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Tambach-Dietharz ist eine Landstadt im Landkreis Gotha in Thüringen (Deutschland).

Wappen Deutschlandkarte

Basisdaten
Bundesland:Thüringen
Landkreis: Gotha
Höhe: 450 m ü. NHN
Fläche: 41,64 km2
Einwohner: 4320 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 104 Einwohner je km2
Postleitzahl: 99897
Vorwahl: 036252
Kfz-Kennzeichen: GTH
Gemeindeschlüssel: 16 0 67 065
Adresse der
Stadtverwaltung:
Burgstallstraße 31a
99897 Tambach-Dietharz
Website: www.tambach-dietharz.de
Bürgermeister: Marco Schütz (parteilos)
Lage der Stadt Tambach-Dietharz im Landkreis Gotha
KarteDrei GleichenSchwabhausenSonneborn
Karte
Blick auf Tambach-Dietharz. Rechts der Turm der Lutherkirche.
Blick auf Tambach-Dietharz. Rechts der Turm der Lutherkirche.
Altes Rathaus von 1919
Altes Rathaus von 1919
Altes Postamt von 1888
Altes Postamt von 1888
Blick entlang der Hauptstraße zur Lutherkirche
Blick entlang der Hauptstraße zur Lutherkirche
Lutherkirche und Heimatmuseum
Lutherkirche und Heimatmuseum
Antikes Haus, Hauptstr. 88 (2012, als Disco genutzt)
Antikes Haus, Hauptstr. 88 (2012, als Disco genutzt)

Lage


Tambach-Dietharz liegt an der Nordabdachung des Thüringer Waldes westlich von Ohrdruf. Die Stadt liegt auf einer höheren Rodungsinsel an der Landesstraße 1028, die hinab in das nördliche Vorland des Thüringer Waldes führt.


Geschichte



Tambach


Das erste Mal erwähnt wurde der Ort 1039 als Dambahc. Bereits im 10. und 11. Jahrhundert führte vermutlich eine Handels- und Heerstraße durch die Tambacher Mulde über den Kamm des Thüringer Waldes (Frankenstic, der heutige Rennsteig) nach Franken mit Anbindung an das süddeutsche Straßennetz. Die strata magna und die communis strata hatten ihre Blütezeit im 14./15. Jahrhundert.

Tambach ist seit 1251 urkundlich bezeugt. Das Castrum Walinvels (Burg Waldenfels oder Burg Altenfels), auf dem Altenfels am Ende des Schmalwassergrundes (heute Talsperre Schmalwasser) gelegen, könnte eine Zoll- und Geleitstelle gewesen sein. Einer der Vögte zu Waldenfels war um 1260 Eckehard, Ritter von Hochheim, der Vater des berühmt gewordenen Philosophen und Theologen Meister Eckhart, der um 1260 geboren wurde, wobei als Geburtsort diese Burg in Betracht kommen kann. 1293 überließen die Herren von Meldingen das Dorf dem Kloster Georgenthal. Nach dessen Auflösung gehörte der Ort ab 1531 zum Amt Georgenthal, welches seit 1640 zum Herzogtum Sachsen-Gotha gehörte.

Die Bezeichnung der örtlichen Mundart sowie der in dieser Mundart von den Bewohnern des Dorfes verwendete Name für das Dorf ist „Tammich“.


Dietharz


Die erste urkundliche Erwähnung von Dietharz datiert in das Jahr 1246 als Ditteritz. 1293 wurde er mit Dietharz und der Burg Waldenfels dem Kloster Georgenthal überlassen. Nach dessen Auflösung gehörte der Ort ab 1531 zum Amt Georgenthal, welches seit 1640 zum Herzogtum Sachsen-Gotha gehörte.

Als Anfang des 17. Jahrhunderts ein großer Teil des Ortes (vermutlich infolge Kriegswirren) verwüstet war, wurde 1691 in Weimar eine Verordnung erlassen, die den Bürgern zusprach, dass jede Spanne Bauholz aus den herrschaftlichen Waldungen für 6 Pf. Waldmiethe abgeliefert werden sollte, damit das Dorf wieder aufgebaut werden könnte.[2]

Dietharz wird in der lokalen Mundart „Detersch“ genannt.


