Pollitz, ein durch Gutsbildung verändertes Straßendorf mit Kirche, liegt im äußersten Norden von Sachsen-Anhalt in der Altmark am Aland, wenige Kilometer vor dessen Mündung in die Elbe bei Schnackenburg. Die Aland-Elbe-Niederung im Norden des Dorfes ist Naturschutzgebiet und EU-Vogelschutzgebiet.[3][4]
Der Ortsteil Pollitz besteht aus Pollitz und der kleineren Ansiedlung Kahlenberge-Ziegelei,[5] die aus den Wohnplätze Kahlenberge und Ziegelei besteht.[3]
Geschichte
Die Ortsmitte von Pollitz (1950er Jahre)
Pollitz wurde ursprünglich von Wenden als Rundlingsdorf angelegt,[6] was im Rosenwinkel im Osten des Dorfes noch gut zu erkennen ist.[3]
Der Ort wurde erstmals 1319 als Polnitz erwähnt, als Waldemar, Markgraf der Mark Brandenburg, den Ort dem Kloster Amelungsborn östlich des Voglers schenkte.[7][4]
Der heutige Dorf ging aus zwei Orten hervor. Neben dem wendischen Pollitz gab es das deutsche Fiefhufen.[8]
Weitere Nennungen sind 1405 an de kerke to Polnicze, 1541 Polnitze, 1551 Palisse und 1687 Pollitze.[4] Heinrich Christoph Steinhart schrieb 1802, dass das Dorf auf alten Landkarten Bölzgüssen heißt.[9]
Archäologie
Im Ostteil der älteren Dorflage, unmittelbar südlich des aus dem Dorf nach Osten führenden Weges lag westlich des Schaugrabens der „Burggraben im Winkel“, der das Grundstück des Altsitzers Timm umfloss. Dieser Graben war 1951 nur noch undeutlich erkennbar.[10]
Nordöstlich des Dorfes liegt die Wüstung Ganseburg.
Der Chronist Beckmann berichtete, dass im Jahre 1709 auf dem „Wenden Kirchhof“ zwischen den Dörfern „Brossen, Wantzer und Pollitz“ viele Urnen ausgegraben wurden.[11] 1842 wurde von einem Weidefleck zwischen Pollitz und Groß Wanzer berichtet, der „von Alters her Wendenkirchhof“ heißt, weil dort Graburnen gefunden worden waren.[12]
Westlich von Kahlenberge sind die Reste einer Niederungsburg als Bodendenkmal geschützt.
Siehe auch: Liste der Bodendenkmale in Aland (Altmark)
Andere Erstwähnungen
Manche Autoren meinen, die erste Erwähnung des Ortes sei aus dem Jahr 1208.[13] Die Erwähnung von Deutsch im Jahre 1208 als Duceke bezieht sich auf das benachbarte Dorf Deutsch.[14]
Der Historiker Peter P. Rohrlach gibt an, dass eine Erwähnung von Pölnitz im Jahr 1130 nicht zu belegen ist,[4] die einige Autoren aufführen.[6][8]
Folgt man der Dorfchronik, wurde Pollitz 1310 erstmals erwähnt.[15][16][17][18]
Der Historiker Peter P. Rohrlach weist darauf hin, dass die Behauptung, es habe ursprünglich Wendisch- und Deutsch Pollitz gegeben, aus den vorhandenen Quellenbelegen nicht bestätigt werden kann. Außerdem war Fiefhufen kein selbständiges Dorf, sondern es war Hennigs Holz von „viff huffen auer den Alandt“, gepachtet vom Schulzen der von Jagow.[4]
Herkunft des Ortsnamens
Der Name Pollitz ist slawischen Ursprungs und bedeutet „Feldtal“. Die Silbe „pole, polje“ bedeutet „Feld“, „nize, neiz“ steht für „Tal“, übersetzt also „Feldtal“.[19][8]
Eingemeindungen
Ehemaliges Kaufhaus
Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Pollitz aus dem Landkreis Osterburg mit der Landgemeinde Pollitz vereinigt.[20] Gleichzeitig wurde der Gutsbezirk Scharpenhufe[21] mit der Landgemeinde Pollitz vereinigt (mit den Wohnplätzen Ganseburg, Nattewisch, Ziegelei), mit Ausnahme der Kolonie Dosse, die zur Landgemeinde Groß Garz kam.[22]
Am 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde Pollitz vom Landkreis Osterburg in den Kreis Seehausen umgegliedert. Am 2. Juli 1965 kam die Gemeinde zum Kreis Osterburg. Am 1. Juli 1994 kam sie schließlich zum Landkreis Stendal.[23]
Bis zum 31. Dezember 2009 war Pollitz eine selbständige Gemeinde mit dem Ortsteil Pollitz und den Wohnplätzen Kahlenberge und Ziegelei sowie dem Ortsteil Scharpenhufe mit dem Wohnplatz Nattewisch.
