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Berlin-Halensee ist der kleinste Ortsteil im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf, gelegen am westlichen Ende des Kurfürstendamms. Er entstand als Villen- und Mietshaussiedlung am Ende des 19. Jahrhunderts im damals noch selbstständigen Berliner Vorort Deutsch-Wilmersdorf, wobei die Entwicklung und Bebauung um 1914 im Wesentlichen abgeschlossen war.


Geografie


Übersichtskarte von Halensee
Übersichtskarte von Halensee

Lage


Halensee liegt auf der Hochfläche des Teltow im Südwesten des heutigen Berlin. Der namensgebende Halensee, der ein Teil der Grunewaldseenkette ist, liegt am Außenrand des Ortsgebietes im Ortsteil Grunewald.


Ausdehnung


Der Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) vom 30. September 2004 zur Einrichtung des Ortsteiles definiert die Grenzen wie folgt:

„Der Ortsteil wird in etwa von der Stadtbahn und Ringbahn begrenzt. Östliche Grenzachse: Cicerostraße–Hochmeisterplatz–Lehniner Platz–Damaschkestraße. […] Dem Ortsteil Halensee ist aus Gründen der baunutzungs- und siedlungsstrukturellen Sinnhaftigkeit auch der Bereich zwischen Bahngraben und Stadtring A 100 neu zugeordnet worden.“

Drucksache 02/02551 der BVV[1]

Mit diesem Beschluss der BVV wurde Halensee aus dem Ortsteil Wilmersdorf herausgelöst und zu einem eigenen Ortsteil erhoben.


Nachbarortsteile


Halensee grenzt im Osten und Norden an Charlottenburg, im Südosten an Wilmersdorf, im Süden an Schmargendorf und im Westen an Grunewald und Westend.


Geschichte


Benannt 1880 nach dem gleichnamigen See, zur damaligen Kolonie Grunewald gehörig, und angetrieben durch die Eröffnung des Ringbahnhofs Berlin-Grunewald (heute: Bahnhof Halensee) entstand der Ortsteil als Villen- und Mietshaussiedlung Ende des 19. Jahrhunderts. Der Bereich Halensee entwickelte sich rasch zu einem bevorzugten Wohnort von pensionierten Militärs, Beamten, Literaten und Rentiers. Bis zum Jahr 1914 war die Bebauung praktisch abgeschlossen.

Terrassen am Halensee (Luna-Park), 1904
Terrassen am Halensee (Luna-Park), 1904

Im Jahr 1904 eröffneten die Terrassen am Halensee, ab 1909 Luna-Park genannt, seinerzeit der größte europäische Vergnügungspark nach Vorbild von Coney Island in New York. Seine Hochzeit erlebte der Lunapark vor dem Ersten Weltkrieg. Durch Inflation ging die Besucherzahl in den darauffolgenden Jahren stark zurück, der Betrieb lief zwar weiter, jedoch war die Anlage in einem desolaten Zustand. 1929 kam es nach großer Rundumerneuerung zur Neueröffnung, jedoch konnten die Betreiber nicht an alte Erfolge anschließen und der Park wurde 1934 geschlossen. Von den Nazis als Schandfleck betrachtet, wurde das gesamte Gelände 1935 abgerissen.

In den 1920er Jahren siedelten sich in Halensee, ebenso wie im benachbarten Charlottenburg, viele russische Emigranten an. So wohnte beispielsweise Vladimir Nabokov lange Jahre in der Nestorstraße 22, wo heute eine Gedenktafel angebracht ist.

Halensee wurde zusammen mit der Stadt Wilmersdorf im Jahr 1920 nach Groß-Berlin eingemeindet.

In der Markgraf-Albrecht-Straße 11/12 befand sich seit 1923 die Synagoge „Friedenstempel“ Halensee. In der Reichspogromnacht wurden auch hier durch die Nationalsozialisten Brände gelegt. 1959 wurde der Bau abgerissen und durch Wohnbebauung ersetzt.

Erhaltene Gründerzeitbebauung am Kronprinzendamm
Erhaltene Gründerzeitbebauung am Kronprinzendamm
Gedenktafel für Rudi Dutschke
Gedenktafel für Rudi Dutschke

Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs wurde der Ortsteil stark beschädigt. Nach Kriegsende wurden viele Bombenlücken mit Bauten des Sozialen Wohnungsbaus geschlossen. Historische Bebauung aus den Vorkriegsjahren blieb erhalten im Gebiet zwischen Ringbahn und Autobahnstadtring A 100 sowie in den Seitenstraßen des Kurfürstendamms. Am Kurfürstendamm selbst sind die Blöcke zwischen Westfälischer und Joachim-Friedrich-Straße überwiegend erhalten geblieben sowie die Eckhäuser Markgraf-Albrecht- und Karlsruher Straße.

