Gottow ist ein Ortsteil der Gemeinde Nuthe-Urstromtal im Landkreis Teltow-Fläming in Brandenburg.
Gottow Gemeinde Nuthe-Urstromtal 52.09172513.262678 | |
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Fläche: | 5,6 km² |
Einwohner: | 305 (2020)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 54 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 6. Dezember 1993 |
Postleitzahl: | 14947 |
Vorwahl: | 033731 |
![]() Luppe am Hammerfließ |
Gottow liegt südwestlich des Gemeindezentrums und ist im Wesentlichen von weiteren Ortsteilen der Gemeinde umgeben. Im Norden ist dies Schöneweide, gefolgt – im Uhrzeigersinn – von Schönefeld, Dümde, Stülpe, Jänickendorf, der Stadt Luckenwalde sowie dem Ortsteil Woltersdorf. Der überwiegende Teil der Gemarkung ist bewaldet oder wird landwirtschaftlich genutzt. Das Hammerfließ und der Flotte Graben fließen in nordwestlicher bzw. nordöstlicher Richtung durch den Ort. Zum Ortsteil gehört der westlich gelegene Wohnplatz Moldenhütten, auch Moldauershütten vormals genannt. Er wird vom Lausebach und Eiserbach in Süd-Nord-Richtung durchquert. Seit frühester Zeit gehört der Unterhammer[2] ebenso zu Gottow.
Die von Slawen gegründete Siedlung wurde 1160 erstmals als coti und gocd (für slawisch Wald bzw. Waldaue) urkundlich erwähnt, als sie im Besitz der Bischöfe von Brandenburg an der Havel war. Dort verblieb sie bis in das Jahr 1173. Sie war Grenzfeste am Bischofsweg von Baruth/Mark nach Zossen. Unter der Leitung der Zisterziensermönche aus dem Kloster Zinna in Jüterbog, die den Ort 1397 übernahmen, entstand 1421 ein Eisenwerk. Aus dem Jahr 1506 ist die Existenz einer Mahlmühle am Hammerfließ überliefert, die 1538 Hans Kohlhase überfallen haben soll. 1547 errichteten die Brandenburger Herrscher am Hammerfließ einen Grenzzaun, Landwehr genannt. Eine Zollstation entstand, die den Warenfluss zwischen dem Erzbistum Magdeburg im Westen, dem Kurfürstentum Brandenburg im Norden und dem Kurfürstentum Sachsen im Osten regeln sollte. Im Dreißigjährigen Krieg fiel der Hammer bis auf eine Wassermühle nahezu wüst.
Im 18. Jahrhundert entdeckten Geologen in der Region Erz. Später führt dazu eine amtliche schriftliche Quelle aus, „der Gottower Eisenstein ist der beste“.[3] In Folge der Entdeckung gründete sich 1753 die Königlich Preußische Eisenhütte Gottow, die am 1. Mai 1754 mit dem ersten Hochofen den Betrieb auf dem Hammer aufnahm. Die Mahlmühle wurde dabei umgebaut und produzierte aus Raseneisenstein das begehrte Material. Aus diesem wurden unter anderem Waffen für den Siebenjährigen Krieg produziert. Dieser wurde 1757 von österreichischen Truppen zerstört, aber bereits 1760 wiederaufgebaut. 1764 kam ein Betrieb hinzu, der Zain herstellte. 1765 kam es über die Qualität der Gottower Kugeln zu einem eher taktisch gesprägten Streit zwischen verschiedenen Offizieren. Ein Minister v. Hagen erklärte, „das Gottow’sche Eisen sei so schlecht gewesen, dass erst durch ein zweites Schmelzen zum Munitionsguß brauchbar gemacht worden könne“.[4] Ein Major v. Holzendorff relativierte dies dann, die Hälfte der aus brandenburgischer Produktion sei unbrauchbar. 