Kloster Lehnin [ləˈniːn] ist eine amtsfreie Gemeinde im Landkreis Potsdam-Mittelmark in Brandenburg (Deutschland).
Wappen | Deutschlandkarte | |
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52.32138888888912.71972222222256 | |
Basisdaten | ||
Bundesland: | Brandenburg | |
Landkreis: | Potsdam-Mittelmark | |
Höhe: | 56 m ü. NHN | |
Fläche: | 200,97 km2 | |
Einwohner: | 11.101 (31. Dez. 2021)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 55 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 14797 | |
Vorwahlen: | 03382, 033835, 033207 (Göhlsdorf)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text | |
Kfz-Kennzeichen: | PM | |
Gemeindeschlüssel: | 12 0 69 306 | |
Gemeindegliederung: | 14 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Friedensstraße 3 14797 Kloster Lehnin | |
Website: | www.klosterlehnin.de | |
Bürgermeister: | Uwe Brückner (parteilos) | |
Lage der Gemeinde Kloster Lehnin im Landkreis Potsdam-Mittelmark | ||
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Kloster Lehnin liegt im Westen des Landes Brandenburg, 20 Kilometer südöstlich der Stadt Brandenburg an der Havel, rund 30 Kilometer südwestlich von Potsdam sowie rund 60 Kilometer von Berlin entfernt. Sie liegt beidseitig der Bundesautobahn 2 zwischen den Ortsteilen Göhlsdorf (an der Bundesautobahn 10 (westlicher Berliner Ring)) und Reckahn.
Das Gemeindegebiet umfasst den größten Teil der Zauche sowie Teile der Havelniederung und des Planetales. Im Gemeindegebiet entspringt der meist kanalisierte Havelnebenfluss Emster.
Die Gemeinde grenzt im Nordwesten an die Stadt Brandenburg an der Havel. Weiter umliegende Gemeinden sind Groß Kreutz (Havel) im Norden, Werder (Havel) im Osten, Beelitz im Südosten, Planebruch und Golzow im Süden sowie Wollin im Westen.
Die Gemeinde Kloster Lehnin besteht laut ihrer Hauptsatzung aus 14 Ortsteilen (mit jeweils einem Ortsvorsteher), zwei Gemeindeteilen[2] und weiteren Wohnplätzen.[3]
Das Dorf Lehnin als Kern der heutigen Gemeinde sieht als sein Gründungsdatum das Jahr 1180 an, als der Askanier Otto. I, der zweite Markgraf der Mark Brandenburg, das den Namen gebende Zisterzienser-Kloster Lehnin gründete. Deshalb wurde 2005 das 825-jährige Jubiläum gefeiert. Allerdings bestand 1180 und lange Zeit danach nur das Kloster. Die eigentliche Gründung des Dorfes oder Fleckens Lehnin vollzog sich 1415 aus einem Markt, den die Mönche vor den Klostermauern einrichteten. Eine größere Ausdehnung erfuhr der Ort 1667 durch die Ansiedlung von 13 Handwerkern mit ihren Familien. Der Grund dafür war vermutlich der häufige Aufenthalt des Kurfürsten. 1750 sind 104, 1800 152 Feuerstellen belegt. Allerdings verlor der Flecken Lehnin 1733 das Marktrecht an Werder (Havel) und konnte es erst 1855 wiedererlangen.
Das Dorf Rietz gehörte bis zu seiner Auflösung 1571 zum Hochstift Brandenburg, dem Fürstentum der Bischöfe des Bistums Brandenburg.[4] 1899 wurde Lehnin mit der Stichstrecke Groß Kreutz–Lehnin an das Eisenbahnnetz angeschlossen.
1943 bezog der sogenannte Generalbevollmächtigte Chemie (GebeChem) mehrere Gebäude des heutigen Luise-Henrietten-Stifts und ließ auf dem Gelände für seine Behörde sieben weitere Baracken errichten. Die Behörde koordinierte die Interessen der Kriegswirtschaft mit denen der Wehrmacht und SS und verteilte von hier aus KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter auf die Chemieindustrie.[5] Das Stift ist eine diakonische Einrichtung der Evangelischen Kirche, die 1911 das Klostergelände bezog und in den alten Klostergemäuern sowie verschiedenen Neubauten eine weit verzweigte, heute vorbildliche helfende und heilende Einrichtung aufgebaut hat.
