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Gottlieben ist eine politische Gemeinde und eine Ortschaft[5] im Bezirk Kreuzlingen des Kantons Thurgau in der Schweiz. Von 1798 bis 1874 war Gottlieben Hauptort des heutigen Bezirks Kreuzlingen.[6] Bis 2002 war Gottlieben eine Einheitsgemeinde.[7]

Gottlieben
Wappen von Gottlieben
Wappen von Gottlieben
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Thurgau Thurgau (TG)
Bezirk: Kreuzlingen
BFS-Nr.: 4651i1f3f4
Postleitzahl: 8274
Koordinaten:727324 / 280671
Höhe: 400 m ü. M.
Höhenbereich: 395–400 m ü. M.[1]
Fläche: 0,31 km²[2]
Einwohner: 337 (31. Dezember 2020)[3]
Einwohnerdichte: 1087 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
43,9 % (31. Dezember 2020)[4]
Website: www.gottlieben.ch
Blick vom gegenüberliegenden Rheinufer auf Gottlieben
Blick vom gegenüberliegenden Rheinufer auf Gottlieben

Blick vom gegenüberliegenden Rheinufer auf Gottlieben

Lage der Gemeinde
Karte von Gottlieben
Karte von Gottlieben
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Geographie


Die städtisch wirkende Kleinsiedlung liegt auf 400 m ü. M. nordwestlich von Kreuzlingen am linken Ufer des Seerheins, der hier den Dorfbach aufnimmt. Die Gemeinde ist mit 337 Einwohnern und 32,42 Hektaren die einwohner- und flächenmässig kleinste Gemeinde des Kantons Thurgau. Zusammen mit der Gemeinde Rivaz mit ebenfalls 32 ha ist Gottlieben die kleinste Gemeinde der Schweiz.


Geschichte


Gottlieben und Seerhein im Jahr 1919
Gottlieben und Seerhein im Jahr 1919

Gottlieben wurde am Ende des 10. Jahrhunderts erstmals als Gotiliubon erwähnt. In dem ursprünglich in der Bischofshöri gelegenen Gottlieben baute Bischof Eberhard II. von Waldburg 1251 die Burg Gottlieben, die den Bischöfen von Konstanz als Residenz diente.[6] 1355 wurde Gottlieben durch Konrad von Homburg überfallen und niedergebrannt. Zur Zeit des Konstanzer Konzils sassen 1415 der Reformator Johannes Hus und der abgesetzte Papst Johannes XXIII auf dem westlichen Burgturm in Gottlieben in einem hölzernen Blockhaus gefesselt.[8] Nach dem Schwabenkrieg 1499 verwaltete der bischöfliche Obervogt von der Burg bzw. dem Schloss Gottlieben aus bis 1798 die Niedergerichte Gottlieben, Engwilen, Siegershausen und Tägerwilen, die zusammen die bischöflich-konstanzische Obervogtei Gottlieben bildeten.[6] 1526 verliess der Bischof Gottlieben und baute seine Residenz in Meersburg auf. Im Dreissigjährigen Krieg schlug der schwedische Feldmarschall Gustaf Horn sein Hauptquartier im Kampf gegen Konstanz in Gottlieben auf. Am 24. Februar 1692 versanken bei einem Sturm drei Häuser in den Rhein.[8] 1808 kam das Schloss Gottlieben in Privatbesitz; 1837 wurde die Anlage im neugotischen Stil umgestaltet. Die Verwaltungen der räumlich identischen Orts- und Munizipalgemeinde Gottlieben wurden 1870 zur Einheitsgemeinde Gottlieben zusammengelegt.[6]

Reformierte Kirche
Reformierte Kirche

Ursprünglich lag Gottlieben in der Pfarrei Tägerwilen. Während der Reformation im Jahr 1529 trat die ganze Gemeinde zum neuen Glauben über. 1734 bis 1735 wurde die Kirche erbaut und die reformierte Kirchgemeinde Gottlieben gebildet, die seit 1912 mit Tägerwilen verbunden ist.[6]

Im 17. und 18. Jahrhundert erlebte Gottlieben unter anderem wegen seiner günstigen Verkehrslage am Rhein einen wirtschaftlichen Aufschwung als Handels- und Umschlagplatz, vor allem von Salz, Eisen und Wein. 1678 erhielt Gottlieben das Marktrecht. Obwohl sich in Gottlieben bereits im 19. Jahrhundert kleinere Industrien ansiedelten (Knopffabrik, Rosshaarspinnerei), bildeten bis nach der Mitte des 20. Jahrhunderts Fischerei, Handwerk und Handel den Haupterwerb der Bevölkerung. Nach 1945 entwickelte sich der Tourismus, so dass heute neben zwei Bootswerften und der bekannten Hüppenbäckerei die Gastronomie in Gottlieben der wichtigste Arbeitgeber ist. 2000 wurde mit dem Bodman-Haus, dem ehemaligen Wohnhaus des Dichters Emanuel von Bodman, eine Gedenk- und Kulturstätte eröffnet.[6]


