Szprotawka [ʂprɔ'tawka] (deutsch Sprottischwaldau) ist eine typische friderizianische Kolonie im Powiat Żagański in der polnischen Woiwodschaft Lebus. Es ist ein Stadtdorf von Sprottau.
Szprotawka | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Polen | |
Woiwodschaft: | Lebus | |
Fläche: | 0,2 km² | |
Geographische Lage: | 51° 32′ N, 15° 39′ O51.53451115.643431 | |
Einwohner: | 50 (Juli 2010) | |
Postleitzahl: | 67-300 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 68 | |
Kfz-Kennzeichen: | FZG | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Straße: | Szprotawa–Głogów | |
Nächster int. Flughafen: | Flughafen Breslau | |
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Die Kolonie wurde aufgrund des Ediktes[1] des Preußischen Königs Friedrich des II. vom 28. August 1773 gegründet und vom Sprottauer Rat 1776 realisiert mit ursprünglich 16 Freigärtnerstellen. Die Vergabe der Freigärtnerstellen garantierte die Freistellung von der Leibeigenschaft, man war nur Untertan des Königs. Sechs Exulanten mit ihren Familien stellten sich unter den Schutz des Königs und rodeten die Heidelandschaft für ihre Weber- und Handwerkshäuser. Im 19. Jahrhundert entstand eine Raseneisensteingewinnung für die regionale Hüttenindustrie in der Nachbarstadt Primkenau. Auch als Baumaterial wurde Raseneisenstein zum Bau des Dorfschulzenhauses Nr. 1 benutzt. Szprotawka hatte 2010 ca. 50 Einwohner.
Die Kolonie liegt in Niederschlesien an der Landesstraße 12 von Szprotawa nach Przemkow, 9,1 Kilometer südöstlich von Sprottau. Südliche Nachbardörfer sind das Kirchdorf Niederleschen und Boberwitz, im Osten liegt Petersdorf.
Dittersdorf Sprottau |
Eckartswaldau Zeisdorf / Nieder Zauche |
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Neu Küpper | ![]() |
Petersdorf Primkenau |
Niederleschen Boberwitz |
Kolonie Waldhäuser |
Die ersten Ansiedlungsbemühungen der Kämmerei zu Sprottau gehen auf das Jahr 1770 zurück. Jedoch ergibt sich die Gründung der Kolonie aus der ersten Designationsliste der anzusetzenden Freigärtner im Jahr 1773. Friedrich II. ließ die friderizianische Kolonie Sprottischwaldau (1776) errichten, in ihr wurden nur „Ausländer“ (Sachsen, Böhmen u. a.) als Freigärtner angesetzt. Diese Untertanen besaßen einen Losbrief und waren durch die Enrollierung nur dem König von Preußen unterstellt, sie durften nicht mit Dienstleistungen und Frohnen anderer Gutsherren belegt werden. Als Ausländer brauchten sie keinen Militärdienst im preußischen Heer zu leisten.[2]
Die Königliche Glogauer Kriegs- und Domänenkammer beaufsichtigte die Stadt Sprottau beim Anlegen ihrer neuen Kolonistendörfer.[3] Die zweite Designation wurde durch ehemalige Exulantenfamilien aus Böhmen und Sachsen realisiert. Es wurden vorrangig Weber und Handwerker auf die Liste gesetzt. Die Stellen mit je 5 Morgen Land und Wiese mussten gekauft werden, die Stadt Sprottau räumte individuell Zinsen langfristige Tilgungszeiten ein. Die Entwicklung der Kolonie erfolgte als Straßendorf angelegt recht schnell. Die Grundfläche der Kolonie teilte sich in an einer Durchgangsstraße zu beiden Seiten in je acht Grundstücke zu fünfzig auf zweihundertfünfzig Metern auf. Die Gesamtgröße betrug vierhundert Meter Länge und fünfhundert Meter Breite. Das Grundstück Nr. 1 war die Kretschamstelle mit dem größten Haus, in dem ein Schulraum und die Gastwirtschaft unterzubringen war. Die anderen fünfzehn parallel zur Straße aufgestellten einstöckigen Koloniehäuser mit Satteldach und Fledermausgaube mussten mit Latten eingezäunt werden. Hinter den Häusern wurden Scheunen errichtet. Das Pflanzen je eines Maulbeerbaumes vor und hinter jedem Haus war eine Auflage der Glogauer Kammer zur Steigerung der Seidenraupenproduktion der preußischen Weberfamilien. Für die Grundstücke wurden von Sprottauer Rat Erbbriefe ausgestellt.
