Cappel liegt im Süden Marburgs auf der linken Seite der Lahn und am Fuße des Frauenberg-Westhanges. Im Norden geht Cappel in den Stadtteil Richtsberg über, östlich befinden sich die im Ebsdorfergrund liegenden Dörfer Moischt (Stadt Marburg) und Beltershausen-Frauenberg (Gemeinde Ebsdorfergrund). Südlich von Cappel liegen die Marburger Ortsteile Ronhausen (hinter dem Frauenberg) und Gisselberg (auf der gegenüber liegenden Lahnseite im Westen).
Cappel ist als Vorort bzw. inzwischen als Ortsteil von Marburg seit den frühen 1960er Jahren sehr beliebt, wovon auch die etwas höheren Mietpreise zeugen. Dies erkennt man auch an den diversen zeittypischen Neubaugebieten, die überwiegend mit Einfamilienhäusern bebaut sind.
Cappel verfügt über einen Teich mit einem kleinen Rundweg.
Geschichte
Cappel wurde im Jahr 1138 oder 1139 erstmals in einer Urkunde des Erzbischofs Arnold I. von Köln für das Kloster Siegburg erwähnt („de Capela“: zur Kapelle).[3] Im Salbuch (Erbregister) des Amtes Marburg von 1374 ist Cappel neben Ockershausen, Wehrda und Marbach als Hausdorf der Landgrafen von Hessen erwähnt. Dies bedeutet, dass die Einwohner dieser vier dem Marburger Schloss am nächsten gelegenen Dörfer dem Landesherren zu zusätzlichen Hand- und Spanndiensten verpflichtet waren.
Die wappenbildende Steinmühle lässt sich bis ins Jahr 1299 zurückverfolgen.
Die spätgotische Pfarrkirche St. Martin aus dem 14. Jahrhundert wurde 1900 im Kirchenschiff neugotisch erneuert und verbreitert.
Zum 1. Juli 1974 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde im Zuge der Gebietsreform in Hessen zusammen mit Bauerbach, Cyriaxweimar, Dilschhausen, Elnhausen, Ginseldorf, Gisselberg, Haddamshausen, Hermershausen, Marbach, Schröck, Wehrda und Wehrshausen kraft Landesgesetz in die Stadt Marburg eingemeindet.[4] Die am 31. Dezember 1971 nach Cappel eingegliederten Ortsteile Bortshausen, Moischt und Ronhausen wurden ebenfalls eigene Stadtteile.[5] Die Gemeinde Cappel hatte zu diesem Zeitpunkt einschließlich der am 31. Dezember 1971 eingemeindeten Orte Bortshausen, Moischt und Ronhausen 6822 Einwohner. Für den Stadtteil Cappel wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[6]
Im Juli 2015 wurde auf einem Sportplatz in Cappel eine Außenstelle der Erstaufnahmeeinrichtung Gießen für Geflüchtete errichtet, ursprünglich mit Zelten, dann durch Holzhäuser ersetzt. Die Flüchtlingsunterkunft wurde am 20./21. September 2016 geschlossen und die Anlage dient künftig als Jugendausbildungszentrum der Landesfeuerwehrschule.
Territorial- und Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Territorien, in denen Cappel lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[7][8]
vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Amt Marburg[9]
ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Marburg[10]
1604–1648: strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg), Amt Marburg
ab 1648: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Marburg
ab 1806: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Marburg
1807–1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Marburg
ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Gerichte seit 1821
Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. In Marburg wurde der Kreis Marburg für die Verwaltung eingerichtet und das Landgericht Marburg war als Gericht in erster Instanz für Cappel zuständig. 1850 wurde das Landgericht in Justizamt Marburg umbenannt.[13] Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen 1866 erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Marburg.[14][15] Auch mit dem in Kraft treten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen.
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Cappel 6777 Einwohner. Darunter waren 291 (4,3%) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 1071 Einwohner unter 18 Jahren, 2985 zwischen 18 und 49, 1323 zwischen 50 und 64 und 1398 Einwohner waren älter.[16] Die Einwohner lebten in 3225 Haushalten. Davon waren 1218 Singlehaushalte, 900 Paare ohne Kinder und 717 Paare mit Kindern, sowie 282 Alleinerziehende und 138 Wohngemeinschaften. In 675 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 2238 Haushaltungen leben keine Senioren.[16]
636 Einwohner (Familien: 56nutzungsberechtigte, 47nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 12Beisassen).
Cappel: Einwohnerzahlen von 1748 bis 2019
Jahr
Einwohner
1748
213
1800
?
1834
593
1840
648
1846
706
1852
797
1858
761
1864
775
1871
764
1875
772
1885
810
1895
789
1905
865
1910
1.010
1925
1.195
1939
1.602
1946
2.275
1950
2.450
1956
2.759
1961
3.543
1967
5.176
1977
?
