Lützelbach liegt im vorderen Odenwald. Durch den Ort verläuft die Landesstraße 3102.
Geschichte
Das Dorf wird im Jahre 1318 erstmals urkundlich genannt.
1346 verkauft Heinrich von Rodenstein alles, was er zu Lützelbach und Brandau hat wiederkäuflich dem Grafen Wilhelm von Katzenelnbogen.
1433 verkaufen auch die Brüder Hermann und Konrad von Rodenstein ihren Teil an Lützelbach dem Grafen Philipp von Katzenelnbogen.
Im 16. Jahrhundert steht das Dorf den Junkern von Rodenstein zu, der Landgraf von Hessen hat die Cent- und Hohe Obrigkeit mit Gebot und Verbot. Im Jahr 1630 bildet Lützelbach mit Brandau eine Gemeinde[1]
Lützelbach lag im Gerichtsbezirk der Zent Oberramstadt. Die Zent war in sogenannte „Reiswagen“ eingeteilt, denen jeweils ein Oberschultheiß vorstand, die dem Zentgrafen unterstellt waren. Dieser Bezirk hatte einen Frachtwagen (Reiswagen) einschließlich Zugtiere und Knechten für Feldzüge bereitzustellen.
Lützelbach gehörte zum „Brandauer Reiswagen“, dem auch noch die Orte Brandau Neunkirchen, Allertshofen, Hoxhohl, Herchenrod, Ernsthofen, Neutsch, Klein-Bieberau und Webern angehörten. Die gesamte Zent Oberramstadt war dem Amt Lichtenberg zugeteilt. Diese Einteilung bestand noch bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts.[3]
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Lützelbach:
»Litzelbach (L. Bez. Reinheim) luth. Filialdorf; liegt an der Neunkircher Höhe, 21⁄2St. von Reinheim, und hat 22 Häuser und 170 Einw., die bis auf 1 Kath. lutherisch sind; unter denselben sind 8 Bauern, 10 Handwerker und 11 Taglöhner. In der Nähe befindet sich die Brunnenstube, aus welcher das Wasser einst nach Lichtenberg geleitet wurde. – Heinrich von Rodenstein verpfändete 1346 diesen Ort an den Grafen Wilhelm II. von Katzenellenbogen. Diese Pfandschaft ist indessen nie abgelößt worden. Die von Rodenstein, die Kalben und Mosbach waren Gerichtsherrn.«[4]
Gebietsreform
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde am 31.Dezember 1971 die bis dahin selbstständige Gemeinde Lützelbach auf freiwilliger Basis nach Brandau eingemeindet und kam am 1.Januar 1977 durch den Zusammenschluss der Gemeinde Brandau kraft Landesgesetz mit mehreren anderen Gemeinden zur Gemeinde Modautal.[5][6]
Für Lützelbach wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[7]
Historische Namensformen
In historischen Dokumenten ist der Ort unter folgenden Ortsnamen belegt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1] Lucelenbach (1318); Lutzelnbach (1346); Luczelnbach, Luczilnbach (um 1400); Lutzelnbach (1433); Loczelnbach (1455); Lützelbach (1653).
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Lützelbach lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][8][9]
vor 1479: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Katzenelnbogen, Obergrafschaft Katzenelnbogen
ab 1479: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Obergrafschaft Katzenelnbogen
ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Obergrafschaft Katzenelnbogen, (1783: Amt Lichtenberg, Zent Oberramstadt, Brandauer Reiswagen)
ab 1803: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Fürstentum Starkenburg, Amt Lichtenberg
ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Amt Lichtenberg
ab 1821: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Reinheim (Trennung zwischen Justiz (Landgericht Lichtenberg) und Verwaltung)
ab 1832: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Dieburg
ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
ab 1866: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
ab 1938: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Landkreis Darmstadt (Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurden die drei hessischen Provinzen Starkenburg, Rheinhessen und Oberhessen aufgelöst.)
ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Darmstadt
ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Darmstadt
am 31. Dezember 1971 zur Gemeinde Brandau
am 1. Januar 1977 zur Gemeinde Modautal
ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Darmstadt-Dieburg (in dem die Landkreise Darmstadt und Dieburg im Zuge der Gebietsreform in Hessen aufgingen)
Gerichte
Lützelbach gehörte zum Zentgericht Oberramstadt. In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Starkenburg wurde das „Hofgericht Darmstadt“ als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen.
Damit war für Lützelbach das Amt Lichtenberg zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Zentgerichte hatten damit ihre Funktion verloren.
Mit Bildung der Landgerichte im Großherzogtum Hessen war ab 1821 das Landgericht Lichtenberg das Gericht erster Instanz, zweite Instanz war das Hofgericht Darmstadt. Es folgten:[1]
ab 1848: Landgericht Reinheim (Verlegung von Lichtenberg nach Reinheim), zweite Instanz: Hofgericht Darmstadt
ab 1879: Amtsgericht Reinheim, zweite Instanz: Landgericht Darmstadt
ab 1968: Amtsgericht Darmstadt mit der Auflösung des Amtsgerichts Reinheim, zweite Instanz: Landgericht Darmstadt
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt,1968. Weitere Quellen: [1]; Gemeinde Modautal:[13]; Zensus 2011[14]
Religionszugehörigkeit
•1829:
169 lutheranische (= 99,41%) und ein katholischer (= 0,59%) Einwohner[4]
Für Lützelbach besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Lützelbach) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[7]
Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Seit den Kommunalwahlen 2016 ist Dieter Roßmann Ortsvorsteher.[15]
Lützelbach, Landkreis Darmstadt-Dieburg.Historisches Ortslexikon für Hessen(Stand: 24.August 2018).In:Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL),abgerufen im Juli 2019.
Zahlen und Fakten.In:Webauftritt.Gemeinde Modautal,abgerufen im November 2020.
Ferdinand Dieffenbach:Das Großherzogthum Hessen in Vergangenheit und Gegenwart. Literarische Anstalt, Darmstadt 1877, S.254 (online bei Google Books).
Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, OCLC 312528080, S.147 (Online bei google books).
Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Darmstadt und Dieburg und der Stadt Darmstadt (GVBl. II Nr. 330–334) vom 26.Juli 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr.22, S.318ff., §9 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 1,5MB]).
Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel:Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, DNB770396321, OCLC180532844, S.234.
Hauptsatzung.(PDF;36kB)§;6.In:Webauftritt.Gemeinde Modautal,abgerufen im Februar 2019.
Michael Rademacher:Land Hessen.Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006.In:treemagic.org.Abgerufen am 1.Januar 1900
Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.):Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, DNB013163434, OCLC894925483, S.43ff. (Online bei google books).
Ph. A. F. Walther:Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC162355422, S.54 (Online bei google books).
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