Am 23. April 1945 besetzte die Rote Armee während der Schlacht um Berlin auch Lehnin.
Bei Lehnin waren von 1982 bis 1990 die etwa 500 Fallschirmjäger der NVA stationiert. Ihr vorrangiges Ziel im Kriegs- oder Interventionsfall waren die Flughäfen von West-Berlin. Mitte Oktober 1989 wurde der Verband auf Anordnung Erich Honeckers, der als Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrats der DDR die formelle Befugnis dazu hatte, zum Einsatz gegen die Montagsdemonstrationen nach Leipzig verlegt, blieb jedoch in den Kasernen.[6] Heute unterhält die Bundeswehr dort einen Truppenübungsplatz.
Die Gemeinde Kloster Lehnin entstand am 1. April 2002 aus dem freiwilligen Zusammenschluss der Gemeinden Emstal, Göhlsdorf, Grebs, Krahne, Lehnin, Michelsdorf, Nahmitz, Netzen, Prützke, Rädel, Reckahn und Rietz des damaligen Amtes Lehnin und der Gemeinde Damsdorf des Amtes Emster-Havel.[7] Am 26. Oktober 2003 wurde mittels Landesgesetz die bis dahin selbstständige Gemeinde Trechwitz (damaliges Amt Emster-Havel) ebenfalls eingegliedert.[8]
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Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember[9][10][11], ab 2011 auf Basis des Zensus 2011
Die Gemeindevertretung von Kloster Lehnin besteht aus 20 Gemeindevertretern und dem hauptamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis:[12]
Partei / Wählergruppe | Stimmenanteil | Sitze |
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SPD | 25,7 % | 6 |
CDU | 22,9 % | 5 |
Freie Bürger und Bauern | 14,7 % | 3 |
Die Linke | 11,1 % | 2 |
AfD | 12,3 % | 1 |
Baumfreunde Kloster Lehnin | 10,2 % | 2 |
Freizeit- und Jugendverein Trechwitz | 03,0 % | 1 |
Auf die AfD entfielen drei Sitze, von denen zwei unbesetzt bleiben, weil die Partei nur einen Kandidaten nominiert hatte.
Nach der Bildung der Gemeinde wurde der damalige Amtsdirektor Kreykenbohm am 23. April 2002 durch die Gemeindevertretung für die restliche Dauer seiner Amtszeit bis zum 2. Juli 2008 zum hauptamtlichen Bürgermeister gewählt. In der Bürgermeisterwahl am 16. März 2008 wurde er mit 84,3 % der gültigen Stimmen in seinem Amt bestätigt. Am 20. März 2016 wurde Brückner mit 72,1 Prozent der gültigen Stimmen für eine Amtszeit von acht Jahren[13] zu seinem Nachfolger gewählt (Amtsantritt: Juli 2016).[14][15]
Das Wappen wurde am 21. Februar 2003 genehmigt.
Blasonierung: „In Blau eine bewurzelte elfblättrige goldene Eiche überdeckt von einem springenden silbernen Hirsch.“[16]
Das heutige Wappen der Gemeinde – goldene Eiche auf blauem Grund, davor springender Hirsch in Silber – ist die Stilisierung einer Zeichnung in der Klosterkirche, die auf die Gründungslegende des Klosters zurückgeht, einen Traum von Otto I., in dem Hirsch und Eiche eine Rolle spielen. Näheres dazu hier.
Die Flagge besteht – bei Aufhängung an einem Querholz – aus drei Längsstreifen im Verhältnis 1:2:1 in den Farben Blau – Weiß – Blau mit dem Gemeindewappen im Mittelstreifen.
Seit 2003 besteht eine Partnerschaft zwischen Kloster Lehnin und der belgischen Stadt Tervuren in Flandern.
In der Liste der Baudenkmale in Kloster Lehnin und in der Liste der Bodendenkmale in Kloster Lehnin stehen die in der Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragenen Kulturdenkmale.
Der Blaue Stein ist ein großer Findling mit einer bläulich-grünen Farbe im Kiefernforst etwa zwei Kilometer östlich des Dorfes Krahne. Dieser wurde früher als Steinbruch verwendet.
Jährlich am letzten Septemberwochenende wird im Ortsteil Lehnin über zwei Tage ein internationales Kürbisfest mit bunten und teils kuriosen Kürbisdekorationen gefeiert. Dazu gibt es: Umzug, Markt, Stände, Lesung, Konzert, Wettbewerbe und eine Kürbisausstellung.
