Hirzel, in der älteren zürichdeutschen Ortsmundart im Hirschel, im Hirsel[ɪm hirʃəl ɪm hirsəl],[1] ist eine zu Horgen gehörende Ortschaft im Kanton Zürich, Schweiz.
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Hirzel (Begriffsklärung) aufgeführt.
Die zuvor selbständige politische Gemeinde Hirzel wurde am 1. Januar 2018 in die benachbarte Gemeinde Horgen eingemeindet.[2]
Geographie
Hirzel liegt auf dem Zimmerberg. Die Passhöhe des Hirzelpasses liegt auf dem Gemeindegebiet, die Passstrasse bildet die kürzeste Strassenverbindung zwischen Wädenswil am Zürichsee und Sihlbrugg im Sihltal. Sie löste den 600-jährigen Saumpfad über die Hirzel Höhi ab.
Die Moränenlandschaft ist in zwei Bundesinventaren Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (Objektnummer 1307)[3] und Moorlandschaften von besonderer Schönheit und nationaler Bedeutung (Objektnummer 37)[4] aufgenommen. Die Drumlins vom Hirzel sind wenig bewaldet.
Geschichte
Luftbild (1947)
Ab der Lösung von Horgen am 13. Mai 1773 bis zum 31. Dezember 2017 war Hirzel eine politisch eigenständige Gemeinde. Am 1. Januar 2018 wurde Hirzel wieder mit der Gemeinde Horgen fusioniert.
Wappen und Ortsname
Blasonierung: In Silber ein springender schwarzer Hirsch.
Der 1296 erstmals bezeugte Ortsname (cum bonis in Hirsol) ist eine Zusammensetzung von althochdeutsch hir(u)z «Hirsch» und sol «Suhle, Lache, Sumpfloch, sumpfige Stelle» und bedeutet damit «Sumpfloch, wo sich das Wild zu wälzen pflegt». Es handelte sich dabei ursprünglich um einen Flurnamen, der erst sekundär zu einem Ortsnamen geworden ist.[5]
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung
Jahr
Einwohner
1678
ca. 800
1776
ca. 1300
1850
1516
1920
1080
1941
977
1970
1189
1990
1761
2009
2100
2017
2179
Die Bevölkerung während der letzten Jahrhunderte kann als ländlich-bäuerlich bezeichnet werden. Seit 1950 entstanden vermehrt Neubauten. Aufgrund der Nähe zu Zürich sowie der bevorzugten Lage von Hirzel in einem Naherholungsgebiet siedelten sich Neuzuzüger aus den am See liegenden Nachbargemeinden an. Dies führte in den ersten Jahren oft zu unterschiedlichen politischen Interessen. Heute sind die Neuzuzüger in die Behörden und auch das Gemeindeleben gut integriert. Für die ältere Bevölkerung besteht im Dorfzentrum in unmittelbarer Nähe zur reformierten Kirche das Seniorenzentrum Spyrigarten, bestehend aus einer Pflegeheim-Wohngruppe und Alterswohnungen der Genossenschaft Spyrigarten.
Wirtschaft
Es gibt noch etwa vierzig Landwirtschaftsbetriebe in Hirzel.
Die Versorgung mit Alltagsbedarf stellen eine Bäckerei sowie der Dorfladen «Volg» sicher; die Metzgerei, die Molkerei und die «Landi» wurden in den letzten Jahren geschlossen. Im Dorf sind ausserdem einige Restaurants, zwei Autogaragen und ein Club ansässig.
Die Mehrheit der erwerbstätigen Bevölkerung pendelt täglich in den Grossraum Zürich.
Sehenswürdigkeiten
Die Brückenköpfe der Babenwaag an der südlichen Gemeindegrenze
Das Geburtshaus von Johanna Spyri (Meta-Heusser-Heim) und das Spyrimuseum sind auf Grund der Popularität der Romanfigur «Heidi» international bekannt.
Die Moorlandschaften des Hirzels im Zusammenspiel mit den Hügeln und den Wäldern zeichnen sich als typisch für den Hirzel aus.
Die Hügellandschaft mit ihren vielen grossen alten Linden auf jedem Drumlin ist ein beliebtes Motiv für Landschaftsmalereien und Landschaftsfotografien. Vom Zimmerbergkamm oberhalb Höchi geniesst man eine imposante Sicht auf den Sihlwald und die umliegenden Hügel und Berge.
Der alte Saumweg vom Zugersee nach Horgen an den Zürichsee führt über die Hirzel Höhi und ist heute beschildert. Auch Goethe schrieb über den steilen Weg von der Sihlbrugg über den Rübgarten, auf dem er nach einer Rast in der «Krone» Sihlbrugg weiterzog.
Der Sihlsprung, ein Abschnitt der Sihl, der noch den ursprünglichen, wilden Charakter des Flusses aufweist.
Die «Babenwaag», eine alte überdachte Holzbrücke, die über die Sihl ins Zugerland führt.
Die «Fahrenweid» nahe dem Spyriwald, mit dem Kleintierzoo, ist ein Naherholungsgebiet
Die reformierte Kirche von 1620 mit Epitaphen aus mehreren Jahrhunderten
Die katholische Kirche St. Antonius aus dem Jahr 1991.
Ehemaliges Bauernhaus Dürrenmoos, Bohlenständerbau, Anfang 16. Jahrhundert
Meta-Heusser-Heim: Geburtshaus von Johanna Spyri
Johanna Spyri-Museum
«Spreuermühle», 1408 erwähnt: im dazugehörenden Tanz- und Speisesaal soll Johanna Spyri jeweils an der Chilbi getanzt haben
Reformierte Kirche Hirzel
ehemaliges Bauernhaus Dürrenmoos
Fachwerk-Bauernhaus im Ortskern
Teils überbauter Drumlin mit charakteristischem Baum
Persönlichkeiten
Johanna Spyri
Salomon Tobler (1794–1878), von 1826 bis 1840 Pfarrer von Hirzel; schrieb hier sein Versepos Die Enkel Winkelried’s
Meta Heusser (1797–1876), Verfasserin spätpietistischer Lyrik
Jakob Christian Heusser (1826–1909), Kristallograph, Mineraloge und Geologe; in Hirzel geboren, Bruder von Johanna Spyri
Johanna Spyri (1827–1901), Schriftstellerin (u.a. des Romans Heidi)
Ludwig Tobler (1827–1895), Germanist, Volkskundler und Sprachphilosoph; in Hirzel geboren, Sohn von Salomon Tobler
Adolf Tobler (1835–1910), Romanist; in Hirzel geboren, Sohn von Salomon Tobler
Hermann Huber (1888–1967), Kunstmaler, Radierer, Freskant, Lithograf und Zeichner, von 1933–1967 im Jegerhus, Sihlbrugg
Hans H. Günthard (1916–2006), Chemiker, Marcel-Benoist-Preisträger; in Hirzel geboren, Bruder von Jack Günthard
Jack Günthard (1920–2016), Kunstturner, Olympiasieger; in Hirzel geboren, Bruder von Hans H. Günthard
Literatur
Jürg Winkler:Hirzel. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Hermann Fietz: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Band II: Die Bezirke Bülach, Dielsdorf, Hinwil, Horgen und Meilen. (=Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 15). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1943. DNB 365803049.
Weblinks
Commons: Hirzel– Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S.446f.
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