Dieser Artikel behandelt die Gemeinde Dietersheim in Mittelfranken. Zum gleichnamigen Gemeindeteil von Eching in Oberbayern siehe Dietersheim (Eching), zum gleichnamigen Stadtteil von Bingen am Rhein siehe Bingen-Dietersheim.
Lage der Gemeinde Dietersheim im Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim
Karte
Geografie
Dietersheim, Kirche in der HauptstrassePfarrkirche St. Markus im Gemeindeteil Dottenheim
Lage
Durch das Gemeindegebiet fließt die Aisch. Dietersheim, Altheim und Dottenheim liegen im Aischgrund, der hauptsächlich aus Acker- und Grünland besteht, die übrigen Gemeindeteile liegen südlich davon auf einer teils bewaldeten Anhöhe.[2]
Kein amtlich benannter Gemeindeteil ist Feldhäusel, das in den Ortsverzeichnissen nach 1875 nicht mehr aufgelistet wird.
Geschichte
Bis 19. Jahrhundert
Während der Zeit der Stammesherzogtümer lag Dietersheim im Herzogtum Franken. 1317/18 wurde der Ort als „Dittrichsheim“ erstmals urkundlich erwähnt, als der Würzburger Bischof Gottfried III. von Hohenlohe Berthold und Conrad Hagen von Dottenheim eine Wiese im Ort verlieh. Auch Gottfrieds Bruder Heinrich von Hohenlohe verfügte über den Ort. 1338 erhielten die Hohenzollern die Hoheitsrechte über Dietersheim. Weitere Schreibweisen des 1361 bereits wohlhabenden Ortes waren 1370 „Dytrichsheim“ und 1706 „Dietmersheim“.[5] Bestimmungswort des Ortsnamens ist der Personenname Dietrich, dessen Träger als Gründer des Ortes angesehen werden kann.[6] Kirchlich gehörte Dietersheim zu Dottenheim. Im Ort war auch das Kloster Birkenfeld mit einem Hof begütert, der 1544 säkularisiert dem markgräflichen Klosteramt Birkenfeld zugewiesen wurde und 1562 an das Spital in Ansbach fiel.[7] Daneben war die Burggrafschaft Nürnberg und in deren Rechtsnachfolge ab 1427 das Markgraftum Brandenburg-Kulmbach dort begütert. Im Jahr 1513 ist auch ein Untertan der Reichsstadt Rothenburg bezeugt.[8] Im bis 1648 andauernden Dreißigjährigen Krieg kam es zur Verödung und Verwüstung der Dietersheimer Klostergüter. Bereits 1639 waren sie teilweise abgebrannt und zugrunde gegangen.[9]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Dietersheim 28 Anwesen. Das Hochgericht übte das brandenburg-bayreuthische Stadtvogteiamt Neustadt an der Aisch aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Kastenamt Ipsheim. Alle Anwesen hatten das Fürstentum Bayreuth als Grundherrn (Kastenamt Neustadt an der Aisch: 1 Mühle, 2 Huben, 1 Halbhof, 3 Sölden, 1 Häckersgut; Klosteramt Birkenfeld: 2 Höfe, 2 Höflein, 1 Gütlein, 9 Häckersgüter, 1 Sölde, 2 Häuser, 2 Halbhäuser, 1 Tropfhäuslein).[10]
1810 kam Dietersheim zum jungen Königreich Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde es dem 1811 gebildeten Steuerdistrikt Schauerheim und 1813 der Ruralgemeinde Birkenfeld zugewiesen. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstand die Ruralgemeinde Dietersheim.[11][12] Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Neustadt an der Aisch zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Neustadt an der Aisch (1919 in Finanzamt Neustadt an der Aisch umbenannt, seit 1972 Finanzamt Uffenheim).[13] Ab 1862 gehörte Dietersheim zum Bezirksamt Neustadt an der Aisch (1939 in Landkreis Neustadt an der Aisch umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Neustadt an der Aisch (1879 in das Amtsgericht Neustadt an der Aisch umgewandelt). Die Gemeinde hatte ursprünglich eine Gebietsfläche von 4,776km².[14]
Junglandbund
Eine Ende Mai 1931 veranstaltete Kundgebung des Junglandbundes wurde von etwa 2500 Menschen besucht. Organisator war im Wesentlichen der Dietersheimer Dorfringführer Philipp Winnerlein. Bei der dabei erfolgten Fahnenweihe des Junglandbundes im festlich geschmückten Dorf trat neben den Dorfring-Rednern auch der Neustädter Pfarrer Georg Düll auf. Die auf die grüne Fahne eingeschworene Bauernjugend bildete seinerzeit einen gewissen Gegenpol zu den Aktivitäten der in Neustadt und Umgebung propagierten NSDAP-Ideologie.[15]
Seit dem 2. Februar 2010 ist Robert Christensen (* 1965) der Bürgermeister.[30] Er wurde am 15. März 2020 mit 87,6% der Stimmen wiedergewählt.[31]
Wappen
Wappen von Dietersheim
Blasonierung: „Geviert von Silber und Schwarz mit aufgelegtem roten Schild, darin ein silberner Widderkopf mit goldenen Hörnern, in zwei und zwei goldener Schrägbalken.“[32]
Wappenbegründung: Die Vierung von Silber und Schwarz entspricht dem zollerischen Stammwappen. Diese hatten bis Ende des 18. Jahrhunderts die hochgerichtlichen und grundherrlichen Ansprüche in Dietersheim und den benachbarten Orten. Die Schrägbalken weisen auf die Herren von Beirbach, die im Mittelalter in Beerbach ansässig waren. Die Farben Schwarz und Gold erinnern zugleich an die Grundherrschaft des Hochstifts Bamberg im Gemeindegebiet. Der Widderrumpf ist dem Wappen der Herren von Dottenheim entnommen, die im 14. Jahrhundert bei der ersten urkundlichen Erwähnung von Dietersheim als Grundherren erwähnt werden.
