Gartow ist ein Flecken im Landkreis Lüchow-Dannenberg in Niedersachsen. Der Flecken ist Mitgliedsgemeinde und Sitz der Samtgemeinde Gartow.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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53.02388888888911.457517 | |
Basisdaten | ||
Bundesland: | Niedersachsen | |
Landkreis: | Lüchow-Dannenberg | |
Samtgemeinde: | Gartow | |
Höhe: | 17 m ü. NHN | |
Fläche: | 28,41 km2 | |
Einwohner: | 1477 (31. Dez. 2021)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 52 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 29471 | |
Vorwahl: | 05846 | |
Kfz-Kennzeichen: | DAN | |
Gemeindeschlüssel: | 03 3 54 005 | |
LOCODE: | DE 75W | |
Fleckengliederung: | 3 Ortsteile | |
Adresse der Fleckenverwaltung: |
Springstraße 14 29471 Gartow | |
Website: | www.gartow.de | |
Bürgermeister: | Magda Geldmacher (UWG) | |
Lage des Fleckens Gartow im Landkreis Lüchow-Dannenberg | ||
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Es besteht auch ein gleichnamiges gemeindefreies Gebiet nahe dem Flecken Gartow.
Gartow liegt in der historischen Landschaft Wendland am westlichen Ufer der Seege, eines linken Elbzuflusses, der sich nördlich von Gartow zu einem in den 1970er Jahren künstlich aufgestauten See ausweitet. Der Ort befindet sich im Gebiet der Gartower Elbmarsch innerhalb der Niedersächsischen Elbtalaue. Südwestlich dehnt sich ein großes Kiefernwaldgebiet, die Gartower Tannen, aus. Die höchste Erhebung, die Hahnenberge, beträgt 32 m.
Durch den Ort führt die B 493 zwischen Lüchow und Schnackenburg.
Der Flecken setzt sich aus den drei Ortsteilen
Ältere Geschichte
Schon in der jüngeren Steinzeit (4000–2000 v. Chr.) haben Menschen im Gartower Raum gesiedelt, worauf aufgefundene Steinbeile und Steinäxte hinweisen. Weitere Funde aus der Bronzezeit und Eisenzeit belegen eine über Jahrtausende andauernde Siedlungstätigkeit.
Um 800 geriet das Gartower Gebiet in kriegerische Auseinandersetzung zwischen Franken, Slawen und Sachsen und wurde dann vom Frankenkaiser Karl dem Großen unterworfen.
Im frühen Mittelalter wohnten hier Deutsche und aus dem Osten zugewanderte Wenden friedlich miteinander.
Schloss und Gut Gartow
Obwohl die Stadt Schnackenburg als Zollstätte eine größere Bedeutung als Gartow erlangte, befand sich vermutlich schon seit 1225 in Gartow eine Sperrburg gegen slawische Bestrebungen, hier Einfluss zu nehmen. In diesem Jahr wurde auch erstmals urkundlich ein Conrad von Gartow erwähnt. Die Herren von Gartow waren mit etlichen Besitzungen begütert, die im engeren und weiteren Umkreis von Gartow lagen. Die ehemalige Burg Gartow bestand aus Vor- und Hauptburg und war mit einem Wassergraben umgeben.
Damals lag Gartow mit mehreren umliegenden Orten im Einflussbereich der Mark Brandenburg und wurde zur Altmark gerechnet. Auch das Fürstentum Lüneburg erhob Anspruch auf dieses Gebiet. 1360 wurde Gartow an den Johanniterorden verkauft, der hier bis spätestens 1371 die Kommende Gartow einrichtete. Als der Orden 1438 Gartow an die Dannenberger Ritter von Bülow und die von der Schulenburg verkaufte, machte Brandenburg erneut Ansprüche geltend. Mehr als ein Jahrhundert lang gelang es den von Bülows, die einander widerstreitenden Lehnsinteressen des welfischen und askanischen Fürstenhauses zu ihren eigenen Gunsten zu nutzen und durch geschickte Kauf- und Pfandpolitik ihr Besitztum abzurunden. Das heutige Gartower Ortswappen ist vom Bülow’schen Familienwappen abgeleitet.
