Der Ort liegt am südlichen Rand des Rhinluches und am Fuße der bis zu 110 Meter hohen Rhinower Berge. Das Stadtgebiet wird vom Rhin in westlicher Richtung durchflossen. An der südwestlichen Stadtgrenze befindet sich der Gülper See.
Stadtgliederung
Zur Stadt Rhinow gehört der Ortsteil Kietz, eine frühere slawische Siedlung. Hinzu kommen die Wohnplätze Buchhorst, Glewe, Horst, Mühlenburg.[2]
Geschichte
Im Zuge der feudalen Ostexpansion wurde um 1200 eine slawische Burg übernommen und zur Sicherung des Übergangs über den Rhin weiter ausgebaut (spätere Mühlenburg). Unterhalb der Burg entwickelte sich daraufhin eine deutsche Ansiedlung. Eine slawische Siedlung bestand daneben im benachbarten Dorf Kietz. Die erste urkundliche Erwähnung als „Rinowe“ datiert auf den 28. Dezember 1216, als der Brandenburger Bischof Siegfried II. bei seiner Amtsübernahme dem Brandenburger Domkapitel seine Archidiakonatsrechte bestätigte. 1333 wurde Rhinow das erste Mal als Stadt bezeichnet. Bis 1376 gehörten die Stadt und das Ländchen Rhinow den Grafen von Lindow-Ruppin, die sie 1377 an Kaiser Karl IV. herausgeben mussten. 1386 gelangte Rhinow als Pfand in den Besitz des Bischofs von Brandenburg, der es weiter verpfändete. 1441[3] kam mit fast dem gesamten Ländchen Rhinow auch die Mühlenburg für die nächsten 500 Jahre in den Besitz der Familie von der Hagen. Ihre Vertreter sind unter anderem Christian von der Hagen (1591–1665), verheiratet mit Sophie von der Schulenburg, dann deren Sohn Arnd Heinrich von der Hagen-Rhinow, Major in sächsischen Diensten. Dessen Enkel Friedrich Karl Leopold von der Hagen (1752–1810) auf Rhinow diente als Rittmeister wieder bei den preußischen Fahnen.[4] Die einzelnen Familienlinien derer von Hagen heirateten untereinander und vererbten somit ihre Besitzungen in die eigene Hand.[5]
Während des Dreißigjährigen Krieges zogen die Schweden unter Gustav Adolf 1631 durch die Stadt. 1636 wurde Rhinow durch schwedische Truppen geplündert und in Brand gesteckt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg übernahm die Familie von der Hagen weitere wüst gewordene Höfe (Alter Hof, Neuer Hof). Eine auf dem Gelände der inzwischen aufgegebenen Mühlenburg errichtete Wassermühle wurde 1773 abgerissen. Um 1788 hält die Gutsbesitzerfamilie fast sämtliche Rechte in dem damals mit 36 Bürgerstellen kleinen Städtchen, lässt die höhere und niedere Gerichtsbarkeit durch einen Richter verwalten und bestätigt den Rat und den Bürgermeister.[6] Etwa einhundert Jahre später weist das erstmals amtlich publizierte General-Adressbuch der Rittergutsbesitzer für Brandenburg für das Rittergut Rhinow gesamt 774,59 ha aus. Der Waldbesitz betrug anteilig 107,56 ha. Die Familie von der Hagen verpachtete jener Zeit an Ober-Amtmann Thiele.[7] Letzte Grundbesitzer waren der Hauptmann Joachim von der Hagen (1874–1914) und dann seine Witwe Eva, geborene von Hase, die noch weit nach der Bodenreform als so genannte Siedlerin in Rhinow lebte.[8] Vor der großen Wirtschaftskrise 1929/1930 lebte Eva von der Hagen-Rhinow in Berlin, ihr Gutsbesitz betrug noch 776 ha, verpachtet an den Landwirt Emil Hinze.[9]
Rhinow gehörte seit 1817 zum Kreis Westhavelland in der preußischen Provinz Brandenburg und ab 1952 zum Kreis Rathenow im DDR-Bezirk Potsdam. Seit 1993 liegt die Gemeinde im brandenburgischen Landkreis Havelland.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr
Einwohner
1875
1 180
1890
1 300
1910
1 359
1925
1 351
1933
1 373
1939
1 563
Jahr
Einwohner
1946
2 451
1950
2 315
1964
1 875
1971
1 887
1981
2 198
1985
2 213
Jahr
Einwohner
1990
2 146
1995
2 103
2000
2 101
2005
1 933
2010
1 716
2015
1 625
Jahr
Einwohner
2016
1 614
2017
1 605
2018
1 587
2019
1 603
2020
1 596
2021
1 593
Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember (ab 1991)[10][11][12], ab 2011 auf Basis des Zensus 2011
Politik
Stadtverordnetenversammlung
Die Stadtverordnetenversammlung von Rhinow besteht aus zwölf Mitgliedern und dem ehrenamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis:[13]
Schneider wurde in der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019 ohne Gegenkandidaten mit 82,6% der gültigen Stimmen für eine weitere Amtszeit von fünf Jahren[16] gewählt.[17]
Sehenswürdigkeiten
Stadtkirche RhinowFernmeldeturm Rhinow
In der Liste der Baudenkmale in Rhinow stehen die in der Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragenen Baudenkmale.
