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Bellersdorf ist ein Ortsteil der Gemeinde Mittenaar im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis.

Bellersdorf
Gemeinde Mittenaar
Höhe: 342 (332–354) m
Fläche: 1,19 km²[1]
Einwohner: 360 (30. Jun. 2012)[2]
Bevölkerungsdichte: 303 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. April 1972
Postleitzahl: 35756
Vorwahl: 06444
Karte
Karte
Lage von Bellersdorf in Mittenaar

Geographische Lage


Bellersdorf liegt südlich des Mittenaarer Hauptortes Bicken in der Nähe von Altenkirchen und Bermoll. Bellersdorf ist der einzige Ort, der nicht am Rand, sondern mitten in der Hörre liegt.


Geschichte


Die Ersterwähnung des Ortes geht auf eine Urkunde von 1294 zurück, in der die Grafen Heinrich von Solms-Braunfels und Heinrich von Solms-Burgsolms dem Ritter Volpert, genannt aus dem Hof, u. a. einen Anteil am Zehnten zu Bellersdorf abkauften. Der Ort erscheint hierbei in der Namensform Beldirsdorf. In einem Vertrag von 1354 werden dann noch Eigenleute zu Bellersdorf, in einem weiteren Vertrag von 1367 ein Dorf erwähnt, doch kann der Ort danach nicht mehr lange existiert haben, denn schon im solmsischen Teilungsvertrag von 1432, in dem Bellersdorf an das Haus Solms-Lich kam, wird es als Wüstung bezeichnet. Die Gründe für das Wüstfallen des Ortes sind nicht bekannt.

Jahrhundertelang blieb der Ort danach unbewohnt. Erst 1699 siedelten sich mit Erlaubnis und Förderung des Grafen Ludwig von Solms-Hohensolms wieder einige Familien an. Der erste Neusiedler war der Schuhmacher Peter Rudolph aus Thüringen, der im März 1699 in den Ort kam und sich daselbst eine Hütte baute. So lebte das Dorf wieder auf.

Bellersdorf gehörte zum Amt Hohensolms. Unter den übrigen Ortschaften des Amts erhielt es jedoch eine gewisse Sonderstellung. So war es gegen Zahlung eines sogenannten Dienstfreiheitsgeldes unter anderem von Frondiensten für die Solmser Grafen befreit.

Da die Grenze zu Nassau in der Nähe lag, richteten die Behörden im Ort eine Zollstation ein. Der Zolleinnehmer wohnte dort, wo später die heutige alte Schule erbaut wurde. Aus einer im Dorf gelegenen Pferde-Umspann-Station entwickelte sich die Gastwirtschaft Zum Grünen Baum.

In Bellersdorf unterhielt das Haus Solms-Hohensolms auch ein Hofgut (Herrenhof). Anfang des 18. Jahrhunderts residierte dort die Familie des von der Insel Rügen stammenden Freiherrn Bogislaus Normann von Dubnitz, der 48 Jahre lang als Hofmeister in Diensten der Grafen Ludwig und Friedrich Wilhelm (Vater und Sohn) von Solms-Hohensolms stand und der nach seinem Tod 1729 in der Kirche von Hohenahr-Altenkirchen ein Ehrenbegräbnis erhielt. Später wurde das Gut veräußert. Das Hauptgebäude wurde 1928 wegen Baufälligkeit abgerissen. Es haben sich keine Spuren davon erhalten.

Die Einwohner lebten bis in die jüngere Vergangenheit in relativ armen Verhältnissen von Landwirtschaft und Handwerk. Die spotthafte Bezeichnung der Bellersdorfer als Kiezeleu verweist noch heute auf das einst von vielen Familien betriebene Korbmacherhandwerk. Besonders im 19. Jahrhundert galt die Gemeinde als ausgesprochen arm. So werden im Jahre 1865 von 30 Haushaltungen ganze 12 als Büdner (Bewohner einfacher, budenhafter Behausungen) bzw. Einlieger bezeichnet.

In den Jahren 1860/1861 wurde ein Schulhaus errichtet. Wegen der Abgeschiedenheit des Ortes und der niedrigen Dotierung der Schulstelle fiel es zunächst allerdings schwer, geeignete Lehrer an den Ort zu bekommen. Das Schulgebäude steht heute noch.

1806 kam Bellersdorf für kurze Zeit an Nassau und 1816 an Preußen. Bis 1932 gehörte es verwaltungstechnisch zur preußischen Amtsbürgermeisterei Hohensolms, bis es im Zuge der Eingliederung in die preußische Provinz Hessen-Nassau 1932 selbstständig wurde. Bis 1972 hatte der Ort nun einen eigenen Bürgermeister.

Nach dem letzten Krieg, als die einsame Lage durch die Verbesserung der Verkehrsverhältnisse kein Hindernis mehr darstellte, setzte ein großer Aufschwung ein. Durch Erfolge im Wettbewerb Unser Dorf soll schöner werden wurde Bellersdorf überregional bekannt. Durch die ruhige, von landschaftsschädigenden Einflüssen weitgehend unberührte Lage sowie das Fehlen des Durchgangsverkehrs ist Bellersdorf heute der Mittenaarer Ortsteil mit der höchsten Wohnqualität. Wandermöglichkeiten in waldreicher Umgebung und vorhandene Gastronomie machen den Ort für Ausflügler attraktiv.

1952 erfolgte die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr.

Im Jahr 1965 wurde etwa 1,5 km nördlich des Ortes im Wald ein Atomwaffenlager errichtet, das bis 1992/93 bestand und gemeinsam von deutschen und amerikanischen Soldaten aus der Aartal-Kaserne bewacht wurde.


Gebietsreform


Die Gemeinde Bellersdorf wurde am 1. April 1972 im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Mittenaar eingegliedert.[3] Damit wurde die über Jahrhunderte gewachsene historische Zugehörigkeit zu dem nordöstlich angrenzenden Gebiet des ehemaligen Amts Hohensolms, dessen übrige Ortschaften überwiegend in der neugegründeten Gemeinde Hohenahr aufgingen, beendet.


Territorialgeschichte und Verwaltung


Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Bellersdorf lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][4]


Einwohnerentwicklung


Bellersdorf: Einwohnerzahlen von 1834 bis 1970
Jahr  Einwohner
1834
 
136
1840
 
149
1846
 
134
1852
 
141
1858
 
131
1864
 
132
1871
 
93
1875
 
99
1885
 
117
1895
 
134
1905
 
111
1910
 
148
1925
 
165
1939
 
188
1946
 
266
1950
 
271
1956
 
264
1961
 
277
1967
 
292
1970
 
302
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]

Religionszugehörigkeit


 1834:136 evangelische Einwohner[1]
 1961:250 evangelische (= 90,25 %), 27 katholische (= 9,75 %) Einwohner

Sehenswürdigkeiten


Brunnenlinde
Brunnenlinde

Infrastruktur



Literatur





Einzelnachweise


  1. Bellersdorf, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 8. Juni 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. „Daten und Fakten“. (Nicht mehr online verfügbar.) Gemeinde Mittenaar, archiviert vom Original am 6. Oktober 2015; abgerufen am 21. September 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mittenaar.de
  3. Gerstenmeier, K.-H. (1977): Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Melsungen. S. 306
  4. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.



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