Friesach (Frühmittelalter-slowenischBreže[1]) ist eine Stadtgemeinde mit 4893 Einwohnern (Stand 1.Jänner 2022) im Norden Kärntens. Sie ist für ihre gut erhaltenen mittelalterlichen Bauwerke, wie die Stadtbefestigung samt wasserführendem Stadtgraben, bekannt.
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Friesach (Begriffsklärung) aufgeführt.
Zentrum mit StadtbrunnenFürstenhof und GetreidekastenStadtgraben mit Zinnenringmauer aus dem 13. JahrhundertStadtpfarrkirche Heiliger Barthlmä
Geographie
Die Stadt liegt am Ausgang des Metnitztals auf das Friesacher Feld, am Fuß des Virgilien- und des Petersbergs. Die Ausläufer der Gurktaler Alpen ergeben die Basis für die Befestigungsanlagen im Westen.
Friesach ist in die drei Katastralgemeinden Friesach, St. Salvator und Zeltschach gegliedert und umfasst folgende 43 Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1.Jänner 2022[2]):
Silber- und Eisenfunde aus der La-Tène- und der Römerzeit im heutigen Gemeindegebiet weisen darauf hin, dass das Gebiet, das die Stadt heute einnimmt, schon früh besiedelt wurde. Die römische Reichsstraße Via Julia Augusta führte mitten durch die heutige Stadt: Sie verlief von Zwischenwässern bis nach Wildbad Einöd in etwa entlang der heutigen Trasse der B 317.
Mittelalter und Frühe Neuzeit
Von der Besiedlung der Region im späten 6. Jahrhundert durch die Slawen zeugen zahlreiche Orts- und Flussnamen; auch Friesach ist vom slawischen Breže (Ort bei den Birken)[3] abgeleitet. Der Unterwerfung der Karantanerslawen um 740 folgte eine Besiedlung durch Bajuwaren, die insbesondere über den Neumarkter Sattel nach Kärnten gelangten. In und um Friesach entstand eine Reihe von Wirtschaftshöfen. Im Jahr 860 übereignete Ludwig der Deutsche mehrere Güter dem Salzburger Erzbischof Adalwin, unter anderem den Hof ad Friesah (vor Friesach), was als älteste urkundliche Erwähnung des Ortes gilt.[4]
Südöstlich dieses Hofes gründete Graf Wilhelm zwischen 1016 und 1028 aufgrund eines von König Konrad II. verliehenen Privilegs einen Markt. Nach zwischenzeitlichen Schwierigkeiten (zwischen 1124 und 1130 wurde der Markt wieder aufgegeben) stieg er durch seine günstige Lage an einer der Haupthandelsrouten zwischen Wien und Venedig zu einem wichtigen Handelszentrum auf. Der Ort war ein Hauptstapelplatz im Italienverkehr. So wurde der Markt im Jahre 1215 zur Stadt erhoben. Seine Blütezeit erlebte Friesach unter Erzbischof Eberhard II. (1200–1246) und entwickelte sich zur zweitgrößten Stadt des Erzstiftes Salzburg und zur wichtigsten Stadt des heutigen Kärnten. Die Erzbischöfe prägten erstmals 1130 den Friesacher Pfennig, der über zwei Jahrhunderte überregionales Zahlungsmittel bis nach Ostungarn blieb. Das in der Münze verwendete Silber wurde zum Teil im nahen Zeltschach gefördert.
Friesach war nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein religiöses Zentrum dieser Zeit. So ließen sich die Salzburger Erzbischöfe eine Residenz in Friesach bauen und auch zahlreiche kirchliche Orden siedelten sich an. Ende des 13. Jahrhunderts wurde die Stadt als Folge von Auseinandersetzungen der Salzburger Erzbischöfe mit den Habsburgern und mit Böhmen innerhalb weniger Jahrzehnte dreimal erobert, geplündert und durch Brandschatzung zerstört. Am 20. März 1292 wurde durch den Vergleich von Friesach in der Friesacher Burg der Aufstand des Landsberger Bundes gegen Herzog Albrecht I. vorläufig beendet, nachdem die Stadt davor von den Truppen Albrechts gestürmt und eingeäschert worden war.