Bis 1970 befand sich in dem Haus Kurfürstendamm 140 in einer großen Berliner Wohnung das Zentrum des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) mit Versammlungsraum und Büro. In weiteren Zimmern wohnten Mitglieder des SDS. Rund 30 Meter davon entfernt fand am 11. April 1968 vor dem Grundstück Kurfürstendamm 141 das Attentat auf den Studentenführer Rudi Dutschke statt. Eine in den Gehweg eingelassene Gedenktafel erinnert heute daran.

In dem gleichen Haus, Kurfürstendamm 140–143, war in der NS-Zeit das Büro des „Reichskommissariats für die Festigung des deutschen Volkstums“, das den „Generalplan Ost“ plante, worüber eine Stele vor dem Haus informiert. Jetzt steht dort das Kurfürstendamm-Center.

Der Platz davor ist nach Agathe Lasch benannt, der ersten Germanistik-Professorin, die als Jüdin bei Riga ermordet wurde.


Bevölkerung


Jahr Einwohner
200713.912
201012.531
201112.605
201212.759
201312.932
201413.003
201514.651
Jahr Einwohner
201614.942
201715.271
201815.521
201915.627
202015.497
202115.316

Quelle: Statistischer Bericht A I 5. Einwohnerinnen und Einwohner im Land Berlin am 31. Dezember. Grunddaten. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (jeweilige Jahre)[2]


Sehenswürdigkeiten



Bauwerke


Bürohaus Kurfürstendamm 119/120 von Helmut Jahn
Bürohaus Kurfürstendamm 119/120 von Helmut Jahn
Kurfürstendamm-Center
Kurfürstendamm-Center

Sakralbauten

Hochmeisterkirche
Hochmeisterkirche

Straßen und Plätze


Eduard Winter-Haus auf dem Kurfürstendamm
Eduard Winter-Haus auf dem Kurfürstendamm

Der Kurfürstendamm teilt den Ortsteil in eine Nord- und Südhälfte. Am Henriettenplatz zweigt die Westfälische Straße ab, die Hauptgeschäftsstraße in Halensee, in der noch viele Einzelhandelsgeschäfte bestehen. An der Westfälischen Straße liegt der Hochmeisterplatz. Den Kurfürstendamm queren die Nestorstraße und die Joachim-Friedrich-Straße.


Wirtschaft und Infrastruktur


Westfälische Straße
Westfälische Straße

Unternehmen


Neben dem Kurfürstendamm ist die Westfälische Straße mit zahlreichen kleinen Einzelhandelsgeschäften und Gastronomiebbetriebendie beliebteste Einkaufsstraße im Ortsteil.

In Halensee befanden sich in der Vor- und Nachkriegszeit zahlreiche Automobilbetriebe wie die Firmen Wagenfabrik Jos. Neuss, Erdmann & Rossi und Rometsch, die seit Anfang des 20. Jahrhunderts Karosserien auf Basis verschiedener Autofahrgestelle bauten (schon im 19. Jahrhundert wurden hier viele Kutschen gebaut, Neuss war Marktführer). Noch heute gibt es hier zahlreiche Autohändler mit den dazugehörenden Werkstätten.

Bauhaus-Heimwerkermarkt am Kurfürstendamm
Bauhaus-Heimwerkermarkt am Kurfürstendamm

Im Jahr 2006 hat die Baumarktkette Bauhaus das Grundstück erworben um hier ein neues Fachzentrum zu eröffnen. Nach Auflagen des Bezirks wurde ein architektonisches Wettbewerbsverfahren ausgerufen, bei dem sich die Entwürfe des Architekturbüros Müller & Reimann, Berlin durchgesetzt haben. Die Entwürfe sehen eine dem Kurfürstendamm zugewandte Stadtgarten-Glasfassade vor, hinter der der eigentliche Eingang ist. Für die rund 20 auf dem Grundstück ansässigen mittelständischen Betriebe mit bis zu 250 Arbeitnehmern wurden Neubauten errichtet. Am 20. Dezember 2013 wurde das neue Zentrum eröffnet.[9]


Verkehr


Bahnhof Hohenzollerndamm
Bahnhof Hohenzollerndamm

Durch den Ortsteil verläuft die Ringbahn mit den Linien S41, S42 und S46 mit den Bahnhöfen Halensee und Hohenzollerndamm. Der Bahnhof Westkreuz liegt direkt an der Ortsteilgrenze in Charlottenburg. Die Stadtbahn mit den Linien S3, S5, S7 und S9 durchquert den Ortsteil ebenfalls, die Bahnhöfe Charlottenburg und Westkreuz liegen aber im Ortsteil Charlottenburg.

