzt. Villmar selbst nahm in den Nachkriegsjahren rund 550 Flüchtlinge auf.


Hessische Gebietsreform


Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten die Gemeinden Villmar, Falkenbach, Langhecke und Seelbach am 31. Dezember 1970 auf freiwilliger Basis zur neuen Gemeinde Villmar.[6] Die diesbezügliche offizielle Urkunde des Landes Hessen übergab Landrat Alfred Schneider im „Roten Salon“ des Hotels „Lord“ in Weilburg.[7] Am 1. Februar 1971 schlossen sich wiederum Villmar und Aumenau zur neuen Großgemeinde Villmar zusammen.[8] Am 31. Dezember 1971 wurde Weyer (ehemals selbstständige Gemeinden im Oberlahnkreis) in die Gemeinde Villmar eingegliedert,[9] der im Jahr 2002 das Recht eingeräumt wurde, die Bezeichnung Marktflecken zu führen. Ortsbezirke nach der Hessischen Gemeindeordnung wurden nicht errichtet.


Staats- und Verwaltungsgeschichte


Die folgende Liste zeigt im Überblick die Staaten, in denen Villmar lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[10][11]


Bevölkerung



Einwohnerstruktur 2011


Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Villmar 6941 Einwohner. Darunter waren 226 (3,2 %) Ausländer, von denen 119 aus dem EU-Ausland, 65 aus anderen europäischen Ländern und 43 aus anderen Staaten kamen.[12] (Bis zum Jahr 2020 erhöhte sich die Ausländerquote auf 5,1 %.[13]) Nach dem Lebensalter waren 1227 Einwohner unter 18 Jahren, 2766 zwischen 18 und 49, 1548 zwischen 50 und 64 und 1401 Einwohner waren älter.[14] Die Einwohner lebten in 2925 Haushalten. Davon waren 801 Singlehaushalte, 789 Paare ohne Kinder und 1035 Paare mit Kindern, sowie 255 Alleinerziehende und 39 Wohngemeinschaften. In 612 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 1947 Haushaltungen leben keine Senioren.[14]


Einwohnerentwicklung


Villmar: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr  Einwohner
1834
 
1.695
1840
 
1.808
1846
 
1.875
1852
 
1.941
1858
 
1.953
1864
 
2.072
1871
 
1.992
1875
 
2.099
1885
 
2.077
1895
 
2.049
1905
 
2.054
1910
 
1.961
1925
 
1.962
1939
 
2.054
1946
 
2.733
1950
 
2.767
1956
 
2.672
1961
 
2.761
1967
 
2.870
1970
 
4.261
1972
 
6.569
1975
 
6.520
1980
 
6.484
1985
 
6.309
1990
 
6.526
1995
 
7.169
2000
 
7.328
2005
 
7.311
2010
 
6.974
2011
 
6.941
2015
 
6.857
2020
 
6.720
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [10]; 1972:[15]; Hessisches Statistisches Informationssystem[13]; Zensus 2011[12]
Ab 1970 einschließlich der im Zuge der Gebietsreform in Hessen eingegliederten Orte.

Religionszugehörigkeit


 1885:081 evangelische (= 3,90 %), 1927 katholische (= 92,78 %) und 7 (= 0,34 %) andere Christen, 62 jüdische (= 2,99 %)[10]
 1961:219 evangelische (= 7,93 %) und 2521 katholische (= 91,31 %) Einwohner[10]
 1987:2826 evangelische (= 44,8 %), 3203 katholische (= 50,8 %), 277 sonstige (= 4,4 %) Einwohner[16]
 2011:2765 evangelische (= 39,8 %), 2912 katholische (= 42,0 %), 1264 sonstige (= 18,2 %) Einwohner[16]

Politik



Gemeindevertretung


Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[17] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[18][19][20][21]

