Ernsthofen ist ein Ortsteil der Gemeinde Modautal im südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg.
Ernsthofen Gemeinde Modautal | |
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Höhe: | 241 (240–256) m ü. NHN |
Fläche: | 3,6 km²[1] |
Einwohner: | 1095 (30. Jun. 2020)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 304 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1977 |
Postleitzahl: | 64397 |
Vorwahl: | 06167 |
Ernsthofen von Osten (2022) |
Ernsthofen liegt im vorderen Odenwald an der Modau. Im Ort befindet sich das Kreisjugendheim des Landkreises. Durch den Ort verläuft die Landesstraße 3099.
Das Dorf wurde im Jahre 1362 erstmals urkundlich genannt. Danach war der Ort Territorium der Grafen von Katzenelnbogen.[3][1]
Im Jahr 1545 gab Landgraf Philipp von Hessen als Erbe der Katzenelnbogener das Schloss mit zugehörigen Dörfern den Herren von Wallbrunn zum Lehen.
1722 verkauften die Brüder Johann Moritz Friedrich von Wallbrunn dem Landgrafen Ernst Ludwig von Hessen Schloss und Gut zu Ernsthofen mit den dazugehörigen Dörfern, nämlich Ernsthofen, Asbach, Hoxhohl, Klein-Bieberau und Neutsch, nebst Gefällen in zwölf weiteren Orten, darunter Ober-Modau, Rodau, Waldhausen, Billings und Meßbach.[1]
Ernsthofen lag im Gerichtsbezirk der Zent Oberramstadt. Die Zent war in sogenannte „Reiswagen“ eingeteilt, denen jeweils ein Oberschultheiß vorstand, die dem Zentgrafen unterstellt waren. Dieser Bezirk hatte einen Frachtwagen (Reiswagen) einschließlich Zugtiere und Knechten für Feldzüge bereitzustellen. Ernsthofen gehörte zum „Brandauer Reiswagen“, dem auch noch die Orte Brandau Neunkirchen, Allertshofen, Hoxhohl, Herchenrod, Lützelbach, Neutsch, Klein-Bieberau und Webern angehörten. Die gesamte Zent Oberramstadt war dem Amt Lichtenberg zugeteilt. Diese Einteilung bestand noch bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts.[4]
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Ernsthofen:
»Ernsthofen (L. Bez. Reinheim) luth. Filialdorf; liegt an dem Modaubach, 2 St. von Reinheim. und hat 46 Häuser und 386 Einw., die bis auf 3 Kath. lutherisch sind. Man findet hier eine Kapelle, die noch mehrere Grabsteine der Herrn von Wallbrunn aus dem 16. und 17. Jahrhundert enthält, und in welcher das Erbbegräbniß der Wallbrunnischen Familie war, ein vormals Wallbrunnisches Schloß, in welchem der Forstinspektor und Revierförster ihren Sitz haben und eine Mahl-, Oehl- und Schneidemühle. – Im Jahr 1363 nannte sich eine adelige Familie nach diesem Orte, Johann Rabenold von Ernsthofen. Das Dorf gehörte den Herrn von Wallbrunn, und wurde in der bairischen Fehde, 1504, von Landgraf Wilhelm II. als ein pfälzisches Lehen weggenommen. Churrfalz gab 1521 zu, daß die Familie von Wallbrunn diesen Ort künftig von Hessen zu Lehen tragen sollte. Jedoch wurde erst 1545 den Herrn von Wallbrunn das Schloß wieder hergestellt, und sie trugen es von dieser Zeit an von Hessen zu Lehen, bis 1722 Schloß und Dorf Ernsthofen mit den Dörfern Aßbach, Kleinbieberau, Hoxhohl, Neutsch, nebst vielen zerstreuten Gefällen in andern Orten, um 71,750 fl. an Hessen kam. Im Jahr 1542 brannte Ernsthofen bis auf 4 Wohnungen ab.«[5]
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde am 31. Dezember 1971 die bis dahin selbstständige Gemeinde Herchenrode auf freiwilliger Basis nach Ernsthofen eingemeindet. Am 1. Januar 1977 wurde dann Ernsthofen kraft Landesgesetz mit der am 1. April 1971 gebildeten Gemeinde Modautal und weiteren Gemeinden zur neuen Gemeinde Modautal zusammengeschlossen.[6][7] Für Ernsthofen wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[8]
In historischen Dokumenten ist der Ort unter folgenden Ortsnamen belegt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1] Ernsthofen (1403); Ernsthofen (1415); Ernsthoffen (1449); Ernsthoven (1516); Ernsthoiffen (1529); Ernshoven (1545).
