Neusiedl am See (ungarisch: Nezsider, kroatisch: Niuzalj) ist eine Stadt mit 8657 Einwohnern (Stand 1.Jänner 2022) im Burgenland im Bezirk Neusiedl am See in Österreich. Die Einkaufs- und Schulstadt Neusiedl am See ist gleichzeitig Bezirksvorort (Burgenländische Bezeichnung für Bezirkshauptstadt).
Neusiedl am See, in 133m Seehöhe gelegen, befindet sich am Nordufer des Neusiedler Sees zwischen den Ausläufern des Leithagebirges und der Parndorfer Platte. Das Gemeindegebiet ist geprägt durch die umliegenden Weingärten sowie durch den Kalvarienberg und das Lehm-Massiv Taborberg.
650 ha des Stadtgebietes liegen im Nationalparkgebiet Zitzmannsdorfer Wiesen.
Gemeindegliederung
Einziger Ort ist Neusiedl am See, welcher auch die Ortsteile Refugium, Seemuseum und Segelhafen West inkludiert.
Neusiedl am See mit den Resten der Kuruzzenschanze nördlich des Tabor, um 1873 (Aufnahmeblatt der 3. Landesaufnahme)
Die erste urkundliche Erwähnung von „Sumbotheil“ (dt. Samstagmarkt) stammt aus dem Jahr 1209. Mitte des 13. Jahrhunderts wurde der Ort durch die Mongolen zerstört und um 1282 unter dem Namen „Niusidel“ neu besiedelt. 1517 erhielt Neusiedl das Marktrecht. Neusiedl wurde 1683 im Zuge der Zweiten Türkenbelagerung und 1708 durch die Kuruzen verwüstet. 1926 erhielt Neusiedl am See das Stadtrecht, um welches bereits 1824 vergeblich angesucht worden war.
Der Ort gehörte wie das gesamte Burgenland bis 1920/21 zu Ungarn (Deutsch-Westungarn). Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde nach zähen Verhandlungen Deutsch-Westungarn in den Verträgen von St.Germain und Trianon 1919 Österreich zugesprochen. Der Ort gehört seit 1921 zum neu gegründeten Bundesland Burgenland (siehe auch Geschichte des Burgenlandes).
Zwischen Juli 1944 und April 1945 wurden ungarische Juden, darunter auch Frauen und Kinder, als Zwangsarbeiter in einer Ziegelfabrik eingesetzt.[2]
Bevölkerungsentwicklung
Aufgrund der günstigen Verkehrsanbindung an den Großraum Wien weist die Stadt seit den 1980er Jahren eine der höchsten Bevölkerungszuwachsraten im Burgenland auf.
Nach der nationalen Zugehörigkeit zählte Neusiedl 1900 und 1910 etwa ein Viertel magyarischer Bevölkerung. Nach Angliederung des Burgenlandes (1923) liegt der Anteil der ungarischsprachigen Einwohnerschaft bei 4,5%. Die Volkszählungen seit 1951 weisen einen entsprechenden Anteil zwischen 0,7% (1951) und 1,3% (2001; Wohnbevölkerung mit österreichischer Staatsbürgerschaft) aus.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Pfarrkirche Neusiedl am SeeRuine am TaborDreifaltigkeitssäule (EliasHügel)ChristussäuleBrennerscher Hof im Stadtzentrum mit Glockenturm
Sieheauch:Liste der denkmalgeschützten Objekte in Neusiedl am See
Pfarrkirche Neusiedl am See: Die Kirche, im Kern gotisch, wurde barockisiert. Die Fischerkanzel ist aus dem 18. Jahrhundert.
Dreifaltigkeitssäule: 1713/14 vom Kaisersteinbrucher Steinmetzmeister Elias Hügel aus Kaiserstein errichtet
→ Hauptartikel: „Kaiserstein für die vom Stadtrat Neusiedl am See beauftragte neue Dreifaltigkeitssäule“ im Artikel Verwendung von Kaiserstein als Baumaterial
Christussäule (1609)
Tabor-Ruine: am Taborberg gelegene Ruine, vermutlich im 16. Jahrhundert als militärischer Spähturm gegen die Türken errichtet, später südlicher Endpunkt der Kuruzzenschanze (Alte Schanze) im Kampf gegen die Aufständischen unter Franz Rákóczi.
Schloss Neusiedl, ehemalige Berger-Kaserne
Durch Neusiedl am See führt der von Frauenkirchen kommende und bis zur Einbindung in den Jakobsweg Österreich in Haslau-Maria Ellend überwiegend im Burgenland verlaufenden Jakobsweg Burgenland.
→ Hauptartikel: „Neusiedler Wallfahrt“ im Artikel Pfarrkirche Kaisersteinbruch
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Straße: Neusiedl am See verfügt über eine Verkehrsanbindung an den Großraum Wien über die Autobahn A4. Zudem ist die Gemeinde Ausgangspunkt der Neusiedler Straße (B 51) und an die Burgenland Straße (B 50) angeschlossen. Im November 2007 wurde die Autobahnverbindung Neusiedl am See–Bratislava eröffnet (A4/A6).
