Mosonmagyaróvár [ˈmoʃonmɒɟɒroːvaːr] (deutschWieselburg-Ungarisch Altenburg) ist eine Stadt im gleichnamigen Kreis im Komitat Győr-Moson-Sopron im Nordwesten Ungarns.
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Mosonmagyaróvár (Begriffsklärung) aufgeführt.
Die Stadt liegt an der Grenze zu Österreich direkt an der Autópálya M1 sowie an der Bahnstrecke Budapest–Hegyeshalom. Durch die Stadt fließt die Leitha (Lajta), ein südlicher Nebenfluss der Donau. Die Leitha mündet zwischen den beiden Stadtteilen Moson und Magyaróvár westlich der Insel Szigetköz (Kleine Schütt) in die Kleine Donau (Mosoni-Duna).
Mosonmagyaróvár hat ungefähr 32.500 Einwohner (Stand 2011). Die Altstadt weist eine umfangreiche Fußgängerzone auf. In den letzten Jahren sind erhebliche Anstrengungen zur Verschönerung dieses Viertels gesetzt worden, unter anderem durch Errichtung zahlreicher neuer Denkmäler. Als langjähriger Problembereich erweist sich freilich die denkmalgeschützte Ruine des ehemaligen Mühlen- und Brauereikomplexes.[2]
Geschichte
Die Stadt Mosonmagyaróvár entstand 1939 aus der Zusammenlegung der Städte Moson (Wieselburg) und Magyaróvár (Ungarisch-Altenburg).
Im Königreich Ungarn war erst Moson, später Magyaróvár Hauptstadt des Komitats Wieselburg. Magyaróvár war seit der Römerzeit besiedelt und Standort des Kastells „Ad Flexum“, was so viel heißt wie „an der Biegung“ (der Donau).
Der Ort Altenburg (Óvár) wurde zwecks Unterscheidung zum in Niederösterreich liegenden Deutsch-Altenburg als „Ungarisch-Altenburg“ („Magyar-Óvár“) bezeichnet.
Nach dem Scheitern der Ersten Wiener Türkenbelagerung wurde Ungarisch Altenburg 1529 von den Türken bei ihrem Rückzug niedergebrannt. Nach der Zweiten Wiener Türkenbelagerung wurde die Stadt 1683 erneut von den Türken niedergebrannt. Dasselbe Schicksal ereilte auch die meisten übrigen Orte der Region.
In Ungarisch-Altenburg begannen im August 1809 nach dem Znaimer Waffenstillstand die Friedensverhandlungen zur Beendigung des Fünften Koalitionskrieges.
Aufgrund der Magyarisierung verloren die beiden Städte gegen Ende des 19. Jahrhunderts ihre deutsche Bevölkerungsmehrheit. In den meisten deutschsprachigen Dörfern des Umlands hielten sich die Bevölkerungsverhältnisse bis 1945.
1904 wurde die Gemeinde Lutschen/Lucsony mit Magyaróvár vereinigt, 1919 wurde Magyaróvár zur Stadt erhoben. Nach dem Untergang der Donaumonarchie 1918 nahm der ehemalige Erzherzog Friedrich von Österreich-Teschen auf seinem Gut in Ungarisch-Altenburg seinen Alterssitz und war als erster Bürger der Stadt angesehen. Er verstarb hier 1934 und wurde in der Krypta der Pfarrkirche St. Gotthard beigesetzt, deren Patronat er besaß. Heute erinnert ein Denkmal in der Fußgängerzone an den jovialen und beliebten Habsburger.
In Mosonmagyaróvár lebten 1941 466 Juden, das waren etwa 3 Prozent der Bevölkerung. Nach der deutschen Besetzung Ungarns im März 1944 richtete die ungarische Verwaltung im Mai 1944 Zwangsghettos ein, in die auch Juden aus der Umgebung gezwungen wurden. Anfang Juni wurden die Ghettoinsassen nach Győr und von dort in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert.
Der Großteil der zuvor zahlenmäßig bedeutenden deutschsprachigen Bevölkerung wurde 1945–1946 ausgesiedelt.[3]
Johann Nepomuk-Säule aus 1744
Ruine der alten Mühle und Herrschaftsbrauerei
Fußgängerzone und Schornstein der ehemaligen Brauerei
Denkmal für Erzherzog Friedrich
Trianon-Denkmal
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung von Moson/Wieselburg bis 1910
Burg im Stadtteil Magyaróvár (Ungarisch Altenburg)
Aufgrund der Grenznähe zu Österreich sind Zahnärzte, die nicht von den österreichischen Krankenkassen bezahlte Leistungen wesentlich günstiger anbieten können als in Österreich, zu einem wichtigen Wirtschaftszweig geworden. Auch ausländische Unternehmen wie Automobilzulieferer oder Maschinenbauer haben sich in der Umgebung angesiedelt.
Bildung
In Mosonmagyaróvár hat die Fakultät für Landwirtschaft und Lebensmittelwissenschaft der Westungarischen Universität ihren Sitz. Vorgänger war eine am 6.November 1850 eröffnete, von Heinrich Wilhelm von Pabst geleitete private höhere Lehranstalt für Landwirtschaft,[8] die, in einer ersten Form durch Albert Kasimir von Sachsen-Teschen gegründet, als Herzoglich ökonomisches Institut zu Ungarisch Altenburg am 10. November 1818[9] feierlich eröffnet worden war[10] und eingangs 28 Zöglinge[11] ausbildete. Infolge des Österreichisch-Ungarischen Ausgleichs fiel auch die Lehranstalt an den ungarischen Staat. Da nur noch in ungarischer Sprache unterrichtet werden durfte, verlor die traditionsreiche Einrichtung ab 1870 viele ihrer deutschsprachigen Professoren. Einige von ihnen gingen an die 1872 gegründete Universität für Bodenkultur Wien (BOKU). Ab 1874 nannte sich die Bildungseinrichtung Ungarische Königliche Akademie für Landwirtschaft.