Zusammenlegung


Tambach schloss sich 1919 mit dem benachbarten Ort Dietharz zu Tambach-Dietharz zusammen. Die Gemeinde erhielt 1925 das Stadtrecht.


Luther und der Ort


Die alte Straße zwischen Schmalkalden und Tambach-Dietharz erlangte auch Berühmtheit durch Martin Luther. Dieser war auf dem Konvent in Schmalkalden, auf dem die Schmalkaldischen Artikel im Februar 1537 unterzeichnet wurden, an einem Blasen- oder Nierenleiden schwer erkrankt. Er trat die Heimreise nach Wittenberg über Tambach-Dietharz an. Hier wurde er, nachdem er vom Wasser des heutigen Lutherbrunnens getrunken hatte, von seinen Leiden erlöst und schrieb an seinen Freund Philipp Melanchthon: „[…] aus Tambach, dem Orte, da ich gesegnet wurde, denn hier ist mein Phanuel, an dem mir Gott erschienen ist.“ Laut Ludwig Bechstein fühlte er sich sogar zu einem Graffiti berufen: […] im Gasthaus zu Tambach nahm er eine Kohle und schrieb damit an die Wand: „Tambach est mea Pniel“ – den Namen der Stätte, wo Jakob mit Gott gerungen – „ibi apparuit mihi dominus. M.L“. Das hat lange in jenem Hause gestanden […][3]

Dies war der Anlass, im Jahre 1717 zum Reformationsjubiläum im Tammichgrund einen Brunnen als Lutherbrunnen (aus diesem soll das Wasser entnommen worden sein) zu bezeichnen. Welchen Weg der kleine Reisezug von Schmalkalden über den Rennsteig nach Tambach genommen hat, lässt sich heute nicht mehr zweifelsfrei ermitteln. Der Weg von der „Alten Ausspanne“ in Richtung Nesselhof – als Lutherweg gekennzeichnet – ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht der Weg, den Martin Luther und seine Reisebegleiter 1537 vom Nesselhof aus in Richtung Tambach genommen haben. Er ist für Pferdefuhrwerke im Winter viel zu steil und wurde sicher in dieser Zeit selten – wenn überhaupt – zur Überquerung des Rennsteiges benutzt. Die Überlieferung, dass die Reisegruppe am Rennsteigstein R 57 in der Nähe des heutigen Parkplatzes an der „Neuen Ausspanne“ den Rennsteig überquerte, scheint schon eher realistisch zu sein. Am Rennsteigstein R 57 stand zu Luthers Zeiten die mächtige „Diebesbuche“ als Hoheitszeichen zwischen Sachsen und Hessen. Der Überlieferung zufolge wurde dieser Stein auch als „Gerichts-Stein“ bezeichnet, denn hier soll der Austausch von Delinquenten aus Sachsen nach Hessen und umgekehrt stattgefunden haben.


Weitere Geschichte


Während des Zweiten Weltkriegs mussten 307 Frauen und Männer, vorwiegend aus der Sowjetunion, bei den Firmen Hopf und Fritz Braun Zwangsarbeit leisten.[4]

Zu DDR-Zeiten wurde am Hubenstein ein Ferienlager (am Schmalwassergrund) errichtet, das später durch Brand zerstört wurde.[5]

Im Rahmen der Energiewende gibt es Planungen der Thüringer Landesregierung, oberhalb von Tambach-Dietharz ein Pumpspeicherkraftwerk, vorrangig zur Speicherung von Strom aus Windkraftanlagen, zu errichten. Vor Ort gibt es Widerstand dagegen.[6]


Bahnstrecke


Am 19. Dezember 1892 erhielt Tambach-Dietharz mit der Stichstrecke von Georgenthal den lang ersehnten Bahnanschluss. Am 1. September 1969 wurde der Personenverkehr eingestellt, die Infrastruktur allerdings für den verbleibenden Güterverkehr saniert. Aufgrund des mittlerweile schlechten Gleiszustandes verließen die letzten Güterwagen am 27. Dezember 1995 Tambach-Dietharz. Bemühungen um den Erhalt scheiterten. Die Bahntrasse wurde in Tambach-Dietharz zu einem Radweg umgebaut.