Wappen


Blasonierung: In Schwarz ein durchgehendes weisses Kreuz.[7]

Das Wappen verweist auf den Bischof von Konstanz, der Gottlieben im 13. Jahrhundert gründete. Gottlieben war bis 1798 Sitz des bischöflichen Obervogtes. Seit 1959 benutzt die Gemeinde Gottlieben das spätestens seit 1869 gebräuchliche und auch im Sitzungszimmer des Regierungsrates in Frauenfeld an der Decke angebrachte alte Wappen in neuer Zeichnung als Gemeindewappen.[7]


Bevölkerung


Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Gottlieben[9]
Bevölkerungsentwicklung der Orts- und Einheitsgemeinde[9]
Jahr185019001941195019701980200020102018
Einwohner268265192237251284304307337

Von den insgesamt 337 Einwohnern der Gemeinde Gottlieben im Jahr 2018 waren 133 bzw. 39,5 % ausländische Staatsbürger. 126 (37,4 %) waren evangelisch-reformiert und 101 (29,10 %) römisch-katholisch.[5]


Gottlieber Künstlerkolonie


Ende des 19. Jahrhunderts bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in Gottlieben eine Künstlerkolonie, initiiert von dem Schriftsteller Emanuel von Bodman (1874–1946) und dem Schriftsteller, Maler und Bildhauer Heinrich Ernst Kromer (1866–1948). Es gab einen regen Austausch mit Kulturschaffenden der Jahrhundertwende wie Richard Dehmel, René Schickele, Wilhelm von Scholz, Rainer Maria Rilke, Ludwig Finckh, Ludwig Klages und Hermann Hesse, später auch Thomas Mann.


Wirtschaft und Tourismus


Gottlieber Hüppen mit und ohne Verpackung
Gottlieber Hüppen mit und ohne Verpackung

Im Jahr 2016 bot Gottlieben 104 Personen Arbeit (umgerechnet auf Vollzeitstellen). Davon waren 36,6 % in Industrie, Gewerbe und Bau sowie 63,4 % im Dienstleistungssektor tätig. In der Land- und Forstwirtschaft sind keine Arbeitsplätze vorhanden.[10]

In Gottlieben ansässig ist eine Bäckerei, deren Gottlieber Hüppen (gefüllte Waffelröllchen) eine international bekannte Gebäckspezialität sind.[11] Des Weiteren sind zwei Bootswerften sowie Hotel- und Restaurationsbetriebe ansässig. Die Lage der Gemeinde an der Schifffahrtslinie und das malerische Ortsbild, das von Fachwerkhäusern geprägt ist, machen die Gemeinde zu einem beliebten Tourismusziel, vor allem in den Sommermonaten. Gottlieben ist Haltestelle der Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein.


Sehenswürdigkeiten


Gottlieben ist im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz aufgeführt.


Persönlichkeiten



Literatur




Commons: Gottlieben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. BFS – generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021.
  2. Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
  5. Ortschaften und ihre Wohnbevölkerung. Ausgabe 2019. Auf der Webseite der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (Excel-Tabelle; 0,1 MB), abgerufen am 20. Juni 2022.
  6. Verena Rothenbühler: Gottlieben. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
    Diese Abschnitte basieren weitgehend auf dem Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz (HLS), der gemäss den Nutzungshinweisen des HLS unter der Lizenz Creative Commons – Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0) steht.
  7. Gemeindewappen. Auf der Webseite des Staatsarchivs des Kantons Thurgau, abgerufen am 8. Dezember 2019
  8. Geschichte und Geschichten. Auf der Webseite der Gemeinde Gottlieben, abgerufen am 1. Dezember 2019
  9. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden. Kanton Thurgau, 1850–2000 (Excel-Tabelle; 0,1 MB),
    Wohnbevölkerung – Wohnbevölkerung der Gemeinden 1990, 2000, 2010 und 2011 (PDF; 1,3 MB) und
    Ortschaften und ihre Wohnbevölkerung. Ausgabe 2019 (Excel-Tabelle; 0,1 MB). Auf der Webseite der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau, abgerufen am 20. Juni 2022.
  10. Thurgau in Zahlen 2019. Auf der Webseite der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (PDF-Datei; 1,8 MB), abgerufen am 28. April 2020.
  11. Internet-Auftritt der Gottlieber Spezialitäten AG, abgerufen am 18. Mai 2016

На других языках


- [de] Gottlieben

[ru] Готтлибен

Готтлибен (нем. Gottlieben) — община в Швейцарии, в кантоне Тургау.



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