Sitzverteilung in der Gemeindevertretung 2021
    
Insgesamt 31 Sitze
  • SPD: 11
  • AAV: 3
  • UFBL: 5
  • CDU: 12
Parteien und Wählergemeinschaften 2021 2016 2011 2006 2001
 % Sitze  % Sitze  % Sitze  % Sitze  % Sitze
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 40,6 12 33,7 10 34,7 11 42,9 13 41,4 13
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 34,6 11 34,4 11 43,2 13 41,8 13 45,9 14
UFBL Unabhängige Freie Bürgerliste 15,6 5 22,9 7 8,3 3
AAV Aktive Alternative Villmar 9,2 3 9,1 3 6,2 2 5,5 2 4,9 2
FW Freie Wähler Villmar 7,7 2 7,7 2 7,8 2
FDP Freie Demokratische Partei 2,2 1
Gesamt 100,0 31 100,0 31 100,0 31 100,0 31 100,0 31
Wahlbeteiligung in % 54,4 55,4 52,5 53,7 58,8
Rathaus der Gemeinde Villmar
Rathaus der Gemeinde Villmar

Bürgermeister


Matthias Rubröder (CDU) wurde am 18. März 2018 mit 54,6 % der Stimmen zum Bürgermeister von Villmar gewählt.[22] Er löste damit Arnold-Richard Lenz (unabhängig) in diesem Amt ab.


Wappen und Flagge


Wappen

Blasonierung: „In Silber ein durchgehendes rotes Kreuz, belegt mit schwarzem Herzschild, darin goldene Hellebarde und silberner Schlüssel schräg gekreuzt.“[23]

Das Wappen wurde der Gemeinde Villmar im damaligen Oberlahnkreis am 12. Juni 1970 durch das Hessische Innenministerium genehmigt. Gestaltet wurde es durch den Bad Nauheimer Heraldiker Heinz Ritt.

Das Wappen geht auf alte Gerichtssiegel zurück und symbolisiert die mittelalterlichen und neuzeitlichen Besitz- und Hoheitsverhältnisse des Ortes. Das rote Kreuz ist das Wappen Kurtriers, das von 1596 bis 1806 die Landeshoheit über Villmar ausübte. Der Schlüssel das Symbol des heiligen Petrus, Patron der Pfarrei Villmar. Die Hellebarde (eigentlich Richtbeil) ist das Symbol des heiligen Matthias, dem Schutzheiligen der Benediktinerabtei St. Matthias in Trier, die von 1053 bis 1802 die Pfarrei und Grundherrschaft Villmar besaß.

Flagge

Die Flagge wurde der Gemeinde gemeinsam mit dem Wappen am 12. Juni 1970 durch das Hessische Innenministerium genehmigt und wird wie folgt beschrieben:

„In Silber (Weiß) ein längliches, durchgehendes, rotes Kreuz, im Schnittpunkt der Kreuzbalken belegt mit dem Herzschild des Wappens in Schwarz, goldene (gelbe) Hellebarde und silberner (weißer) Schlüssel schräg gekreuzt.“

Wappen und Flagge wurden der Gemeinde Villmar nach der Gebietsreform am 12. Juni 1983 erneut genehmigt.[24]


Partnerstadt



Sehenswürdigkeiten



Pfarrkirche St. Peter und Paul


Hochaltar Pfarrkirche St. Peter und Paul
Hochaltar Pfarrkirche St. Peter und Paul

Die Kirche wurde 1746–1749 unter Leitung des aus Tirol stammenden und in Boppard am Rhein ansässigen Thomas Neurohr an Stelle eines 1282 „basilica“ genannten spätromanischen Gotteshauses erbaut. Es handelt sich um eine große fünfjochige Saalkirche mit Strebepfeilern und flachem Kreuzgratgewölbe. Dem etwas schmaleren Chorraum mit einem Joch und 5/8-Schluss ist östlich der Kirchturm vorgelagert, dessen Helm im Jahr 1885 nach Blitzschlag eine Erneuerung im Stile der Neugotik erfuhr. Im Inneren finden sich eine reiche spätbarocke Ausstattung (1760–1764) aus der Hadamarer Bildhauerschule (Johann Thüringer, Jakob Wies) sowie Arbeiten aus heimischen Lahnmarmor aus dem 18. und 19. Jh. Der heute barocke Jakobusaltar wird schon 1491 als Jakobus- und Matthias-Altar erwähnt (siehe Quellen).

