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Beberbeck ist ein im Reinhardswald gelegener, nordöstlicher Stadtteil von Hofgeismar im nordhessischen Landkreis Kassel. Zu Ortsbezirk Beberbeck gehört der Ortsteil Sababurg mit der gleichnamigen Sababurg.[2]

Beberbeck
Höhe: 240 m ü. NHN
Fläche: 9,23 km²[1]
Einwohner: 84 (30. Jun. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 9 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1970
Postleitzahl: 34369
Vorwahl: 05671

Geographische Lage


Schloss und Domäne Beberbeck
Schloss und Domäne Beberbeck

Beberbeck liegt auf einer von den Wäldern des Mittelgebirges Reinhardswald umgebenen und weit ausgedehnten Acker- und Wiesenfläche. Zwischen Hombressen im Süden und Gottsbüren im Norden befindet es sich etwa 4,2 Kilometer westsüdwestlich der Sababurg. Östlich vorbei fließt die kleine Nieme, die etwas weiter bachabwärts in die Holzape mündet.

Etwas nördlich vorbei an Beberbeck führt im Rahmen der Kreisstraße 55, die Hofgeismar im Südwesten mit der Sababurg im Osten verbindet, die „Dornröschen-Route“ der Deutschen Märchenstraße. An dieser Straße stehen nahe dem Mündungsbereich der Nieme in die Holzape die Schnitterkaserne, Ziegelhütte und Revierförsterei Beberbeck.


Geschichte


Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Beberbeck erfolgte unter dem Namen Biberbach im Jahr 1019.[3]

Die Staatsdomäne Beberbeck zählte einst zu den fünf preußischen Hauptgestüten, zu denen Trakehnen, Neustadt an der Dosse, Graditz und Altefeld gehörten. Erste Nachrichten der Pferdezucht an diesem Standort stammen von 1490. Es ist die Rede von Wilden Pferden, ein Ausdruck für Zuchtpferde, die sich frei bewegen durften. 1571 ließ Landgraf Wilhelm IV. einen 130 ha großen Tiergarten einrichten, der die Sababurg umschloss. Kurfürst Wilhelm II. erließ 1823 einen Beschluss, in dem Beberbeck zur Musteranstalt für die Landespferdezucht ernannt wurde. In den Jahren 1837 bis 1840 erbaute Johann Conrad Bromeis im Auftrag des Kurfürsten das Schloß Beberbeck zwischen Landstraße und Domäne.

Ab 1870 stand das Hauptgestüt unter preußischer Verwaltung. 1918 erfolgte die Umstellung von seither 110 Warmblutstuten auf 60 Warmblutstuten und 60 Kaltblutstuten. Der Grund dafür war, dass in der Landwirtschaft dringend mehr Zugtiere benötigt wurden. 1929 wurde das Hauptgestüt Beberbeck aufgelöst und als Hessische Staatsdomäne weitergeführt. Das Schloss wurde zu einem Alten- und Pflegeheim ausgebaut und wird von der Evangelischen Altenhilfe in Hofgeismar geführt.

Zum 31. Dezember 1970 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Beberbeck im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Stadt Hofgeismar eingemeindet.[4][5] Für Beberbeck wurden ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[6]

Territorial- und Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Beberbeck lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[3][7]


Bevölkerung



Einwohnerstruktur 2011


Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Beberbeck 87 Einwohner. Darunter waren 3 (3,4 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 9 Einwohner unter 18 Jahren, 27 zwischen 18 und 49, 15 zwischen 50 und 64 und 36 Einwohner waren älter.[10] Die Einwohner lebten in 27 Haushalten. Davon waren 9 Singlehaushalte, 9 Paare ohne Kinder und 6 Paare mit Kindern, sowie 3 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 3 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 24 Haushaltungen lebten keine Senioren/-innen.[10]


Einwohnerentwicklung


Beberbeck: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr  Einwohner
1834
 
200
1840
 
189
1846
 
207
1852
 
258
1858
 
286
1864
 
231
1871
 
274
1875
 
254
1885
 
287
1895
 
315
1905
 
361
1910
 
343
1925
 
474
1939
 
336
1946
 
792
1950
 
831
1956
 
599
1961
 
512
1967
 
405
1970
 
317
1980
 
?
1990
 
178
2000
 
291
2005
 
121
2010
 
108
2011
 
87
2015
 
100
2020
 
63
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: bis 1970:[3]; nach 1970: Stadt Hofgeismar[11][12]; Zensus 2011[10]

Historische Religionszugehörigkeit


 1885:216 evangelische (= 98,63 %), 3 katholische (= 1,37 %) Einwohner[3]
 1961:390 evangelische (= 76,17 %), 114 katholische (= 22,27 %) Einwohner[3]

Sehenswürdigkeiten


Die von Johann Conrad Bromeis, dem Hofbaumeister von Kurfürst Wilhelm II., erbaute Gestütsanlage mit Schloss und Schlosspark stellt in ihrer Vollständigkeit als klassizistisches Ensemble die Hauptsehenswürdigkeit Beberbecks dar.

Sehenswert sind auch die alten Huteeichen in der Feldmark um Beberbeck,[13] darunter die „Dicke Margarete“ beim Schloss Beberbeck.

Auf dem Friedhof des Dorfs steht ein Denkmal mit der Aufschrift: Dem um die Landwirtschaft Hessens hochverdienten Oberamtmann Bernhard Ulrichs in dankbarer Anerkennung gewidmet von Berufsgenossen.

Zu den Sehenswürdigkeiten nahe Beberbeck zählen die im Reinhardswald stehende Sababurg mit dem daran angegliederten Tierpark Sababurg und dem nahen Urwald Sababurg.


Wirtschaft und Infrastruktur


Wirtschaftsstruktur

Mit fünf Straßen zählt Beberbeck zu den kleinsten Dörfern der Region. Auf der 888 ha großen Staatsdomäne wird hauptsächlich Land- und Forstwirtschaft betrieben. Vorwiegend angebaut werden: Zuckerrüben, Weizen, Roggen und Gerste. Ebenso ist der Viehzucht ein hoher Stellenwert beizumessen. Die Durchschnittsleistung von über 10.000 Litern Milch pro Kuh pro Jahr wurde am 3. Juni 2005 durch den damaligen hessischen Landwirtschaftsminister Wilhelm Dietzel honoriert.

Geplantes und aufgegebenes Schloss-Beberbeck-Resort

Seit 2005 bestanden Pläne seitens der Stadt Hofgeismar, aus Beberbeck einen Tourismuspark (Ferienresort) zu machen. Mit einer Investitionssumme von 420 Millionen Euro sollten mehrere Golfplätze, ein Binnensee, luxuriöse Hotels, 600 Wohneinheiten in Feriendörfern und eine Reitanlage mit Trabrennbahn und Poloplatz entstehen.[14] Die politischen Instanzen, insbesondere Hofgeismars Bürgermeister Heinrich Sattler und der ehemalige hessische Ministerpräsident Roland Koch, befürworteten dieses Projekt und waren bereit, es mit Subventionen zu fördern.[15] Der 2007 gegründeten und der Stadt Hofgeismar angegliederten Besitzgesellschaft Domäne Beberbeck räumte die Landesregierung das Recht zur Vermarktung von rund 900 ha Domänenfläche ein.[16] Für die Realisierung waren Mittel privater Investoren erforderlich und der geplante Eingriff in den denkmalgeschützten Baukomplex sowie in die historisch gewachsene, sensible Kulturlandschaft war umstritten. Es gab dabei erhebliche Zweifel, ob das Projekt wirtschaftlich erfolgreich sein könne und zu einer nachhaltigen Belebung des Tourismussektors in Nordhessen führen würde. Das „Aktionsbündnis Beberbeck“, in dem auch Naturschutzverbände wie die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland mitwirkten, lehnte das Projekt ab, weil es Eingriffe in die Lebensräume seltener Wildtiere, wie der Wildkatze, und das Verschwinden alter Alleebäume befürchtete.[17][18] Die Unterzeichnung von Verträgen mit einer nicht namentlich bekannten Investorengruppe wurde im Verlauf des Jahres 2010 mehrfach ergebnislos verschoben.[19]

