Hangzhou (chinesisch 杭州, Pinyin Hángzhōu, kurz 杭) ist die Hauptstadt der chinesischen Provinz Zhejiang, eine der 15 Unterprovinzstädte Chinas und das Zentrum der Metropolregion Hangzhou. Die eigentliche Stadtregion hat über neun Millionen Einwohner und liegt an der Mündung des Qiantang-Flusses in der Hangzhou-Bucht.
Hángzhōu Shì 杭州市 Hangzhou | ||
---|---|---|
Von oben im Uhrzeigersinn: Su-Damm am Westsee (2008), Brücke am Yanggong-Damm, Westsee (2008), Ehemalige Residenz von Hu Xueyan, Jíxián-Pavillon am Westsee (2004), Liuhe-Pagode (2007) | ||
| ||
Koordinaten | 30° 16′ N, 120° 11′ O30.273055555556120.17694444444 | |
Lage Hangzhous in Zhejiang | ||
Basisdaten | ||
Staat | Volksrepublik China | |
Region | Ostchina | |
Provinz | Zhejiang | |
ISO 3166-2 | CN-ZJ | |
Status | Unterprovinzstadt | |
Gliederung | Stadtbezirke, zwei Kreise und eine kreisfreie Stadt | |
Höhe | 19 m | |
Fläche | 16.821 km² | |
Einwohner | 11.936.010 (2020[1]) | |
Dichte | 709,6 Ew./km² | |
Postleitzahl | 310000 | |
Telefonvorwahl | (+86) 571 | |
Zeitzone | China Standard Time (CST) UTC+8 | |
Kfz-Kennzeichen | 浙A | |
Website | www.hangzhou.gov.cn | |
Politik | ||
Bürgermeister | LIU, Xin 刘忻 |
In Hangzhou beginnt der Kaiserkanal, eine wichtige Verbindung in den Norden Chinas. Die Stadt ist auch heute noch eine bedeutende Produktions- und Handelsstätte für chinesische Seide und Long-Jing-Tee. Hangzhou gilt als Silicon Valley Chinas, IT-Firmen wie die Alibaba Group haben dort ihren Hauptsitz.
Hangzhou liegt etwa 190 km süd-südwestlich von Shanghai. Das Verwaltungsgebiet der Unterprovinzstadt hat eine Fläche von 16.821 km² und 11.936.010 Einwohner (Stand: Zensus 2020). Im städtisch verdichteten Raum leben davon 9.236.032 Einwohner (Stand: Zensus 2020).[2]
Auf Kreisebene setzt sich Hangzhou aus zehn Stadtbezirken, zwei Kreisen und einer kreisfreien Stadt zusammen. Diese sind:
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Hangzhou
|
Hangzhou ist eine der Wiegen der chinesischen Zivilisation, die Liangzhu-Kultur lässt sich bis vor 4700 Jahren nachweisen. Die dokumentierte Geschichte der Stadt reicht bis ins Jahr 221 v. Chr. zurück. Hangzhou war die Hauptstadt der südlichen Song-Dynastie (1132–1276). Der Chinareisende Marco Polo soll die Stadt als „schönste und großartigste Stadt der Welt“ bezeichnet haben. Zu seiner Zeit, im 13. Jahrhundert, hatte die Stadt den größten Hafen der Welt. Heute ist es keine Hafenstadt mehr, denn im Laufe der Jahrhunderte verlandete die Bucht.
Es wird angenommen, dass die Stadt in der Mitte des 13. Jahrhunderts eine Bevölkerung von bis zu 1.000.000 Menschen gehabt haben könnte. Der Großteil davon müssen Flüchtlinge und Soldaten gewesen sein, die sich dort als Folge der Mongoleninvasion dicht drängten. Damit wäre Hangzhou vor Bagdad die größte mittelalterliche Stadt der Welt gewesen.
In dem eigentlichen urbanen Siedlungsraum der Stadt lebten 2017 knapp 7 Millionen Einwohner. Die restliche Bevölkerung lebt im ländlichen Umland. Aufgrund der voranschreitenden Urbanisierung wird bis 2035 mit 9,7 Millionen Einwohnern in der Agglomeration gerechnet.
