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Schildesche (Aussprache: [ˈʃɪldəʃə]) ist der Name eines Stadtbezirks der kreisfreien Stadt Bielefeld in Nordrhein-Westfalen sowie der Name des größten Ortsteils in diesem Stadtbezirk. Die bedeutendste öffentliche Einrichtung im Stadtbezirk Schildesche ist die Universität Bielefeld.


Geografie


Der Stadtbezirk Schildesche liegt im Ravensberger Hügelland nördlich des Teutoburger Waldes auf einer Höhe von 94 m ü. NN. Der Teutoburger Wald nimmt an der südlichen Grenze des Stadtbezirks eine Höhe bis circa 200 m an. Fließgewässer im Stadtbezirk sind der Johannisbach, der Schloßhofbach und der Sudbrackbach. Der Johannisbach wird am nordöstlichen Rand des Stadtbezirks zum Obersee gestaut.

Im Norden beginnend grenzt der Stadtbezirk Schildesche im Uhrzeigersinn an die Bielefelder Stadtbezirke Jöllenbeck, Heepen, Mitte, Gadderbaum und Dornberg.


Stadtbezirksgliederung


Nur informell abgegrenzte Ortsteile im Stadtbezirk sind Schildesche, Gellershagen und Sudbrack. Daneben gibt es wie auch im Stadtbezirk Bielefeld-Mitte größere Gebiete, die im allgemeinen Sprachgebrauch keinem bestimmten Ortsteil zugeordnet werden. Die Bevölkerung verteilt sich auf die Ortsteile und Statistischen Bezirke wie folgt:[1]

Statistischer Bezirk Ortsteil Einwohner
(31.12.2019)
17 Vorwerk Schildesche Schildesche 13.415
18 Schildesche
19 Johannesstift
20 Sudbrack Sudbrack 8.658
21 Untertheesen 5.573
22 Bültmannskrug 1.790
23 Gellershagen Gellershagen 6.635
24 Bültmannshof 4.462
25 Universität und Sieben Hügel 2.010

Geschichte



Stift, Dorf und Bauerschaft Schildesche


Im Jahr 939 gründete die adlige und kinderlose Witwe Marswidis mit Einwilligung des Bischofs Dudo von Paderborn ein Frauenstift. Da sich um dieses Stift eine Siedlung bildete, wird dies als Gründung von Schildesche angesehen. König Otto I. und Kaiser Otto II. übernahmen den Schutz des Stifts. 1019 wurde die Reichsabtei von Kaiser Heinrich II. an Bischof Meinwerk von Paderborn übertragen.[2] Vor der Mitte des 13. Jahrhunderts brannte es ab. Im Jahr 1244 übertrug Bischof Bernhard IV. von Paderborn dem Grafen Ludwig von Ravensberg die Verwaltung und Gerichtsbarkeit über das Stift Schildesche um die neu erbaute gotische Stiftskirche. Im weiteren Verlauf des Mittelalters entwickelte sich Schildesche in der Grafschaft Ravensberg zum Kirchdorf des Kirchspiels Schildesche und zum Hauptort der Vogtei Schildesche. Rund um das Dorf Schildesche bestand außerdem die Bauerschaft Schildesche, die auch Altenschildesche genannt wurde.

Mit dem Beginn der Napoleonischen Zeit wurde Schildesche 1807 Hauptort des Kantons Schildesche im Distrikt Bielefeld des Königreichs Westphalen.[3] 1810 endete die Existenz des Stifts. Es wurde gemäß den im Reichsdeputationshauptschluss festgesetzten Bestimmungen aufgelöst und sein Grundbesitz versteigert.

1811 kam es zu umfangreichen Änderungen der Verwaltungsgliederung im Raum Schildesche, da das Gebiet nördlich des Johannisbachs vom Königreich Westphalen von Frankreich annektiert wurde. Im nun verkleinerten Distrikt Bielefeld verblieben nur die südlich des Johannisbachs gelegenen Teile von Dorf und Bauerschaft Schildesche.[4] Während der folgenden zwei Jahre gehörte das Schildescher Gebiet nördlich des Johannisbachs zum Kanton Enger des Distrikts Minden im französischen Departement der Oberen Ems.[5]

Nach dem Ende der Franzosenzeit fiel das gesamte Ravensberger Land 1813 wieder an Preußen. Im Rahmen einer großen Verwaltungsreform wurde Preußen in neu eingerichtete Provinzen, Regierungsbezirke und Kreise gegliedert. Dorf und Bauerschaft Schildesche kamen zum 1816 gegründeten Kreis Bielefeld, während die bis 1811 zur Vogtei bzw. zum Kanton Schildesche gehörenden Dörfer Laar, Diebrock und Eickum dem Kreis Herford zugeschlagen wurden.

Durch die mit der zunehmenden Industrialisierung verbundene Ausdehnung der Stadt Bielefeld wuchsen Schildesche und Bielefeld in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zusammen. Zwischen der Bielefelder Innenstadt und dem Dorf Schildesche entstand ein großes Industriegebiet. Gleichzeitig entwickelte sich das zur Bauerschaft Schildesche gehörende Sudbrackgebiet zu einem dicht besiedelten Bielefelder Wohnvorort. In den Jahren 1900 bis 1902 erhielt Schildesche gleich zwei Meterspur-Bahnverbindungen nach Bielefeld. Ende 1900 eröffnete die Bielefelder Straßenbahn eine Linie von Brackwede bis zum Rettungshaus, dem heutigen Johannesstift, die im Mai 1902 über die Beckhausstraße bis in den Schildescher Ortskern verlängert wurde. Seit 1. April 1901 verbanden die Bielefelder Kreisbahnen Schildesche mit Bielefeld, Werther und Enger mit Anschluss an die Herforder Kleinbahn. Auf der Beckhausstraße bestand Parallelverkehr vom Rettungshaus bis zur heutigen Deciusstraße.

Die Einwohnerzahl von Dorf und Bauerschaft entwickelte sich zwischen 1843 und 1925 wie folgt:[6][7][8]

Jahr Dorf Schildesche Bauerschaft Schildesche
(Altenschildesche)
184325201075
186430061101
191086013391
192590284788
Schildescher Viadukt am Ostufer des Obersees
Schildescher Viadukt am Ostufer des Obersees

Am 1. Oktober 1930 kam es zu einer umfangreichen kommunalen Neuordnung. Das Dorf Schildesche wurde bis auf einige Parzellen, die an Vilsendorf fielen, nach Bielefeld eingemeindet. Der größte Teil der Bauerschaft Schildesche wurde ebenfalls nach Bielefeld eingemeindet. Der Rest der Bauerschaft fiel an Vilsendorf und Brake.[9] Schildesche wurde am 26. November 1944 während des Luftkrieges durch einen Großangriff auf den Schildescher Viadukt schwer getroffen. Der Höhepunkt der Zerstörungen wurde am 14. März 1945 erreicht, als der Viadukt durch die erstmals eingesetzte Grand-Slam-Bombe, der mit 10 Tonnen schwersten Fliegerbombe die jemals in einem Krieg eingesetzt wurde, zerstört wurde. Als Folge der gewaltigen Detonation starben in Schildesche mindestens 50 Einwohner.

Die Bielefelder Kreisbahn wurde zwischen 1954 und 1956 phasenweise eingestellt. Im April 1968 wurde die Straßenbahnlinie 1 auf die ehemalige Kleinbahntrasse vom Johannesstift bis zur heutigen Endhaltestelle Schildesche verlegt.

Alte Schildescher nennen ihren Ortsteil heute noch „Schilske“ oder „Schildske“.


Stadtbezirk Schildesche


Im Rahmen der kommunalen Neugliederung des Raums Bielefeld und der damit verbundenen Vergrößerung der Stadt Bielefeld wurden 1973 in Bielefeld Stadtbezirke eingerichtet. Dabei wurde aus den westlichen und nördlichen Teilen der alten Stadt Bielefeld der Stadtbezirk Schildesche gebildet.

Der Stadtbezirk Schildesche besitzt kein eigenes Bezirksamt. Die bezirklichen Verwaltungsaufgaben werden von der Stadtverwaltung Bielefeld wahrgenommen. Eine Filiale des Bürgeramts Bielefeld befindet sich im Ortsteil Schildesche am Margaretenweg 29.


Politik


Seit der Kommunalwahl 2020 setzt sich die Bezirksvertretung Schildesche wie folgt zusammen:

Sitzverteilung in der
Bezirksvertretung Schildesche 2020
      
Insgesamt 17 Sitze
  • Linke: 2
  • SPD: 4
  • Grüne: 5
  • CDU: 4
  • FDP: 1
  • AfD: 1
Bezirksvertretungswahl 2020
in Prozent
 %
30
20
10
0
28,7
24,9
23,0
8,8
5,2
2,9
6,6
Grüne
SPD
CDU
Linke
FDP
AfD
Sonst.g
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
-10
+7,8
−8,3
−3,2
± 0,0
+2,9
+2,9
−2,0
Grüne
SPD
CDU
Linke
FDP
AfD
Sonst.g
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
g darunter u. a. BfB 1,2 % (−6,2 %)

Bauwerke


Stiftskirche
Stiftskirche
Platz vor der Stiftskirche
Platz vor der Stiftskirche
Altes Pfarrhaus von 1771
Altes Pfarrhaus von 1771
Universität Bielefeld
Universität Bielefeld

Verkehr


Die Linie 1 der Bielefelder Stadtbahn fährt bis zur Endhaltestelle Schildesche nahe dem Schildescher Ortskern. Dort bestehen Busverbindungen nach Jöllenbeck (55, 155, 156), Brake (51, 101), Baumheide (27), in Richtung Universität (31) und zur Innenstadt (27). Eine Buslinie verkehrt bis Herford (101). Die Stadtbahnlinie 3 fährt über die Jöllenbecker Straße bis zur Endhaltestelle Babenhausen Süd. Von dort verkehren Buslinien in Richtung Jöllenbeck und Dornberg sowie nach Spenge (56) und Enger (54). Der Ortsteil Gellershagen besitzt mit den Buslinien 25/26 eine direkte Verbindung ins Stadtzentrum von Bielefeld. Der Südwesten des Stadtbezirks wird von der Stadtbahnlinie 4 durchquert, die auch die Universität bedient. Schildesche ist damit neben dem Bezirk Mitte der am besten durch den öffentlichen Personennahverkehr erschlossene Stadtbezirk Bielefelds.


Persönlichkeiten



Literatur





Einzelnachweise


  1. Daten der Stadt Bielefeld
  2. Hinweis im Kurzlebenslauf von Bischof Meinwerk im Portal Westfälische Geschichte des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, abgerufen am 3. August 2010
  3. Eintheilung des Cantons Schildesche. 18. Mai 1808, S. 141 f, abgerufen am 23. April 2010 (Digitalisat).
  4. Territorial-Eintheilung des Districts Bielefeld. In: Gesetz-Bülletin des Königreichs Westphalen Band 2. 20. November 1812, S. 423 ff, abgerufen am 13. April 2010 (Digitalisat).
  5. Albrecht Lasius: Der französische Kayserstaat unter der Regierung des Kaysers Napoleon des Großen. (Digitalisat) 1812, S. 204, abgerufen am 21. April 2010.
  6. Seemann: Geographisch-statistisch-topographische Übersicht des Regierungsbezirks Minden. (PDF; 802 kB) 1843, S. 52-57, abgerufen am 23. April 2010.
  7. Topographisch-statistisches Handbuch des Regierungs-Bezirks Minden. (Digitalisat) 1866, S. 12, abgerufen am 22. April 2010.
  8. Uli Schubert: Deutsches Gemeindeverzeichnis 1910. Abgerufen am 22. Mai 2009.
  9. Gesetz über die Erweiterung des Stadtkreises Bielefeld. (PDF; 7 kB) In: Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten. 11. Juni 1930, S. § 1, abgerufen am 14. April 2010.



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