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Milovice (deutsch Millowitz) ist eine Gemeinde im Jihomoravský kraj (Südmähren), Okres Břeclav (Bezirk Lundenburg) in Tschechien.

Milovice
Milovice u Mikulova (Tschechien)
Milovice u Mikulova (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Jihomoravský kraj
Bezirk: Břeclav
Fläche: 651[1] ha
Geographische Lage: 48° 51′ N, 16° 42′ O
Höhe: 180 m n.m.
Einwohner: 454 (1. Jan. 2021)[2]
Postleitzahl: 691 88
Kfz-Kennzeichen: B
Verkehr
Straße: Mikulov – Velké Pavlovice
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 1
Verwaltung
Bürgermeister: Věra Antošová (Stand: 2018)
Adresse: Milovice 38
691 88 Milovice u Mikulova
Gemeindenummer: 584657
Website: www.obec-milovice.cz

Geographie


Das Dorf liegt in der Milovická pahorkatina. Die Nachbarorte sind im Osten Nové Mlýny (Neumühl), im Südosten Bulhary (Pulgram), im Südwesten Mikulov (Nikolsburg), im Westen Klentnice (Klentnitz) und im Nordwesten Pavlov (Pollau).


Geschichte


Im 11. bis 13. Jahrhundert kam es zu einer großen Siedlungsbewegung von West nach Ost. Mähren wurde von 1031 bis 1305 von der Dynastie der Přemysliden regiert. Um größere Gebiete landwirtschaftlich zu nutzen und damit höhere Erträge zu erzielen, bewarben sie die Kolonisten mit Privilegien wie zehn Jahre Steuerfreiheit (deutsches Siedlerrecht). Bis zum Jahre 1150 wurde das Gebiet um Mikulov (Nikolsburg) und Znojmo (Znaim) von deutschen Einwanderern aus, dem heutigen Niederösterreich, besiedelt. Die bis 1945 gesprochene ui-Mundart und die Anlage des Dorfes bekunden, dass sie ursprünglich aus den bairischen Gebieten der Bistümer Regensburg und Passau stammten. Sie brachten neue landwirtschaftliche Geräte mit und führten die ertragreiche Dreifelderwirtschaft ein.[3][4][5][6][7]

Der Ort ist 1236 im Besitz der Landesherren der Přemysliden. 1332 findet sich das Dorf unter den Liechtensteinischen Orten zur Herrschaft Eisgrub gehörig. 1414 ist im Urbar eine Pfarrkirche belegt. Am Beginn des 16. Jahrhunderts, in der Zeit der Reformation, befand sich im Ort eine Wiedertäufer – Gemeinde, die 1604 ausgeplündert wurde. Nach der Schlacht am Weißen Berg und der nachfolgenden Gegenreformation wird der Ort wieder katholisch.

Die Namensform der Ortschaft änderte sich mehrmals, wird sie in einer Urkunde „Milowicz“ (1300), später „Myltowicz an der Meydburch“ (1301), „Milibicz“ (1399) und „Milwicz“ (1504) genannt. Matriken werden seit 1688 geführt. Onlinesuche über das Landesarchiv Brünn.[8] Grundbücher werden seit 1784 geführt.

Ab 1764 wurden die Kinder des Ortes im Gemeindegasthaus unterrichtet, ab 1784 begann man mit dem Halbtagsunterricht. Im Jahre 1817 wurde ein neues Schulgebäude gebaut.

Millowitz war ein landwirtschaftlich geprägtes Dorf, dessen Einwohner überwiegend in der Landwirtschaft und im Weinbau tätig waren. Ab dem 19. Jahrhundert verringerte sich jedoch die Anbaufläche kontinuierlich, so dass 1945 fast nur noch für den Eigenbedarf produziert wurde.[9]

Einer der Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns nach dem Ersten Weltkrieg, 1914–1918, war die Tschechoslowakei, die jene deutschsprachigen Gebiete Böhmens, Mährens und Schlesiens für sich beanspruchte, die seit Ende 1918 als Deutschösterreich galten. Der Vertrag von St. Germain[10] sprach die strittigen Territorien gegen den Willen der Bevölkerung der Tschechoslowakei zu. Damit fiel auch die südmährische Ortschaft Millowitz, deren Bewohner 1910 zu 99,86 % Deutschsüdmährer waren, an den neuen Staat. Die versprochene gleichberechtigte Stellung der Minderheiten wurde letztlich vom Mehrheitsvolk nicht zugestanden. Maßnahmen wie die Bodenreform[11] oder die Sprachenverordnung folgen, um Tschechen in den deutschen Gemeinden anzusiedeln. Dies verschärfte die Spannungen. Als auch die von den Deutschsprachigen geforderte Autonomie nicht verhandelt wurde und bewaffnete Konflikte drohten, veranlassten die Westmächte die tschechische Regierung zur Abtretung der Randgebiete, die im Münchner Abkommen geregelt wurde, an Deutschland. Somit wurde Millowitz mit 1. Oktober 1938 ein Teil des deutschen Reichsgaus Niederdonau. – Das Gemeindegasthaus wurde 1923 umgebaut und erhielt zusätzlich einen Saal, eine Gemeindekanzlei, einen Eiskeller und eine Übernahmestelle der Milchgenossenschaft. Vor dem Gemeindegasthaus war ein Tanzplatz mit Trinkwasserleitung, welche 1920 errichtet wurde.