Jahr | Einwohnerzahl[3] |
---|---|
1950 | 610.000 |
1960 | 948.000 |
1970 | 1.025.000 |
1980 | 1.136.000 |
1990 | 1.666.000 |
2000 | 3.570.000 |
2010 | 5.758.000 |
2017 | 7.038.000 |
Nationales chinesisches Feuchtland-Museum (Xixi Wetland)
Hauptattraktion in Hangzhou ist der westlich der Innenstadt liegende, rund 500 Hektar große Westsee mit über 60 einzelnen Sehenswürdigkeiten. Dieser See wurde wegen seiner Schönheit in ganz China und Japan mehrfach, z. T. durch künstlichen Aufstau, kopiert. Im Westsee befinden sich drei kleine Pagoden, die in China als Symbol des Sees gelten und auf der Rückseite des Ein-Yuan-Scheins abgebildet sind. Im Juni 2011 hat die UNESCO den Westsee und seine Umgebung zum Weltkulturerbe erklärt.[4]
Die südlich der Stadt nahe der 1937 fertiggestellten Qiantang-Jiang-Brücke befindliche Pagode der Sechs Harmonien wurde erstmals Ende des 10. Jahrhunderts als Schutz vor Springfluten und als Leuchtturm errichtet. Nachdem sie im Jahre 1122 zerstört wurde, suchte eine Springflut die Stadt Hangzhou heim, weshalb die Pagode anschließend neu errichtet wurde. Der Ziegelkern der Pagode stammt aus der Song-Dynastie, während die heute weit sichtbare Holzverkleidung aus dem Ende des 19. Jahrhunderts stammt.[5] Im Inneren weist die Pagode Fresken aus der Zeit ihrer Erbauung auf.
In der Fußgängerzone Hanghai-Lu befindet sich das Gebäude der Hu-Qingyu-Apotheke mit einem Museum für Traditionelle chinesische Medizin. Das 1874 errichtete Gebäude enthält noch heute eine Apotheke für traditionelle chinesische Arzneimittel und kann als architektonisches Beispiel für ein großes Handelshaus der ausgehenden Qing-Dynastie angesehen werden.
Hangzhou ist in China auch als Teeanbaugebiet bekannt. Der berühmteste Grüntee Chinas, der Drachenbrunnentee (龍井茶 / 龙井茶, Lóngjǐngchá), wird in Hangzhou angebaut.
Hangzhou ist von Alters her auch als „Stadt der Seide“ bekannt. Es gibt mehrere Seidenfabriken und auch einen Seidenmarkt. Hier gibt es eines der größten Seidenmuseen, das Chinesische Nationalmuseum für Seide. In den westlich des Westsees gelegenen Bergen steht der Lingyin-Tempel, der den Seidengottheiten gewidmet ist.
Mit Eiffelturm und Arc de Triomphe wird in Tianducheng, einem Vorort von Hangzhou, das Flair von Paris nachgeahmt.[6]
Seit einiger Zeit entstehen in Hangzhou neue Schulkomplexe beziehungsweise ganze „Schulstädte“ nach westlichem Vorbild. Einige dieser Schulen pflegen seit 2005 Partnerschaften mit deutschen Gymnasien. Ein Schwerpunkt dabei sind wechselseitige Austauschbesuche von Schülern.
Die Stadt verfügt mit der Zhejiang-Universität über eine Universität, die zu den besten des Landes zählt. Sie pflegt Partnerschaften mit zahlreichen deutschen Universitäten und Hochschulen. Die Chinesische Hochschule der Künste ist mit etwa 7000 Studenten die größte Kunsthochschule Chinas und gehört ebenfalls zu den besten des Landes. Sie pflegt Partnerschaften unter anderem mit der Universität der Künste Berlin.
Laut einer Studie aus dem Jahr 2014 erwirtschafte Hangzhou ein Bruttoinlandsprodukt von 219,5 Milliarden US-Dollar in Kaufkraftparität. In der Rangliste der wirtschaftsstärksten Metropolregionen weltweit belegte die Stadt damit den 49. Platz. Das BIP pro Kopf liegt bei 24.637 US-Dollar (KKP). In der Stadt waren 4,4 Millionen Arbeitskräfte beschäftigt. Mit 7,9 % jährlich im Zeitraum von 2009 bis 2014 wuchs das BIP pro Kopf schnell.[7]
Hangzhou ist Sitz der Alibaba Group.[8]
Mit 47 Milliardären im Jahr 2021 setzte das „Forbes“-Ranking Hangzhou Auf Platz zehn der weltweit reichsten Städte.[9][10]
Hangzhou liegt an der Hukun-Autobahn (G60), die von Shanghai nach Kunming im Südwesten Chinas führt.
Die 6-spurige Hangzhou-Brücke, die 95 km östlich über die große Hangzhou-Bucht führt, wurde am 1. Mai 2008 nach rund 10-jähriger Planungs- und Bauzeit eröffnet. Sie ist mit offiziell 35,673 km Länge z. Z. die längste Überseebrücke der Welt. Schwierig war die Gründung der Pfeiler, weil der Tidenhub in der flachen Bucht von bis zu 6 m und der wenig tragfeste Untergrund eine große Herausforderung darstellte. Die größere der beiden Durchfahrten hat eine Pylonen-Stützweite von 448 m, die Durchfahrtsbreite beträgt 408 m. Damit verkürzt sich die Straßendistanz zwischen Shanghai und Ningbo um 120 km. Der Bau der Schrägseilkonstruktion begann im November 2003 und kostete 11,8 Mrd. Yuan (1,1 Mrd. Euro). Die neue Brücke hat zu einer Entlastung der Fernverkehrsstraßen im östlichen Raum Hangzhou geführt.
Am 26. Oktober 2010 wurde die 202 km lange Schnellfahrstrecke von Shanghai nach Hangzhou in Betrieb genommen. Sie ist Teil der als Hukun-Strecke bezeichnete Schnellfahrstrecke Shanghai–Kunming. An 25. Dezember 2018 wurde weiter der östliche Abschnitt der Schnellfahrstrecke Hangzhou–Nanchang bis Huangshan eröffnet.[11]
In Hangzhou befindet sich der internationale Flughafen der Provinz, der Flughafen Hangzhou-Xiaoshan. Er ist am Passagieraufkommen gemessen der zehntgrößte Flughafen Chinas.
Hangzhou hat einen sehr gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr mit dutzenden Buslinien. Derzeit gibt es in der Stadt noch keine Straßenbahnen.
Seit 2007 ist die Hangzhou Metro im Bau. Am 24. November 2012 konnte die erste 48 km lange Linie eröffnet werden. Inzwischen sind 5 Linien in Betrieb: Linien 1, 2, der südliche Abschnitt der Linie 4, Linie 5 sowie die Intercity-Linie 16 zwischen Hangzhou und Lin'an. Bis zu den Asienspielen im Jahr 2022 ist geplant, die 3. Ausbauphase des Metro-Netzes mit 10 Linien, 2 Intercity-Linien und einem Flughafen-Express mit dann insgesamt 513,5 km Schienennetz fertigzustellen.[12] Die Planung einer 4. Ausbauphase bis 2026 befindet sich in Vorbereitung.[13]
In Hangzhou befindet sich eines der weltweit größten stationsgebundenen Fahrradverleihsysteme.[14] Der ÖPNV-Betreiber Hangzhou Public Transport Group unterhält dafür in der Stadt 4403 Stationen mit rund 121.100 Fahrrädern (Stand 2020).[15] Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche private Anbieter stationsloser Fahrradverleihsysteme. Der Fahrzeughersteller Kandi Technologies betreibt in Hangzhou zudem ein Carsharing-System mit Elektroautos. Wenn die Fahrzeuge nicht genutzt werden, stehen sie in mechanischen Abstellanlagen, in denen sie gleichzeitig aufgeladen werden.[16]
Städtepartnerschaften bestehen unter anderem mit folgenden Städten:
Stadt | Land | seit |
---|---|---|
Sayama | Japan Japan | 1978 |
Gifu | Japan Japan | 1979 |
Boston | Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten | 1982 |
Baguio City | Philippinen Philippinen | 1982 |
Leeds | England England | 1988 |
Fukui | Japan Japan | 1989 |
Yeosu | Korea Sud Südkorea | 1994 |
Nizza | Frankreich Frankreich | 1994 |
Paramaribo | Suriname Suriname | 1988 |
Budapest | Ungarn Ungarn | 1999 |
Beit Shemesh | Israel Israel | 2000 |
Kapstadt | Sudafrika Südafrika | 2005 |
Dresden | Deutschland Deutschland | 2009 |
Heidelberg | Deutschland Deutschland | 2018[17] |
Eine Städtefreundschaft besteht zur italienischen Stadt Verona.[18]