Bus: Neusiedl ist außerdem der Knotenpunkt für viele ÖBB-Busse.
Bahn: Neben einer Haltestelle der Pannoniabahn befindet sich hier auch der Endbahnhof der Neusiedler Seebahn.
Geschichte: Mit der Schmalspurbahn zum Neusiedler See besaß die Stadt Neusiedl am See von 1928 bis 1939 eine eigene Straßenbahnlinie, die nicht elektrifiziert war. Von Dezember 2006 bis Juni 2014 hatte Neusiedl am See eine Stadtbuslinie, die unter dem Namen ne’mo (neusiedl mobil) geführt wurde.
Ansässige Unternehmen
Neusiedl lebt von Weinbau, Tourismus und zahlreichen Gewerbebetrieben. Die Hauptsaison für den Tourismus liegt, bedingt durch das Strandbad, im Sommer, wobei hier überwiegend Besucher aus dem Großraum Wien, aber auch zahlreiche Gäste aus dem süddeutschen Raum die nahe gelegene Möglichkeit zum Schwimmen, Windsurfen, Kitesurfen und Segeln nützen. Vom Frühjahr bis in den Spätherbst hinein ist Neusiedl am See, dank der günstigen Verkehrsanbindung, ein beliebter Ausgangspunkt für Radtouren in der Region Neusiedler See.
In den Wintermonaten sorgt außerdem der für Wochen geschlossen zugefrorene See für zahlreiche Eislauf- und Eissegel-Touristen.
In Neusiedl am See sind zahlreiche Gewerbe- und Handelsunternehmen ansässig. An der Autobahnausfahrt entstand seit dem Ende der 1990er Jahre ein großer Gewerbepark mit einem Technologiezentrum. Unmittelbar an Neusiedl am See angrenzend befindet sich in Parndorf ein Designer Outlet Center mit dutzenden Geschäften von Modemarken. Seit dem dritten Quartal 2006 besitzt Neusiedl am See ein eigenes Shoppingcenter namens „Pannonia“.
Öffentliche Einrichtungen
Als Bezirkshauptstadt ist Neusiedl am See Sitz eines Bezirksgerichts und der Bezirkshauptmannschaft. Das Arbeitsmarktservice hat ebenfalls in der Stadt seinen Bezirkssitz. Seit dem 19. Jahrhundert befand sich in Neusiedl am See die Berger-Kaserne, die bis Mitte 2006 im Rahmen des Assistenzeinsatzes des Bundesheeres an der ungarischen Grenze genutzt wurde. Mit Ende Juli 2006 wurde die Kaserne jedoch aufgelassen und bis auf den denkmalgeschützten Hauptteil abgetragen, um für Reihenhäuser Platz zu schaffen. Außerdem befindet sich in Neusiedl ein Polizei-Posten. Auch die Bezirksstelle des Roten Kreuzes, die von allen Gemeinden des Bezirkes mit dem Rettungsdienst beauftragt wurde, ist in Neusiedl ansässig.
Bildung
Neben einer öffentlichen und einer privaten römisch-katholischen Volksschule sowie einer röm.-kath. Hauptschule befinden sich in Neusiedl am See eine Sonderschule, eine Sporthauptschule, eine Polytechnische Schule sowie das Gymnasium Neusiedl, ein Bundesgymnasium und -realgymnasium. Weitere Schulen sind eine Höhere Lehranstalt für Wirtschaft und Tourismus (Pannoneum), eine Handelsakademie und Handelsschule (Akademie der Wirtschaft), welche 2015 ihr 40-jähriges Jubiläum feierte. Für die jüngsten Mitbewohner der Stadt gibt es drei Gemeindekindergärten (Kindergarten Gartenweg – ehemals röm.-kath. Kindergarten, Kindergarten Am Tabor, Montessori-Kinderhaus).
Freizeit- und Sportanlagen
Neusiedl am See verfügt über ein neu ausgebautes Strandbad mit Segelzentrum sowie Schulen für Kitesurfen und Windsurfen. Außerdem bietet das Strandbad Beachvolleyball- und Beachsoccerplätze sowie einen Basketballplatz.
Zusätzlich befinden sich in Neusiedl am See ein Hallenbad (mit direkt daneben gelegenem Fun- bzw. Skatepark), ein Golfplatz, Tennisplätze, ein Fußballplatz mit Natur- sowie Kunstrasen und ein Reithof. Besonders beliebt ist Neusiedl am See auch bei Radfahrern, da es direkt an der Radroute rund um den Neusiedlersee liegt.
Auf Grund der Erfolge im Segelsport bei den Olympischen Sommerspielen 2000 in Sydney wurde in Neusiedl ein Bundessportzentrum für die Nachwuchsförderung des Segelsports eingerichtet.
Durch die Gemeinde verlaufen mit dem Zentralalpenweg und dem Burgenland-Weitwanderweg zwei Fernwanderwege.