Im Zweiten Weltkrieg hatte der Ort 48 Opfer zu beklagen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges (8. Mai 1945) wurden die im Münchener Abkommen (1939) an Deutschland übertragenen Territorien, also auch Millowitz, im Rückgriff auf den Vertrag von Saint-Germain (1919) wieder der Tschechoslowakei zugeordnet. Während der Besetzung durch die sowjetische Armee gab es zwei Todesopfer unter der Zivilbevölkerung.[12] Am 1. Juni 1945 wurde ein Teil der deutschmährischen Ortsbewohner durch tschechische Revolutionsgarden der Vertreibungskolonne der Brünner-Deutschen (Brünner Todesmarsch) angegliedert und in Richtung Drasenhofen (Grenzübergang nach Österreich) „wild“ vertrieben.[12] Am 4. Juni 1945 wurde ein weiterer Teil der Ortsbevölkerung über Pulgram und Voitelsbrunn nach Österreich getrieben.[12] Dabei kam es zu acht Toten unter den Deutschsüdmährern.[13] Eine juristische Aufbereitung der Geschehen hat nicht stattgefunden. Das Beneš-Dekret 115/46 erklärt derlei Handlungen bis 28. Oktober 1945 im Kampfe zur Wiedergewinnung der Freiheit ... oder die eine gerechte Vergeltung für Taten der Okkupanten oder ihrer Helfershelfer zum Ziel hatte,... für nicht widerrechtlich. Den Abschluss der ethnischen Säuberung bildete die offizielle Zwangsaussiedlung der restlichen 41 deutschen Ortsbewohner zwischen dem 20. April und dem 17. September 1946.[12][14][15] Alles private und öffentliche Vermögen der deutschen Ortsbewohner wurde durch das Beneš-Dekret 108 konfisziert und die katholische Kirche in der kommunistischen Ära enteignet. Eine Wiedergutmachung ist seitens der Tschechischen Republik nicht erfolgt. Millowitz wurde neu besiedelt.


Wappen und Siegel


Ein Hinweis auf das Siegel des Ortes befindet sich im Mährischen Landesmuseum in Brünn. Dort zeigt eine Siegelfigur ein Pflugeisen und ein Rebmesser nebeneinander stehend. Es wird auf das späte 17. Jahrhundert datiert. Neuere tschechische Veröffentlichungen sprechen aber von einem Siegelbild, in welchem ein pfahlweise gestelltes Pflugmesser von viermal zwei Initialen „M“, von denen die Hälfte kopfsteht, umgeben ist.[16]

Volkszählung Häuser Einwohner insgesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1793 70 373
1836 84 440
1869 87 457
1880 93 523 523 0
1890 98 575 566 5 4
1900 112 638 628 9 1
1910 126 690 689 1 0
1921 127 687 673 4 10
1930 151 597 583 2 12
1939 567

Persönlichkeiten



Sehenswürdigkeiten



Sagen aus dem Ort


Unter den deutschen Ortsbewohnern gab es eine Vielzahl von Mythen:


Quellen



Literatur





Einzelnachweise


  1. http://www.uir.cz/obec/584657/Milovice
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2021 (PDF; 349 kB)
  3. http://www.planet-wissen.de/kultur/mitteleuropa/geschichte_tschechiens/pwiedeutscheintschechien100.html
  4. Joachim Rogall: Deutsche und Tschechen: Geschichte, Kultur, Politik Verlag C.H.Beck, 2003. ISBN 3-406-45954-4. Geleitwort von Václav Havel. Kapitel: Die Přemysliden und die deutsche Kolonisierung S33 f.
  5. Leopold Kleindienst: Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, S. 9
  6. Universität Giessen (Hrsg.): Sudetendeutsches Wörterbuch Bd. 1, 1988, Oldenbourg Verlag, ISBN 978-3-486-54822-8
  7. Hans Zuckriegl: Wörterbuch der südmährischen Mundarten. Ihre Verwendung in Sprache, Lied und Schrift. 25,000 Dialektwörter, 620 S. Eigenverlag. 1999.
  8. Acta Publica Registrierungspflichtige Online-Recherche in den historischen Matriken des Mährischen Landesarchivs Brünn (cz, dt). Abgerufen am 22. März 2011.
  9. Hans Zuckriegl: Ich träum' von einem Weinstock, Kapitel 7, S. 262
  10. Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede: St. Germain und die Folgen; 1919–1989 , Amalthea Verlag, Wien, München, 1989, ISBN 3-85002-279-X
  11. Elizabeth Wiskemann: Czechs and Germans; London, 1938; S. 152
  12. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0.
  13. Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Nikolsburg von A-Z, Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige, 2006, S. 216
  14. Cornelia Znoy: Die Vertreibung der Sudetendeutschen nach Österreich 1945/46, Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Philosophie, Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien, 1995
  15. Archiv Mikulov, Odsun Němců – transport odeslaný dne 20. května, 1946.
  16. Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden. Knee, Wien 1992, ISBN 3-927498-19-X, Millowitz Seite 135
  17. Johann Zabel: Kirchlicher Handweiser für Südmähren, 1941, Generalvikariat Nikolsburg, Millowitz S.
  18. Oberleitner/Matzura:Südmährische Sagen, S. 99f



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