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Sigriswil ist eine politische Gemeinde im Verwaltungskreis Thun des Kantons Bern in der Schweiz.

Sigriswil
Wappen von Sigriswil
Wappen von Sigriswil
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Bern Bern (BE)
Verwaltungskreis: Thunw
BFS-Nr.: 0938i1f3f4
Postleitzahl: 3655 Sigriswil
3654 Gunten
3656 Tschingel ob Gunten
3657 Schwanden bei Sigriswil
3658 Merligen
Koordinaten:621258 / 173977
Höhe: 810 m ü. M.
Höhenbereich: 558–2063 m ü. M.[1]
Fläche: 55,41 km²[2]
Einwohner: 4847 (31. Dezember 2020)[3]
Einwohnerdichte: 87 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
10,0 % (31. Dezember 2020)[4]
Website: www.sigriswil.ch
Sigriswil
Sigriswil

Sigriswil

Lage der Gemeinde
Karte von Sigriswil
Karte von Sigriswil
w

Geographie


Luftbild (1952)
Luftbild (1952)

Der grösste Teil der Gemeinde Sigriswil liegt auf einer Sonnenterrasse über dem rechten Ufer des Thunersees. Sie erstreckt sich von dessen Ufer (560 m) ansteigend zur Blueme (1392 m) und zum Sigriswilergrat (Sigriswiler Rothorn 2051 m). Ein kleinerer (hinterer) Teil des Gemeindegebietes befindet sich am Nord- und Osthang der Blueme und am Westhang des hinteren Sigriswilergrats und gehört zum Einzugsgebiet der Zulg, welche erst nach Thun in die Aare fliesst.

Die Gemeinde besteht aus den 11 Ortschaften: Aeschlen ob Gunten, Gunten, Meiersmaad, Merligen, Ringoldswil, Schwanden, Sigriswil, Tschingel ob Gunten, Wiler, Endorf und Reust sowie dem Justistal. Die Ortschaften Meiersmaad und Reust liegen im hinteren Teil des Gemeindegebietes.


Name


Der Name Sigriswil setzt sich aus dem althochdeutschen Personennamen Sigiheri oder Sigirih und der Ortsnamenendung -wilari (kleines Dorf, Weiler) zusammen.


Geschichte



Frühgeschichte


Steinzeitlicher Fund in Gunten, bronzezeitliche Funde in Merligen, Gunten, Sigriswil, Ringoldswil und Justistal. Orts- und Flurnamen weisen auf eine Urbarmachung in alemannischer Zeit hin. Die häufig geäusserte Behauptung, der Name Tschingel, welcher aus dem Lateinischen Cingulum stammt, beweise eine Urbarmachung in römischer Zeit, ist nicht haltbar. Tschingel ist eines der im Berner Oberland häufig vorkommenden romanischen Lehnwörter, die sich in alemannischer Zeit erhalten haben. Daher kommen solche Wörter für eine siedlungsgeschichtliche Auswertung nicht in Betracht. Auch das Wort Gunten ist in der älteren Forschung zu unrecht als ein Wort aus römischer Zeit bezeichnet worden. Heute wird es als romanisches Lehnwort gallischen Ursprungs betrachtet.


Mittelalter


Im 10. Jahrhundert gehört das Gebiet der Gemeinde zum Herzogtum Schwaben, im 11. Jahrhundert zum Königreich Hochburgund, mit welchem Sigriswil 1033 wieder zum Reich gelangt. In den folgenden Jahrhunderten Abhängigkeit der ursprünglich freien Bauern von weltlichen und geistlichen Grundherren. Im 13. Jahrhundert gehört Sigriswil lehnsrechtlich zur Freiherrschaft Oberhofen, nach der Ermordung Albrecht I. von Habsburg (1308) unter Beteiligung von Walter III. von Eschenbach kommt Oberhofen und damit Sigriswil unter österreichische Herrschaft. 1313 wird Sigriswil kyburgisches Reichslehen, wird 1323 an Bern verkauft und wieder als Lehen zurückerhalten. 1347 erfolgt der Kauf des Hochwaldregals vom (verschuldeten) Graf Eberhard II. von Kyburg-Burgdorf (Sigriswiler Freiheitsbrief); 1406 bernische Herrschaft; bis 1471 Freigericht zusammen mit Steffisburg, dann bis 1798 eigenes Gericht. 1627 Eingliederung des Justistals in das Gemeindegebiet. Während der Helvetik zu Kanton Oberland, von 1803 bis 1832 wieder Freigericht.

Die Urgemeinde ist eine reine wirtschaftliche Güter- und Nutzungsgemeinde; sie erhielt unter grundherrschaftlicher Verwaltung die kleine Gerichtsbarkeit. Im 15. Jahrhundert erfolgt eine starke Einwanderung und die innere Abschottung der uransässigen Bewohnerschaft gegen die Neuzuzüger.