Die Freigärtner schrieben 1777 ihrem Herrn, dem König Friedrich, einen Bittbrief mit begründeten Inhalt. Sie beklagten den unfruchtbaren Heideboden und baten um die Gabe zusätzlichen Viehs zur besseren Düngung des Bodens. Noch im Februar 1777 musste auf Anordnung des Königs eine Inspektion der Domänen- und Kriegskammer aus Glogau den Baufortschritt und die Einhaltung der Auflagen für die Freigärtner[4] feststellen. Diese Maßnahmen zeigen, mit welcher strengen Konsequenz auch der Bau kleiner Kolonien innerhalb des Vollzugs des Ediktes der Bevölkerungsmehrung in Preußen durchgesetzt wurden. Seit 1802 wurden die Kinder in einer Wanderschule unterrichtet. Der Napoleonische Krieg hinterließ in der nahen Umgebung, 500 Meter westlich des Ortes Spuren. Am 27. Mai 1813 kam es zu einem militärischen Überfall durch französische Reiterei auf zwei russische Batterien die in Sprottau lagerten. In folge des Überfalls wurde westlich des Ortes bei der Explosion von russischen Schießpulverwagen ein Großer Waldbrand entfacht. Ein Gedenkstein erinnert an das Ereignis. Im 19. Jahrhundert entstanden in Kooperation mit dem Kirchdorf Niederleschen Handwerksbetriebe, Raseneisenerz- und Zellstoffproduktion, Web- und Textilhandwerk und Land- und Forstwirtschaft. Es wurden noch zwölf Wohnhäuser und eine Försterei dazu gebaut. Das Dorf besaß eine Freiwillige Feuerwehr mit Feuerspritze. Im nördlichen Wald liegt ein von der Natur überwucherter deutscher Friedhof mit 48 Grabstellen.
Jahr | Einwohner | Anmerkungen | |||
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1773 | 4 Freigärtner | ausländische Kolonisten aus Sachsen u. Zerbst, ehemalige Exulanten aus Böhmen | |||
1776 | 16 Freigärtner | vom Sprottauer Stadtrat gegründet, davon 13 „Ausländer“, Georg Friedrich Meiser, Gottfried Richter aus Bautzen, Spillenmacher Gottfried u. Carl Gottlieb Gerner (Goerner) aus Schwerta in Sachsen, aus dem Dorf Gebhardsdorf und der Kolonie Estherwalde, Hans Gottfried Schreter aus Rengersdorf in Sachsen, Gottlob Schröther aus Kutlitz in Böhmen, Carl Gottlieb u. ? Hanel, Johann Georg Dunsrab, Holter, Anton Neumann, Joh. Christian Dresler, Elias Titze aus Westdorf in Sachsen, Gottlieb Saal, Gottlieb Müller aus Kusikfeld in Sachsen
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1843 | 151 Einwohner | 28 Gebäude, 21 Häuser, evang. Schule | |||
1885 | 158 Einwohner | 74 männlich, davon 66 wehrfähig | |||
1925 | 150 Einwohner | 78 männlich, 26 Wohngebäude, 36 Haushalte, Fläche 2942,1 Hektar | |||
1939 | 145 Einwohner | 77 männlich, 36 Haushalte | |||
2010 | 50 Einwohner | Polen |
Die größte Bevölkerungszunahme 1937 war die Einrichtung zweier Abteilungen des Reichsarbeitsdienstes (RAD), RAD-A 7/105 und 2/105, mit je zweihundert Arbeitsmännern auf und hinter den Grundstücken 13–15. Die Abteilungen waren im Infrastrukturausbau Sprottaus und der Trockenlegung des Sprottebruchs tätig.