1775 bauten Handwerker eine Pechhütte. Im Jahre 1788 wird ein Gottowschen Teich[5] genannt, der vom Dümder Fließ gespeist dem Hüttenwerk dient. 1817 wird für die Kurmark insgesamt eine unbedeutende Eisenfabrikation festgestellt, dennoch liegen die Daten für das Werk in Gottow vor, 1,643 Zentner Stabeisen.[6] Ab 1818 wurde Kupfer hergestellt. 1835 stand der Ort in wirtschaftlicher Blüte; 295 Einwohner lebten im Ort. Gottow wurde zum Sitz eines königlichen Hüttenamtes sowie des Hütten-Amts-Gerichts des Regierungsbezirks Potsdams. An deren Spitze stand zu jener Zeit der Königlich Preußische Hüttenfaktor (Bergrat), Theodor Roeder. Er war vermählt mit Johanna Bliewert, deren vier gemeinsame Kinder sämtlich in Gottow geboren wurden.[7] 1831 stand das Eisenhütten- und Kupferhammer-Werk Gottow für 19.537 Reichsthaler, der Unterhammer zu 5.234 Reichsthaler zum Verkauf, ausgeschrieben über das Königlich-Preußische Land- und Stadtgericht (Luckenwalde).[8] Aus dem Jahr 1837 sind zwei Webstühle und eine Windmühle überliefert. Etwa zeitgleich wird für Gottow in einem Sachbericht der Begriff Kugelgießerei verwendet.[9] Mitte des 19. Jahrhunderts übersiedelte der über die Vorfahren ursprünglich aus der Altmark stammende Berliner Ärztesohn und Unternehmer Wilhelm Schwechten nach Gottow und betrieb das Hüttenwerk, da noch der Familie seiner ersten Frau Clara Poesch gehörig,[10] als Fabrik.[11] Schwechten heiratete in zweiter Ehe die adelige Gertrud von Hertzberg, deren Bruder Richard Ferdinand von Hertzberg wiederum, seines Zeichens Kgl. Preuß. Rechnungsrat und Leutnant a. D. auch in Gottow lebte.[12]
Anfang des 20. Jahrhunderts setzte die Modernisierung ein, Gottow bekam neben der längst bestehenden Lehrerstelle eine eigene neue Schule um 1912.[13] Und zehn Jahre später folgte wohl die durchgehende Elektrifizierung des Ortes.[14] Neben Joh. Schwechten gab es laut dem 1929 letztmals veröffentlichten Landwirtschaftlichen Adressbuch der Provinz Brandenburg noch zwei weitere nennenswerte landwirtschaftliche Betriebe. Aufgeführt sind Theod. Antonius mit 22 ha und Friedrich Liesig mit 21 ha.[15] Gottow war zu allen Zeiten eingekircht in Schöneweide.[16]
Im Zweiten Weltkrieg wurde im Zuge des deutschen Uranprojektes westlich der Heeresversuchsanstalt Kummersdorf die Chemisch-physikalische- und Atom-Versuchsstelle Gottow der Wehrmacht eingerichtet; im regionalen Sprachgebrauch Vers. Gottow genannt.[17] Die Anlage wurde nach dem Ende des Krieges weitgehend demontiert.
Gottow wurde am 6. Dezember 1993 in die neue Gemeinde Nuthe-Urstromtal eingegliedert.[18]
Neben der Landwirtschaft und einigen Handwerksbetrieben, z. B. ein Ofenbauer, existieren touristische Angebote.
Der Ortsvorsteher ist Ulf Neugebauer.
Die Landstraße Am Hammerfließ führt in West-Ost-Richtung durch die Gemarkung und verbindet den Ort mit Luckenwalde und Schönefeld. Nach Norden bindet die Dorfstraße den Ort mit Scharfenbrück an. Die Verkehrsgesellschaft Teltow-Fläming bindet den Ortsteil mit den Linien 752 und 770 nach Luckenwalde, Stülpe und Zossen an.
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