Popice (deutsch Poppitz) ist eine Gemeinde in der Region Südmähren in Tschechien. Die Ortschaft liegt 24 Kilometer nordwestlich von Břeclav und gehört zum Okres Břeclav. der Ort ist als ein Breitstraßendorf angelegt.
Popice | ||||
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Basisdaten | ||||
Staat: | Tschechien![]() | |||
Region: | Jihomoravský kraj | |||
Bezirk: | Břeclav | |||
Fläche: | 999[1] ha | |||
Geographische Lage: | 48° 56′ N, 16° 40′ O48.92722222222216.671111111111188 | |||
Höhe: | 188 m n.m. | |||
Einwohner: | 966 (1. Jan. 2021)[2] | |||
Postleitzahl: | 691 27 | |||
Kfz-Kennzeichen: | B | |||
Verkehr | ||||
Straße: | Vranovice – Hustopeče | |||
Bahnanschluss: | Brno – Břeclav | |||
Struktur | ||||
Status: | Gemeinde | |||
Ortsteile: | 1 | |||
Verwaltung | ||||
Bürgermeister: | Marek Sekanina (Stand: 2018) | |||
Adresse: | Hlavní 62 691 27 Popice | |||
Gemeindenummer: | 584819 | |||
Website: | www.obecpopice.eu |
Das Dorf befindet sich am Fuße des Žlutý kopec (291 m) in der Talmulde des Popický potok.
Nachbarorte sind Uherčice im Norden, Starovice (Groß-Steurowitz) und Hustopeče (Auspitz) im Nordosten, Šakvice im Südosten, Strachotín (Tracht) im Süden sowie Pouzdřany (Pausram) im Westen.
Die Ortschaft ist erstmals 1291 urkundlich erwähnt. Die bairisch-österreichische ui-Mundart (Dialekte) mit ihren speziellen Kennwörtern, wie Bui, Huit (Bub, Hut), weist auf eine Besiedlung durch bairische Stämme hin, die nach 1050, aber vor allem im 12./13. Jahrhundert erfolgte.[3][4] Sie brachten Ackergeräte aus Eisen mit, setzten neue landwirtschaftliche Anbaumethoden sowie die ertragreiche Dreifelderwirtschaft ein.
Später wurde Poppitz zusammen mit dem Ort Pausram von Heinrich II. von Liechtenstein an das Kloster Kanitz verkauft. Nach der Auflösung des Klosters und den Zurückkauf von Poppitz durch die Familie Liechtenstein gehörte der Ort von 1414 bis 1848 zur Herrschaft Nikolsburg. Während der Hussitenkriege wurde der Ort im Jahre 1426 von Hussiten verwüstet.
In den Jahren 1541 lassen sich die Täufer in Poppitz nieder, wodurch die Ortschaft als evangelisch galt. Nach dem Sieg der kaiserlichen Truppen in der Schlacht am Weißen Berg am Anfang des Dreißigjährigen Krieges setzte die Gegenreformation in Mähren ein. Daraufhin wurden die Täufer im Jahre 1622 des Landes verwiesen. Die meisten zogen nach Siebenbürgen weiter.[5] Während des Krieges wird Poppitz im Jahre 1621 von den Ungarn und 1645 von den Schweden unter Lennart Torstensson heimgesucht. Aufgrund der Bedeutung des Weinbaus in Poppitz erhielt der Ort im Jahre 1637 eine eigene Bergordnung. Durch den Bau eines Bahnhofs im Jahre 1839 erhält Poppitz einen Anschluss an das Bahnnetz. Im Jahre 1860 wird der Ort eine selbstständige Pfarre. Die Schule, welche 1621 erstmals erwähnt wird, wird im Jahre 1984 auf vier Klassen ausgebaut. Eine Freiwillige Feuerwehr wird im Jahre 1898 gegründet. Die Bevölkerung lebte größtenteils von der Vieh- und Landwirtschaft, wobei der Weinbau, für den 1/4 aller Anbauflächen genutzt worden ist, eine besondere Stellung einnahm. Angebaut wurden neben verschiedenen Getreidesorten auch diverse Obstsorten. Die Jagd auf Hirsche, Rehe, Hasen, Fasane und Rebhühner im Gemeindegebiet war ebenso einträglich. Ebenso gab es neben dem üblichen Kleingewerbe eine Mühle und eine Ziegelei in Poppitz.
Matriken werden seit 1691 geführt. Alle Geburts-, Trauungs- und Sterbematriken bis zum Jahre 1949 befinden sich im Landesarchiv Brünn.[6] Grundbücher werden seit 1853 geführt.
