Oldendorf ist ein nordwestlicher Stadtteil von Melle in Niedersachsen am Südhang des Wiehengebirges zwischen den großen Städten Osnabrück und Bielefeld.
Oldendorf Stadt Melle 52.2394444444448.3175101 | |
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Höhe: | 101 (76,0–232,5) m ü. NHN |
Fläche: | 24 km² |
Einwohner: | 4779 (5. Mrz. 2009) |
Bevölkerungsdichte: | 199 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Juli 1972 |
Postleitzahl: | 49324 |
Vorwahl: | 05422 |
![]() Lage von Oldendorf in Melle | |
Zum Meller Stadtteil Oldendorf gehören die von Ost nach West gesehen am Südfuße des Wiehengebirges liegenden Ortsteile Oldendorf, Föckinghausen, Westerhausen, sowie der sich nördlich von Oldendorf befindende Ortsteil Oberholsten und der Ortsteil Niederholsten nördlich von Westerhausen.
Das Gebiet im Stadtteil Oldendorf ist im Norden hügelig und zum großen Teil bewaldet. Dort befindet sich der Bergrücken des Wiehengebirges mit dem Hesterbrink (Moselerberg; 232,5 m) bei Oberholsten, der höchsten Erhebung der Stadt Melle, wo sich auch das Quellgebiet der Hunte befindet, dem längsten linken Nebenfluss der Weser. Aus den unterhalb der Bauerschaft Niederholsten gelegenen fünf großen Brunnen wird über 70 % des Trinkwassers der gesamten Stadt Melle gewonnen[1]. Das gesamte Gebiet ist Landschaftsschutzgebiet, 1.490 ha sind zudem Wasserschutzgebiet und ein Teil des Natur- und Geoparks TERRA.vita. Richtung Osten ragt der 220 m hohe Dietrichsberg mit dem Wildpark und der Diedrichsburg hervor, die auch Wahrzeichen von Oldendorf ist. Zum Süden hin wird das Gebiet zunächst von der welligen, landwirtschaftlich genutzten Landschaft in den Bauerschaften Ober- und Niederholsten und dem Ortskern Oldendorf geprägt, bis es schließlich immer flacher werdend die Niederungen der Hase und Else erreicht. Dort befinden sich die Ortsteile Westerhausen und Föckinghausen.
Oldendorf (Aldendorphe / Altes Dorf) ist im 8. Jahrhundert eins der kleinen 25 Urdörfer im gesamten Grönegau (Graingau). Die Urdörfer bestanden aus fünf bis acht Höfen, insgesamt aus ca. 150 Bauernhöfen mit ca. 1200 Menschen.[2] Bei Grabungen haben Funde bestätigt, dass Oldendorf zu dem am längsten besiedelten Gebiet der Stadt Melle gehört. Spuren lassen erkennen, dass Oldendorf vor ca. 10.000 v. Chr. bewohnt war und Strukturen von Siedlungen können bis etwa 4000 v. Chr. nachgewiesen werden.[3] Grund für diese Standortwahl war unter anderem, dass am Westerhausener Berg eine reichlich wasserführende Quelle entsprang. Frühe germanische Besiedlungen haben um 700 v. Chr. am Südwesthang des Wiehengebirges bei Westerhausen in der oberen Bauerschaft stattgefunden.[4] Da ab der Karolingerzeit die ersten Meierhöfe errichtet wurden, entstand derzeit auch der Ort Westerhausen mit dem Meyerhof. Dem Meyer zu Westerhausen oblag als Unterholzgraf auch das Holzgericht.[5] Ober- und Niederholsten, sowie Föckinghausen wurden urkundlich erst 1240 genannt.[6] Drei Ortschaften von Oldendorf liegen an einer alten Heerstraße, sowie einem alten Handelsweg. Dieser wurde 1820–1825 von Osnabrück bis Oldendorf verlegt und als Straße ausgebaut.[7] An dieser Straße siedelten sich Neubauern und einige Handwerker an. Durch den Bau der Eisenbahnstrecke von Löhne nach Osnabrück im Jahr 1855, begann ab 1879, durch die Errichtung einer Haltestelle in Westerhausen, die Wandlung von einer Bauerschaft zum Industriestandort.