1987
5.974
1991
6.538
1995
6.538
2000
6.600
2005
6.619
2010
7.057
2011
6.777
2015
7.142
2019
6.780
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt,1968. Weitere Quellen: LAGIS[7]; Stadt Marburg:1987–1998[17], 1999–2003[18], 2005–2010[19],2011–2015[20], 2019:[2]; Zensus 2011[16]
Erwerbspersonen: 91Land- und Forstwirtschaft, 520Produzierendes Gewerbe, 322Handel und Verkehr, 460Dienstleistungen und Sonstiges.
Politik
Ortsbeirat
Der Ortsbeirat setzt sich aus neun Mitgliedern zusammen.[6] Nach den Kommunalwahlen in Hessen 2021 entfallen drei Sitze auf die SPD, zwei Sitze auf die CDU, ein Sitz auf die FDP, ein Sitz auf die LINKE und zwei Sitze auf die GRÜNEN.[21]
Ortsvorsteher ist Peter Hesse (SPD).[22]
Wappen
Hiss- und Bannerflagge
Am 9. Oktober 1962 genehmigte der Hessische Minister des Innern das Wappen mit folgender Beschreibung:
Wappen von Cappel
Blasonierung: „In Blau über goldenen Wellen ein wachsendes goldenes Mühlrad.“[23]
Wappenbegründung: Das Wappen geht auf die Steinmühle an einem Seitenarm der Lahn im Süden Cappels zurück.
Flagge
Am 2. Februar 1966 genehmigte der Hessische Minister des Innern die Flagge mit folgender Beschreibung:
„Die Flagge zeigt auf goldenem Grund im oberen Flaggendrittel das Wappen der Gemeinde Cappel, beiderseits begleitet von zwei schmalen, blauen Seitenstreifen.“[24]
Eine amtliche Hissflagge führte die Gemeinde nicht. Lokal wird jedoch, angelehnt an die Bannerflagge, eine goldene Flaggenbahn mit blauen Seitenstreifen, belegt mit dem Gemeindewappen verwendet.
Kulturdenkmäler
St. MartinKreisverwaltung
Siehe Liste der Kulturdenkmäler in Cappel.
Infrastruktur
Bildung
Cappel hat zwei Schulen:
Erich-Kästner-Schule (früher: Mittelpunktschule Cappel), eine Grundschule mit angeschlossener Schule für Körperbehinderte
Steinmühle – Schule & Internat, ein staatlich anerkanntes Privatgymnasium mit angeschlossenem Internat
das Jugendfeuerwehrausbildungszentrum der Landesfeuerwehrschule Hessen
Ansässige Unternehmen
Im Norden von Cappel befinden sich mehrere größere Einkaufszentren (u.a. Tegut, Lidl, Aldi, DM und Heimtex)
Im Industriegebiet Süd befinden sich unter anderen BMW, Ford, eine Autowaschanlage, ein Getränkegroßmarkt und ein Ärztehaus.
Sport
Am Köppel in Cappel befindet sich ein Fußballstadion, wo regelmäßig der FSV Cappel seine Spiele austrägt
Verkehr
Nach oder durch Cappel fahren die Stadtbuslinien 2, 3, 12, 13 der Stadtwerke Marburg, die Regionalbuslinien MR-81 und MR-86, sowie freitag- und samstagnachts der N8-Express.
Von 1905 bis 1956 wurde der Haltepunkt Cappel an der Bahnstrecke Marburg Süd–Dreihausen im Personenverkehr bedient.
Persönlichkeiten
Zwischen 1879 und 1884 fand der Maler Otto Piltz (1846–1910) viele seiner Motive in Cappel.
Konrad Elmshäuser (1906–1992), Abgeordneter des Provinziallandtages der preußischen Provinz Hessen-Nassau
Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) (GVBl. II 330-27) vom 12.März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr.9, S.154, §1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 3,0MB]).
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.387.
Hauptsatzung.(PDF;161kB)§3.In:Webauftritt.Stadt Marburg,abgerufen im Juli 2021.
Cappel, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 21.November 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Michael Rademacher:Land Hessen.Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006.In:treemagic.org.Abgerufen am 1.Januar 1900
Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S.100f. (online bei Google Books).
Trennung von Justiz (Landgericht Marburg) und Verwaltung: Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S.73 f.
Neueste Kunde von Meklenburg/ Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S.158ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
Ortsbeirat Cappel.In:Webauftritt.Stadt Marburg,abgerufen im August 2021.
Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Cappel im Landkreis Marburg (Punkt 1154) vom 9.Oktober 1962. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1962 Nr.42, S.1410 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 4,1MB]).
Genehmigung einer Flagge der Gemeinde Cappel im Landkreis Marburg, Regierungsbezirk Kassel vom 21.Februar 1966. In: Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1966 Nr.8, S.251, Punkt 166 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF]).
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