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Bermoll ist ein Stadtteil von Aßlar im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis. Mit etwa 250 Einwohnern ist Bermoll der kleinste Stadtteil. Die Gemarkung hat eine Größe von 430 ha, davon 263 ha Wald.

Bermoll
Stadt Aßlar
Höhe: 322 m ü. NHN
Fläche: 4,3 km²[1]
Einwohner: 242 (31. Dez. 2021)'[2]
Bevölkerungsdichte: 56 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 35614
Vorwahl: 06446
Ansicht Bermoll
Ansicht Bermoll
Ansicht Bermoll

Geografie


Bermoll liegt etwa 10 km von der Kernstadt Aßlar entfernt in einer kleinen Mulde am oberen Ausläufer des Lemptales. Im Süden des Gladenbacher Berglandes gelegen, grenzt es an die benachbarte Hörre. In der Gemarkung entspringen der 1,8 Kilometer lange Bermoller Bach sowie die 2,9 Kilometer lange Westerlemp, die beide in die Lemp münden.

Etwa zwei Kilometer nördlich liegt Altenkirchen. Östlich schließt sich, ebenfalls rund zwei Kilometer entfernt, Großaltenstädten an (beide zur Gemeinde Hohenahr gehörig). Im Süden liegt zwei Kilometer entfernt Oberlemp (Stadt Aßlar). Im Südwesten grenzt die Bermoller Gemarkung an Niederlemp und Dreisbach (Gemeinde Ehringshausen). Im Nordwesten liegt, ebenfalls ca. zwei Kilometer entfernt, Bellersdorf (Gemeinde Mittenaar).

Die höchsten Erhebungen der Gemarkung sind der Wehrberg (Wirrwisch) mit 366 und der Römberg mit 390 m.

Der Ort ist durch die Landesstraßen 3052 und 3376 an das Verkehrsnetz angebunden. Seit 1985 besteht eine Ortsumgehung.


Geschichte


Am Wehrberg entdeckte Hügelgräber lassen vermuten, dass schon während der Mittelstufe der Urnenfelderzeit Menschen hier siedelten.

In fränkischer Zeit gehörte das Gemarkungsgebiet zum Erdehe-Gau (Erda). Von einem Dorf selbst ist zu jener Zeit noch nicht die Rede. Die urkundliche Ersterwähnung als Berenbuele erfolgte erst 1277 in einer Urkunde der Grafschaft Solms. Bei der Teilung der Grafschaft in die Linien Solms-Braunfels und Solms-Lich in den Jahren 1432 und 1436 fiel Bermoll, das damals als Bernboel bezeichnet wurde, an Solms–Lich und wurde dem Amt Hohensolms zugeordnet.

Während der Pest 1517–1519 flüchteten die letzten drei Bewohner des etwa zehn Gehöfte zählenden Nachbarortes Hulzscherbach oder Hultzersbach nach Bermoll. Die Ländereien von Hulzscherbach fielen an Bermoll, was allerdings zu Auseinandersetzungen mit den Nachbargemeinden Niederlemp und Dreisbach geführt haben soll.

Kirchlich gehörte Bermoll seit dem Mittelalter ununterbrochen zum Kirchspiel Altenkirchen. Auf dem sogenannten Justeplatz wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt eine Filialkapelle mit einer Gemeindeuhr errichtet. Im 16. Jahrhundert wurde im Rahmen der Reformation das evangelisch-lutherische Bekenntnis eingeführt. 1606 wechselte die Kirchengemeinde zum reformierten Bekenntnis und kehrte 1624 zum lutherischen zurück. Unter dem Einfluss Hessen-Darmstadts blieb dies, trotz diverser Bekenntniswechsel der eigentlichen Landesherren in Hohensolms, unangetastet.

Schon Mitte des 17. Jahrhunderts gab es eine eigene Schule. Der Bermoller Lehrer war gleichzeitig auch für die Kinder von Oberlemp zuständig. Für das späte 18. Jahrhundert ist überliefert, dass der Schulunterricht damals gemeinsam mit den Kindern aus Oberlemp über dem Backhaus gehalten wurde. 1839 kaufte die Gemeinde dann ein Haus in der Dorfmitte, das zur Schule umgebaut wurde. In diesem befand sich auch eine Lehrerwohnung. 1927 baute man am Ortsausgang Richtung Altenkirchen eine neue Schule. Hier fand der Unterricht bis 1965 statt. Seit dieser Zeit gehen die meisten Schüler in die Grund- und Gesamtschule nach Aßlar.

Während des Dreißigjährigen Krieges waren in Bermoll u. a. spanische, schwedische, kaiserliche und hessische Truppen einquartiert, die raubten und plünderten. Von den ohnehin wenigen Einwohnern waren in den 1630er Jahren nur noch zwei übrig.

Im Siebenjährigen Krieg plünderten französische Truppen weite Teile der Region, darunter auch Bermoll, wie einer Gemeinderechnung von 1761 zu entnehmen ist.

1813 durchquerten Teile von Napoleons geschlagener Armee auf dem Rückzug aus Russland die Gegend. Ihnen folgten russische Truppen, die u. a. an der alten Linde am Ortsrand lagerten.

Zu der frühneuzeitlichen Infrastruktur gehörte ein bereits 1728 belegtes Gemeindebrauhaus am Ortseingang von Oberlemp her kommend, das bis 1847 genutzt wurde.

Schon 1727 werden in den Gemeinderechnungen Röhrenbrunnen erwähnt. Eine Wasserleitung erhielt der Ort 1921.

Am 16. Dezember 1922 erfolgte der Anschluss an das öffentliche Stromnetz.