Durch einen Gebietsänderungsvertrag haben die Gemeinderäte der Gemeinden Aulosen (am 23. Juni 2009), Krüden (am 17. Juni 2009), Pollitz (am 19. Juni 2009) und Wanzer (am 9. Juni 2009) beschlossen, dass ihre Gemeinden aufgelöst und zu einer neuen Gemeinde mit dem Namen Aland vereinigt werden. Dieser Vertrag wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und trat am 1. Januar 2010 in Kraft.[24]
Zur früheren Landgemeinde Pollitz gehörten:
das Dorf Pollitz
Vor Pollitz52.9572711.6374819 (Menzendorfshof),[25] ein Ackerhof, 1,5 Kilometer südwestlich des Dorfes
Neuhof52.9607211.6332919 (Wellenhof)[25], ein früheres Gut, einen Kilometer südwestlich des Dorfes
Ab 1928 kamen vom früheren Gutsbezirk Pollitz dazu:
das Rittergut Pollitz im Norden Dorfes Pollitz
die Försterei Övellgünne52.9858511.6116819[26] auch Vorwerk oder Gut Oevelgünne genannt, knapp zwei Kilometer nördlich des Gutes
Die evangelische Kirchengemeinde Pollitz, die früher zur Pfarrei Groß Wanzer gehörte,[29] ist heute ein Teil des Kirchengemeindeverbandes Beuster-Aland im Pfarrbereich Beuster des Kirchenkreises Stendal im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[30]
Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Pollitz stammen aus dem Jahre 1766.[31]
Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Anna in Stendal im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[32]
Politik
Der letzte Bürgermeister der Gemeinde Pollitz war Wolfgang Bolte.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Dorfkirche PollitzGrabstätte der Familie von Jagow auf dem Friedhof
Gebäude
Dorfkirche Pollitz
ehemaliges Rittergut Pollitz
Ortsfriedhof im Südwesten des Dorfes
Siehe auch: Abschnitt Pollitz in der Liste der Kulturdenkmale in Aland
Vereine
Im Vereinsregister des Amtsgerichts Stendal sind verzeichnet:
Angelsportverein Pollitz und Umgebung e.V.
Förder- und Heimatverein für die Orte Pollitz und Scharpenhufe e.V.
Peter P. Rohrlach:Historisches Ortslexikon für die Altmark (Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil XII) – Band 2 – L–Z. In: Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs. BWV Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S.1687ff.
Wilhelm Zahn:Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, DNB578458357, OCLC614308966, S.176.
J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes:Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC1071081004, S.380, 112. Pollitz (Online bei google books).
Peter P. Rohrlach:Historisches Ortslexikon für die Altmark (=Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S.1687–1691, doi:10.35998/9783830522355.
Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (=Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr.2013). Halle (Saale) Mai 2013, S.111 (destatis.de[PDF; 1,6MB; abgerufen am 24.August 2019]).
Wilhelm Zahn:Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, DNB578458357, OCLC614308966, S.176.
Adolph Friedrich Riedel:Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 2. Band1. Berlin 1843, S.433 (Digitalisat).
Ernst Haetge:Der Kreis Osterburg (=Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band4). Hopfer, Burg bei Magdeburg 1938, DNB361451652, S.259–261.
Paul Grimm:Handbuch der vor- und frühgeschichtlichen Wall- und Wehranlagen. Die vor- und frühgeschichtlichen Burgwälle der Bezirke Halle und Magdeburg (=Schriften der Sektion für Vor- und Frühgeschichte. Band6). 1958, ZDB-ID1410760-0, S.391, Nr. 1080.
Johann Christoph Becmann, Bernhard Ludwig Beckmann:Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg. Band1. Berlin 1751, 1. Teil, II. Kapitel, Spalte 78 (uni-potsdam.de).
J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes:Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC1071081004, S.380, 112. Pollitz (Online bei google books).
Hermann Krabbo:Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus askanischem Hause. Hrsg.: Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. 1. Lieferung. Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S.111, Nr. 536 (uni-potsdam.de).
Wieso viele Autoren angeben, Oelrichs datiere die Urkunde des Markgrafen Waldemar auf 1310, ist aus seiner Urkunden-Abschrift nicht zu erkennen. Oelrichs schreibt am Ende der Urkunde nur „Datum ut supra“.
nach Ernst Haetge: Heinrich Sültmann:Die Ortsnamen im Kreise Osterburg. Osterburg 1937, DNB576599174.
Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.):Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID3766-7, S.213.
Gemeindelexikon für die Provinz Sachsen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlich Preußischen Statistischen Landesamte. In: Königliches Preußisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Heft 7, 1909, DNB365941735, ZDB-ID1046036-6, S.103 (Nr. 178).
Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.):Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID3766-7, S.214.
Statistisches Bundesamt (Hrsg.):Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S.344,347.
Landkreis Stendal:Gebietsänderungsvertrag zwischen den Gemeinden Aulosen, Krüden, Pollitz und Wanzer. In: Landkreis Stendal (Hrsg.): Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr.17, 12.August 2009, ZDB-ID2665593-7, S.204–207 (landkreis-stendal.de[PDF; 7,0MB; abgerufen am 20.Dezember 2020]).
Gemeindelexikon für die Provinz Sachsen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlich Preußischen Statistischen Landesamte. In: Königliches Preußisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Heft 7, 1909, DNB365941735, ZDB-ID1046036-6, S.100 (Nr. 101).
Gemeindelexikon für die Provinz Sachsen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlich Preußischen Statistischen Landesamte. In: Königliches Preußisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Heft 7, 1909, DNB365941735, ZDB-ID1046036-6, S.102 (Nr. 171).
Andreas Puls:Orte verlieren 122 Einwohner in 12 Monaten. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Osterburg. 21.Februar 2013 (volksstimme.de[abgerufen am 10.Juni 2019]).
Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID551010-7, S.107 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
Ernst Machholz:Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID504809-6, S.16 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
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