Der S-Bahnhof Halensee (bis 1884: Bahnhof Grunewald) erhielt nach der Zerstörung des ursprünglichen Empfangsgebäudes im Zweiten Weltkrieg 1960 ein Bahnhofsgebäude im Pavillonstil. Der Bahnhof wurde aber bald nach dem Mauerbau stillgelegt und eine Weile als Autosalon benutzt. Im Zuge der Wiedereröffnung der Ringbahn wurde das Bahnhofsgebäude 1993 abgerissen. Der danebenliegende ehemalige Güterbahnhof Halensee wurde in den 1990er Jahren geschlossen.

Über den Kurfürstendamm verkehren die Buslinien M19, M29, X10 sowie die Nachtlinie N10, die weiter über die Seesener Straße zum Bahnhof Hohenzollerndamm fährt. Die Linien 143 (bis Dezember 2021: 104) und N42 fahren durch die Westfälische Straße zum Bahnhof Halensee, der der zentrale Umsteigebahnhof im Ortsteil ist. An der Cicerostraße im Ortsteil Wilmersdorf befindet sich der Betriebshof Cicerostraße der BVG, was zu einem hohen Verkehrsaufkommen für Busse bei Schichtwechsel führt.

Der Durchgangsverkehr in Richtung Grunewald und zur Stadtautobahn mit der Anschlussstelle Autobahndreieck Funkturm hat in beiden Richtungen eine hohe Verkehrsdichte. Auf der Westfälischen Straße und der Joachim-Friedrich-Straße zwischen Westfälischer Straße und Kracauerplatz existieren deshalb Radfahrstreifen.


Bildung



Persönlichkeiten



Sonstiges



Siehe auch



Literatur




Commons: Berlin-Halensee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Drucksache 02/02551 der BVV (Memento vom 20. Mai 2006 im Internet Archive)
  2. Statistischer Bericht A I 5-hj 2/21. Einwohnerinnen und Einwohner im Land Berlin am 31. Dezember 2021. Grunddaten. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Potsdam 2022, S. 24.
  3. LDL Berlin: Hochmeisterkirche
  4. LDL Berlin: VW-Porsche-Haus
  5. LDL Berlin: Holtzendorff-Garage
  6. Patrick Goldstein: Die zwei Gesichter des Kudamms. City West. In: Berliner Morgenpost. 28. Januar 2017, abgerufen am 24. April 2017.
  7. Henriettenplatz – Müller Reimann Architekten. mueller-reimann.de, 1. Januar 2015, abgerufen am 23. Juli 2018.
  8. Am Henriettenplatz entsteht ein neues „Tor zum Kurfürstendamm“. In: entwicklungsstadt.de. 22. April 2021, abgerufen am 20. Dezember 2021.
  9. Bauhaus, ehem. Güterbahnhof Halensee. Lexikon: Charlottenburg-Wilmersdorf von A bis Z. (Nicht mehr online verfügbar.) Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin, archiviert vom Original am 8. August 2014; abgerufen am 4. August 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.berlin.de
  10. Soraya Esfandiari Bakhtiari. Bakhtiari Family, abgerufen am 29. Mai 2017 (englisch).

На других языках


- [de] Berlin-Halensee

[en] Halensee

Halensee (German: [ˈhaːlən̩ˌzeː] (listen)) is a locality (Ortsteil) of Berlin in the district (Bezirk) of Charlottenburg-Wilmersdorf. Until 2004 the former neighbourhood established about 1880 was part of the Wilmersdorf locality, and until 2001 of the same-named former borough. With an area of 1.27 km2 it is the smallest locality of the city after the Hansaviertel.

[ru] Халензе (район Берлина)

Ха́лензе (нем. Halensee, произносится раздельно: «Ха́лен-зе́») — самый маленький район берлинского округа Шарлоттенбург-Вильмерсдорф. Район назван по расположенному в нём одноимённому озеру. Селение Халензе возникло в конце XIX века в качестве пригорода тогда ещё самостоятельного города Дойч-Вильмерсдорф.



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