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Charlottenburg-Nord ( anhören?/i) ist ein Ortsteil im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin, der hauptsächlich aus Wohngebieten und Kleingartenanlagen besteht. Hier befinden sich auch der Charlottenburger Teil der Großsiedlung Siemensstadt, der Volkspark Jungfernheide und die Gedenkstätte Plötzensee.


Geografie



Geografische Lage


Charlottenburg-Nord liegt östlich der Havel und nördlich der Spree in dem von beiden Flüssen gebildeten Winkel im Berliner Urstromtal.


Ausdehnung des Ortsteilgebiets


Charlottenburg-Nord liegt zwischen Hohenzollernkanal im Norden und Osten, Westhafenkanal (Autobahn-Stadtring, Ringbahn) und Spree im Süden. In diesem Gebiet befinden sich der Volkspark Jungfernheide, die Wohnsiedlungen Charlottenburg-Nord und Paul-Hertz-Siedlung, sowie die Ortslage Plötzensee mit der gleichnamigen Justizvollzugsanstalt.


Nachbarortsteile


Übersichtskarte von Charlottenburg-Nord mit den Ortslagen und Nachbarortsteilen
Übersichtskarte von Charlottenburg-Nord mit den Ortslagen und Nachbarortsteilen

Der Ortsteil Charlottenburg-Nord grenzt


Ortslagen



Geschichte


Der Ortsteil wurde mit Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung vom 30. September 2004 geschaffen.

Als Siedlungsgebiet entstand der Bereich praktisch erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Zuvor bildete er eine Fortsetzung der Jungfernheide mit Kleingartenanlagen. Am westlichen und nördlichen Rand befanden sich bereits Ausläufer der Werkssiedlungen zur Siemensstadt, deren weitere Ausdehnung zwar lange geplant, bisher aber nicht realisiert worden war. In der östlichen Spitze war schon in den 1870er Jahren der Gefängniskomplex gebaut worden. Ansonsten gab es nur einige untergeordnete Gewerbegrundstücke. Durch die Spree und die Kanäle war das Gebiet wie eine Halbinsel vom Stadtgebiet abgetrennt und nur schlecht zu erreichen. Der feuchte Baugrund im Spreetal erschwerte eine Nutzung.

Im Jahr 1953 erfolgte die Erschließung durch den Bau der Hauptverkehrsstraßen Siemensdamm, Kurt-Schumacher-Damm und Goerdelerdamm. Danach begann der Bau der Siedlungen, um neuen Wohnraum für das kriegszerstörte Berlin zu schaffen.


Bevölkerung


Jahr Einwohner
200717.301
201017.678
201117.942
201218.317
201318.579
201418.758
201519.137
Jahr Einwohner
201619.725
201719.472
201819.502
201919.597
202019.422
202119.172

Quelle: Statistischer Bericht A I 5. Einwohnerinnen und Einwohner im Land Berlin am 31. Dezember. Grunddaten. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (jeweilige Jahre)[1]


Sehenswürdigkeiten und Kultur


Gedenkstätte Plötzensee
Gedenkstätte Plötzensee

Bauwerke



Wohngroßsiedlung Siemensstadt

Die im Ortsteil westlich vom Goebelplatz liegende Großsiedlung Siemensstadt („Ringsiedlung“) wurde zwischen 1929 und 1931 unter der Gesamtplanung von Hans Scharoun errichtet.


Wohnsiedlung Charlottenburg-Nord

Östlich anschließend entstand von 1956 bis 1961 die zweite Erweiterung der historischen Siemensstadt mit annähernd 4000 Wohnungen für 12.000 Menschen. An der Planung war erneut Hans Scharoun maßgeblich beteiligt. Bauträger waren im Wesentlichen die Wohnungsbaugesellschaften GSW (westlich des Halemwegs) und Gewobag (östlich des Halemwegs).


Paul-Hertz-Siedlung

Die wiederum östlich anschließende Paul-Hertz-Siedlung wurde mit fast 2700 Wohnungen zwischen 1961 und 1965 nach Planungen von Wils Ebert, Werner Weber und Fritz Gaulke für die Wohnungsbaugesellschaft GEWOBAG errichtet.