Politik


Kommunalwahl 2019[7][8]
Wahlbeteiligung: 53,2 % (2014: 49,2 %)
 %
50
40
30
20
10
0
46,9 %
18,9 %
12,4 %
11,7 %
10,2 %
n. k. %
FW TD
SPD
PRO TD
CDU
Linke
BI/SG
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
 12
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
+11,5 %p
−0,8 %p
+3,7 %p
−5,6 %p
−1,8 %p
−6,8 %p
FW TD
SPD
PRO TD
CDU
Linke
BI/SG
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/TITEL zu lang

Stadtrat


Die Kommunalwahl vom 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis:[8]

Partei / ListeSitzeG/V
Freie Wähler T-D7+ 1
SPD3± 0
Pro T-D2+1
CDU2− 1
Die Linke2± 0
BI/SG0− 1

Bürgermeister


Bei den Bürgermeisterwahlen 2012 setzte sich Marco Schütz (parteilos, Kandidat von CDU/FW TD) unter anderem gegen seinen Vorgänger Harald Wrona mit 55,5 % der Stimmen durch. Er wurde 2018 wiedergewählt.[9]


Ehemalige Bürgermeister

Bürgermeister seit 1994 waren:[9]


Wappen


Blasonierung: Geteilt von Grün und Silber, oben eine silberne Holzfälleraxt, belegt mit (schräggekreuzten) silbernen Schlägel und Eisen, unten auf grünem Boden drei grüne Tannen.

Der Auftrag für ein neues Stadtwappen erging 1925. Die Holzfälleraxt und die Bergeisen erinnern an Forstwirtschaft und Holzverarbeitung sowie an das Steinbrechergewerbe in Tambach. Die drei Tannen entstammen dem alten Gemeindesiegel von Dietharz.


Sehenswürdigkeiten


Bergkirche
Bergkirche

Persönlichkeiten



Söhne und Töchter



Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben



Literatur




Commons: Tambach-Dietharz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Tambach in der Topographia Superioris Saxoniae (Matthäus Merian) – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise


  1. Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
  2. Galetti: Geschichte und Beschreibung des Herzogthums Gotha. Band 3. S. 250/251.
  3. Heike Hentschel: Wahre Geschichten um den Lutherweg in Thüringen. Tauchaer Verlag, Taucha 2017, ISBN 3-89772-293-3, S. 20.
  4. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945. (=Heimatgeschichtliche Wegweiser. Band 8). Thüringen, Erfurt 2003, ISBN 3-88864-343-0, S. 102.
  5. Facebook-Eintrag
  6. Gerlinde Sommer: Viele hier haben einfach Angst. In Tambach-Dietharz rumort es wegen des geplanten Pumpspeicherkraftwerks. Thüringische Landeszeitung, 30. Januar 2013
  7. Kommunalwahl in Tambach-Dietharz 2014. In: wahlen.thueringen.de. Abgerufen am 14. Dezember 2019.
  8. Kommunalwahl in Tambach-Dietharz 2019. In: wahlen.thueringen.de. Abgerufen am 14. Dezember 2019.
  9. Bürgermeisterwahlen in Tambach-Dietharz seit 1994. In: wahlen.thueringen.de. Abgerufen am 14. Dezember 2019.
  10. Evangelisch-Lutherischer Kirchenkreis Waltershausen-Ohrdruf
  11. Ellrich/Heinze/Hoerenz: Zwischen Hörsel und Wilder Gera, Weimar 2005, ISBN 3-86160-167-2
  12. Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR (Hrsg.): Sonderbauprogramm – Zwischenbericht. Berlin 1976 (mit Kurz-Porträt dieses Bauwerks).
  13. Wunder von Tambach – ein Krimi? von Conny Möller, Thüringer Allgemeine, 22. März 2017, zuletzt abgerufen am 22. April 2019.
  14. Tambach-Dietharz verleiht Krimipreis von Wolfgang Möller, Thüringer Allgemeine, 21. Juni 2019, zuletzt abgerufen am 29. Juni 2019.

На других языках


- [de] Tambach-Dietharz

[en] Tambach-Dietharz

Tambach-Dietharz is a town in the district of Gotha, in Thuringia, Germany. It is situated in the Thuringian Forest, 19 km south of Gotha.

[ru] Тамбах-Дитарц

Тамбах-Дитарц (нем. Tambach-Dietharz) — город в Германии, в земле Тюрингия.



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