Wolnzach ist ein Markt im oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm im Hopfenland Hallertau. Wichtige Institutionen des Hopfenanbaus wie das Deutsche Hopfenmuseum und das Hopfenforschungszentrum sind in Wolnzach angesiedelt.
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Wolnzach (Begriffsklärung) aufgeführt.
Lage des Marktes Wolnzach im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm
Karte
Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Markt
Geographie
Lage
Die Gemeinde liegt im fruchtbaren Tertiärhügelland der Hallertau, dem größten zusammenhängenden Hopfenanbaugebiet der Welt. Es fließt die Wolnzach durch die Gemeinde.
Gemeindegliederung
Siehe auch: Systematische Gliederung der Gemeindeteile von Wolnzach
Es gibt 50 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]
Ortsansicht von WolnzachOrtsansicht von WestenMarienplatz in WolnzachMichael Wening: Schloss und Markt Wolnzach, Anfang 18. Jahrhundert
Bis zur Gemeindegründung
Wolnzach wurde erstmals 756 in der Gründungsurkunde von Kloster Wessobrunn als Wolamotesaha erwähnt. Der Ortsname geht auf den Fluss zurück und bedeutet ‚Ache des Wolamot‘. Der namensgebende Personenname geht auf althochdeutsch wolo ‚Glück, Heil‘ zurück.[4]
Das edelfreie Geschlecht der Hoholde erhob Wolnzach gegen Ende des 11. Jahrhunderts zum Mittelpunkt seiner weit in die Hallertau reichenden Herrschaft. Diese fiel 1252/55 zum größten Teil an die Wittelsbacher, der kleinere Teil mit Ort und Burg Wolnzach gelangte auf dem Erbweg an die Herrn von Preysing. Seit dem Jahr 1270 besitzt Wolnzach das Marktrecht, der heutige Marktplatz wurde 1408 errichtet. 1465 wurde Hans von Preysing zu Wolnzach die Reichsfreiheit verliehen.
Schon 1482 fiel die Herrschaft Wolnzach nach der Eroberung durch Truppen Herzog Georgs des Reichen aber an Bayern-Landshut. Die nun zur Hofmark herabgestufte ehemalige Herrschaft Wolnzach befand sich von 1584 bis 1725 im Besitz der Familie Elsenheimer. Wolnzach wurde Sitz eines herzoglich-bayerischen Pflegamtes. Wolnzach besaß aber auch ein Marktgericht mit wichtigen Eigenrechten, gab diese Rechte aber Mitte des 16. Jahrhunderts an das Landgericht Moosburg ab. Die Zerstörung des Wolnzacher Schlosses erfolgte während des Dreißigjährigen Krieges 1632 durch die Schweden. Leopold Heinrich von Elsenheim begann 1697 das Schloss zu Wolnzach ganz neu aufzubauen.
Von 1726 bis 1802 bestand das Kloster Wolnzach, ein Kapuzinerkloster, das 1802 im Zuge der Säkularisation aufgelöst wurde. 1805 wurden alle Gebäude des Klosters abgetragen und für den Bau einer Mühle verwendet.[5] Auch das Schloss zu Wolnzach wurde 1810 versteigert und anschließend abgebrochen.
Wolnzach wurde im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern 1818 eine selbständige politische Gemeinde.
19. bis 21. Jahrhundert
Nach der Verteilung der Gemeindegründe an Bauern nahm seit 1834 mit der Einführung des ersten Hopfensiegels in der Hallertau der Hopfenanbau einen nennenswerten Aufschwung. Im Jahre 1864 zählte der Markt 230 Häuser und 1300 Einwohner, die in den Lokalgewerben, hauptsächlich aber in der sehr stark betriebenen Hopfenkultur tätig waren. Seit dem 1960er Jahren siedelte sich auch nennenswerte Industrie an. Seit 2002 gibt es in Wolnzach das Deutsche Hopfenmuseum.
Eingemeindungen
Am 1. Juli 1971 wurden die Gemeinden Gebrontshausen (mit Jebertshausen), Gosseltshausen, Haushausen, Königsfeld und Niederlauterbach sowie ein Teil der Gemeinde Burgstall eingegliedert.[6] Ein Teil der Gemeinde Berg[7], sowie von der Gemeinde Rudertshausen kamen die Weiler Buch und Egg, die Einöden Giglhof, Weingarten und Wilhelm am 1. Juli 1972 hinzu.[8] Am 1. Januar 1978 folgten Eschelbach an der Ilm, Geroldshausen, Larsbach und Oberlauterbach.[9]
In den eingemeindeten Orten leben heute zusammen ca. 4700 Menschen, während die Einwohnerzahl des Hauptortes Wolnzach etwa 7000 beträgt.