Pflegeheim
Die Caritas Burgenland bietet sechzig pflegebedürftigen Menschen Betreuung im Haus St. Nikolaus an.[3]
Politik
Gemeinderat
Gemeinderatswahlen 2022
%
50
40
30
20
10
0
44,02% (+6,05%p)
38,60% (−2,03%p)
9,70% (−0,27%p)
5,17% (−2,79%p)
2,51% (n.k.%p)
n.k.% (−2,82%p)
n.k.% (−0,65%p)
SPÖ
ÖVP
GRÜNE
FPÖ
MFG
NEOS
BLN
2017
2022
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Fehler in der Farbeingabe - Dunkel
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Fehler in der Farbeingabe - Hell
Gemeinderat in der Zusammensetzung von 2017. In der Mitte die Bürgermeisterin Elisabeth Böhm.
Der Stadtgemeinderat umfasst aufgrund der Einwohnerzahl insgesamt 25 Sitze.
Bürgermeisterin der Stadtgemeinde ist seit 9. November 2017 Elisabeth Böhm.[9] Die 1969 geborene Angestellte und gelernte Bankkauffrau ist die erste Sozialdemokratin und die erste Frau in der Geschichte der Stadt, die dieses Amt innehat. Sie setzte sich in der Stichwahl am 29.Oktober 2017 gegenüber dem Kandidaten der ÖVP, Thomas Halbritter, mit 53,81% der Stimmen durch. Böhm war zuvor ab 2002 als Gemeinderätin, seit 2007 als Stadträtin und seit 2012 als Vizebürgermeisterin tätig. Seit 2012 hat sie zudem den Vorsitz in der Ortspartei.[10][11]
Bei der Wahl 2022 verteidigte sie mit 51,68 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang das Amt.[4]
Der Stadtrat umfasst neben Bürgermeisterin Elisabeth Böhm (SPÖ), den Vizebürgermeister Thomas Halbritter (ÖVP), Ingeborg Berger (ÖVP) und Isabell Lichtenberger (SPÖ).[12]
Die älteste Form des Stadtwappens stammt von 1592. Es zeigt drei Türme, der mittlere ist höher, nach obenhin verjüngt und trägt ein Spitzdach mit Dachkern sowie im Unter- und Obergeschoß je ein Fenster. Die beiden Seitentürme sind schlanker, fensterlos und tragen ebenfalls ein Spitzdach mit Dachkern. Im Vordergrund ist der See angedeutet. Die Farben sind nicht bekannt.[14]
In späterer Form zeigt das Wappen auf rot signiertem Schild drei mit je einem hohen Rundtor versehene Quadertürme in Silber mit vorspringendem Zinnenkreuz zu je drei Zinnen. Der Mittelturm mit eingesetztem Walmdach ist um eine Zinnenbreite höher, auch das Rundbogentor ist überhöht. Die Seitentürme tragen eingesetzte hohe Spitzdächer. Die Marktfarben waren Silber (Weiß) und Rot.
Die neuere Wappenform aus dem vergangenen Jahrhundert zeigt wieder drei Türme mit eingezeichneten, unregelmäßigen Quadern. Alle Türme sind nach obenhin stark verjüngt, die Seitentürme mehr als der Mittelturm. Die Türme tragen auf das Zinnenkreuz aufgesetzte Zeltdächer. Der Mittelturm hat ein Rundtor, die beiden anderen sind rechteckig. Im Obergeschoß hat jeder Turm ein Fensterpaar, diese sind in den Seitentürmen schräg gestellt. Die Farben blieben: Wappenbild Silber, Wappenschild Rot. Die Wappenurkunde ist unbekannt.
Seit der Stadterhebung im Jahr 1926 führt Neusiedl am See als Stadtfarben Grün und Weiß.
Hans Wolf: Wie es bei uns einmal war in Neusiedl am See. (Verlag Neusiedler Nachrichten) ²1995.
Ludwig Volker Toth: Evangelische Kirchen im Burgenland, sichtbar – erlebbar. Salzburg (Edition Tandem) 2011, S. 26–27.
Österreichische Kunsttopographie, Band LIX: Die Kunstdenkmäler des Politischen Bezirkes Neusiedl am See (Bearbeitet von Henny Liebhart-Ulm). Horn (Berger) 2012, S. 477–541.
Abschnitt „Die Partnergemeinden“ in „TÜPL Bruckneudorf – 150 Jahre Brucker Lager“ von Petra Weiß, Hrsg. Stadtgemeinde Bruck an der Leitha, April 2017, S.444/445
Sonstiges
Entente Florale Europe: Die Stadt wurde 2011 mit einer Silbermedaille in der Kategorie Stadt ausgezeichnet.
Luftbild von Neusiedl mit (v.l.n.r.) westlichem Yachthafen, Yachtclub und Segelzentrum, Segelschule/Bootsverleih, Seebad und Osthafen, von Süden aus gesehen; am Ende des westlichen Kanals, etwa Bildmitte, das Hallenbad
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