Medien
Östlich von Mosonmagyaróvár befindet sich ein Rundfunksender für UKW und MW. Der Mittelwellensender, der auf 1116kHz mit 2,2kW betrieben wird, benutzt als Sendeantenne einen 106 Meter hohen Sendemast. Die Antennen des UKW-Senders sind auf einem freistehenden Stahlfachwerkturm montiert.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
Alexander Bauer (1836–1921), österreichischer Chemiker, geboren in Magyaróvár/Ungarisch Altenburg
Ferenc Chalupetzky (1886–1951), ungarischer Schachautor und Schachspieler, geboren in Magyaróvár/Ungarisch Altenburg
László Csiba (* 1949), ungarisch-deutscher Schriftsteller
Carl Flesch (1873–1944), ungarisch-jüdischer Violinist und Musikschriftsteller, geboren in Moson/Wieselburg
Maximilian Reich (1882–1952), österreichischer Sportjournalist, Präsident des Österreichischen Amateurboxverbandes
Alfred Gesswein (1911–1983), österreichischer Dichter und Autor, geboren in Magyaróvár/Ungarisch Altenburg
Johann Otto Haas (1906–1944), österreichischer Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus
Gottlieb Haberlandt (1854–1945), österreichischer Botaniker, geboren in Magyaróvár/Ungarisch Altenburg
Michael Haberlandt (1860–1940), österreichischer Volkskundler und Indologe, geboren in Magyaróvár/Ungarisch Altenburg
Valentin Haecker (1864–1927), deutscher Zoologe, geboren in Magyaróvár/Ungarisch Altenburg
Nikolaus Lenau (1802–1850), 1822–1823 Student für ein Semester
Matthias Meixner (1894–1977), ungarisch-österreichischer Landwirt und Politiker, vor 1916 Student
Heinrich Wilhelm von Pabst (1798–1868), deutscher Agrarwissenschaftler, 1850–1861 im Wiener Ministerium für Landeskultur verantwortlich für die Neuorganisation der Lehranstalt
Johann Pohl (1842–1913), österreichischer Agrarwissenschaftler, Student
Georg von Schönerer (1842–1921), österreichischer Gutsherr und Politiker, 1863–1865 Student
Anton Tausche (1838–1898), böhmischer Lehrer und Politiker, 1862–1864 Student
Anton von Wittmann (1771–1842), österreichischer Agrarökonom, erster Institutsdirektor 1818[9]
Siehe auch: „Ungarisch-Altenburg“ im Artikel Erloschene Corps
Sonstige mit der Stadt verbundene Persönlichkeiten
Jean-Baptiste Champagny und Klemens von Metternich, führten in Ungarisch-Altenburg von August bis September 1809 Friedensverhandlungen
Friedrich von Österreich-Teschen (1856–1936), Erzherzog, österreichisch-ungarischer Feldmarschall, Alterssitz in Magyaróvár und auch hier gestorben und begraben (Habsburg-Gruft, Pfarrkirche St. Gotthard)
Isabella von Croÿ (1856–1931), Erzherzogin von Österreich-Teschen, lebte hier und ist auch hier begraben (Habsburg-Gruft, Pfarrkirche St. Gotthard)
Alexander Gießwein (1856–1923), ungarischer Geistlicher, Politiker und Fachschriftsteller, war hier Prälat (Pfarrkirche St. Gotthard)
Johann Thullner (1880–1937), ungarisch-österreichischer Geistlicher und Politiker, war hier Kaplan
Mosonmagyaróvár, in: Guy Miron (Hrsg.): The Yad Vashem encyclopedia of the ghettos during the Holocaust. Yad Vashem, Jerusalem 2009, ISBN 978-965-308-345-5, S. 499.
VGl. den Artikel von Ákos Méhes in der Regionalzeitung für die kleine ungarische Tiefebene vom 5. August 2008, kisalfold.hu
Vgl. István Thullner, János Husz: Die Aussiedlung der Ungarndeutschen vom Komitat Wieselburg 1945–46, sowie level.hu
Deák Ernő: Das Komitat Wieselburg/Moson im Spiegel der historischen Statistik. In: Burgenländische Heimatblätter. 3/2006, S. 104, zobodat.at[PDF]
Deák Ernő: Das Komitat Wieselburg/Moson im Spiegel der historischen Statistik. In: Burgenländische Heimatblätter. 3/2006, S. 107, zobodat.at[PDF]
J. C. von Thiele, Das Königreich Ungarn. Ein topographisch-historisch-statistisches Kundgemälde, 2. Band (Kaschau 1833), S. 10.
J. C. von Thiele, Das Königreich Ungarn. Ein topographisch-historisch-statistisches Kundgemälde, 2. Band (Kaschau 1833), S. 2–3.
C. Claud:Die höhere landwirthschaftliche Lehranstalt Ungarisch-Altenburg.In:Oesterreichische Gartenlaube. Zeitschrift für Familie und Volk, Freiheit und Fortschritt, Nr. 6/1869 (IV. Jahrgang), 8. Februar 1869, S. 69 f. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/gtl.
Johann von Csaplovics: Topographisch-statistisches Archiv des Königreichs Ungern. Band 2. Doll, Wien 1821, OBV, S. 208 (online).
Faculty of Agricultural and Food Sciences. (Mementodes Originals vom 10. Dezember 2010 im Internet Archive)Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.uniwest.hu In: uniwest.hu, (englisch), 15. April 2009, abgerufen am 24. März 2014.
Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.
2019-2025 WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии