Webern ist ein Ortsteil der Gemeinde Modautal im südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg. Er liegt in der Gemarkung des Ortsteils Klein-Bieberau und bildet mit ihm einen Ortsbezirk.
Webern liegt im vorderen Odenwald im Johannisbachtal.
Aus den früheren Steinbrüchen stammt der Granit, der beim Bau des Reichstags in Berlin verwendet wurde.
Geschichte
Das Dorf wird im Jahre 1392 erstmals urkundlich genannt.
Im Jahr 1392 hatte Werner Kalb von Reinheim Güter von Graf Eberhard von Katzenelnbogen zu Lehen.
Im Jahr 1489 belehnte Landgraf Wilhelm von Hessen Philipp Kalb von Reinheim mit den Lehen zu Webern.
Im 16.Jahrhundert steht das Dorf den Junkern Mopach, Kalb und Meisenbug zu, der Landgraf von Hessen aber hat die hohe und centbare Obrigkeit, auch Gebot und Verbot.[2]
Webern lag im Gerichtsbezirk der Zent Oberramstadt. Die Zent war in sogenannte „Reiswagen“ eingeteilt, denen jeweils ein Oberschultheiß vorstand, die dem Zentgrafen unterstellt waren. Dieser Bezirk hatte einen Frachtwagen (Reiswagen) einschließlich Zugtieren und Knechten für Feldzüge bereitzustellen.
Webern gehörte zum „Brandauer Reiswagen“, dem auch noch die Orte Brandau, Neunkirchen, Allertshofen, Hoxhohl, Herchenrod, Lützelbach, Ernsthofen, Neutsch und Klein-Bieberau angehörten. Die gesamte Zent Oberramstadt war dem Amt Lichtenberg zugeteilt. Diese Einteilung bestand noch bis zum Beginn des 19.Jahrhunderts.[3]
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Webern:
»Webern (L. Bez. Reinheim) luth. Filialdorf; liegt 21⁄4 St. von Reinheim, hat 8 Häuser und 77 luth. Einw., unter welchen sich 4 Bauern und 5 Gewerbsleute befinden. Hier waren die Kalben, Meisebug und Mosbach Vogtei- oder Gerichtsherrn.«[4]
Am 1.April 1952 wurde Webern vom Landkreis Dieburg in den Landkreis Darmstadt umgegliedert.
Gebietsreform
Am 1.September 1959 kam der Ort zur Gemeinde Klein-Bieberau und mit dieser am 1.Januar 1977 im Zuge der Gebietsreform in Hessen zur Gemeinde Modautal.[5][6]
Für Webern wurde zusammen mit Klein-Bieberau ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[7]
Historische Namensformen
In historischen Dokumenten ist der Ort im Laufe der Jahrhunderte unter wechselnden Ortsnamen belegt (in Klammern das Jahr, in dem der Ortsname wie angegeben bezeichnet wurde):[2] Weweren (1392); Wewern (1403); Webern (1424); Weberen (1457).
Territorialgeschichte und Verwaltung
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Webern lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[2][8][9]
vor 1479: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Katzenelnbogen, Obergrafschaft Katzenelnbogen
ab 1479: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Obergrafschaft Katzenelnbogen
ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Obergrafschaft Katzenelnbogen, (1783: Amt Lichtenberg, Zent Oberramstadt, Brandauer Reiswagen)
ab 1803: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Fürstentum Starkenburg, Amt Lichtenberg
ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Amt Lichtenberg
ab 1821: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Reinheim (Trennung zwischen Justiz (Landgericht Lichtenberg) und Verwaltung)
ab 1832: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Dieburg
ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
ab 1866: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
ab 1938: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Landkreis Dieburg (Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurden die drei hessischen Provinzen Starkenburg, Rheinhessen und Oberhessen aufgelöst.)
ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Dieburg
ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Dieburg
ab 1952: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Darmstadt
am 1.September 1959 zur Gemeinde Klein-Bieberau
am 1.Januar 1977 zur Gemeinde Modautal
ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Darmstadt-Dieburg (in dem die Landkreise Dieburg und Darmstadt im Zuge der Gebietsreform in Hessen aufgingen)
Gerichtszugehörigkeit
Webern gehörte zum Zentgericht Oberramstadt. In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9.Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Starkenburg wurde das „Hofgericht Darmstadt“ als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen.
Damit war für Webern das Amt Lichtenberg zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Zentgerichte hatten damit ihre Funktion verloren.
Mit Bildung der Landgerichte im Großherzogtum Hessen war ab 1821 das Landgericht Lichtenberg das Gericht erster Instanz, zweite Instanz war das Hofgericht Darmstadt. Es folgten:[2]
ab 1848: Landgericht Reinheim (Verlegung von Lichtenberg nach Reinheim), zweite Instanz: Hofgericht Darmstadt
ab 1879: Amtsgericht Reinheim, zweite Instanz: Landgericht Darmstadt
ab 1968: Amtsgericht Darmstadt mit der Auflösung des Amtsgerichts Reinheim, zweite Instanz: Landgericht Darmstadt
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt,1968. Weitere Quellen: [2]; Gemeinde Modautal:[14]; Zensus 2011[15]
Politik
Für die Orte Klein-Bieberau und Webern besteht ein gemeinsamer Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinden Klein-Bieberau und Webern) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[7]
Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern. Seit den Kommunalwahlen 2016 ist Jürgen Schmidt Ortsvorsteher.[16]
Zahlen und Fakten.In:Webauftritt.Gemeinde Modautal,abgerufen im November 2020.
Webern, Landkreis Darmstadt-Dieburg.Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 8.Juni 2018).In:Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL),abgerufen am 12.Juni 2018.
Ferdinand Dieffenbach:Das Großherzogthum Hessen in Vergangenheit und Gegenwart. Literarische Anstalt, Darmstadt 1877, S.254 (online bei Google Books).
Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, OCLC 312528080, S.256 (Online bei google books).
Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Darmstadt und Dieburg und der Stadt Darmstadt (GVBl. II 330–334) vom 26.Juli 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr.22, S.318, §9 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 1,5MB]).
Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel:Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, DNB770396321, OCLC180532844, S.234.
Hauptsatzung.(PDF;36kB)§;6.In:Webauftritt.Gemeinde Modautal,abgerufen im Februar 2019.
Michael Rademacher:Land Hessen.Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006.In:treemagic.org.Abgerufen am 1.Januar 1900
Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.):Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, DNB013163434, OCLC894925483, S.43ff. (Online bei google books).
Ph. A. F. Walther:Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC162355422, S.92 (Online bei google books).
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