1806 kam Bermoll für kurze Zeit an Nassau, bevor es 1816 mit der Neuordnung infolge des Wiener Kongresses preußisch wurde. Es gehörte fortan zur preußischen Amtsbürgermeisterei Hohensolms im Landkreis Wetzlar.

Der Friedhof wurde 1841 angelegt und am 9. Mai desselben Jahres feierlich eingeweiht.

1934 erlangte der Ort nach Auflösung der Amtsbürgermeistereien im Kreis seine Selbstständigkeit.

Als am 27. März 1945 eine lange Wagenkolonne der deutschen Wehrmacht das Dorf auf ihrem Rückzug vor den nachrückenden US-Truppen in Richtung Großaltenstädten durchquerte, kam es zu schweren Luftangriffen durch Tiefflieger, bei denen zahlreiche Soldaten getötet wurden und im Dorf an verschiedenen Stellen Brände ausbrachen. Dabei brannten ein Haus und eine Scheune ab. Reste ausgebrannter Militärfahrzeuge waren noch lange danach in der Gemarkung zu sehen.


Gebietsreform


Im Rahmen der Gebietsreform in Hessen wurde die Gemeinde Bermoll am 31. Dezember 1971 mit weiteren Orten auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Aßlar eingegliedert.[3] Damit wurde die über Jahrhunderte gewachsene historische Zugehörigkeit zu dem nördlich angrenzenden Gebiet, dessen Ortschaften überwiegend in der neugegründeten Gemeinde Hohenahr aufgingen, beendet. Im November 1978 erhielt Aßlar das Recht, die Bezeichnung Stadt zu führen. Für Bermoll wurde wie für alle Ortsteile der Stadt ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.[4][5]


Territorialgeschichte und Verwaltung


Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Bermoll lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][6][7]


Bevölkerung



Einwohnerentwicklung

Bermoll: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2018
Jahr  Einwohner
1834
 
171
1840
 
163
1846
 
170
1852
 
175
1858
 
172
1864
 
160
1871
 
161
1875
 
172
1885
 
149
1895
 
149
1905
 
149
1910
 
147
1925
 
150
1939
 
141
1946
 
226
1950
 
199
1956
 
191
1961
 
160
1967
 
161
1970
 
166
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
264
2014
 
237
2018
 
226
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]; nach 1970: Stadt Aßlar[10][11]; Zensus 2011[12]

Religionszugehörigkeit

 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

1834:171 evangelische (= 100 %) Einwohner
1961:160 evangelische (= 93,12 %) und 11(= 6,88 %) katholische Einwohner

Kultur und Sehenswürdigkeiten



Regelmäßige Veranstaltungen


Auf einem jetzt als „Dorfacker“ bezeichneten Feld zelten die „Lemper Saubuwwe“ jährlich zu Pfingsten.


Historische Einblicke



Naturdenkmal


„1000-jährige Linde“ mit einem durchschnittlichen Stammumfang von 9,5 m am Ortsrand (Am 1. August 1958 durch einen Biltz gespalten)


Bauwerke



Kirche

Evangelische Kirche Bermoll
Evangelische Kirche Bermoll

Die heutige steinschichtige Saalkirche wurde von 1846 bis 1847 nach Plänen des Kreisbaumeisters Friedrich Wagenführ in Wetzlar von dem Maurermeister Konrad Algeier aus Blasbach errichtet. Die großen Rundbogenfenster sind symmetrisch gegliedert. Bestimmend für den flach gedeckten, hellen Innenraum sind die dreiseitige Empore auf kannelierten dorischen Säulen sowie die Kanzel an der westlichen Schmalseite. Zwischen zwei Treppenhäusern befindet sich der Kirchturm mit Spitzhelm. 1956 löste eine neue, die erste aus dem Jahr 1879 ab. Vor der Kirche befindet sich die 1913 gepflanzte „Kaiser-Wilhelm-Linde“.


Ehrenmal

Am 17. Juli 1921 wurde der Ehrenfriedhof mit einem Gedenkstein für die 10 Bermoller Gefallenen des Ersten Weltkriegs eingeweiht. Für jeden Toten wurde eine Linde gepflanzt. Am 14. November 1965 erweiterte man dieses mit Gedenktafeln für die Opfer des Ersten und Zweiten Weltkrieges.


Viehhof

Am Ortsausgang nach Großaltenstädten liegt der sogenannte „Viehhof“, am „Rennweg“ gelegen, welcher von Leipzig über Amöneburg nach Köln führte. Er diente schon sehr früh als Rast- und Ausspannhof. In den Gebäuden waren Wirtschaft, Übernachtungslokal und die ortsansässige Schnapsbrennerei untergebracht.


Wirtschaft und Infrastruktur


Im Ort befinden sich mehrere Handwerksbetriebe. Die letzte Gastwirtschaft, die „Poststation“, schloss am 31. Dezember 1973, ein Lebensmittelgeschäft 1989.


Literatur




Commons: Aßlar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Bermoll, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 24. August 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Einwohnerzahlen und Stadtteile | Stadt Aßlar. Abgerufen am 4. Juni 2022.
  3. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, DNB 770396321, OCLC 180532844, S. 281.
  4. Gremien: Ortsbeiräte. In: Bürgerinformationssystem. Stadt Aßlar, abgerufen im Februar 2019.
  5. Hauptsatzung. In: Webauftritt. Stadt Asslar, 2012, abgerufen im Februar 2019.
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  7. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
  8. Die Zugehörigkeit des Amtes Königsberg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  9. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 27 ff., § 40 Punkt 1) (google books).
  10. Einwohnerzahlen der Stadt Aßlar. In: Webauftritt. Stadt Aßlar, archiviert vom Original; abgerufen im Februar 2019.
  11. Einwohnerzahlen der Stadt Aßlar, abgerufen im Februar 2019.
  12. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt;



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