2005 bis 2008 drehte der Filmemacher Klaus Stern einen Dokumentarfilm mit dem Titel Henners Traum – Das größte Tourismus-Projekt Europas über das Ferienresort-Projekt.[20] Der Film lief sechs Monate lang in Kassel und wurde am 16. November 2009 im ZDF ausgestrahlt.[21] Stern erhielt dafür den Adolf-Grimme-Preis 2010 sowie den Hessischen Filmpreis 2009.[22]

Am 17. Dezember 2010 erklärte Bürgermeister Sattler vor der Stadtverordnetenversammlung Hofgeismar das Projekt „Ferienresort Beberbeck“ per 31. Dezember 2010 für beendet, da kein Investor gefunden wurde. Am 8. Januar 2011 wurde bekannt, dass die Besitzgesellschaft Insolvenz angemeldet hat. Für die Stadt Hofgeismar kann dieses zur Folge haben, dass die abgegebenen Bürgschaften fällig werden. Der Verlust für die Stadt Hofgeismar soll sich auf 3 bis 5 Millionen Euro belaufen.[23]


Literatur




Commons: Beberbeck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Zahlen und Fakten. Haupt- und Nebenwohnsitze. In: Webauftritt. Stadt Hofgeismar, abgerufen im Oktober 2021.
  2. Hofgeismar – Stadtteil Beberbeck – Ortsteil Sababurg (Ortstafel), abgerufen am 5. November 2017, auf hofgeismar.de
  3. Beberbeck, Landkreis Kassel. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 25. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  4. Eingliederung von Gemeinden in die Stadt Hofgeismar, Landkreis Hofgeismar vom 7. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 4, S. 142, Punkt 182 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,3 MB]).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 398.
  6. Hauptsatzung. (PDF; 22 kB) §; 4. In: Webauftritt. Stadt Hofgeismar, abgerufen im September 2019.
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  8. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 49 f. (online bei Google Books).
  9. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 70.
  10. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 26 und 82;.
  11. Haushalt 2020. Vorbericht Teil II. (PDF) In: Webauftritt. Stadt Hofgeismar, S. E6, abgerufen im September 2020.
  12. Zahlen und Fakten. Haupt- und Nebenwohnsitze. In: Webauftritt. Stadt Hofgeismar, archiviert vom Original; abgerufen im Januar 2021.
  13. Eichen bei Beberbeck im Verzeichnis Monumentaler Eichen. Abgerufen am 28. Oktober 2016.
  14. Schloss Beberbeck Resort (Memento vom 14. September 2010 im Internet Archive), Infos zu den Ferienresort-Planungen
  15. Ferien-Resort Beberbeck: Machbarkeitsstudie (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive), auf projectm.de
  16. Antrag der Landesregierung betreffend Veräußerung der Hessischen Staatsdomäne Beberbeck in Hofgeismar; hier: Zustimmung zur Veräußerung durch den Hessischen Landtag nach § 64 Abs. 2 LHO, Drucksache 16/7923, vom 29./31. Oktober 2007, auf starweb.hessen.de (PDF; 80,6 kB)
  17. Gemeinsame Pressemitteilung von BUND, HGON und NABU zum "Ferien- und Freizeitresort Beberbeck" (Memento des Originals vom 22. Februar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bund-hessen.de, vom 2. Dezember 2007, auf bund-hessen.de
  18. Georg Etscheid: Besser Golf als Ackerbau. In: Die Zeit, 10. Januar 2008
  19. Ferienresort-Beberbeck: Investoren bleiben unbenannt. hna.de. 23. Juli 2010. Abgerufen am 7. August 2011.
  20. Henners Traum – Das größte Tourismusprojekt Europas, in: duisburger filmwoche 32, vom 3. November 2008, auf duisburger-filmwoche.de
  21. Henners Traum – Das größte Tourismusprojekt Europas@1@2Vorlage:Toter Link/www.zdf.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) , in: Sendung vom 16. November 2009, auf zdf.de
  22. laut ehemals einsehbaren Infos zu Henners Traum – Das größte Tourismusprojekt Europas, auf 3Sat.de
  23. Besitzgesellschaft Beberbeck insolvent – Verlust für die Stadt bei drei bis fünf Millionen Euro. hna.de. 7. Januar 2011. Abgerufen am 7. August 2011.



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