[8] Ab 1903 sorgte die zuvor in Melle abgebrannte und in Westerhausen am Bahnhof wieder angesiedelte Heroldsche Treibriemenfabrik für einen kräftigen Aufschwung, der durch den käuflichen Erwerb des Fabrikgebäudes und -geländes 1942 durch die Westland-Gummiwerke fortgesetzt werden konnte.[9] In Oldendorf-Westerhausen gab es erst ab 1921 elektrisches Licht. Zu der damaligen Zeit hatten die Häuser ein Plumpsklo und eine Schwengelpumpe. Die Kreis- und Gemeindestraßen waren geschottert bzw. unbefestigt. Ein Arbeiter verdiente in den 1930er Jahren ca. 50 Pfennig die Stunde, wobei ein Brot 45 Pfennig kostete.[10] Die Einwohnerzahl hatte sich ab 1903 in Westerhausen und Föckinghausen bis 1950, durch die Eisenbahn, in der Industrie und dem Handwerk mehr als verdoppelt. Der 1976 fertiggestellte Streckenabschnitt der nur drei km entfernten Bundesautobahn 30 (Abfahrt Nr. 22) bewirkte in der Folgezeit einen wirtschaftlichen Aufschwung in den Ortsteilen Westerhausen und Föckinghausen.[11]
Am 1. Juli 1972 wurde Oldendorf in die Stadt Melle eingegliedert.[12]
Das Wappen des Stadtteils Oldendorf zeigt auf gelbem Grund die rote Diedrichsburg mit blauem Dach. Das zuvor verwendete Welfenrosswappen musste 1952 an das Niedersächsische Innenministerium abgegeben werden.[13]
Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerentwicklung der früheren Samtgemeinde Oldendorf und des jetzigen Stadtteils Oldendorf.[14][15]
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Wohnbevölkerung der Gemeinde Oldendorf mit Gebietsstand vom 27. Mai 1970:[16]
Datum | Einwohner |
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17. Mai 1939 | 672 |
13. September 1950 | 979 |
6. Juni 1961 | 819 |
27. Mai 1970 | 948 |
Ortsbürgermeisterin ist Karin Kattner-Tschorn[17] (SPD).
Die folgende Tabelle zeigt die Kommunalwahlergebnisse seit 2006.[18][19]
Ortsrat Oldendorf: Wahlergebnisse | |||||||||||||||||||
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CDU | SPD | Grüne | FDP | Wählerge- meinschaften |
Einzel- bewerber |
Sonstige | Gesamt | Wahl- beteiligung | |||||||||||
Wahlperiode | % | ![]() |
% | ![]() |
% | ![]() |
% | ![]() |
% | ![]() |
% | ![]() |
% | ![]() |
% | ![]() |
% | ||
2006–2011 | 24,8 | 4 | 63,8 | 10 | 7,7 | 1 | 3,8 | 0 | - | - | - | - | - | - | 100 | 15 | 52,9 | ||
2011–2016 | 20,8 | 3 | 61,1 | 9 | 14,5 | 2 | 3,6 | 1 | - | - | - | - | - | - | 100 | 15 | 53,0 | ||
2016–2021 | 31,2 | 5 | 40,1 | 6 | 15,2 | 2 | 5,9 | 1 | 7,0 | 1 | - | - | - | - | 100 | 15 | 57,0 | ||
2021–2026 | 27,7 | 4 | 37,0 | 6 | 18,4 | 3 | 8,5 | 1 | 8,4 | 1 | - | - | - | - | 100 | 15 | 64,0 | ||
Prozentanteile gerundet. |
Es gibt ein paar größere Betriebe der Industrie, u. a. den Büromöbelhersteller Assmann und die Westland Gummiwerke. Das sehr große Umschlagslager der Logwin AG und das Großlager des Händlers Thomas Philipps sind ebenfalls in Oldendorf ansässig. Die größte deutsche Besamungsstation, der Osnabrücker Herdbuch, befindet sich auch dort. Hauptsächlich wird der Stadtteil vom mittelständischen Gewerbe, der bäuerlichen Landwirtschaft und allen anderen Versorgungsmöglichkeiten eines Stadtteils geprägt.