Speerplatte

Die Speerplatte (52° 32′ 41″ N, 13° 18′ 36″ O, benannt nach dem NS-Rüstungsminister Albert Speer) war eine ab 1939 errichtete, 90.000 m² große Betonplatte, die dem Fuhrpark der ehemaligen Transportstandarte Speer des NSKK (Nationalsozialistisches Kraftfahrkorps) als Abstellfläche diente. Auf dem Gelände am heutigen Friedrich-Olbricht-Damm wurden Kasernen und Bunkerbauten errichtet (Architekt: Carl Christoph Lörcher).[2] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Areal als Lagerplatz (Senatsreserve) für 200.000 Tonnen Kohlen genutzt; in den Kasernenbauten befanden sich eine Schule, eine Kindertagesstätte, das bezirkliche Obdachlosenheim und Unterkünfte für Flüchtlinge aus dem Libanon. 1992 wurde die Betonplatte abgerissen und ein 16 Hektar großes Gewerbegebiet angelegt.


Gefängnis Plötzensee

Torhaus des Gefängnisses Plötzensee
Torhaus des Gefängnisses Plötzensee

Am Friedrich-Olbricht-Damm in der Ortslage Plötzensee befindet sich das ehemalige Strafgefängnis Plötzensee. Es wurde 1868–1872 in Rohziegelbauweise errichtet und ist eine der frühesten Berliner Gefängnisanlagen in lockerer Bebauung. Die Gesamtanlage mit Torhaus, Gefängnistrakten, Beamtenwohnhäusern, Küchenbauten und Kessel- und Maschinenhaus steht unter Denkmalschutz. Die Anstaltskirche befindet sich im oberen Stockwerk des Hauptgebäudes. Das jüdische Bethaus wurde 1939 abgerissen, einige Gebäude im Zweiten Weltkrieg zerstört.

In der Zeit des Nationalsozialismus diente das Gefängnis als politisches Straf- und Untersuchungsgefängnis und als zentrale Hinrichtungsstätte, in der rund 3000 Menschen umgebracht wurden. Die Gedenkstätte Plötzensee am Hüttigpfad erinnert an die Opfer des Nationalsozialismus.

Zwischen 1945 und 1987 war die heutige Justizvollzugsanstalt Plötzensee Jugendstrafanstalt. Nach deren Umzug in einen modernen Erweiterungsbau am Friedrich-Olbricht-Damm ist sie heute überwiegend eine Einrichtung des offenen Männervollzugs. Ebenfalls in unmittelbarer Nähe befindet sich die JVA Charlottenburg, die zunächst als Frauenhaftanstalt und seit 1998 als Anstalt des geschlossenen Männervollzugs genutzt wird.


Gedenkstätten


Namen von Straßen, Schulen usw.

Die Benennung der Straßen, Plätze, Brücken und Schulen in Charlottenburg-Nord ist ebenfalls eine Würdigung der Widerstandskämpfer; fast alle Straßen sind nach ihnen benannt. Ab 1950 (Hüttigpfad) und dann mit dem Bau der Siedlungen wurden mit einer Ausnahme (Hüttig) Regimegegner aus dem bürgerlichen, sozialdemokratischen, christlichen und adligen Umfeld geehrt.[5] Dies steht im Zusammenhang mit der nahen Hinrichtungsstätte Plötzensee, in der mehr als die Hälfte von ihnen ermordet wurden. Zuvor waren in Ost-Berlin viele Straßen nach Widerstandskämpfern mit kommunistischem Hintergrund benannt worden. Unter den Geehrten sind vier Frauen. In Charlottenburg-Nord wird an die folgenden Gegner des NS-Regimes erinnert ( = ermordet in Plötzensee): Peter Buchholz, Gustav Dahrendorf, Alfred Delp, Elisabeth Gloeden, Erich Gloeden, Carl Goerdeler, Nikolaus Groß, Max Habermann, Hans Bernd von Haeften, Werner von Haeften, Nikolaus Christoph von Halem, Ernst Heilmann, Paul Hertz, Caesar von Hofacker, Richard Hüttig, Jakob Kaiser, Johanna Kirchner, Friedrich Karl Klausing, Bernhard Letterhaus, Franz Leuninger, Bernhard Lichtenberg, Hermann Maaß,[6] Helmuth James Graf von Moltke, Friedrich Olbricht, Harald Poelchau, Johannes Popitz, Adolf Reichwein, Ernst Schneppenhorst, Kurt Schumacher, Ludwig Schwamb, Ulrich Wilhelm Graf Schwerin von Schwanenfeld, Hellmuth Stieff, Theodor Strünck, Richard Teichgräber, Maria Terwiel, Oswald Wiersich, Josef Wirmer, Erwin von Witzleben, Rudolf Wissell, Emmy Zehden.