Reformation


1525 wurde Albrecht Vogt, der Chorherr von Interlaken, als Leutpriester nach Sigriswil geschickt. Er nahm an der Berner Disputation von 1528 teil und unterschrieb dort die Reformationsthesen. In der Folge wurde er beauftragt, die Reformation in Sigriswil einzuführen. Im Gegensatz zu anderen Regionen in Berner Oberland wurde die Reformation in Sigriswil widerstandslos akzeptiert. 1529 wurde in jeder Kirchgemeinde ein Chorgericht eingesetzt, das strenge Kirchenzucht durchsetzte. Die Sigriswiler duldeten aber den Pilgerweg für Wallfahrten zu den Beatushöhlen. Die Regierung liess die Höhlen 1528 erstmals zumauern, Kirche und Pilgerherberge zerstören. Die katholischen Unterwaldner liessen sich aber nicht vor weiteren Wallfahrten abhalten und brachen die Mauer wieder auf; so gingen Zumauern und Aufbrechen mehrmals weiter. Als Gegengewicht zum Kult um die Beatushöhlen liess die Berner Regierung 1534 bis 1535 auf dem Beatenberg eine evangelisch-reformierte Kirche bauen.[5]


Neuzeit


1650 erfolgt mit der Seyordnung die Regelung der Verhältnisse zwischen Alteingesessenen und Hintersassen sowie zwischen den oberen Ortschaften und der Ortschaft Merligen um unklare Nutzung der Allmenden. Seit 1690 Burgergemeinde mit persönlichem Anrecht auf Heimatschein. Aufgrund des neuen kantonalen Gemeindegesetzes wurde 1832 eine neue Gemeindeordnung (Einwohnergemeinde) angenommen. Die neue Verfassung von 1831 liess in der Gemeindeorganisation jedoch alles beim Alten. Die Burgergüter blieben unangetastet als Privateigentum bestehen, wodurch der neu geschaffenen Einwohnergemeinde die finanziellen Mittel fehlten. 1851 erfolgte daher die Schaffung einer Gemischten Gemeinde zum Interessenausgleich zwischen Burger- und Einwohnergemeinde; 1868 fand schliesslich die Übergabe des allgemeinen Burgergutes an die Einwohnergemeinde sowie die Auflösung der Burgergemeinde statt. Mitte des 19. Jahrhunderts fanden Parteikämpfe zwischen Liberalen und Konservativen statt, die den Strassenbau ablehnten; 1852 Bau der Seestrasse bis Gunten, 1873 Verlängerung nach Merligen, danach kontinuierlicher Ausbau des Strassennetzes.

1908 beschloss die Gemeindeversammlung, sich finanziell an einer Drahtseilbahn zwischen Gunten und Siriswil zu beteiligen. Der finanzielle Aufwand für eine Bahn erwies sich aber als zu gross, und man entschloss sich 1914 zugunsten des Automobilverkehrs. Post und Telegraph erreichten die Gemeinde Ende des 19. Jahrhunderts, Telephonverbindung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Weitere Aufgaben der Gemeinde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren Wildbachverbauungen, Aufforstungen, Vermessungsarbeiten, Wasserfassungen und der Schulhausbau. 1898 fand in Merligen ein Dorfbrand statt, der einen Teil des Dorfes zerstörte.


Kirche Sigriswil


Die erste Kirche in Sigriswil wurde um 1000 erbaut von Rudolf II. von Hochburgund (Strättliger Chronik); Bis zur Reformation Zugehörigkeit zum Bistum Konstanz; Patronat Im 13. Jahrhundert bei den Edlen von Bremgarten, Burkhard von Unspunnen u. a., ab 1222 beim Kloster Interlaken, nach der Reformation bei Bern, aber mit eigenem Chorgericht. Mitte 15. Jahrhundert Umbau (spätgotische Fundamente), 1678/79 Neubau im Typus der evangelischen Predigtkirche. Weitere Renovationen 1784, 1838, 1866 und 1957. Schutzpatron St. Gallus. 1937 Einweihung der Kirche Merligen. Über ihr Amt hinaus Spuren hinterlassen haben die Pfarrer Christoph Pfäfferlin (1555–1565) als Humanist und Botaniker, Gottlieb Jakob Kuhn (1799–1806) als Dichter und Karl Howald (1833–1869) als Chronist. 1925 wurde zum Gedenken an den 150. Geburtstag von Gottlieb Jakob Kuhn ein von Hermann Hubacher geschaffenes Bronzerelief, rechts des Kircheneingangs angebracht.[6]