101 Meter hoher Fernmeldeturm aus Stahlbeton in ungewöhnlicher asymmetrischer Bauweise bei 52°44′45,4″N, 12°21′7,4″O52.74593086666712.352066038889. Er wurde zu DDR-Zeiten von der Deutschen Post erbaut und gehört heute der Deutschen Funkturm, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom.
Radarkuppel mit den Nebengebäuden der ehemaligen Abhöranlage der Stasi,[18] mit der zu Zeiten des Kalten Krieges die Richtfunkverbindungen zwischen Berlin-Frohnau und Gartow abgehört wurde. Dort konnten seinerzeit bis zu 20.000 Fernsprechverbindungen gleichzeitig erfasst werden.
Der Bahnhof Rhinow lag an der 2003 stillgelegten Bahnstrecke Neustadt (Dosse)–Rathenow.
Persönlichkeiten
Otto Lilienthal (1848–1896), Luftfahrtpionier, ließ sich 1893 in Rhinow nieder, um hier die Werkstatt für seine Gleiter einzurichten. Anfangs flog er auch in den Rhinower Bergen, wechselte dann aber auf den Gollenberg.
Otto Schulze (1869–1930), Landschaftsarchitekt, in Kietz geboren
Jens Schöne (* 1970), Zeithistoriker und Autor, ging in Rhinow zur Schule
Siehe auch
Liste der Städte in Brandenburg
Literatur
Köhler, Emil: Chronik der Stadt Rhinow. Rathenow 1891.
Historischer Führer-Stätten und Denkmale der Geschichte in den Bezirken Potsdam, Frankfurt (Oder), Urania-Verlag Leipzig-Jena-Berlin 1987, ISBN 3-332-00089-6.
Weblinks
Commons: Rhinow– Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Almut Andreae, Udo Geiseler (Hrsg.):Die Herrenhäuser des Havellandes. Eine Dokumentation ihrer Geschichte bis in die Gegenwart. 2. Online-Ressource Auflage. Stölln. Lukas Verlag für Kunst- u. Geistesgeschichte, Berlin 2010, ISBN 978-3-86732-998-9, S.292 (google.de[abgerufen am 28.Mai 2022]).
Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel) . 1904. In: "Der Gotha". Fünfter Jahrgang. Auflage. Adelige Häuser nach alphabetischer Ordnung. H, von der Hagen. Stamm C. I. Linie. 1. Ast. Justus Perthes, Gotha 2.November 1903, S.297–301 (uni-duesseldorf.de[abgerufen am 28.Mai 2022]).
Johann Gottfried Dienemann:Ahnen-Tafel Herrn Thomas Philipp von der Hagen. In: Johann Erdmann Hasse (Hrsg.): Nachrichten vom Johanniterorden, insbesondere von dessen Herrenmeisterthum in der Mark, Sachsen, Pommern und Wendland, wie auch von der Wahl und Investitur des jetzigen Herrenmeisters, Prinzen August Ferdinands in Preussen Königl. Hoheit, nebst einer Beschreibung der in den Jahren 1736, 1737, 1762 und 1764 gehaltenen Ritterschläge. No. XLV. George Ludewig Winter, Berlin 1767, S.309 (google.de[abgerufen am 28.Mai 2022]).
Geographische Schriften. 1788. In: Neue Sammlung geographisch-historisch-statistischer Schriften. Siebenter Tehil. I. Mark Brandenburg. Die Mittelmark, (1) Rhinow. Joh. Gottlieb Mizler, Weissenburg, Schwabach 1788, S.149–150 (google.de[abgerufen am 28.Mai 2022]).
P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell:General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-BuchhandlungR. Stricker, Berlin 1879, S.94–95, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de[abgerufen am 28.Mai 2022]).
Hans Friedrich von Ehrenkrook, Elsa von Bethmann geb. von Werner, Wilhelm von Blaschek, Friedrich Wilhelm Euler:Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel/ vor 1400 nobilitiert). 1953. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA, von 1951 bis 2014; Nachfolge im GGH. BandI, Nr.5. C. A. Starke, 1953, ISSN0435-2408, S.106–107 (d-nb.info[abgerufen am 28.Mai 2022]).
Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe:Niekammer’s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbücher. Mit Unterstützung von Staats-und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin, sowie der Kreislandbünde. 4. Auflage. Band VII: Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg, Letzte Ausgabe-Paul Niekammer-Reihe. Verlag Niekammer’s Adreßbücher, Leipzig 1929, S.141 (martin-opitz-bibliothek.de[abgerufen am 28.Mai 2022] Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20ha aufwärts).
Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
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