Palagnèdra[palaˈñɛːdra] (im lombardischen Taldialekt [palaˈɲɛdra parˈɲɛdri][1]) ist ein Ortsteil der Tessiner Gemeinde Centovalli. Bis 2009 bildete er eine eigenständige politische Gemeinde.
Das Dorf liegt auf einer Terrasse am Südhang des Centovalli, kurz vor der schweizerisch-italienischen Grenze. Zur ehemaligen Gemeinde gehörten die Weiler Bordèi, Mòneto und Cresto-Monadèllo.
In der Nähe der Ortschaft liegt der Stausee Lago di Palagnedra. Der Damm wurde 1952 fertiggestellt und ist 72m hoch. Der See entstand durch die Stauung des Flusses Melezza.
Geschichte und Wirtschaft
Das Dorf wurde erstmals 1236 schriftlich erwähnt, eine weitere frühe Nennung erfolgte 1379 als Pallagnidrio. Der Ort war im Hochmittelalter das administrative und kirchliche Zentrum des Centovalli, und die Kirche San Michele war die Mutterkirche des Tales. 1864 wurde Palagnedra eine eigene politische Gemeinde.
Ab dem ausgehenden Mittelalter bildete die saisonale Auswanderung ein wichtiges Standbein der Wirtschaft: Aus Palagnedra zogen viele Bürger in die Toskana, um ab dem 16. Jahrhundert vor allem als Lastenträger und ab dem 19.Jahrhundert auch als Garköche Geld zu verdienen. Etliche stattliche Häuser im Dorf zeugen noch heute vom einstigen Wohlstand. Bis in die 1950er Jahre spielte dank der Grenznähe auch der Schmuggel eine wichtige Rolle.
Im Weiler Bordèi wurde nach 1970 das «Basislager» der therapeutischen Stiftung Terra Vecchia errichtet. Diese hatte damals das Ziel, den gleichnamigen, zwischenzeitlich verfallenen Ort wieder aufzubauen.
Am 25. Oktober 2009 fusionierte Palagnedra mit den Gemeinden Borgnone und Intragna zur neuen Gemeinde Centovalli.
Noch 2005 gehörten über ein Drittel aller Arbeitsplätze dem Primärsektor an.
Pfarrkirche San Michele mit dem besterhaltenen spätgotischen Freskenzyklus von Antonio da Tradate, gemalt in den 1490er Jahren und restauriert 1964–1965[4][5]
Oratorium Santi Giacomo e Filippo im Ortsteil Moneto
Mehrere herrschaftliche Bürgerhäuser zeugen vom Wohlstand, den die ausgewanderten Palagnedresen aus der Toskana in ihr Dorf heimbrachten, darunter:[6]
Casa Mazzi mit dem Wappen der Medici am schmiedeeisernen Balkon, erbaut Mitte des 18. Jahrhunderts für Petronio Mazzi, einen hohen Beamten des Grossherzogs Gian Gastone de’ Medici
Casa P. Mazzi, verziert mit der Florentiner Gotik nachempfundenen Sgraffito-Malereien, 1907 von Handwerkern aus Florenz gefertigt.
Der Ponte romano, eine 36m lange und 26m hohe Bogenbrücke, wurde 1578 erbaut; in der Mitte ein der Muttergottes und Johann Nepomuk gewidmeter Bildstock.[7]
Bilder
Pfarrkirche San Michele, erbaut 1731
Innenraum der Pfarrkirche San Michele
Casa P. Mazzi in Palagnedra, erbaut 1907
Oratorium Santi Pietro e Paolo im Ortsteil Bordèi, erbaut im 17. Jahrhundert
Oratorium Santi Giacomo e Filippo im Ortsteil Moneto
Stausee von Palagnedra
Staumauer des Lago di Palagnedra
Bordei bei Palagnedra, historisches Luftbild von Werner Friedli (Fotograf) (1953)
Stausee bei Palagnedra, historisches Luftbild von Werner Friedli (1953)
Moneto, historisches Luftbild von Werner Friedli (1953)
Persönlichkeiten
Taddeo Mazzi (* um 1600 in Palagnèdra; † in Florenz?), als Maler in Florenz[8] und in Santuario di Montesenario[9] tätig.
Lorenzo Cresci (* um 1570 in Palagnèdra; † nach 1602 ebenda?), Kunstmaler[10]
Giacomo Damosti (* um 1715 in Palagnèdra; † nach 1750 in Ascona?), als Kunstmaler in Ascona tätig[11]
Literatur
Romano Broggini: La „Terra“ di Palagnedra. In: Bollettino della Società Storica Locarnese. Nr.2, Tipografia Pedrazzini, Locarno 1999, S.40–42.
Virgilio Gilardoni: Il Romanico. Arte e monumenti della Lombardia prealpina. Istituto grafico Casagrande, Bellinzona 1967, S.232, 472–474.
Rodolfo Huber:Palagnedra. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 11.Januar 2017.
Kunstführer durch die Schweiz. Band 2. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Vollständig neu bearbeitete Ausgabe, Bern 2005, ISBN 3-906131-96-3, S.634f.
Simona Martinoli u.a.: Palagnedra. In: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, S.212, 217–220, 385.
Johann Rudolf Rahn: I monumenti artistici del medio evo nel Cantone Ticino. Tipo-Litografia di Carlo Salvioni, Bellinzona 1894, S.246–249.
Agostino Robertini, Silvano Toppi, Gian Piero Pedrazzi: Palagnedra. In: Il Comune. Edizioni Giornale del Popolo, Lugano 1974, S.253–270.
Elfi Rüsch: I monumenti d’arte e di storia del Canton Ticino. Distretto di Locarno IV: La Verzasca, il Pedemonte, le Centovalli e l’Onsernone (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 123). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. SKG, Bern 2013, ISBN 978-3-03797-084-3, S.244–264.
Celestino Trezzini: Palagnedra. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 5: Neuenschwander – Picot. Attinger, Neuenburg 1929, S.371 (Digitalisat).
Daniel Vischer, Giulio Trucco: The remodelling of the spillway of Palagnedra = Reconstruction de l’évacuateur de crue de Palagnedra. Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie, Zürich 1985.
Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialektologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S.693.
Rodolfo Huber:Palagnedra. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 21.Dezember 2016.
Celestino Trezzini: Palagnedra. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 5: Neuenschwander – Picot. Attinger, Neuenburg 1929, S.371 (PDF, Digitalisat)
Kunstführer durch die Schweiz. Band 2. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Vollständig neu bearbeitete Ausgabe, Bern 2005, ISBN 3-906131-96-3, S.634.
Kunstführer durch die Schweiz. Band 2. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Vollständig neu bearbeitete Ausgabe, Bern 2005, ISBN 3-906131-96-3, S.634f.
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