Die Stadt blieb bis 1803 ein Teil des Fürsterzbistums Salzburg, verlor aber an Bedeutung und konnte an die wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit während des Mittelalters nicht mehr anknüpfen.
19. Jahrhundert
Seit sich Friesach 1850 als politische Gemeinde konstituiert hatte, wurde sie in ihrem Umfang mehrfach verändert. Vom ursprünglichen Gemeindegebiet spalteten sich die Katastralgemeinde Töschelsdorf (1873) sowie Zeltschach (1890) und Micheldorf (1892) ab. Anlässlich der Gemeindestrukturreform wurden 1973 die bis dahin eigenständigen Ortsgemeinden St. Salvator, Zeltschach und Micheldorf eingemeindet, letztere verselbständigte sich 1992 wieder.
Im Zuge des aufkommenden Sommerfrischetourismus in Kärnten wurde im Jahr 1881 in Friesach ein Verschönerungsverein gegründet, der unter anderem das Ziel hatte, „die Zerstörung von Ruinen und Verschleppung von Alterthümern hintanzuhalten“.[5] Entlang der Bahnhofstraße wurde ein Gehsteig gebaut, die in der Stadt verstreuten Römer- und Judensteine wurden gesammelt, Parkbänke, Tische und Hinweistafeln aufgestellt, am Stadtplatz und bei den Ruinen für eine „bengalische Beleuchtung“ gesorgt. Anfang der 1890er Jahre entstand ein Schwimmbad, das im Jahr 1900 vom Verein übernommen wurde, weitere Sportangebote folgten mit der Anlage von Tennisplätzen und der Organisation von Ausflügen durch den Radfahrverein.[6] Damit wurden in Friesach in dieser Zeit wichtige Grundlagen der touristischen Infrastruktur geschaffen.
21. Jahrhundert
Die Kärntner Landesausstellung des Jahres 2001 unter dem Motto Schauplatz Mittelalter zeigte als zentrales Thema die Stadt im Mittelalter, was nachhaltige Impulse für den Tourismus bewirken sollte. Im Mai 2009 wurde eine Baustelle für ein Burgbauprojekt nach dem Vorbild von Guédelon auf einem Hügel im Süden der Stadt feierlich eröffnet. Dieses Projekt sollte zeigen, wie mit mittelalterlichen Arbeitsmethoden eine Burg erbaut werden könnte. 2011 wurde die Projektorganisation allerdings tiefgreifend geändert, der begonnene Bergfried aus statischen Gründen gesprengt und die Anlage mit mehr touristischem Schwerpunkt weitergeführt.[7]
Staatsbürgerschaft, Religion
Friesach hatte zum Zeitpunkt der Volkszählung 2001[8] 5462 Einwohner, davon sind 96,2% österreichische Staatsbürger. 89,8% der Bevölkerung bekennen sich zur römisch-katholischen Kirche, 2,6% zur evangelischen Kirche und 1,5% zum Islam. Die Zeugen Jehovas haben einen Königreichssaal in Friesach. 4,8% der Bevölkerung sind ohne religiöses Bekenntnis.
Bevölkerungsentwicklung
Wirtschaft und Infrastruktur
Ansässige Unternehmen
Friesach verfügt über klein- und mittelständische Unternehmen der metallverarbeitenden und Textilindustrie. Das Deutsch-Ordens-Krankenhaus und Einrichtungen der Kärntner Caritas wie das Hemma-Haus weisen auf die Bedeutung des sozialen Dienstleistungsbereichs hin. Das Stadtgebiet ist geprägt von einer Vielzahl kleiner, am Tourismus orientierter Betriebe.
Verkehr
Die Friesacher Straße (B 317) verläuft in nord-südlicher Richtung durch das Gemeindegebiet und verbindet Friesach mit der 45km entfernten Landeshauptstadt im Süden sowie der Steiermark im Norden. Von ihr zweigt nördlich der Stadt eine Landesstraße in Richtung Westen ab, die durch das Metnitztal führt.
Der Bahnhof Friesach liegt am Teilstück St. Michael–St. Veit/Glan der Rudolfsbahn.
Kindergarten: In der Stadtgemeinde Friesach gibt es zwei Kindergruppen und einen Pfarrkindergarten.[9][10]
Schulen: Für die schulische Ausbildung der Jugend sorgen die Volksschulen in Friesach und St. Salvator sowie die Neue Mittelschule.[11]
Gesundheit: Für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung stehen mehrere Ärzte der Allgemeinmedizin sowie Fachärzte zur Verfügung. In Friesach gibt es eine Apotheke und ein vom Deutschen Orden betriebenes Krankenhaus.[12][13]
Pflege: Der Kärntner Caritasverband betreibt ein im Stadtzentrum gelegenes Pflegeheim.[14]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Dominikanerkirche und DominikanerklosterKirchenruine VirgilienbergBurgruine Petersberg und PeterskircheBühnenaufbau im BurghofHeiligblutkirche
Siehe auch: Denkmalgeschützte Objekte in Friesach (Kärnten) (führt zu drei Denkmallisten der einzelnen Katastralgemeinden)
Bauwerke
Burg Petersberg mit 28m hohem Bergfried
Stadtbefestigung Friesach
Burg Geiersberg
Fürstenhof Friesach mit historischem Getreidespeicher
Pfarrkirche Friesach
Deutschordenskirche
Dominikanerkirche und Kloster der Dominikaner
Stadtbrunnen Friesach
Kirchenruine Virgilienberg
Heiligblutkirche Friesach (Seminarkirche)
Filialkirche St. Peter
Haager Konvention
Die Altstadt von Friesach ist nach der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten geschützt.[15]
Theater
Friesacher Burghofspiele (seit 1950, zeitweise als „Friesacher Sommerspiele“)
Museen
Stadtmuseum am Petersberg
Erlebnis Burgbau Friesach
Porsche-Museum St. Salvator
Wachszieher & Lebzelter Museum
Chöre
Burgenchor Friesach
MGV Friesach
Regenbogenchor Zeltschach
Sängerrunde St. Salvator
MGV Ingolsthal
Grenzchor
Musik
Musikschule Friesach
Stadtkapelle Friesach
Kulturforum Friesach
Politik
Stadtrat und Bürgermeister
Der Stadtrat (Stadtregierung) besteht aus sechs Mitgliedern. Direkt gewählter Bürgermeister ist Josef Kronlechner (SPÖ).[16]
Siehe auch: Liste der Bürgermeister von Friesach
Gemeinderat
Der Gemeinderat besteht aus 23 Mitgliedern.
Nach der Gemeinderatswahl 2015 setzte er sich wie folgt zusammen: 12 SPÖ, 5 ÖVP, 5 FPÖ und 1 BFF (Bürgerforum Friesach).[17]
Nach der Gemeinderatswahl 2021 setzt er sich wie folgt zusammen: 12 SPÖ, 5 FPÖ, 4 ÖVP und 2 LMS.[18]
Blasonierung: „In Rot eine ein Fünfeck bildende Stadtbefestigung, die nach unten zu einem doppelpfortigen Torgebäude mit knopfbekröntem Zeltdach spitz zuläuft, rechts und links je einen ebenso gedeckten Turm umschließt und oben von einem durch zwei kleine Zinnentürmchen flankierten großen Zinnenturm überragt wird.“[19]
Wappenbegründung: Das Wappen von Friesach beruht auf dem ältesten erhaltenen Siegel an einer Urkunde aus dem Jahr 1265. Es zeigt in stark stilisierter Form die Friesacher Stadtbefestigung mit dem Olsator in der Mitte, dem Neumarkter und St.Veiter Tor an den Seiten, sowie den Rotturm hinten.