Die Bahnstrecke Löhne–Rheine verläuft durch den Ortsteil Westerhausen, wo auch eine Haltestelle der Wiehengebirgsbahn vorhanden ist, die dort stündlich verkehrt. Der Stadtteil Oldendorf ist durch den Stadtbus Melle in den städtischen Regionalbusverkehr integriert. Die Abfahrt Nr. 22 der Autobahn A 30 bzw. die Europastraße 30 ist 3 km von Westerhausen entfernt.
Oldendorf besitzt zwei Grundschulstandorte. Die Grundschule Oldendorf besuchen zurzeit 74 Schüler und die Grundschule Westerhausen 163 Schüler (Stand: 9/2009). Kindergärten befinden sich in den Ortsteilen Oldendorf und Westerhausen. Sport-, Fußball- und Tennisplätze, sowie Sporthallen sind ebenfalls in den beiden Ortschaften vorhanden.
Die Bevölkerung des gesamten Stadtteils Oldendorf ist zu 63 % evangelisch-lutherisch, und zu 19 % römisch-katholisch. Die übrigen Einwohner gehören anderen oder keiner Religionsgemeinschaft an.
Sehenswert ist die einschiffige evangelisch-lutherische Marienkirche, die Anfang des 12. Jahrhunderts mit dem Kirchturm aus Stein vollendet wurde. Besonders sehenswert ist der dreiflügelige Schnitzaltar mit seinen Darstellungen der Passion Christi.[20] Eine kleine, von Mönchen aus dem Kloster Corvey erbaute Holz-Kirche (Klause), die dem heiligen Dionysius geweiht war, hatte es an dieser Stelle schon im 9. Jahrhundert gegeben. Ab dem Jahr 1255 hat Oldendorf ein selbständiges Kirchspiel[21]. Das Gut Ostenwalde, das seit 1343 im Besitz der Familie v. Vincke ist, weist ein dreiflügeliges Herrenhaus auf und liegt östlich von Oldendorf an einer alten Heerstraße. Unweit davon befindet sich eine restaurierte, funktionstüchtige Ölmühle von 1681. Im Ort Westerhausen kann ein restaurierter Kalkofen aus dem Jahr 1912 als Industriedenkmal besichtigt werden.
In der Landschaft am Südhang des Wiehengebirges sind ca. 71 km Wanderwege gekennzeichnet, die von fünf Wanderparkplätzen aus an 91 Ruhebänken, Wetter- und Grillhütten vorbeiführen und auch über das Gelände des Wildgeheges auf dem Diedrichsberg weisen. In den Ortschaften Oldendorf und Westerhausen bieten große Turnhallen, sowie ein Tennis- und ein Fußballstadion, Möglichkeiten, Sport zu treiben. Das Freibad in Oldendorf und das größte Meller Binnengewässer, der 30.000 m² große Grönegausee, sind weitere Naherholungsstätten.
In Richtung Niederholsten am Oldendorfer Berg befindet sich das schön gelegene Reiterwaldstadion als Örtlichkeit für Großveranstaltungen. In Oberholsten haben sich wegen der nebel- und kunstlichtarmen Gegend zwei Sternwarten angesiedelt, die auch an der Expo 2000 beteiligt waren und das größte Newton-Teleskop aufweisen, das für die öffentliche Beobachtung genutzt wird. An den Sternwarten endet der Planetenweg, ein in Melle beginnender astronomischer Lehrpfad, der unser Sonnensystem maßstabsgetreu nachbildet[22].
Ein Mittelaltermarkt findet seit ein paar Jahren jährlich auf dem Gelände der Diedrichsburg statt.
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