Einwohnerentwicklung
Zwischen 1988 und 2018 wuchs der Markt von 7.996 auf 11.622 um 3.626 Einwohner bzw. um 45,4%.
Jahr
1840
1900
1925
1950
1961
1970
1987
1991
1995
2000
2002
2004
2005
2006
2008
2010
Einwohner
3.880
6.093
6.712
9.071
7.352
7.541
7.752
8.681
9.543
10.466
10.660
10.850
10.829
10.819
10.863
10.884
Jahr
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2019
2020
Einwohner
10.904
11.037
11.081
11.295
11.450
11.452
11.658
11.704
Politik
Marktgemeinderat und Bürgermeister
Der Gemeinderat der Gemeinde Wolnzach umfasst 24 Sitze und setzt sich seit der Kommunalwahl am 15. März 2020 wie folgt zusammen:
Seit der Kommunalwahl im März 2008 ist Jens Machold Erster Bürgermeister (CSU).
Wappen
Wappen des Marktes Wolnzach
Blasonierung: „In grün auf silbernem Dreiberg ein aufspringendes goldenes Rehkitz.“[11]
Das Wappen wird seit dem 14. Jahrhundert geführt. Es findet schon in den ältesten Siegeln, die in Abdrucken von 1370 und 1583 überliefert sind.
Gemeindepartnerschaften
Partnergemeinde von Wolnzach ist Poperinge in Belgien.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Baudenkmäler
→ Hauptartikel: Liste der Baudenkmäler in Wolnzach
Bodendenkmäler
→ Hauptartikel: Liste der Bodendenkmäler in Wolnzach
Kirchen
Die Kirche St. Laurentius ist die Pfarrkirche der katholischen Gemeinde.
Die Auferstehungskirche dient der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Wolnzach.
Brauereien
Im Jahre 1999 wurde in Wolnzach die Bürgerbräu als Gemeinschaftsbrauerei von zwölfhundert Bürgern gegründet. Das dort gebraute Bier konnte bei einer Brauereibesichtigung verkostet werden. Die Firma wurde 2014 insolvent und wird seit Mitte 2015 von der Urban Chestnut Brewing Co als UCBC Hallertauer Brauerei fortgeführt. Im Gemeindeteil Larsbach befindet sich die Privatbrauerei Lampl-Bräu, dort werden Spezialbiere gebraut und es werden ebenfalls Führungen angeboten.[12]
Deutsches Hopfenmuseum
Museen
Deutsches Hopfenmuseum
Museum Kulturgeschichte der Hand
Hallertauer Lehrpfad Wolnzach
Marktbücherei
Regelmäßige Veranstaltungen
Volksfest (Anfang bis Mitte August), hier findet auch die Wahl der Hallertauer Hopfenkönigin statt.
Zirkus Tonelli (alle zwei Jahre am Unsinnigen Donnerstag), in diesem Zirkus machen meistens Leute aus Wolnzach und Umgebung mit.
Motorrad-Grasbahnrennen jährlich an Mariä Himmelfahrt (15. August) auf der Zeilhofbahn in Nandlstadt das Internationale Grasbahnrennen des MSC Wolnzach/Nandlstadt
LAUF10!, ein seit 2008 jährlich im Juli stattfindender 10-km-Lauf mit vorangehendem sportwissenschaftlichen Training in Begleitung der Abendschau des BR mit anschließendem Fest
Wirtschaft und Infrastruktur
Bildung
Hallertau-Gymnasium
Grund- und Mittelschule Wolnzach
Das Hallertau-Gymnasium Wolnzach ist ein Naturwissenschaftlich-technologisches (NTG) und Sprachliches Gymnasium (SG)
Durch den Ort führt die A93 (Richtung Regensburg und Hof), die wenige Kilometer westlich des Orts am Autobahndreieck Holledau auf die A9 (München – Berlin) trifft. Im Ortsgebiet befindet sich die Anschlussstelle "Wolnzach". Die nächsten (Behelfs-)Anschlussstellen zur A9 sind "In der Holledau" und "Langenbruck".
Bahnanbindung besteht durch die Bahnstrecke München–Treuchtlingen: Im Halbstundentakt halten am fünf Kilometer entfernten Bahnhof Rohrbach (Ilm) Regionalzüge nach München, Ingolstadt, Treuchtlingen und Nürnberg, darunter seit 2006 auch der München-Nürnberg-Express.
Die Hallertauer Lokalbahn ist seit 1969 nur noch im Güterverkehr in Betrieb, zwischen Rohrbach (Ilm) und Wolnzach verkehren heute regelmäßig Züge für die ARS Altmann AG; seit 2006 finden vereinzelt Sonderfahrten des „Wolnzach-Express“ auf diesem Streckenabschnitt statt.[17]
Zum Bahnhof Rohrbach (Ilm) können wochentags Rufbusse angefordert werden, darüber hinaus bestehen ab Wolnzach nur noch einzelne Busverbindungen nach Rohrbach, Geisenfeld, Langenbruck, Pfaffenhofen und Rudelzhausen.[18]
Der Internationale Verkehrsflughafen München „Franz-Josef-Strauß“ ist von Wolnzach aus in etwa 30 Minuten erreichbar, über Autobahn oder Landstraße (Direktverbindung) via Freising.
Die Hallertauer Hopfentour, ein Radweg durch die Hallertau verläuft durch den Markt.[19]
Forschung
Hopfenforschungszentrum Hüll
Öffentliche Einrichtungen
Das Schwimm- und Erlebnisbad ist ein Freibad mit vier Becken und zahlreichen Freizeitmöglichkeiten. Eines der Becken ist ein Warmbad mit einer Wassertemperatur von mindestens 30 °C.
Kälterekord
Am 12. Februar 1929 wurde in Wolnzach-Hüll der bisherige Kälterekord im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes mit −37,8 Grad Celsius gemessen, siehe auch Temperaturrekorde in Deutschland.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
Frobenius Forster (1709–1791), katholischer Philosoph, Historiker und Pädagoge
Primus Koch (1752–1812), Augustiner-Chorherr, Seelsorger und Lehrer
Josef Schlicht (1832–1917), Volkskundler und Heimatforscher, geboren in Geroldshausen
Josef Aichbichler (1845–1912), Politiker, Reichstagsabgeordneter
Alois Dallmayr (1849–1903), Kolonialwarenhändler (Namensgeber des Delikatessengeschäfts Dallmayr in München)
Sebastian Schlittenbauer (1874–1936), Politiker (BVP)
Klotilde Gollwitzer-Meier (1894–1954), Ärztin, Physiologin und Hochschullehrerin
Ferdinand Seitz (1894–1973), Bildhauer, Autor und Laienforscher zu den Externsteinen
Georg Biederer (1900–1967), Politiker (NSDAP)
Jakob Semler (1920–2004), Architekt
Benno Hubensteiner (1924–1985), Historiker und Hochschullehrer
Max Weichenrieder (* 1950), Politiker (CSU) und Präsident des Oberbayerischen Bauernverbands
Josef W. Seifert (* 1954), Pädagoge
Josef Angermüller (1949–1977), Motorrad-Bahnrennfahrer
Persönlichkeiten mit Verbindung zu Wolnzach
Carl Zimmer (1873–1950), Zoologe und Spezialist für Krebstiere
Paulinus Fröhlich (1903–1986), Pfarrer, Chronist und Ehrenbürger von Wolnzach
Wolf-Armin von Reitzenstein:Lexikon bayerischer Ortsnamen: Herkunft und Bedeutung; Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz. C.H.Beck, München 2006, ISBN 3-406-55206-4, S.310.
Johann Baptist Prechtl: Geschichte der vier Märkte Au, Wolnzach, Mainburg und Nandlstadt in der Hallertau. Freising 1864, S. 133.
Wilhelm Volkert (Hrsg.):Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S.550 (eingeschränkte Vorschauin der Google-Buchsuche).
Wilhelm Volkert (Hrsg.):Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S.516 (eingeschränkte Vorschauin der Google-Buchsuche).
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.585.
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.586.
Amtlich benannte Gemeindeteile der Marktgemeinde Wolnzach
Abeltshausen|Attenhausen|Auhöfe|Beigelswinden|Bratzhof|Bratzmühle|Bruckbach|Buch|
Burgstall|Edenthal|Egg|Eschelbach an der Ilm|
Gebrontshausen|Geroldshausen|Giglhof|Gosseltshausen|Grubwinn|Gschwend|Hagertshausen|Hanfkolm|Haunerhof|Haushausen|Hirnsberg|Hüll|Irlmühle|Jebertshausen|Kemnathen|
Königsfeld|Kreithof|Kreut|Krönmühle|Kumpfmühle|Larsbach|
Lohwinden|Niederlauterbach|Nietenhausen|
Oberlauterbach|Schlagenhausermühle|Schreinmühle|Schrittenlohe|Schwaig|Siegertszell|Stadelhof|Starzhausen|Stockberg|Thongräben|Weingarten|Wilhelm
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