Nach dem 12. Februar 1945 nahm die Rote Armee Sprottischwaldau kampflos ein und unterstellte es im März/April 1945 der Verwaltung der Volksrepublik Polen. Diese vertrieb noch 1945 die Einwohner und ersetzte sie durch Polen, die zum Teil polnischen Minderheiten in Gebieten östlich der Curzon-Linie angehört hatten. Zwangsweise wurden in den nun leeren Siedlungen, so in Sprottischwaldau, auch Lemken angesiedelt.[5]
Die Vorgaben eines Reihendorfes mit je 8 Kolonistenhäusern je Straßenseite und hinter den Häusern zu errichtenden Scheunen gaben der Kolonie eine übersichtliche Prägung. Eines der Häuser wurde der Kretscham, dieses Dorfwirtshaus war größer als die anderen 15 Häuser. In der heutigen Dorflage ist noch ein denkmalschutzwürdiges Kolonistenhaus[6], Haus Nr. 8 (13) mit originaler Aufteilung erhalten geblieben. Eine Musterzeichnung eines Baudirektors Machui aus Glogau von 1776 gab die Hausaufteilung für die Kolonistenhäuser in der Nachbarkolonie Rückersdorf vor. Eine ähnliche Bauart, nur mit einer barocken Gaube, war in Sprottischwaldau vorgegeben. In Sprottischwaldau war die Tenne nicht im Haus, es gab im hinteren Grundstück eine separate Scheune. Dieses Haus war in zwei Sektionen à 3,00 m und in zwei Sektionen mit 4,00 m in der Gesamtlänge von 14,80 m aufgeteilt. Die Breite des Hauses betrug 7,5 m. Die Traufhöhe ist 2,5 m. Der Wohnbereich maß ohne Küche, ca. 52 m².
Die Innenaufteilung des Hauses:
Das Baumaterial bestand für die Straßenseite aus Ziegelsteinen, in den Giebelseiten sind aus Sparsamkeit zwischen Ziegelstein-Läuferschichten Feld- und bläuliche Glasschlackesteine verarbeitet worden.
Rückwärtig des Hauses Nr. 10 (Kommandantenhaus) waren nach 1935 zwei Lager der RAD-Gruppe 195 Sagan mit der Abteilung 2/105[7] und 7/105[8] mit je 200 Arbeitsmännern auf gerodeten Gelände kaserniert. Die Abteilung 7/105 war nach einem legendären Bürgermeister der siebenbürgischen Stadt Hermannstadt des 15. Jhrh. namens Thomas Trautenberger benannt. Die RAD Abteilung 7/105 (S XVI) wurde im März/April 1939 nach Obersimten bei Pirmasens (Saarpfalz) verlegt. Die RAD Abteilungen bauten unterstützend bei den Meliorationsarbeiten mit. Seit 1756 wurde immer wieder das Sprottebruch trockengelegt, mit dem ausheben von 70 Kilometer Entwässerungsgräben wurde dies 1945 beendet. Das größte Werk war ein mit der RAD-Gruppe 106 Primkenau „Sprottebruch“ und anderen RAD-Abteilungen geschaffener Polder, der zur Grundwasserregulierung 7,5 Millionen Kubikmeter Wasser fasste. Ein 36 km langer Hauptdamm entstand zur Gesamterschließung. Die Abteilung 7/105 baute Infrastruktur für die Stadt Sprottau aus (bspw. Freibadanlage Sprottau, anlässlich der Olympiade 1936 in Deutschland)[9]
Auf dem Waldfriedhof[13] ist die Geschichte der Gründung der Kolonie noch an der Grablage zuerkennen. Freigärtnergräber von 1778 bis 1945 sind noch in 48 Grabstellen erkennbar. Alte soziale Stände sind auf den Gräbern vermerkt: Freigärtner, Spillenmacher, Füsilier-Unteroffizier u. a. Einige Polen stellen zu katholischen Feiertagen Lebenslichter auf die alten verwaisten deutschen Gräber. Auch eine Steinplatte mit einer Christusfigur stellten sie zu den deutschen Gräbern in den Wald. Seit 2018 ist der Waldfriedhof durch den Bau der nördlichen Ortsumgehung, der Landesstraße DK 12, von der nahen Ortslage getrennt.
Nördlich des Reihendorfes führt die DK 12 von Sprottau nach Primkenau. Eine Stichstraße in Lage der Alten Salzstraße ist eine neue Dorfeinfahrt.[14][15]
Am westlichen Ortsanfang führte im Mittelalter eine Salzstraße durch den Heidewald von Süden nach Norden. Diese Kreuzung war bestimmend für den Standort der Siedlung. Das Steinsalz wurde bis ins 19. Jahrhundert von Stettin die Oder hinauf nach Neusalz in Schlesien transportiert und dann auf der Alten Salzstraße mit Fuhrwerken nach Süden (bis Böhmen) verteilt. Verlauf: Neusalz – Neustädtel – Gießmannsdorf – Zauche – Zeisdorf – Eckersdorf – Sprottischwaldau – Waldhäuser – Baierhaus – Oberleschen – Hilger Kretscham – weiter nach Böhmen.
Zu Szprotawka gehört die Ortschaft Kopanie (zu deutsch Waldhäuser).
Folgende Persönlichkeiten sind mit den Sprottischwaldauer Freigärtnern verwandt: