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Wiehe ist ein Ortsteil der Stadt und Landgemeinde Roßleben-Wiehe im äußersten Osten des thüringischen Kyffhäuserkreises.

Wiehe
Stadt und Landgemeinde Roßleben-Wiehe
Wappen von Wiehe
Wappen von Wiehe
Höhe: 140 m
Fläche: 24,52 km²
Einwohner: 1519 (2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 62 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2019
Postleitzahl: 06571
Vorwahl: 034672

Lage


Wiehe liegt im Tal der Unstrut am Nordhang der Hohen Schrecke, eines bewaldeten Bergrückens. Die Landesstraßen 1215 und 1217 sind verkehrsmäßig die Verbindung zum Umland von Sachsen-Anhalt und Thüringen.


Geschichte


Im 12. Jh. nachgezeichnete Urkunde eines Diploms Heinrichs I. von 933 mit gefälschtem Siegel
Im 12. Jh. nachgezeichnete Urkunde eines Diploms Heinrichs I. von 933 mit gefälschtem Siegel

Zu Beginn des 9. Jahrhunderts wird Wiehe in einem Verzeichnis der Güter des vom Erzbischof Lullus († 786) von Mainz erbauten Klosters Hersfeld erstmals erwähnt. Ein Kloster in Wiehe wird in einer Urkunde König Heinrichs I. vom 1. Juni 933 erwähnt. Die überlieferte Urkunde ist eine Anfertigung des 12. Jahrhunderts, scheint aber eine gute Nachzeichnung eines echten Diploms König Heinrichs zu sein, das nicht überliefert ist.[2] Wiehe wurde unter König Heinrich I. Reichsburg und kam 998 an das Kloster Memleben. In der Schenkungsurkunde wurde der Weinanbau im Wiehegau erstmals urkundlich belegt. Die Grafschaft Wiehe umfasste die Stadt Wiehe und zwanzig Dörfer, ferner drei Burgen (Rabenswalde, Wendelstein, Bucha) und drei Klöster (Donndorf, Hechendorf, Memleben). Kurzzeitig besaßen sie auch das Münzrecht, wie Münzfunde belegen. Die Grafen von Rabenswald-Wiehe waren von 1227 bis 1312 Herren auf Wiehe. 1233/37 entstand unter den Grafen von Rabenswalde die Burg Rabenswalde. Wiehe selbst war ebenfalls befestigt und besaß bereits seit 1320 wichtige magistratische Eigenrechte. Nach wechselnden Besitzern, den Grafen von Weimar (Orlamünde) 1312, den Thüringer Landgrafen 1346, dem Herzog von Braunschweig 1367, den Edlen Herren von Querfurt 1369, den Herren von Heldrungen 1412, den Grafen von Hohnstein 1413, den Grafen von Beichlingen-Wiehe 1415, wiederum den Edlen von Querfurt 1436, dann Apel Vitzthum 1446, die Grafen von Schwarzburg 1447, gelangte Wiehe 1461 an die Familie von Werthern-Wiehe. Nach einem Großbrand im Jahr 1659, der Stadt, Kirche und Schloss zerstörte, wurde Wiehe neu aufgebaut. Nach dem Ort benannte sich auch ein gleichnamiges ritterliches Geschlecht, die von Wiehe, das von 1231 bis 1629 belegt ist.[3]

Schon zu Beginn der Zeit des Nationalsozialismus, die mit der Verfolgung von Sozialisten und Kommunisten begann, formierte sich eine Widerstandsgruppe Tras, der Einwohner des Ortes angehörten. Während des Zweiten Weltkrieges mussten mindestens 50 Kriegsgefangene aus Polen und Frankreich sowie Frauen aus Polen Zwangsarbeit verrichten: auf dem Werthern’schen Rittergut, in der Maschinenfabrik W.Bosek und auf dem Pforta'ischen Schulgut in Hechendorf. Im April 1945 schleppte sich ein Zug von Häftlingen des KZ Dora-Mittelbau durch den Ort.[4]

Von 1976 bis zur Wiedervereinigung 1990 war Wiehe mit Roßleben, Langenroda und Donndorf Teil des Gemeindeverbandes Unstruttal.

Am 1. Januar 2019 schlossen sich die Städte Wiehe und Roßleben sowie die Gemeinden Donndorf und Nausitz zur neuen Stadt und Landgemeinde Roßleben-Wiehe zusammen. Wiehe war erfüllende Gemeinde für Donndorf.

Zur Stadt Wiehe gehörten die Ortsteile Langenroda, Garnbach und Hechendorf.


Eingemeindungen


Bereits am 1. Juli 1950 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Garnbach eingegliedert. Am 25. März 1994 folgte Langenroda.[5]


Einwohnerentwicklung


Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember):

  • 1994: 2403
  • 1995: 2372
  • 1996: 2356
  • 1997: 2395
  • 1998: 2418
  • 1999: 2398
  • 2000: 2311
  • 2001: 2295
  • 2002: 2283
  • 2003: 2271
  • 2004: 2236
  • 2005: 2189
  • 2006: 2156
  • 2007: 2117
  • 2008: 2103
  • 2009: 2076
  • 2010: 2051
  • 2011: 1982
  • 2012: 1949
  • 2013: 1935
  • 2014: 1915
  • 2015: 1909
  • 2016: 1900
  • 2017: 1871
  • 2018: 1862
Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik

Politik


Kommunalwahl 2014[6]
Wahlbeteiligung: 50,2 %
 %
70
60
50
40
30
20
10
0
61,7 %
21,1 %
17,2 %
CDU
UWG
SPD
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Ehemaliger Stadtrat


Rathaus
Rathaus

Nach der Kommunalwahl vom 25. Mai 2014 mit einer Wahlbeteiligung von 50,2 % setzte sich der Stadtrat von Wiehe wie folgt zusammen:


Ehemalige Bürgermeister


Stadtkirche
Stadtkirche
Schloss Wiehe
Schloss Wiehe
Ranke-Denkmal neben dem Rathaus
Ranke-Denkmal neben dem Rathaus
Erbbegräbnis der Familie von Werthern an der Friedhofskirche
Erbbegräbnis der Familie von Werthern an der Friedhofskirche

Wappen


Blasonierung: „In Silber ein nimbierter Heiliger im blauen Mantel, in der Rechten ein erhobenes silbernes Messer. in der Linken einen Stab haltend; zu seinen Füßen ein schwarzer Schild, darin ein schrägrechts gestellter goldener Ast mit drei goldenen Ahornblättern.“

Das Wappen zeigt St. Bartholomäus, den Schutzheiligen der Stadtkirche in Wiehe, mit seinen Attributen. Der Schild zeigt das Stammwappen der Herren von Werthern, die seit 1453 zunächst wiederverkäuflich und ab 1461 erblich im Besitz der wiederholt geteilten Grafschaft Wiehe waren. Der Schild erscheint zuerst Mitte des 16. Jh. auf einem Siegel mit der Umschrift: SIGILLVM CIVITATIS WIHE. Auf früheren Siegeln ist Bartholomäus allein unter einem Baldachin zu sehen.[7]


Sehenswürdigkeiten


Thüringen im Maßstab 1:87 in der Modellbahn Wiehe
Thüringen im Maßstab 1:87 in der Modellbahn Wiehe

Vereine



Persönlichkeiten


Aus Wiehe stammt die Gelehrtenfamilie Ranke, als deren bekanntester Vertreter der Historiker Leopold von Ranke gilt.


Söhne und Töchter von Wiehe



Leopold von Ranke


Wiehes größter Sohn ist der Historiker Leopold von Ranke, der Begründer der modernen Geschichtswissenschaft. Mehrere Erinnerungsstätten im Ort verweisen auf ihn. Neben dem Rathaus steht das 1896 eingeweihte Ranke-Denkmal. Am Rankegraben außerhalb der Stadt errichteten Rankes Kinder einen Obelisken für ihre Voreltern. Rankes Geburtshaus, in der 1990 nach ihm benannten Straße, wurde 1995/96 aus Anlass seines 200. Geburtstages von einheimischen Handwerkern restauriert und ist mit einer Gedenktafel versehen.

Vom 1993 neugegründeten Ranke-Verein wurde 1994 im Rathaus ein kleines Museum für ihn eingerichtet. Es enthält wieder eine Sammlung von Werken, Briefen und anderen Schriften, hinzu kommen Leihgaben hiesiger Einwohner und Geschenke von Rankes Nachfahren. Ein Ranke-Museum war bereits 1906 im Geburtshaus eröffnet worden, zog um 1930 in das Rathaus um und wurde im Mai 1945 geschlossen. Es kam 1945 zu Plünderungen, 1952 zum Abtransport der Kisten mit dem verbliebenen Inventar und so zum Totalverlust des Museumsbestandes.


Sonstiges




Commons: Wiehe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Wiehe in der Topographia Superioris Saxoniae (Matthäus Merian) – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise


  1. Rossleben-Wiehe – Chronik 2021 – Anzahl der Einwohner nach Ortsteilen getrennt. (PDF) Abgerufen am 30. Oktober 2021.
  2. Urkundenbuch der Reichsabtei Hersfeld bearbeitet von Hans Weirich, Erster Band, Marburg 1936, S. 83–85.
  3. vgl. J.F. Hoffmann: Historische Nachricht von der Herrschaft Wiehe, 1755
  4. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, ISBN 3-88864-343-0
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
  6. Gemeinderatswahl 2014 in Thüringen - endgültiges Ergebnis für Wiehe
  7. Neues Thüringer Wappenbuch Band 2 Seite 32; Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft Thüringen e. V. 1998 ISBN 3-9804487-2-X
  8. «Langenroda». In: Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen (Hrsg.): Kulturelle Entdeckungen. Landkreis Eichsfeld, Kyffhäuserkreis, Landkreis Nordhausen, Unstrut-Hainich-Kreis. Band 1 (Thüringen). Schnell & Steiner, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7954-2249-3, S. 234237.
  9. Woldemar Lippert: Werthern, Dietrich von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 42, Duncker & Humblot, Leipzig 1897, S. 116–122.

На других языках


- [de] Wiehe

[en] Wiehe

Wiehe (German pronunciation: [ˈviːə] (listen)) is a town and a former municipality in the Kyffhäuserkreis district, in Thuringia, Germany. Since 1 January 2019, it is part of the town Roßleben-Wiehe. It is situated 24 kilometres (15 mi) south of Sangerhausen, and 32 kilometres (20 mi) north of Weimar.

[ru] Виэ

Виэ (нем. Wiehe) — город в Германии, в земле Тюрингия.



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