Im Jahr 1957 kam es zu einem chorähnlichen Erweiterungsbau nach Westen durch den Architekten Paul Johannbroer (Wiesbaden). Heute bietet die Kirche einschließlich der Empore Platz für 500 Gläubige. Zelebrationsaltar und Ambo aus französischem Kalksandstein wurden in den 1980er/90er Jahren von Bildhauer Walter Schmitt (Villmar) künstlerisch gestaltet. Bei der Renovierung 1988/89 wurden unter der Empore vor der Rückwand zwei neue Kapellen geschaffen, welche die Kreuzigungsgruppe aus dem späten 15. Jh. und den Kreuzweg aufnehmen. Dort fanden auch die Kommunionbänke aus Lahnmarmor einen neuen Platz. Die Orgel wurde 1754/55 von Johann Christian Köhler (Frankfurt) erbaut und umfasst heute nach mehreren Umbauten (1885/86 Gebr. Keller, Limburg, 1932 und 1976 Johannes Klais, Bonn) 27 Register auf zwei Manualen und Pedal. Der barocke Prospekt ist erhalten.


Lahnmarmor



Weitere Sehenswürdigkeiten



Wirtschaft und Infrastruktur


Im 17. Jahrhundert wurde Silbererz abgebaut, das Vorkommen war jedoch bald erschöpft. Die wirtschaftliche Bedeutung Villmars lag vor allem in der seit dem frühen 17. Jahrhundert betriebenen Marmorverarbeitung. Seit dem Jahr 1790 sind zwölf Steinbrüche in Villmar nachweisbar, weitere gab es in der Umgebung. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bekam der Lahnmarmor Konkurrenz durch billigere Importe, weshalb der Abbau vor Ort zum Erliegen kam. Die Verarbeitung wurde jedoch weitergeführt, wenn auch die kleineren Betriebe, oft bedingt durch Nachwuchsmangel, mit der Zeit verschwanden. Von den Großbetrieben schlossen die 1865 erbauten Nassauischen Marmorwerke wegen Zahlungsunfähigkeit 1979 ihre Tore; im Jahr 2001 auch der Steinverarbeitungsbetrieb Engelbert Müller, der in der Nachkriegszeit vor allem durch Großaufträge für Sakralbauten bekannt wurde. Die letzte Bergung von Material aus einem Villmarer Steinbruch erfolgte 1989 für die Rekonstruktion des Hochaltars der im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigten Jesuitenkirche Mannheim. Heute sind noch vier steinverarbeitende Betriebe lebensfähig.

Seit den 1950er Jahren hat sich Villmar zu einer Wohngemeinde mit bescheidenem Tourismus gewandelt. Die große Mehrheit der Arbeitnehmer verdient ihren Lebensunterhalt in Limburg an der Lahn, Wetzlar, Gießen und, begünstigt durch die gute Verkehrsanbindung, im Rhein-Main-Gebiet.


Verkehr


Villmar ist durch die zehn Kilometer entfernte Anschlussstelle Limburg-Süd der A 3 an das Fernstraßennetz angeschlossen.

In der Gemeinde liegen die Bahnhöfe Villmar und Aumenau an der Lahntalbahn Koblenz–Limburg–Villmar–WetzlarGießen. Dort halten Regionalbahnen der Linie Limburg–Gießen der Hessischen Landesbahn. Der nächste Fernbahnhof ist Limburg Süd an der Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main.

Villmar grenzt mit seiner Kerngemeinde und den Ortsteilen Aumenau und Falkenbach an die Bundeswasserstraße Lahn. Entlang der Lahn führt auch der stark frequentierte Radwanderweg R7.


Bildung


In Villmar bestehen die Johann-Christian-Senckenberg-Schule als Grund-, Haupt- und Realschule sowie eine weitere Grundschule im Ortsteil Aumenau. Weiterführende Schulen stehen in Limburg, Weilburg und Weilmünster zur Verfügung.


Einrichtungen



Persönlichkeiten



Söhne und Töchter der Gemeinde



Ehrenbürger



Persönlichkeiten, die vor Ort wirken bzw. gewirkt haben



Literatur




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Wikisource – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise


  1. Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2021 nach Gemeinden (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Zusatzbezeichnungen zum Gemeindenamen, die vom Hessischen Innenministerium seit 1945 verliehen wurden. In: innen.hessen.de. Hessisches Ministerium des Innern und für Sport, September 2021, abgerufen am 9. Februar 2022.
  3. Franz-Josef Sehr: Brandschutz im Heimatgebiet vor 300 Jahren. In: Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg (Hrsg.): Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 2022. Limburg 2021, ISBN 3-927006-59-9, S. 223–228.
  4. Franz-Josef Sehr: 250 Jahre Wallfahrtskapelle Maria Hilf Beselich. In: Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 2017. Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg, Limburg-Weilburg 2016, ISBN 3-927006-54-8, S. 137–141.
  5. Ausschreibung der Brandassecuranzbeiträge für das Jahr 1861 in Herzogtum Nassau (Hrsg.): Verordnungsblatt des Herzogthums Nassau. Wiesbaden 1862; S. 45
  6. Zusammenschluss von Gemeinden zur Gemeinde „Villmar“, Oberlahnkreis vom 6. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 4, S. 140, Punkt 168 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,3 MB]).
  7. Franz-Josef Sehr: Vor 50 Jahren: Entstehung der Gemeinde Beselich. In: Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg (Hrsg.): Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 2021. Limburg 2020, ISBN 3-927006-58-0, S. 41–48.
  8. Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 6, S. 248, Abs. 34 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2 MB]).
  9. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 373.
  10. Villmar, Landkreis Limburg-Weilburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 24. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  11. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  12. Bevölkerung nach Staatsangehörigkeit (Gruppen):  Villmar. In: Zensus 2011. Statistisches Bundesamt, abgerufen im April 2022.
  13. Hessisches Statistisches Informationssystem In: Statistik.Hessen.
  14. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 22 und 62;.
  15. Kommunalwahlen 1972; Maßgebliche Einwohnerzahlen der Gemeinden vom 4. August 1972. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 33, S. 1424, Punkt 1025 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,9 MB]).
  16. Ausgewählte Strukturdaten über die Bevölkerung am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 64;.
  17. Ergebnis der Gemeindewahl am 14. März 2021. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2021.
  18. Ergebnis der Gemeindewahl am 6. März 2016. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2016.
  19. Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2011.
  20. Ergebnis der Gemeindewahl am 26. März 2006. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2006.
  21. Ergebnis der Gemeindewahl am 18. März 2001. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2001.
  22. Bürgermeisterwahl. In: Statistik.Hessen. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen am 27. März 2021.
  23. Genehmigung eines Wappens und einer Flagge der Gemeinde Villmar, Oberlahnkreis vom 12. Juni 1970. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr. 26, S. 1301, Punkt 1231 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 7,6 MB]).
  24. Genehmigung eines Wappens und einer Flagge der Gemeinde Villmar, Landkreis Limburg-Weilburg vom 12. Juli 1983. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1983 Nr. 31, S. 1555, Punkt 878 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,3 MB]).
  25. Datenbank der deutschen Parlamentsabgeordneten (PDF), abgerufen am 25. Mai 2022.
  26. Datenbank der deutschen Parlamentsabgeordneten, abgerufen am 17. Oktober 2011.
  27. Datenbank der deutschen Parlamentsabgeordneten (PDF), abgerufen am 25. Mai 2022.
  28. Geschichte des Blasorchesters. Freiwillige Feuerwehr Villmar, abgerufen am 5. Februar 2022.

На других языках


- [de] Villmar

[en] Villmar

Villmar is a market village and municipality in the Limburg-Weilburg district in Hesse, Germany. The community is the centre for quarrying and processing the so-called Lahn Marble.

[ru] Фильмар

Фильмар (нем. Villmar) — коммуна в Германии, в земле Гессен. Подчиняется административному округу Гиссен. Входит в состав района Лимбург-Вайльбург. Население составляет 6974 человека (на 31 декабря 2010 года).[1] Занимает площадь 43,1 км². Официальный код — 06 5 33 015.



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