Hausen-Oes ist ein Stadtteil von Butzbach im hessischen Wetteraukreis. Der Ort liegt, von Wald umgeben im östlichen Hintertaunus, am Hausberg und am Brülerberg im Naturpark Taunus. Durch Hausen-Oes führt die Landesstraße 3053.
Bereits in der Jungsteinzeit soll der Bereich besiedelt worden sein. Die Römer führten den Limes am Ort vorbei. Südlich von Hausen befindet sich das Kleinkastell Hunnenkirchhof.
Oes wurde 1319 erstmals urkundlich erwähnt.
In Hausen wird 1488 erstmals ein Pfarrer erwähnt. 1556 wurde die Reformation in Hausen-Oes eingeführt. Hausen und der Nachbarort Nieder-Weisel wurden 1806 hessisch. Vom 16. Jahrhundert bis in die 1960er Jahre gab es eine Schule.
Die Evangelische Kirche wurde 1860 auf den alten Fundamenten der kleinen mittelalterlichen Kirche von 1300 errichtet.
Die Gemeinden Hausen und Oes wurden am 1. Januar 1968 zur kurzlebigen Gemeinde Hausen-Oes zusammengeschlossen. Am 1. August 1972 wurde Hausen-Oes im Zuge der Gebietsreform in Hessen kraft Landesgesetz in die Stadt Butzbach eingegliedert.[3][4] Für Hausen-Oes wurde wie für die übrigen Stadtteile ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.[5]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten und deren nachgeordnete Verwaltungseinheiten, denen Hausen und Oes angehörten:[1][6][7]
vor 1718: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Solms-Lich, Amt Nieder-Weisel
ab 1718: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Solms-Hohensolms-Lich, Amt Nieder-Weisel
ab 1792: Heiliges Römisches Reich, Fürstentum Solms-Hohensolms-Lich, Amt Nieder-Weisel
ab 1806: Großherzogtum Hessen, Fürstentum Ober-Hessen, , Amt Nieder-Weisel (des Fürsten Solms-Hohensolms-Lich)[8]
ab 1815: Provinz Oberhessen, Amt Nieder-Weisel (des Fürsten Solms-Hohensolms-Lich)[9]
ab 1820: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Nieder-Weisel[Anm. 1]
ab 1822: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Hungen[10][Anm. 2]
ab 1837: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
ab 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Friedberg
ab 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
ab 1867: Norddeutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
ab 1946: Amerikanische Besatzungszone, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Friedberg
ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Friedberg
ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Wetteraukreis
Gerichte seit 1803
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Oberhessen (ab 1815 Provinz Oberhessen) wurde das „Hofgericht Gießen“ eingerichtet. Es war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Hausen mit Oes ab 1806 das „Patrimonialgericht der Fürsten Solms-Hohensolms-Lich“ in Nieder-Weisel zuständig. Nach der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821–1822 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übertragen. Ab 1822 ließen die Fürsten von Solms-Hohensolms-Lich ihre Rechte am Gericht durch das Großherzogtum Hessen in ihrem Namen ausüben. „Landgericht Lich“ war daher die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht das für Hausen mit Oes zuständig war. Auch auf sein Recht auf die zweite Instanz, die durch die Justizkanzlei in Hungen ausgeübt wurde verzichtete der Fürst 1823.[11] Erst infolge der Märzrevolution 1848 wurden mit dem „Gesetz über die Verhältnisse der Standesherren und adeligen Gerichtsherren“ vom 15. April 1848 die standesherrlichen Sonderrechte endgültig aufgehoben.[12] Zu Beginn des Jahres 1837 wurde Nieder-Weisel mit Hausen-Oes dem Landgericht Friedberg zugeteilt.[13] Nieder-Weisel mit Hausen und Oes wurde zum 1. Juli 1840 vom Landgericht Friedberg abgetrennt und bildeten mit weiteren Gemeinden den Bezirk des neu errichteten Landgerichts Butzbach.[14]
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglichen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Butzbach“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[15]
2004 wurde das Amtsgericht Butzbach aufgelöst und in das Amtsgericht Friedberg integriert.
Einwohnerentwicklung
Belegte Einwohnerzahlen für Hausen bis 1970 sind:[1]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt,1968. Weitere Quellen: [1]
Belegte Einwohnerzahlen für Oes bis 1970 sind:
1961: 9 evangelische (= 56,25%), 6 katholische (= 37,50%) Einwohner
Oes: Einwohnerzahlen von 1834 bis 1970
Jahr
Einwohner
1834
30
1840
38
1846
48
1852
42
1858
37
1864
21
1871
13
1875
16
1885
15
1895
5
1905
8
1910
8
1925
7
1939
9
1946
11
1950
16
1956
26
1961
16
1967
22
1970
27
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt,1968. Weitere Quellen: [1]
Vorsitzende des Ortsbeirates ist seit 2021 Benjamin Ferber.[16]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Hausen-Oes
Auf dem Hausberg und dem Brülerberg wurden bei Ausgrabungen keltische Ringwälle entdeckt.
Zwischen den beiden Bergen verläuft der Keltenwanderweg.
Durch Hausen und am Südrand von Oes vorbei verläuft der Europäische Fernwanderweg E3, der hier von Bodenrod nach Butzbach führt.
Anmerkungen
Patrimonialgericht: Standesherrliches Amt Nieder-Weisel des Fürsten Solms-Hohensolms-Lich.
Trennung zwischen Justiz (Landgericht Lich; 1822 gingen die Rechte des „standesherrlichen Amts Nieder-Weisel“ an das Landgericht über, wo sie im Namen der Standesherren ausgeübt wurden) und Verwaltung.
Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Büdingen und Friedberg (GVBl. II 330-19) vom 11.Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr.17, S.230, §1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 1,2MB]).
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.361.
Hauptsatzung.(PDF;103kB)§5.In:Webauftritt.Stadt Butzbach,abgerufen im Februar 2019.
Michael Rademacher:Land Hessen.Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006.In:treemagic.org.Abgerufen am 1.Januar 1900
Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.):Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB013163434, OCLC162730471, S.12ff. (google books).
Wilhelm von der Nahmer:Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins: vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC165696316, S.22,438f. (Online bei google books).
Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band22. Weimar 1821, S.424 (online bei Google Books).
Georg W. Wagner:Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S.135 (online bei Google Books).
Theodor Hartleben (Hrsg.):Allgemeine deutsche Justiz-, Kameral- und Polizeifama, Teil 1. Band2. Johann Andreas Kranzbühler, 1832, S.271 (online bei Google Books).
Gesetz über die Verhältnisse der Standesherren und adeligen Gerichtsherren vom 7.August 1848. In: Großherzog von Hessen (Hrsg.): GroßherzoglichHessisches Regierungsblatt. 1848 Nr.40, S.237–241 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 42,9MB]).
Bekanntmachung, die Zutheilung der Orte Södel und Niederweisel mit Hausen und Oes zu dem Kreise und dem Landgericht Friedberg betr. vom 30. November 1836 (Hess. Reg. Bl. S. 544)
Bekanntmachung, die Errichtung eines neuen Landgerichts zu Butzbach betreffend vom 1. Juni 1840 (Hess. Reg.Bl. S. 195–196)
Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14.Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): GroßherzoglichHessisches Regierungsblatt. 1879 Nr.15, S.197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 17,8MB]).
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