Parks


Der Volkspark Jungfernheide wurde von 1920 bis 1926 auf 112 Hektar nach Plänen des Charlottenburger Gartendirektors Erwin Barth gestaltet. Die Arbeiten wurden hauptsächlich von Arbeitslosen im Rahmen eines Notstandsprogramm durchgeführt. Aus Geldmangel wurden 1927 die Arbeiten eingestellt, obwohl noch nicht alle Pläne realisiert waren.


Öffentliche Einrichtungen



Bildung



Grundschulen


Oberschulen


Sportstätten



Stadien und Sportplätze


Freibäder


Verkehr


U-Bahnhof Jakob-Kaiser-Platz
U-Bahnhof Jakob-Kaiser-Platz

Persönlichkeiten



Besondere Angebote


Der Pfad der Erinnerung erschließt die Gedenkregion Charlottenburg-Nord zwischen der Gedenkstätte Plötzensee und den benachbarten Kirchen, die sich dem Gedenken an den Widerstand gegen die Nazi-Diktatur widmen.[7]


Siehe auch



Literatur




Commons: Berlin-Charlottenburg-Nord – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Berlin-Charlottenburg-Nord – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen


  1. Statistischer Bericht A I 5-hj 2/21. Einwohnerinnen und Einwohner im Land Berlin am 31. Dezember 2021. Grunddaten. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Potsdam 2022, S. 24.
  2. Denkmalliste Charlottenburg
  3. Karmel Regina Martyrum
  4. Der Plötzenseer Totentanz von Alfred Hrdlicka (Memento vom 5. Dezember 2008 im Internet Archive)
  5. 1950 war der bereits existierende Heuweg vor der Hinrichtungsstätte in Hüttigpfad umbenannt worden. Mit dem 17. Juni 1953 schied die Benennung West-Berliner Straßen nach Kommunisten aus. Die neugebauten Hauptverkehrsstraßen erhielten zu ihrer Fertigstellung im November 1953 die Namen Kurt-Schumacher-Damm und Goerdelerdamm.
  6. Zwar liegt die Hermann-Maaß-Brücke 50 Meter außerhalb des Bezirks; mit einer Entfernung von 450 m zur Hinrichtungsstätte ist sie jedoch so eng benachbart wie nur wenige andere der hier betrachteten Orte und kann in diesem Zusammenhang nicht fehlen.
  7. Pfad der Erinnerung
  8. 2. Auflage: gdw-berlin.de (PDF)

На других языках


- [de] Berlin-Charlottenburg-Nord

[en] Charlottenburg-Nord

Charlottenburg-Nord (German pronunciation: [ʃaʁˈlɔtn̩bʊʁk nɔʁt], literally "Charlottenburg North") is a locality (Ortsteil) in the northern part of the Charlottenburg-Wilmersdorf borough of Berlin, Germany. It is chiefly composed of after-war housing estates, allotment gardens and commercial zones. The locality comprises the Großsiedlung Siemensstadt, part of the Berlin Modernism Housing Estates UNESCO World Heritage Site, as well as Plötzensee Prison.

[ru] Шарлоттенбург-Норд

Шарло́ттенбург-Но́рд (нем. Charlottenburg-Nord, дословно: «Шарлоттенбург-Север») — район Берлина, расположенный в округе Шарлоттенбург-Вильмерсдорф. Лежит к востоку от Хафеля и к северу от Шпрее.



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