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Ernsthofen lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][9][10]
Ernsthofen gehörte zum Zentgericht Oberramstadt. In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Starkenburg wurde das „Hofgericht Darmstadt“ als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen. Damit war für Ernsthofen das Amt Lichtenberg zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Zentgerichte hatten damit ihre Funktion verloren.
Mit Bildung der Landgerichte im Großherzogtum Hessen war ab 1821 das Landgericht Lichtenberg das Gericht erster Instanz, zweite Instanz war das Hofgericht Darmstadt. Es folgten:[1]
• 1629: | 011 Hausgesesse[1] |
• 1791: | 203 Einwohner[11] |
• 1800: | 251 Einwohner[12] |
• 1806: | 283 Einwohner, 34 Häuser[13] |
• 1829: | 386 Einwohner, 46 Häuser[5] |
• 1867: | 474 Einwohner, 57 Häuser[14] |
Ernsthofen: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2020 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1791 | 203 | |||
1800 | 251 | |||
1806 | 283 | |||
1829 | 386 | |||
1834 | 396 | |||
1840 | 422 | |||
1846 | 453 | |||
1852 | 359 | |||
1858 | 403 | |||
1864 | 464 | |||
1871 | 457 | |||
1875 | 462 | |||
1885 | 440 | |||
1895 | 414 | |||
1905 | 430 | |||
1910 | 414 | |||
1925 | 423 | |||
1939 | 403 | |||
1946 | 726 | |||
1950 | 667 | |||
1956 | 587 | |||
1961 | 534 | |||
1967 | 652 | |||
1970 | 659 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2007 | 850 | |||
2010 | 966 | |||
2011 | 957 | |||
2015 | 1.099 | |||
2020 | 1.095 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1]; Gemeinde Modautal:[15]; Zensus 2011[16] |
• 1829: | 383 lutherische (= 99,22 %) und 3 katholische (= 0,78 %) Einwohner[5] |
• 1961: | 423 evangelische (= 79,21 %), 83 katholische (= 15,54 %) Einwohner[1] |
Für Ernsthofen besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Ernsthofen) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[8] Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern. Seit den Kommunalwahlen 2016 ist Manuel Daniel Ortsvorsteher.[17]
Wappen
Blasonierung: In schräglinksgeteiltem Wappenschild vorne ein stilisierter, blaubezungter roter Löwe in Gold, hinten drei silberne Rauten in Blau.[18]
Das Wappen wurde der Gemeinde Ernsthofen im Landkreis Darmstadt am 20. Mai 1963 durch den Hessischen Innenminister genehmigt.
Gestaltet wurde es durch den Bad Nauheimer Heraldiker Heinz Ritt.
Der Löwenkopf stammt aus dem Wappen der Grafen von Katzenelnbogen, die Rauten aus dem Wappen der Herren von Wallbrunn. Beide hatten früher Besitz im Ort.
Flagge Gemeinsam mit dem Wappen wurde der Gemeinde auch eine Flagge genehmigt, die wie folgt beschrieben wird: „Auf rot- und weißgestreiften Flaggentuch aufgelegt das Gemeindewappen.“
Sehenswert ist das Wasserschloss Schloss Ernsthofen, welches ehemals im Besitz der Herren von Wallbrunn war, seit 1923 in Privathand ist, dadurch aber nicht direkt besichtigt werden kann. Erwähnenswert ist die Gedenktafel am Toreingang des Schlosses zu Ehren des Deutschamerikaners Edmund A. Stirn, auf der sein Wirken in und um das Schloss Ernsthofen und seine Verdienste für den Ort festgehalten sind.
In der ev. Kirche steht das beschädigte Epitaph der Maria von Wallbrunn, geborene Leyser von Lambsheim († 1628).[19]
Entlang der schön renovierten Schloßstraße befinden sich einige liebevoll sanierte alte Fachwerkhäuser.
Allertshofen | Asbach | Brandau | Ernsthofen | Herchenrode | Hoxhohl | Klein-Bieberau | Lützelbach | Neunkirchen | Neutsch | Webern