Neben der Landwirtschaft spielte die Schifffahrt auf Emster, Emsterkanal und Havel wirtschaftlich eine Rolle. Durch den Aufschluss von Lehm- und Tonvorkommen konnten im 19. Jahrhundert Ziegeleien errichtet werden, die Tagelöhner beschäftigten. Verschifft wurde der Backstein, wie auch in Glindow und Deetz, über die Havelgewässer nach Berlin, Potsdam, Brandenburg an der Havel bis nach Hamburg. Ab 1878 wurde durch die örtliche Wirtschaft, vorerst ergebnislos, angestrebt, die geplante Eisenbahnstrecke von Brandenburg nach Jüterbog über Lehnin zu führen. 1899 erfolgte dann der Kleinbahnanschluss der Lehniner Kleinbahn AG über Nahmitz und Damsdorf nach Groß Kreutz.
In den 1960er Jahren wurden die Ziegeleien geschlossen und 1967 der Betrieb der Kleinbahn eingestellt. Im Rahmen des Jugendobjektes „Havelobst“ der FDJ wurde ab 1982 der Obstbau im Lehniner Gebiet ausgedehnt. Seit der deutschen Wiedervereinigung wird der Tourismus zunehmend bestimmender Wirtschaftsfaktor; Anziehungspunkt ist neben dem Kloster die landschaftlich reizvolle Umgebung.
Größter Industriebetrieb in Kloster Lehnin ist der Tabakwarenproduzent Grand River Enterprises (Deutschland) GmbH im Ortsteil Rietz. Seit 2006 werden in Rietz mehrere Milliarden Zigaretten jährlich produziert. 152 Arbeitnehmer sind in Kloster Lehnin beschäftigt.
2010/11 wurde in der Gemeinde der Solarpark Reckahn mit einer Leistung von knapp 38 MWp installiert.[17]
Früher führte die 12 Kilometer lange Bahnstrecke Groß Kreutz–Lehnin, um eine Verbindung zur Bahnstrecke Berlin–Magdeburg herzustellen. Der Personenverkehr wurde zum 19. Dezember 1965 und der Güterverkehr zum 9. Oktober 1967 eingestellt. Es folgte der Abbau der Gleisanlagen.
Der öffentliche Personennahverkehr wird unter anderem durch den PlusBus des Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg erbracht. Folgende Verbindungen führen, betrieben von der Regiobus Potsdam-Mittelmark und Fritz Behrendt, ab Lehnin:
Der Busbahnhof in Lehnin ist der zentrale Umsteigepunkt für die Buslinien im Raum Kloster Lehnin. Er befindet sich unmittelbar im Zentrum des Ortsteils Lehnin. In den Jahren 2003–2004 wurde er umfassend saniert[18], erhielt einen neu gestalteten überdachten Inselbahnsteig mit 4 Haltestellen, einen verschließbaren Warteraum sowie eine Toilette. Ein Parkplatz für Pendler und Fahrradstellplätze befinden sich direkt in der Nähe des Busbahnhofs.
Kloster Lehnin liegt an den Landesstraßen L 86 zwischen Golzow und Groß Kreutz und L 88 zwischen Brandenburg und Beelitz. Die Autobahnanschlussstellen Brandenburg, Netzen und Lehnin an der A 2 und das Autobahndreieck Werder liegen auf Gemeindegebiet.
Kloster Lehnin liegt am Europäischen Fernwanderweg E11 von Scheveningen in den NiederlandNiederlanden nach Goldap in Polen
Polen.
Städte: Bad Belzig | Beelitz | Brück | Havelsee | Niemegk | Teltow | Treuenbrietzen | Werder (Havel) | Ziesar
Gemeinden: Beetzsee | Beetzseeheide | Bensdorf | Borkheide | Borkwalde | Buckautal | Golzow | Görzke | Gräben | Groß Kreutz (Havel) | Kleinmachnow | Kloster Lehnin | Linthe | Michendorf | Mühlenfließ | Nuthetal | Päwesin | Planebruch | Planetal | Rabenstein/Fläming | Rosenau | Roskow | Schwielowsee | Seddiner See | Stahnsdorf | Wenzlow | Wiesenburg/Mark | Wollin | Wusterwitz