Dieses Wappen wird seit 1981 geführt.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Theater
Altheimer Zauberkeller, eine Kleinkunstbühne
Baudenkmäler
→ Hauptartikel: Liste der Baudenkmäler in Dietersheim
Bodendenkmäler
→ Hauptartikel: Liste der Bodendenkmäler in Dietersheim
Verkehr
Dietersheim liegt an der Bahnstrecke Neustadt (Aisch)–Steinach bei Rothenburg. Die B 470 führt über Birkenfeld nach Neustadt an der Aisch (5,5km nordöstlich) bzw. über Dottenheim nach Ipsheim (5km südwestlich). Gemeindeverbindungsstraßen führen nach Hasenlohe (1,7km nördlich), nach Beerbach (2,5km südöstlich) und zur Kreisstraße NEA6 (2km südöstlich).[2]
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
Viktor von Holleben (1737–1808), geboren in Beerbach, preußischer Generalmajor
Karl Hagen oder Carl Heinrich Wilhelm Hagen (1810–1868), Historiker und Abgeordneter der Nationalversammlung in der Paulskirche
Friedrich Wilhelm Hagen junior (1814–1888), Vertreter der humanen Psychiatrie und einer der Verantwortlichen für die Entmündigung des bayerischen Königs Ludwig II.
Johann Georg Hufnagel (1869–1951), Heimatdichter
Weitere Persönlichkeiten, die mit der Gemeinde in Verbindung stehen
Günter Schwanhäußer (1928–2014), Unternehmer („Schwan-Stabilo“), lebte lange Zeit im Ortsteil Altheim
Sonstiges
Durch den Spuk von Dietersheim wurde das Dorf 1921 überregional bekannt.[33]
Johann Kaspar Bundschuh:Dietersheim. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band1: A–Ei. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1799, DNB790364298, OCLC833753073, Sp.596 (Digitalisat).
Max Döllner:Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933. 2., unveränderte Auflage. Ph. C. W. Schmidt, Neustadt an der Aisch 1978, ISBN 3-87707-013-2 (Erstausgabe: 1950).
Hanns Hubert Hofmann:Neustadt-Windsheim (=Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 2). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1953, DNB452071216, S.89 (Digitalisat). Ebd.S.185 (Digitalisat).
Georg Paul Hönn:Dietersheim. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, S.239 (Digitalisat).
Wolf-Armin von Reitzenstein:Lexikon fränkischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59131-0, S.54.
Hans Sponholz u. a. (Hrsg.):Landkreis Neustadt an der Aisch. Verl. f. Behörden u. Wirtschaft Hoeppner, Aßling-Pörsdorf/Obb. 1972, DNB720137675, S.89.
Richard Strobel:Landkreis Neustadt an der Aisch (=Bayerische Kunstdenkmale. Band32). Deutscher Kunstverlag, München 1972, S.56.
Max Döllner: Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933, S. 113.
W.-A. v. Reitzenstein: Lexikon fränkischer Ortsnamen, S. 54.
Max Döllner: Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933, S. 113.
H. Sponholz (Hrsg.): Landkreis Neustadt an der Aisch, S. 89.
Max Döllner: Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933, S. 265.
H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim, S. 89. Dort fälschlicherweise 27 Haushalte angegeben.
Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, S.59 (Digitalisat).
H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim, S. 222.
H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim, S. 185.
Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.):Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB453660959, Abschnitt II, Sp.804 (Digitalisat).
Wolfgang Mück: NS-Hochburg in Mittelfranken: Das völkische Erwachen in Neustadt an der Aisch 1922–1933. Verlag Philipp Schmidt, 2016 (= Streiflichter aus der Heimatgeschichte. Sonderband 4); ISBN 978-3-87707-990-4, S. 110 f.
Wilhelm Volkert (Hrsg.):Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S.536.
Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.):Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB94240937X, S.339 (Digitalisat).
Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S.18 (Digitalisat).
Eduard Vetter (Hrsg.):Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S.197 (Digitalisat). Laut Historischem Gemeindeverzeichnis hatte die Gemeinde 224 Einwohner.
Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis: Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (=Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB451478568, S.179, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter:Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp.1056, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.):Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp.1221, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.):Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp.1155 (Digitalisat).
K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.):Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp.1227 (Digitalisat).
Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.):Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp.1265 (Digitalisat).
Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.):Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB453660975, Abschnitt II, Sp.1096 (Digitalisat).
Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.):Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB740801384, S.175 (Digitalisat).
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