Wehrshausen ist ein Stadtteil der Universitätsstadt Marburg an der Lahn im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf. Zu Wehrshausen gehören die Neuhöfe (mit dem 1. Deutschen Polizeioldtimer-Museum) etwa 1km südlich und die Dammühle etwa 1km südwestlich des Ortskerns.
Wehrshausen liegt rund 3km westlich der Kernstadt von Marburg am westlichen Hang des Marburger Rückens in waldreicher Umgebung. Unmittelbar östlich des Ortes verlief auf dem Höhenrücken die Weinstraße (Wagenstraße) als mittelalterliche Handelsstraße.
Etwa am höchsten Punkt der Gemarkung auf der Wehrshäuser Höhe steht ein markanter rot-weiß-gestreifter BOS-Funkmast, der von Teilen Marburgs aus sichtbar ist. Von den nahegelegenen Wanderwegen, die dem Verlauf der Weinstraße folgen, hat man einen guten Blick über Marburg.
Geschichte
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Wehrshausen erfolgte unter den Namen Werstorf und Wersdorff im Jahr 1254 im Urkundenbuch der Deutschordensballei Hessen.[3] im Jahr 1339 stiftete der Ritter Werner Döring eine Kapelle, an deren Stelle im Jahr 1475 die heutige Kirche neugebaut wurde. Von 1330 an bis zur Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526 war Wehrshausen Marien-Wallfahrtsort.
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen beschloss 1972 der Gemeinderat der bis dahin selbständige Gemeinde Wehrshausen den Anschluss an Marburg, der am 1. Juli 1974 kraft Landesgesetz erfolgte.[4][5] Für den so entstandenen Stadtteil Wehrshausen wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[6]
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Wehrshausen lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[3][7]
vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Gericht Kaldern (Gericht Kalden bestand aus den Orten: Kaldern, Kernbach, Dagobertshauſen, Michelbach, Brüngershausen und Wehrshausen, sowie die Hälfte von Dilschhausen)[8]
ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Marburg[9]
1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg), Gericht Kaldern
ab 1648: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Gericht Kaldern
ab 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Gericht Kaldern[10]
ab 1806: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Gericht Kaldern
1807–1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Kaldern
ab 1815: Kurfürstentum Hessen, Amt Kaldern und Reitzberg[11]
ab 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Marburg (Trennung von Justiz (Landgericht Marburg) und Verwaltung)[12]
ab 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
ab 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Marburg
ab 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Kurhessen, Landkreis Marburg
ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Gerichte seit 1821
Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Der Kreis Marburg wurde für die Verwaltung eingerichtet und das Landgericht Marburg war als Gericht in erster Instanz für Wehrshausen zuständig. 1850 wurde das Landgericht in Justizamt Marburg umbenannt.[13] Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen 1866 erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Marburg.[14][15] Auch mit dem in Kraft treten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen.
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Wehrshausen 669 Einwohner. Darunter waren 27 (4,0%) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 114 Einwohner unter 18 Jahren, 255 zwischen 18 und 49, 153 zwischen 50 und 64 und 147 Einwohner waren älter.[16] Die Einwohner lebten in 306 Haushalten. Davon waren 102 Singlehaushalte, 87 Paare ohne Kinder und 78 Paare mit Kindern, sowie 27 Alleinerziehende und 12 Wohngemeinschaften. In 66 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 198 Haushaltungen leben keine Senioren.[16]
163 Einwohner (Familien: 10nutzungsberechtigte, 11nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 3Beisassen).
Wehrshausen: Einwohnerzahlen von 1747 bis 2019
Jahr
Einwohner
1747
80
1800
?
1834
160
1840
171
1846
177
1852
194
1858
192
1864
201
1871
212
1875
211
1885
172
1895
185
1905
191
1910
176
1925
206
1939
330
1946
384
1950
394
1956
328
1961
450
1967
830
1977
?
1987
667
1991
852
1995
784
2000
786
2005
748
2010
697
2011
669
2015
650
2019
678
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt,1968. Weitere Quellen: LAGIS[3]; Stadt Marburg:1987–1998[17], 1999–2003[18], 2005–2010[19],2011–2015[20], 2019:[2]; Zensus 2011[16]
Erwerbspersonen: 63Land- und Forstwirtschaft, 35Produzierendes Gewerbe, 19Handel und Verkehr, 76Dienstleistungen und Sonstiges.
Politik
Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern.[6] Nach den Kommunalwahlen in Hessen 2021 entfallen alle fünf Sitze auf „Liste Dorfgemeinschaft Wehrshausen“ (LDW).[21] Ortsvorsteher ist Andreas Bergmann.[22]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Partnerschaft
Mit dem Dorf Wehrshausen bei Schenklengsfeld im Landkreis Hersfeld-Rotenburg, ebenfalls in Hessen, ist der Marburger Ortsteil informell verschwistert; einige Vereine unterhalten Partnerschaften mit den entsprechenden Vereinen beim „Namensvetter“.
Kulturdenkmäler
Siehe Liste der Kulturdenkmäler in Wehrshausen
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaftsstruktur
In den letzten Jahren hat sich Wehrshausen zu einem Pferdestandort entwickelt. Es gibt zahlreiche Weideflächen, Unterstellplätze sowie eine Reithalle mit Reitplatz.
Läden, Geschäfte und Telefonzellen existieren nicht mehr; beim Hotel/Restaurant Dammühle gibt es jedoch einen Minigolfplatz und einen Seilgarten.
Bildung
Die Grundschule Wehrshausen wurde zum Ende des Schuljahres 2020 geschlossen, da die vorgeschriebene Mindestschülerzahl von 13 nicht mehr erreicht wurde.[23]
Im Teilort Neuhöfe befinden sich zwei Förderschulen in privater Trägerschaft:
die Julie-Spannagel-Schule für Erziehungshilfe und psychisch Kranke; sie gehört zum St.-Elisabeth-Verein Marburg.
die Daniel-Cederberg-Schule, eine Schule für Praktisch Bildbare; sie gehört zum Kerstin-Heim Neuhöfe, einer Einrichtung für geistig und mehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche.
Verkehr
Wehrshausen ist per Bus an Marburg angebunden. Nach Marburg führt die Kreisstraße 71, über die Kreisstraße 30 und die Landstraße 3092 ist Wehrshausen an die Bundesstraße 62 angebunden.
Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) (GVBl. II 330-27) vom 12.März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr.9, S.154, §1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags[PDF; 3,0MB]).
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.387.
Hauptsatzung.(PDF;161kB)§3.In:Webauftritt.Stadt Marburg,abgerufen im Juli 2021.
Michael Rademacher:Land Hessen.Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006.In:treemagic.org.Abgerufen am 1.Januar 1900
Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S.107f. (online bei Google Books).
Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S.73 f.
Neueste Kunde von Meklenburg/ Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S.158ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
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