Die Fahne von Friesach ist rot-weiß mit eingearbeitetem Wappen.
Panorama
Panoramaansicht die Stadtpfarrkirche St. Bartholomäus und den Friesacher Hauptplatz vom Petersberg, 2018
Persönlichkeiten
Ehrenbürger der Gemeinde
1927: August Jaksch von Wartenhorst (1859–1932), Historiker[20]
Arnold Luschin von Ebengreuth (1841–1932), Rechtshistoriker und Numismatiker[21]
Söhne und Töchter der Gemeinde
Karl von Friesach († 1260), Bischof von Lavant
Almerich Grafendorfer (* vor 1251; † 1267), Bischof von Lavant
Heinz Gärtner (1922–2019), Politiker (SPÖ) und Volksschuldirektor
Christopher Hinterhuber (* 1973 in Klagenfurt, aufgewachsen in Friesach), Pianist
Emilie von Kalchberg (1796–1877), Erzieherin und Schriftstellerin
Adi Peichl (1945–2020), Schauspieler und Regisseur
John Wray (Schriftsteller) (* 1971), Schriftsteller
Literatur
Robert Gratzer: Friesach – Die bewegte Geschichte einer bedeutenden Stadt. Verlag Johannes Heyn, Klagenfurt 1986, ISBN 3-85366-484-9.
Peter Franz Hirner: Landesausstellung Friesach 1999 – die Stadt im Mittelalter. Technische Universität Graz (Diplom-Arbeit), 1994 (onb.ac.at [Titelaufnahme bei der ÖNB]).
Die profanen Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Friesach (= Österreichische Kunsttopographie. Band LI [=51]). Bearb. von Barbara Kienzl, Gerhard Seebach, Ulrike Steiner. Schroll, Wien 1991, ISBN 3-7031-0665-4.
Heinrich Gressel: Friesach. Chronik der ältesten Stadt in Kärnten. Eigenverlag, Klagenfurt 2008, ISBN 978-3-200-01169-4.
Siegfried Hartwagner: Der Bezirk St. Veit an der Glan. Seine Kunstwerke, historische Lebens- und Siedlungsformen (= Österreichische Kunstmonographie. Band 8). Verlag St. Peter, Salzburg 1977, ISBN 3-900173-22-2, S. 50–68, hier S. 50.
Dehio-Handbuch Kärnten. Wien 2001, S. 151.
Förderung des Fremdenzuzuges nach Kärnten durch Vereine. In: Kärntner Gemeindeblatt. Nr. 14/1881, S. 212–217, hier: S. 215.
Heidi Rogy: Tourismus in Kärnten. Verlag des Geschichtsvereines für Kärnten, Klagenfurt 2002, S. 175 f.
Renate Jernej: Der Burgbau in Friesach. Die Geschichte und das Ende einer Idee. In: Netzwerk Geschichte Österreich. Jahresschrift 2014. Jahrgang 3. Kirchham bei Vorchdorf 2014, ISBN 978-3-200-03639-0, S. 20–26.
20505 – Friesach. Gemeindedaten, Stand Volkszählung 2001. In: statistik.at, abgerufen am 9. November 2021.
Gemeinderatswahl 1. März 2015.(Nicht mehr online verfügbar.)In:ktn.gv.at.Land Kärnten,archiviertvomOriginalam11.November 2020;abgerufen am 27.November 2020.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ktn.gv.at
Zitiert nach Wilhelm Deuer: Die Kärntner Gemeindewappen. Vom Siegel privilegierter Bürgergemeinden zum demokratischen Gemeinschaftssymbol. Verlag des Kärntner Landesarchivs, Klagenfurt 2006, ISBN 3-900531-64-1, S. 106.
Carinthia I (1994), S. 90. Vgl. Carinthia I.In:anno.onb.ac.at.Abgerufen am 21.März 2022.
Kärntner Landbote (17. Dezember 1932), S. 11. Vgl. Kärntner Landbote.In:anno.onb.ac.at.Abgerufen am 21.März 2022.
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