Wirtschaft


Die Landwirtschaft ursprünglich Dreifelderwirtschaft mit freien Bauern. Beginn des Rebbaus am Thunersee vermutlich in römischer Zeit. Selbstversorgung der Gemeinde in Brot und Wein. Im 18. Jahrhundert Einführung der Graswirtschaft (Stallfütterung), vermehrte Milcherzeugung und Fruchtwechsel sowie Einführung der Kartoffel und Rückgang des Ackerbaus. Ende des 18. Jahrhunderts durch Degeneration der Rebstöcke bedingter Niedergang des Rebbaus. 1851 und 1858 regeln Schutzbestimmungen und ein neues Forstgesetz die Waldnutzung und beenden den Raubbau durch die Landwirtschaft. Im 20. Jahrhundert Verminderung und Vergrösserung der landwirtschaftlichen Betriebe, Zunahme der Kuhbestände und weiterer Rückgang der Ackerfläche.

Die Landwirtschaft bleibt bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts Hauptwirtschaftszweig; 1831 Einführung der Gewerbefreiheit, Zunahme von Gastwirtschaft und Gewerbe; 1858 Beginn des Fremdenverkehrs (erste Werbeschrift); Im 20. Jahrhundert ist Sigriswil keine rein bäuerliche Gemeinde mehr, viele erwerben ihren Verdienst in der Hotellerie, im Gewerbe, Handel und Verkehr sowie in den Fabriken in Thun.


Politik


Die Stimmenanteile der Parteien anlässlich der Nationalratswahl 2015 betrugen:[7]


Verkehr


Sigriswil wird von den Autobuslinien 21 und 25 der Verkehrsbetriebe STI bedient, erstere wiederum ersetzte den zwischen 1952 und 1982 verkehrenden Trolleybus Thun–Beatenbucht. Von 1913 bis 1952 fuhr auf dem Abschnitt die Strassenbahn Steffisburg–Thun–Interlaken.


Abwasser


Zur Reinigung des Abwassers wurde die Gemeinde an die ARA Thunersee in der Uetendorfer Allmend angeschlossen.[8]


Sehenswürdigkeiten



Kulturhistorische Rundgänge


Die kulturhistorischen Rundgänge führen durch Sigriswil, Endorf, Merligen und Gunten.[9]


Brauchtum und Sonstiges


Der Chästeilet (berndeutsch für Käse-Verteilung) ist ein jährlich wiederkehrendes Fest im Justistal.

Das Fest findet jeweils am Freitag vor oder nach dem Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag statt. Das genaue Datum wird immer ein Jahr zum Voraus durch die Vereinigten Alpgenossenschaften festgelegt. Am Chästeilet treffen sich die Landwirte, welche ihre Kühe im Justistal gesömmert haben, und teilen die im Sommer produzierten Käselaibe im Verhältnis zur Milchleistung der Kühe auf. Bereits vor und während des traditionellen Rituals beginnt ein fröhliches Fest mit Jodelliedern und Schwyzerörgeli-Klängen.

Der in der Sternwarte Drebach (Erzgebirge) entdeckte Kleinplanet (104896) trägt offiziell den Namen Schwanden nach der Sigriswiler Ortschaft.[10]


Persönlichkeiten



Literatur



Partnergemeinden




Commons: Sigriswil – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. BFS – generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021.
  2. Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
  5. Roger Probst: Sigriswiler wehrten sich nicht gegen die Reformation, Berner Zeitung, Bern 11. Mai 2017
  6. 1925, Bronzerelief von Hermann Hubacher, S. 66.
  7. Resultate der Gemeinde Sigriswil. Staatskanzlei des Kantons Bern, 18. Oktober 2015, abgerufen am 30. Oktober 2016.
  8. Das Einzugsgebiet der ARA Thunersee. In: arathunersee.ch. Abgerufen am 16. Juli 2022.
  9. Kulturhistorische Rundgänge Sigriswil
  10. JPL Small-Body Database Browser. In: ssd.jpl.nasa.gov. Abgerufen am 17. Oktober 2012.
  11. Aus: Zenta Maurina: Mein Lied von der Erde. Wegstrecken. Maximilian Dietrich Verlag, Memmingen 1976, S. 8.

На других языках


- [de] Sigriswil

[es] Sigriswil

Sigriswil es una comuna suiza del cantón de Berna, situada en el distrito administrativo de Thun. Limita al norte con la comuna de Horrenbach-Buchen, al este con Beatenberg, al sur con el lago de Thun y las comunas de Leissigen, Krattigen y Spiez, y al oeste con Oberhofen am Thunersee, Heiligenschwendi y Teuffenthal.

[ru] Зигрисвиль

Зигрисвиль (нем. Sigriswil) — коммуна в Швейцарии, в кантоне Берн.



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