Andreas Gottlieb von Bernstorff kaufte 1694 den stark verfallenen und vernachlässigten Bülowschen Besitz, nachdem er als Minister des Braunschweigisch-Lüneburgischen Fürsten den Verzicht des Hauses Brandenburg auf jegliche Ansprüche durchgesetzt hatte. Er führte den Ort Gartow zu wirtschaftlicher Blüte und damit den ganzen umgebenden ländlichen Raum, der sich zunehmend mehr nach Gartow orientierte.
1721 und 1764 wurde Gartow von Großbränden heimgesucht. Nach dem ersten Großbrand 1721 wurde Gartow völlig umgestaltet. 1724 wurde die St.-Georg-Kirche im Barockstil gebaut, 1710 bis 1727 das Gartower Schloss neu aufgebaut.
Verwaltungspolitisch konnte von Bernstorff 1720 die Schaffung eines so genannten „Geschlossenen Adeligen Gerichts Gartow“ erreichen. Die Verwaltung und Rechtsprechung über Gartow und 24 Dörfer erfolgte von Gartow aus, wo die Familie von Bernstorff den Landesgesetzen gemäß alle Verwaltungsaufgaben erledigen ließ. Zuvor wurden die Dörfer Holtorf, Kapern und Gummern an das Kurfürstentum Hannover abgetreten und der Verwaltung des „Geschlossenen Gerichts Gartow“ unterstellt.
Im Gefolge politischer Entscheidungen wurde 1850 die Trennung von Verwaltung und Justiz vorgenommen und gleichzeitig eine neue Amtsordnung verkündet, wonach alle bisherigen adeligen Gerichte aufgelöst werden mussten, also auch das von Gartow. Am 15. Juli 1850 wurde ein neues Amt Gartow gegründet. Das ehemalige Amt Schnackenburg hatte aufgehört zu existieren.
Mit dieser Veränderung verschlechterten sich die Einflussmöglichkeiten der Familie Bernstorff erheblich. Hinzu kam noch die seit 1831 gesetzlich betriebene Loslösung von Verpflichtungen gegenüber dem Haus Gartow. Als Einnahmequelle verblieb nur die eigene Land- und Forstwirtschaft. Der Besitz, eines der größten Waldgüter Niedersachsens, wird bis heute von den Grafen Bernstorff bewirtschaftet. Fried Graf von Bernstorff ist Betriebswirt. Er ist, wie schon sein Vater Andreas Graf von Bernstorff, Gegner des geplanten Atommüllendlagers in Gorleben.[3]
Jüngere Geschichte
Das Amt Gartow wurde im Zuge weiterer Verwaltungsreformen 1872 in das Amt Lüchow, welches später in Kreis Lüchow umbenannt wurde, integriert und bestand nun endgültig nicht mehr. Von 1945 bis 1989 gehörte der Raum Gartow zum Zonenrandgebiet. Im Zuge der Verwaltungs- und Gebietsreform 1972 wurde die Samtgemeinde Gartow mit Sitz in Gartow gebildet.
Im Jahre 1974 begannen die Bauarbeiten für den Seegedeich Gartow-Nienwalde; die dafür erforderliche Erde stammt zum größten Teil aus der Seegeniederung zwischen Gartow und Restorf. Dort entstand durch Aufstauen der Seege der 67 ha große Gartower See.
Heute beträgt die Fläche des Fleckens Gartow 28,41 km², auf der ca. 1.500 Einwohner leben.
Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Gartow hat mit den benachbarten Kirchen- und Kapellengemeinden Meetschow, Vietze, Holtorf, Kapern, Restorf und Schnackenburg ein gemeinsames Pfarramt. Sie haben sich im Kirchspiel an Elbe und Seege zusammengeschlossen.[4] Der Pfarrer Eckhard Kruse ist Beauftragter für Endlagerfragen der Landeskirche Hannover.[5] Die Grafen von Bernstorff sind weiterhin Patron der Kirchengemeinde Gartow und der Kirchen zu Prezelle, Restorf und Trebel.[6]
Am 1. Juli 1972 wurden die Gemeinden Laasche und Nienwalde eingegliedert.[7]
Alte Bezeichnungen des Ortes sind 1255 Garttowe, 1319 Gartowe, 1364 Ghartow und um 1462 Gartow. Es gibt Annahmen, dass der Ortsname slawischer Herkunft ist, identisch mit dem polnischen Ortsnamen Chartowo (dieser geht auf die Hunderasse Windhund zurück, „chart“ heißt „Windhund“). Wahrscheinlich jedoch geht Gartow auf den Gewässernamen Garte zurück.[8]
Der Flecken Gartow gehört zum Landtagswahlkreis 48 Elbe und zum Bundestagswahlkreis 38 Lüchow-Dannenberg – Lüneburg.[9][10]
Der Rat des Fleckens Gartow setzt sich aus elf Mitgliedern zusammen. Die Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt.
Bei der Kommunalwahl 2021 ergab sich folgende Sitzverteilung:[11]
Rat 2021 2
1
4
4
2 1 4 4
Insgesamt 11 Sitze
|
Wahljahr | CDU | UWG | SPD | Grüne | Gesamt |
2016[12] | 5 | 3 | 2 | 1 | 11 Sitze |
2011 | 5 | 4 | 2 | - | 11 Sitze |
Bürgermeister des Fleckens Gartow ist seit dem 15. November 2011 Ulrich von Mirbach (UWG).
In der Liste der Baudenkmale in Gartow stehen die Baudenkmale Gartows. Das größte Baudenkmal des Ortes bildet dabei die Hauptstraße.
Die St.-Georg-Kirche wurde 1724 im Barockstil gebaut, nachdem der gotische Vorgängerbau abgebrannt war. Das Innere besticht durch seine barock-protestantische Harmonie. Der erhöhte Chor im Osten mit einem Kanzelaltar und umlaufenden Emporen ist in Weiß und Gold gehalten.[13]
Von Bedeutung ist die Orgel in der Kirche, gebaut 1740 von Johann Matthias Hagelstein. Hagelstein hat in Gartow sein einziges Instrument erbaut. Die Orgel ist im Originalzustand erhalten und hat einen sehr eigentümlichen Klang, der anlässlich der Restaurierung durch die Firma Hillebrand im Jahre 1991 weitestgehend auf einen belegbaren Ursprungszustand zurückgeführt werden konnte.
In Höhbeck bei Gartow befand sich die Rundfunk- und Richtfunkübertragungsstelle Sender Gartow, die auch als Funkübertragungsstelle Höhbeck bezeichnet wurde. Diese Anlage verfügte über zwei Antennenträger von 324 m und 344 m Höhe. Am 20. August 2009 wurde der kleinere Sendemast, Gartow 1, gesprengt. Der Sendemast Gartow 2 ist weiterhin in Betrieb. Während der Zweiteilung Deutschlands wurden über die 133 km lange Richtfunkstrecke nach Berlin-Frohnau nahezu die Hälfte aller Telefonverbindungen zwischen der Bundesrepublik und West-Berlin abgewickelt.
Gartow war früher ein Luftkurort. Als Anziehungspunkt für Touristen verfügt Gartow neben Camping- und Wassersportmöglichkeiten am Gartower See und seiner Lage im Biosphärenreservat Elbtalaue mit der Wendlandtherme auch über ein größeres Freizeithallen- und Erlebnisbad mit Thermalsole-Becken.
Jährlich werden in der Samtgemeinde Gartow ca. 175.000 Übernachtungen registriert.
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