Einer der Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns nach dem Ersten Weltkrieg, 1914–1918, war die Tschechoslowakei, die jene deutschsprachigen Gebiete Böhmens, Mährens und Österreichisch-Schlesiens für sich beanspruchte, die ab Ende 1918 als Deutschösterreich galten. Der Vertrag von St. Germain[7] sprach diese strittigen Territorien gegen den Willen der dortigen deutschen Bevölkerung der Tschechoslowakei zu. Damit fiel auch Poppitz, dessen Bewohner 1910 zu 99,5 % Deutschmährer waren, an den neuen Staat. Maßnahmen folgten wie die Bodenreform und die Sprachenverordnung, wodurch es durch Siedler und neu besetzte Beamtenposten zu einem vermehrten Zuzug von Personen tschechischer Nationalität kam.[8] Elektrifizierung des Ortes wird im Jahre 1927 durchgeführt. In Folge des Münchner Abkommens wurde Poppitz zum 1. Oktober 1938 ein Teil des deutschen Reichsgaus Niederdonau.
Am 14. April 1945 wurde der Ort von sowjetischen Soldaten besetzt, dabei kam es zu schweren Ausschreitungen gegen die Zivilbevölkerung und in der Folge zu Ziviltoten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges (8. Mai 1945), der 74 Opfer forderte, kam die Gemeinde wieder zur Tschechoslowakei zurück. Nach dem Abzug der Roten Armee besetzten tschechische „Hausverwalter“ die Häuser der deutschen Bewohner, später auch Legionäre aus Bessarabien. Es kam zu Misshandlungen, an denen eine Frau verstarb.[9] Beim Versuch einer Nachkriegsordnung nahmen die Siegermächte des Zweiten Weltkrieges am 2. August 1945 im Potsdamer Protokoll, Artikel XIII, zu den laufenden „wilden“ Vertreibungen der deutschen Bevölkerung konkret nicht Stellung. Explizit forderten sie jedoch einen „geordneten und humanen Transfer“ der „deutschen Bevölkerungsteile“, die „in der Tschechoslowakei zurückgeblieben sind“.[10][11] Bis auf 28 Ortsbewohner wurden zwischen April und September 1946 alle Deutschsüdmährer[12] „offiziell“ zwangsausgesiedelt. Aufgrund des Beneš-Dekretes 108 wurde das gesamte Vermögen der deutschen Einwohner sowie das öffentliche und kirchliche deutsche Eigentum konfisziert und unter staatliche Verwaltung gestellt. Es erfolgte keine Abgeltung für das eingezogene Vermögen.
In Übereinstimmung mit den ursprünglichen Überführungs-Zielen der Potsdamer Erklärung verlangte die Rote Armee den Abschub aller Sudetendeutschen aus Österreich nach Westdeutschland.[13] Von den Vertriebenen konnten trotzdem 104 Poppitzer in Österreich verbleiben, die restlichen 1200 Personen wurden nach Deutschland weiter transferiert. Je zwei Personen wanderten in die USA und Australien aus.[14]
Das Siegel der Ortschaft wechselte im Laufe der Jahrhunderte. Das ursprüngliche Siegel zeigte einen Pflug, der durch ein Winzermesser (1750) und später durch einen Löwen mit einer Traube (19. Jahrhundert) ersetzt wurde.[15]
Volkszählung | Häuser | Einwohner insgesamt | Volkszugehörigkeit der Einwohner | ||
Jahr | Deutsche | Tschechen | andere | ||
1793 | 180 | 924 | |||
1836 | 192 | 1.252 | |||
1869 | 259 | 1.361 | |||
1880 | 260 | 1.421 | 1.411 | 10 | 0 |
1890 | 274 | 1.478 | 1.476 | 1 | 1 |
1900 | 286 | 1.359 | 1.356 | 2 | 1 |
1910 | 289 | 1.366 | 1.363 | 2 | 1 |
1921 | 292 | 1.369 | 1.302 | 32 | 35 |
1930 | 316 | 1.376 | 1.266 | 78 | 32 |
1939 | 1.223 | ||||
Quelle: 1793, 1836, 1850 aus: Frodl, Blaschka: Südmähren von A–Z. 2006 | |||||
Sonstige: Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984 |
Unter den deutschen Ortsbewohnern gab es eine Vielzahl von Mythen:
Bavory | Boleradice | Borkovany | Bořetice | Brod nad Dyjí | Brumovice | Břeclav | Březí | Bulhary | Diváky | Dobré Pole | Dolní Dunajovice | Dolní Věstonice | Drnholec | Hlohovec | Horní Bojanovice | Horní Věstonice | Hrušky | Hustopeče | Jevišovka | Kašnice | Klentnice | Klobouky u Brna | Kobylí | Kostice | Krumvíř | Křepice | Kurdějov | Ladná | Lanžhot | Lednice | Mikulov | Milovice | Moravská Nová Ves | Moravský Žižkov | Morkůvky | Němčičky | Nikolčice | Novosedly | Nový Přerov | Pavlov | Perná | Podivín | Popice | Pouzdřany | Přítluky | Rakvice | Sedlec | Starovice | Starovičky | Strachotín | Šakvice | Šitbořice | Tvrdonice | Týnec | Uherčice | Valtice | Velké Bílovice | Velké Hostěrádky | Velké Němčice | Velké Pavlovice | Vrbice | Zaječí